Reinigung von Photovoltaikanlagen: Wieso, Wann und Wie? – Photovoltaik.info
16. January 2014

Reinigung von Photovoltaikanlagen: Wieso, Wann und Wie?

Photovoltaik: Schneelast mitberücksichtigen

Ist die Reinigung einer Photovoltaikanlage wirklich notwendig? Immerhin preisen die Verkäufer ihre Produkte häufig mit Selbstreinigungskräften an. Diese kommen auch zum Tragen. Denn durch die Neigung und die natürliche Beregnung wird eine Säuberung in gewissen Abständen vorgenommen. Auch Schneefall hilft bei einer gründlichen Reinigung.

Allerdings gibt es diverse Ausnahmen, wo dennoch von Hand gereinigt werden sollte. Immerhin wird die Sonnenstrahlung von den Modulen aufgenommen, in Strom und für den Besitzer schließlich in Geld umgewandelt. Mehr Schmutz bedeutet weniger Lichteinfall und somit ein verringertes Einkommen.

In diesem Sinne ist eine andauernde Verschmutzung zu vermeiden. Aber wie kommt der Dreck überhaupt auf die PV-Anlage?

Welche Arten von Verunreinigungen treten bei der PV-Anlage auf?

Schmutz hat viele Gesichter. Und was für den Haushalt gilt, zählt auch für die Solaranlage auf dem Dach. Nachfolgend wird eine Auswahl von Verschmutzungen aufgeführt. Teilweise wird auch nur auf die Herkunft verwiesen.

  • Vogelkot: Die Natur ist nicht zu beeinflussen. Dies gilt für das Wetter, welches maßgeblich für das Einkommen einer PV-Anlage ist, als auch für die Tiere. Vögel werden die Anlage nicht umfliegen, nur damit der Eigentümer ruhig schläft. Vielmehr sitzen sie auch weiterhin auf den Spitzen der Dächer und erleichtern sich dort ungeniert. Kaum ein Schmutz ist hartnäckiger als Vogelkot. Wer selbigen bereits einmal von der Autoscheibe kratzen musste, nachdem dieser in der Sonne getrocknet war, kann sich hiervon ein Bild machen. Mit einer Taubenzucht in der Nähe ist diese Verunreinigung leider ein ständiger Begleiter.
  • Blüten und Blätter: Hier sind zwei unterschiedliche Beeinträchtigungen vertreten. Im Herbst verlieren die Bäume ihre Blätter. Mit einer windigen Phase werden diese auch auf die PV-Anlage geweht. Bleibt es anschließend windstill und waren die Blätter zuvor nass, können diese für einen längeren Zeitrahmen an den Modulen haften. In der Regel werden sie vom Wind oder Regen weggespült. Blütenstaub kommt hingegen im Frühsommer vor. Bleibt es lange trocken legt sich dieser wie Hausstaub auf einem Schrank nieder und verringert die Leistungsfähigkeit.
  • Mooswachstum: Auf den Dächern ist dieses Phänomen weniger verbreitet, aber dennoch anzutreffen. Häufig werden Module aber auch auf dem Boden aufgestellt. In der Nähe von Bäumen oder Sträuchern entsteht Moos sehr schnell. Schatten, Hitze und Feuchte lassen das Gewächs entstehen. Es breitet sich auch entlang des Rahmens aus und kann in die Module hineinwachsen. Hagel ist stark genug das Moos zu vertreiben, Regen nur selten. Tipps zur Entfernung finden sich zudem unter www.moos-entfernung.de.
  • Neigungswinkel: Hersteller verweisen bei der Reinigung von Photovoltaikanlagen zu Recht auf einen gewissen Selbstreinigungseffekt. Dieser greift jedoch nur, sofern die Neigung nicht zu gering ist. Hier käme Regen und Schnee nicht schnell genug in Bewegung um effektiv für Sauberkeit zu sorgen. Gerade zum Abschluss der Module würde sich ein Schmutzrand bilden, welcher die Leistung verringert.
  • Landwirtschaft und Bauarbeiten: Ländliche Betriebe und Bauunternehmen verfügen bisweilen über Solaranlagen. Bei den Landwirten bieten sich die Scheunen und das Wohnhaus für einen Aufbau an. Baubetriebe nutzen häufig ebenfalls die Lagerräume, welche für Maschinen benötigt werden. Beide Unternehmen haben gemeinsam, dass die Gerätschaften Dreck aufwirbeln. Wenn der Trecker über den Hof fährt, bringt er häufig Schmutz vom Feld mit. Sei es getrocknete Erde oder der Staub vom Mähen des Weizens. Diese Dinge können sich auf den Anlagen niedersetzen und dort bis zum nächsten Regenschauer verharren. Im Sommer, wo die Leistungsfähigkeit der PV-Anlage am höchsten ist, kann sich dies bemerkbar machen.
  • Wetterphänomene: Das Wetter spielt bei der Sauberkeit der Photovoltaik-Anlagen eine entscheidende Rolle. Wind weht Blätter vom Dach, Regen säubert Staubablagerungen und Schnee kann mitunter auch stärkere Verunreinigungen abschmelzen. Allerdings gibt es Trockenperioden, wo dieser natürliche Säuberungsmechanismus ausbleibt. In diesem Fall ist eine manuelle Reinigung zu empfehlen, um den bestmöglichen Ertrag aus der Anlage zu ziehen.

Wann und Wie ist eine PV-Anlage zu reinigen?

Der Zeitpunkt der Reinigung hängt von mehreren Faktoren ab. Findet durch das Wetter eine regelmäßige Selbstreinigung statt und schwerere Verschmutzungen wie Vogelkot und Co bleiben aus, ist dies vielleicht gar nicht oder nur sehr unregelmäßig notwendig. Ansonsten ist auf ein regelmäßiges Controlling zu verweisen.

Wer die Leistungsfähigkeit seiner Anlage, natürlich auch in Bezug zum Wetter, im Blick hat, der erkennt schnell wann sich eine Säuberung lohnt. Legt sich regelmäßig Schmutz nieder ergeben sich mit Dauer Erfahrungswerte, so dass alle X Monate eine Reinigung vorgenommen wird. Grundsätzlich ist jedoch gegen eine längerfristige Verunreinigung vorzugehen, da sich diese ebenso wie eine Verschattung auswirkt. Dadurch ist eine Minderung der Leistung um bis zu 20 Prozent denkbar.

Soll selber Hand angelegt werden, so ist auf herkömmliche Haushaltsreiniger zu verzichten. Denn diese neigen dazu die Charakteristik des PV-Modul-Glases zu verändern. In der Folge entstehen größere Leistungseinbußen, als durch die Verschmutzung vorhanden waren. Ungeeignete Reiniger greifen zudem Dichtungen an und können diese zersetzen.

Ebenfalls nicht zur Anwendung kommen sollte der Hochdruckreiniger. Was zunächst nach einer effektiven Möglichkeit klingt, die gesamten Module schnell zu säubern, kann die Anlage nachhaltig beschädigen. Die PV-Module sind hier nicht ähnlich robust wie ein Kraftfahrzeug.

Wird die Anlage selber gereinigt, so sind schonende Mittel zu verwenden. Einige Experten raten sogar zur Säuberung ganz ohne Chemie. Zunächst lohnt sich der Blick in die Betriebsanleitung oder Garantieverordnung. Hier sind häufig Angaben zur Säuberung und in diesem Sinne auch zu diversen Mitteln hinterlegt. Weiterhin sollte kalkarmes Wasser verwendet werden, da dieses die Schlieren-Bildung vermindert oder auch keine Kalkstreifen zurückbleiben. Bei der Anwendung ist zudem auf eine sehr weiche Glasbürste zu setzen. Alternativ sind ein Schwamm und fließendes Wasser zu empfehlen.

Hilfsmittel für die Photovoltaik-Reinigung sind eine Teleskopstange, Stangensysteme mit sich drehenden Bürsten, Gleitbürsten (nutzen den Effekt der Neigung), Reinigungsroboter, Reinigungshilfen mit Regensensoren oder Sprinkleranlagen. Einige der genannten Geräte sind preislich jedoch Profibetrieben vorbehalten.

Selbstreinigung vs. Fachbetrieb: Was ist zu empfehlen?

Nicht jeder Mensch, der Haus und Hof sauber hält, ist auch in der Lage eine PV-Anlage zu reinigen. Je nach Aufstellungsort ergeben sich besondere Schwierigkeiten. Nicht zuletzt müssen die richtigen Mittel und Utensilien vorhanden sein. Nachfolgend werden die Vorteile und Nachteile der Eigenreinigung und der Beauftragung eines Fachbetriebs gegenübergestellt.

Selbstreinigung Unternehmen beauftragen
Vorteile

· Kostengünstiger

· Bei Bedarf durchführbar

· Geringe Anschaffungskosten für Putzmittel

· Erfahrungswerte vorhanden

· Equipment ist vorrätig

· Kein eigener Zeitaufwand für Arbeiten

Nachteile

· Erhöhter Arbeitsaufwand

· Gefahr für Kratzer und Beschädigungen

(Infos zur Entfernung gibt es hier kratzer-entfernung.de)

· Anlagen häufig schwer zu erreichen

· Erhöhter Kostenaufwand

· Bezahlt wird häufig die Anfahrt und die Arbeitsleistung

· Ggf. Wartezeiten, in denen die Leistung verringert bleibt

Je nach persönlicher Situation kann die eigenen Reinigung dem Fachbetrieb vorgezogen werden und umgekehrt. Wer seine Anlage auf dem Boden stehen hat, erreicht diese leicht. Auf einem mehrere Meter hohen Dach beginnt die Schwierigkeit schon damit die Entfernung zu überwinden. Hier fallen für die Eigenreinigung häufig noch Kosten für das Ausleihen eines Gerüsts an.

Kosten der Reinigung einer Photovoltaikanlage

Wer sich für die Selbstreinigung entschieden hat, muss nur das Reinigungsmittel, sowie das notwendige Werkzeug (Schwamm, Bürste, etc.) zahlen. Kosten für Wasser sind meist zu vernachlässigen. Der finanzielle Aufwand ist damit nicht sehr hoch.

Fachbetriebe müssen neben der Anfahrt aber auch den Aufwand berechnen. Wird eine Hebebühne oder ein Gerüst benötigt? Wie ist die Sicherung der Mitarbeiter durchzuführen? Wie viele Personen kommen zum Einsatz? Zudem soll natürlich Gewinn gemacht werden.

Grundsätzlich müssen bei der Kalkulation die Kosten für die Säuberung mit dem Zugewinn an Leistung verrechnet werden. Anders ausgedrückt ist die Reinigung nur dann sinnvoll, wenn anschließend mehr Geld durch saubere Module eingenommen wird, also zuvor für das Reinemachen investiert wurde. Dabei können Quervergleiche zum Ertrag der letzten Jahre (monatsweise) gezogen werden. Ähnliche Monate sollten auf ähnliche Werte kommen. Die Leistung der Module lässt nicht grundlos nach. Neben einem gewissen Verschleiß ist hierbei auch immer die Verschmutzung einzubeziehen.

Aber wie hoch sind die Kosten nun konkret? Nachdem sich ein Überblick über die Angebote im Web verschafft wurde, ergibt sich eine gewisse Bandbreite. Wichtig ist zudem zu erwähnen, dass die Erstreinigung oftmals teurer ist. Denn hier ist die Verschmutzung meist am größten und somit ist der Aufwand für die Experten höher. Dauerhafte Reinigungsarbeiten werden damit günstiger.

Diverse Anbieter machen einen Festpreis, nachdem die Photovoltaik-Anlage kostenfrei besichtigt wurde. Hierbei ist der Kunde auf der sicheren Seite. Es besteht natürlich auch die Möglichkeit sich weitere Angebote einzuholen.

Preisgestaltung der Anbieter:

  • Erstreinigung: 2,00 bis 3,00 Euro je Quadratmeter
  • Folgereinigung: 1,00 bis 2,00 Euro je Quadratmeter

Angenommen die PV-Anlage weist eine Fläche in der Größenordnung von 100 qm auf. In diesem Fall würde für die Erstreinigung ein Betrag von 200 bis 300 Euro anfallen. Eine Folgereinigung würde mit 100 bis 200 Euro zu Buche schlagen. Diesen Kosten steht eine Steigerung des Ertrags um bis zu 20 Prozent gegenüber (abhängig vom Verschmutzungsgrad der Solaranlage).

Diverse Fachbetriebe zum Thema Solarreinigung bieten zudem eine Sonderreinigung an, welche beispielsweise bei einem großflächigen Befall von Pilzen, Flechten oder Moosen greift. Auf eine fixe Preisgestaltung lässt sich hierbei jedoch niemand festnageln. Auch die bestmögliche Wiederherstellung bisher unkundig gereinigter Anlagen gehört in diese Kategorie.

Potentielle Kunden können einen Festpreis oder einen Quadratmeterpreis vereinbaren. Beide Varianten sorgen für Sicherheit. Es ist weiterhin aufzupassen, ob für die Anfahrt zusätzliche Kosten anfallen. Einige Betriebe offerieren diese gratis bzw. beziehen die entsprechenden Kosten in ihrer Kalkulation mit ein. Andere Unternehmen verlangen hier einen zusätzlichen Fixpreis.

Bei einer offensichtlichen Verschmutzung lohnt sich die Reinigung der Photovoltaikanlage eigentlich immer.

Written by Patrick Thoma

Patrick Thoma

Patrick Thoma ist im Bereich der Erneuerbaren Energien tätig. Er ist Autor und Herausgeber der Seite Photovoltaik.info auf der es um allgemeine Themen der Photovoltaik geht. Ziel der Seite ist es, Themen zu behandeln die einen Interessenten für eine Photovoltaikanlage beschäftigen und diese in einfachen Worten zu erklären.

3/5 - (1 vote)
>