- in Heizen by Patrick Thoma
Heizen mit der Sonne
Niedrige Einspeisevergütungen, attraktiv günstige Investitionskosten und staatliche Förderungen machen das Heizen mit selbst erzeugtem Strom für Eigenheimbesitzer immer realistischer. Gerade bei Neubauten und energetischen Kernsanierungen lohnt es sich möglicherweise, Ihre Immobilie über Ihre neue Photovoltaikanlage zu heizen.
Wie Sie den selbst erzeugten Strom zum Heizen nutzen
Wenn Sie bereits eine Photovoltaikanlage besitzen und diese für Ihr bestehendes Heizsystem nutzen wollen, bietet sich die Möglichkeit, Heizstäbe für Brauchwasser und Pufferspeicher einzusetzen. Sie können als Zusatz- oder Notheizung fungieren oder bei Niedrigenergiehäusern die gesamte Heizleistung erbringen. Ebenfalls direkt nutzen können Sie den Solarstrom durch Infrarotstrahler und elektrische Fußbodenheizungen.
Wenn Sie den Strom aus Ihrer Photovoltaikanlage clever zum Heizen nutzen wollen, gäbe es auch die Möglichkeit, eine Wärmepumpe damit zu betreiben. Der große Vorteil ist hier die Effektivität der Wärmepumpe, besonders, wenn diese aus dem Grundwasser oder tieferen Erdschichten gespeist wird. Denn so erreichen Sie maximale Leistungen mit Ihrem selbst erzeugten Strom. Als Nachteile sind die hohen Investitionskosten und langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren aufzuführen.
Hinweis: Die langwierigen Genehmigungsverfahren sind nur bei den hier genannten Wasser-Wasser-Wärmepumpen notwendig. Bei anderen Wärmepumpentechniken wie Luft-Wasser oder Sole-Wasser ist dies deutlich einfacher und teilweise auch komplett ohne Genehmigungs- oder Planungsverfahren möglich.
Vielen Dank an Ingo, für diesen Hinweis (siehe Kommentare am Ende des Beitrags).
Das Problem: Wärme wird vor allem in der dunklen Jahreszeit benötigt
Während der Wintermonate, wenn der Wärmebedarf steigt, sinkt gleichzeitig die Leistung der Photovoltaikanlage mangels Sonnenstrahlung und durch die kürzeren Tage erheblich. 70 % der gesamten Stromerzeugung des Jahres werden von April bis Ende September erwirtschaftet, wenn kaum Heizenergie benötigt wird. Die restlichen 30 % fallen auf die Wintermonate, in denen der größte Bedarf an Heizwärme besteht. Außerdem wird meist in den Abendstunden geheizt, wenn die Bewohner tatsächlich zuhause sind. Gerade dann produziert die Solaranlage jedoch keinen Strom.
Hier entstehen Defizite, die durch den Zukauf von Strom, eine größere PV-Anlage oder ein Kombisystem ausgeglichen werden müssen. Zusätzlich könnte die Entwicklung neuer Stromspeicher das Heizen mit Sonnenstrom in den nächsten Jahren vorantreiben. Photovoltaik-Speicher sind seit einiger Zeit auf dem Markt und werden bei Sanierungen und Neubauten über die KfW gefördert. Sie sind ideal, wenn Sie das Heizsystem oder das Brauchwasser mittels eines Heizstabes betreiben wollen, da die Wärme so immer dann erzeugt werden kann, wenn Sie gebraucht wird.
Stromspeicher und Pufferkessel können umgangen werden, wenn das System um eine Infrarotheizung erweitert wird. Diese erwärmt mittels Infrarotstrahlung Wände und Bausubstanz, die die Wärme speichern und nach und nach wieder an die Raumluft abgeben. So kann die Sonnenenergie direkt in Wärme umgesetzt werden, trotzdem sind in den Abendstunden alle Wohnräume gemütlich und angenehm temperiert.
Sollten Sie Ihr Haus über Solarstrom heizen?
Wenn Sie einen Niedrigenergie-Neubau planen oder bei Ihrer Immobilie eine Kernsanierung in Richtung des Passivhausstandards durchführen wollen, sind Sie ein idealer Kandidat für eine Elektroheizung mit Solarstrom. Ausgezeichnete Voraussetzungen bieten Wohngebäude, für die eine automatische, kontrollierte Lüftung vorgesehen ist und die bei einem Bedarf an Heizwärme von 25 bis 30 kWh/m² oder weniger eingeordnet werden können.
Für wen lohnt sich der Wechsel nicht?
Wer eine Bestandsimmobilie über Jahre hinweg nach und nach auf einen besseren Energiestandard und ein modernes Heizsystem umrüsten möchte, ist mit einer Elektroheizung, die über Photovoltaik betrieben werden soll, eher schlecht beraten, da sie ein genau ausgearbeitetes System mit aufeinander abgestimmten Komponenten benötigt. Wenn Ihre Heizungsanlage aber noch nicht zu alt ist und noch einige Jahre läuft, wäre es denkbar, Dämmung, Lüftung und Verglasung über einige Jahre in ersten Schritten anzupassen und abschließend in einem letzten großen Arbeitsgang die Photovoltaikanlage zu ergänzen und die Heizung auszutauschen. So wäre der Umstieg auf eine Elektroheizung auch bei einer bereits bestehenden Photovoltaikanlage möglich. Hier müssen jedoch gegebenenfalls einige Module ergänzt werden, um die Leistung anzupassen. Die Anlage wird gemessen an der voraussichtlich benötigten Heizenergie für eine Elektroheizung doppelt so hoch ausgelegt.
Die Kosten, Sparpotenzial und ein Blick in die Zukunft
Der große Vorteil einer Elektroheizung, die über eine neue oder bestehende Photovoltaikanlage betrieben wird, sind vergleichsweise niedrige Investitionskosten, die Sie dadurch haben. Sparpotenzial besteht außerdem gegenüber sehr alten Öl- und Gasheizungssystemen, da es durch die ineffiziente Nutzung der Brennstoffe schon jetzt finanzielle Vorteile hat, den erzeugten Strom selbst zu nutzen, statt ihn für 13 Cent/kWh ins Netz einzuspeisen. Zusätzlich sind die Kosten für eine neue Öl- oder Gasheizung um ein Vielfaches höher als für eine Elektroheizung über Solarstrom. Auch bei moderneren Anlagen wird sich ein Wechsel innerhalb der kommenden Jahre durch die steigenden Brennstoffpreise rentieren.
Können wegen einer verdoppelten Auslegung der Photovoltaikanlage auch im Winter 60 % des Heizungsstroms aus der eigenen Anlage gewonnen werden, müssen noch 40 % aus dem Netz zugekauft werden. Dies muss bei der Berechnung der Amortisierung berücksichtigt werden. Eine höhere Dimensionierung der Anlage würde zwar den Anteil an Netzstrom senken, die Kosten aber auch so weit erhöhen, dass sich das System möglicherweise nicht mehr lohnt. Außerdem ist bei den meisten Einfamilienhäusern die Dachfläche begrenzt. Zu bedenken ist auch, dass bei der Berechnung bisher nur der Strom für die Heizung berücksichtigt wurde. Auch der Strom für den alltäglichen Verbrauch muss zusätzlich gewonnen oder zugekauft werden. In Anbetracht der steigenden Strompreise könnte dies auch bei sehr niedrigen Investitionskosten in einigen Jahren zur Kostenfalle werden. Daneben verändern sich aber die Kosten des selbst erzeugten Stroms nicht. 60 % der Heizkosten im Winter bleiben also kontrollierbar stabil und bestehen nur aus den ursprünglichen Investitions- und Wartungskosten. In der wärmeren Jahreszeit können Warmwasser und niedriger Heizbedarf sogar zu 100 % über die Solaranlage abgedeckt werden. Überschüsse können dann für den restlichen Strombedarf genutzt werden oder gespeichert werden.
Für Häuser, die bereits über eine Elektroheizung versorgt werden, ist das Heizen mit selbst erzeugtem Solarstrom schon heute wirtschaftlich und lohnt sich eher als die Einspeisung des Stroms in das Netz. Wenn Sie die Brauchwasserversorgung oder Ihr bestehendes Heizsystem durch einen Heizstab ergänzen, können Sie sofort 30 bis 60 % der Heizwärme über die Photovoltaikanlange erzeugen und somit jeden Winter bares Geld sparen.
Interessante Links zum Thema:
Auf dieser Webseite:
Photovoltaikanlagen und deren Wirtschaftlichkeit
Wie verteilen sich die Kosten einer PV Anlage?
Auf anderen Webseiten:
Solarthermieanlage – für wen ist welcher Anlagentyp geeignet?
Infrarotheizung-ratgeber.de – Varianten auf einem Blick
Infrarot-Heizplatten bzw. Strahler: Moderne Heiztechnik im attraktiven Design