Kritische Betrachtung der neuen Pläne zur Energiewende – Photovoltaik.info
11. February 2014

Kritische Betrachtung der neuen Pläne zur Energiewende

Hagelschaden an der Photovoltaikanlage – Was tun?

Noch vor der Bildung der großen Koalition, wurde die Energiewende von Kanzlerin Merkel zu einem gewichtigen Projekt der neuen Regierung erklärt. Damit hatte sie zweifelsfrei Recht. Sigmar Gabriel, Minister für Wirtschaft und Energie, hat einen ehrgeizigen Plan in Bezug auf die Energiewende vorgelegt. Die Fördersummen werden dabei bestmöglich zusammengestrichen, um der Regierung Kosten zu sparen. Ist die Lobby hinter den alteingesessenen Stromkonzernen dermaßen stark, dass die Energiewende, welche zu Gunsten der Umwelt, der Bürger und des Landes durchgeführt werden soll, gebremst werden muss?

Welche Änderungen sind in Gabriels „Eckpunkten“ verankert?

Bereits am 09. April soll ein reformiertes Gesetz im Kabinett eingebracht und spätestens am 27. Juni vom Bundestag beschlossen werden. Der 11. Juli ist schließlich der Stichtag für die Zustimmung des Bundesrates und bereits zum August könnten die festgehaltenen Eckpunkte umgesetzt werden. Aber worum handelt es sich konkret?

Foerderung für Photovoltaik sinkt!

Foerderung für Photovoltaik sinkt!

  • Verringerte Vergütungen: Wo Solar- und Biogasanlagen, sowie Windräder derzeit noch mit angeblich durchschnittlich 17 Cent die Kilowattstunde gefördert werden, soll dieser Betrag auf 12 Cent je Kilowattstunde reduziert werden. Dies entspräche einer Verringerung um mehr als ein Drittel! Hier ist allerdings unklar, woher die Zahlen stammen? Windräder an Land kosten bereits lange weniger als 12 Cent und auch in der Photovoltaik sind die genannten 17 Cent Zahlen aus längst vergangenen Zeiten. Bleibt also zu hoffen dass Gabriel einfach die Zahlen nicht kennt und keine Kürzung bevor steht?
  • Zielgeführter Ausbau: Was nichts anderes heißt, als dass die positive Geschwindigkeit beim Ausbau der Erneuerbaren Energien zurückgefahren werden soll. Eine Ausweitung auf maximal 2.500 Megawatt pro Jahr wird von Gabriel angestrebt. 6,5 Gigawatt sind für Offshore-Windanlagen, 100 Megawatt für Bioenergie vorgesehen.
  • Eigenständige Vermarktung: Aktuell wird der Strom der Solar- und Windkraftwerke zentral von den Netzbetreibern vermarktet. Hier bestehe kein Anlass einen bestmöglichen Preis zu erzielen. Die Betreiber dieser Anlagen sollen ihre Energie zukünftig selber vermarkten.
  • Geringerer Schutz für Großverbraucher: Ausnahmen für energieintensive Unternehmen sollen zurückgefahren werden. Eine Einsparung bis zu einer Milliarde Euro könne hier laut Gabriel erreicht werden.

Bei diesem Einsparpotential sollte es doch möglich sein die Stromkosten zu senken, oder nicht? Tatsächlich sieht das Ziel jedoch vor, den Preis stabil zu halten. Schade dass die Verbraucher nicht gefragt worden sind. Viele wären vielleicht bereit gewesen für grünen Strom etwas mehr zu bezahlen. Wobei dies auch nicht unbedingt notwendig ist, da die erneuerbaren Energien in Deutschland sehr wirtschaftlich arbeiten.

Versucht die alteingesessene Energiewirtschaft die Regenerativen zu blockieren?

Warum sollte die alteingesessene Energiewirtschaft überhaupt gegen die aktuelle Form der Energiewende rebellieren? Eine Besonderheit der Solar- und Windkraftanlagen, sowie den Biogasanlagen ist, dass diese oftmals in privater Hand sind. Tatsächlich hat sich ein Trend entwickelt, wonach inzwischen über 50 Prozent der Erneuerbaren Energien in Bürgerhand sind. Bürgerwindparks und Bürgergenossenschaften sind organisiert und profitieren in einem Maße von der derzeitigen Energiewende, welche sich wiederum negativ auf die Energiekonzerne auswirkt.

Die teilweise absolut funktionstüchtigen Atom- und Kohlekraftwerke werden von Tag zu Tag weniger wichtig und zudem verlieren die „Stromgiganten“ an Marktteilen. Aus politischer Sicht beachtlich ist jedoch, was Gabriel mit seinem Eckpunkte-Plan geschafft hat. Überall herrscht Unruhe und jeder scheint auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Niedersachsen verlangt mehr Hochsee-Windkraft, Schleswig-Holstein generell mehr Windkraft, wohingegen Thüringen Biomasse fordert.

Ein Dilemma ist auch, dass die viele Erneuerbare Energie die Umweltbelastung kaum gesenkt hat. 2013 war ein Jahr, in dem mehr Kohle in Energie umgewandelt wurde, als seit langem. Derzeit sieht es so auch, dass eher Gaskraftwerke von der Karte verdrängt würden. Dies kippt die ganze Idee hinter der Energiewende, wonach die regenerativen Energien von den Gaskraftwerken unterstützt werden sollen.

Wird jetzt der Ausbau der Erneuerbaren Energien noch zurückgefahren, so profitieren erneut die großen Stromkonzerne mit ihren Kohle- und Atomkraftwerken. Diese bekommen Planungssicherheit und können ihre „schmutzige Energie“ erzeugen. Deutschland versinkt auch weiterhin im Kohledunst und ist der gefährlichen, atomaren Strahlung ausgesetzt. Daran ändert auch die Planung einer Umweltprämie (mehr Infos unter www.umweltpraemie.org) nichts.

Deutschland ist Vorreiter in Sachen Erneuerbarer Energien und sollte im vollen Umfang zu diesem Projekt stehen. Gemeint sind hier die Politik, die sogenannten Experten, die großen und kleinen Unternehmen, auch die Stromkonzerne und natürlich jeder einzelne Bürger! Meint Andreas Lange: Ersteller dieses Beitrags.

 

Written by Andreas Lange

Andreas Lange

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