Der PID-Effekt bei Solarmodulen: Wie Sie langfristige Leistungsverluste vermeiden

Eine Photovoltaikanlage ist eine Investition in die Zukunft, die über 20 bis 30 Jahre zuverlässig Strom erzeugen soll. Doch ein unsichtbarer Prozess, die potentialinduzierte Degradation (PID), kann die Leistung der Solarmodule schleichend reduzieren. Dieser Effekt führt dazu, dass die Anlage Jahr für Jahr weniger Ertrag liefert, als sie eigentlich könnte – und bleibt vom Betreiber oft unbemerkt. In diesem Beitrag erfahren Sie, was der PID-Effekt ist, wie er entsteht und worauf Sie bei der Auswahl Ihrer Komponenten achten sollten, um Ihre Investition langfristig zu schützen.

Was ist die potentialinduzierte Degradation (PID)?

Die potentialinduzierte Degradation (PID) ist ein Leistungsverlust bei kristallinen Solarmodulen, der durch hohe Spannungsunterschiede zwischen den Solarzellen und dem Modulrahmen entsteht. Man kann es sich wie ein winziges, unsichtbares Leck vorstellen, durch das über Jahre hinweg langsam Energie entweicht. Dieser Prozess ist kein plötzlicher Defekt, sondern eine schleichende Verschlechterung, die laut Studien des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE zu einem Leistungsabfall von bis zu 30 % oder mehr führen kann.

Das Tückische daran: PID ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Obwohl die Module von außen tadellos aussehen, liefern sie nicht mehr die volle Leistung. Ohne professionelle Messtechnik bleibt dieser Ertragsverlust oft lange unentdeckt und wird fälschlicherweise auf das Wetter oder die natürliche Alterung zurückgeführt.

Wie entsteht der PID-Effekt?

Der Hauptauslöser für PID ist die hohe Systemspannung, die in modernen Photovoltaikanlagen herrscht. In einem Strang von in Reihe geschalteten Solarmodulen können Spannungen von bis zu 1.000 Volt auftreten. So entsteht ein großes Spannungsgefälle zwischen den negativ geladenen Solarzellen und dem geerdeten Aluminiumrahmen, der auf Nullpotenzial liegt.

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Dieser Spannungsunterschied kann dazu führen, dass positiv geladene Natriumionen aus dem Solarglas durch die Einbettungsfolie (meist EVA-Folie) in die Solarzelle wandern. Dort verändern sie die elektrischen Eigenschaften der Zelle und führen so zu den Leistungsverlusten.

Folgende Faktoren beschleunigen diesen Prozess zusätzlich:

  • Hohe Luftfeuchtigkeit: Wasser erleichtert die Ionenwanderung und verstärkt den Effekt. Anlagen in Küstennähe oder Regionen mit häufigem Nebel sind daher stärker gefährdet.
  • Hohe Temperaturen: Wärme erhöht die Beweglichkeit der Ionen und beschleunigt die chemischen Prozesse.
  • Modulqualität: Die verwendeten Materialien, insbesondere die EVA-Folie und die Antireflexionsschicht auf dem Glas, spielen eine entscheidende Rolle für die Widerstandsfähigkeit der Module.

Ein typisches Szenario ist eine große Dachanlage an einem schwül-warmen Sommertag: Hier sorgt die Kombination aus hoher Systemspannung, Hitze und Feuchtigkeit für ideale Bedingungen für die Entstehung von PID.

Die Folgen: Wie sich PID auf Ihre Anlage auswirkt

Ein Leistungsverlust von 10 %, 20 % oder sogar 30 % hat direkte finanzielle Konsequenzen. Die Amortisationszeit Ihrer Anlage verlängert sich, und die erwartete Rendite wird nicht erreicht.

Ein konkretes Praxisbeispiel:
Angenommen, Sie betreiben eine 10-kWp-Anlage, die pro Jahr etwa 10.000 kWh Strom erzeugen sollte. Ein unbemerkter PID-bedingter Leistungsverlust von nur 15 % bedeutet bereits einen jährlichen Minderertrag von 1.500 kWh. Bei einem Strompreis von 30 Cent/kWh entspricht das einem finanziellen Verlust von 450 € pro Jahr. Über eine Laufzeit von 10 Jahren summiert sich dieser Betrag auf 4.500 €.

Da die Erträge von Jahr zu Jahr wetterbedingt schwanken, bemerken Betreiber den schleichenden Verlust oft gar nicht. Meist deckt erst ein direkter Vergleich mit baugleichen Anlagen in der Nachbarschaft oder eine professionelle Kennlinienmessung das Problem auf.

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PID vermeiden: Worauf Sie beim Kauf achten sollten

Die gute Nachricht ist: PID ist kein unabwendbares Schicksal. Durch die Auswahl hochwertiger Komponenten können Sie das Risiko von vornherein minimieren. Der beste Schutz ist Prävention.

1. PID-resistente Solarmodule wählen

Moderne Hersteller haben das Problem erkannt und verwenden spezielle, PID-resistente Materialien. Achten Sie bei der Auswahl der Solarmodule gezielt auf dieses Qualitätsmerkmal. Entscheidend sind hier vor allem optimierte EVA-Folien mit geringerer Leitfähigkeit und spezielle Diffusionssperrschichten, die das Eindringen der Ionen in die Zelle verhindern.

2. Auf Zertifizierungen als Qualitätsnachweis achten

Der wichtigste unabhängige Nachweis für die PID-Resistenz ist eine Zertifizierung nach der Norm IEC 62804. Um dieses Siegel zu erhalten, müssen Module einen Härtetest bestehen: Sie werden für 96 Stunden einer Spannung von 1.000 Volt bei 85 °C und 85 % relativer Luftfeuchtigkeit ausgesetzt. Nur wenn der Leistungsverlust nach diesem Test unter 5 % liegt, gilt das Modul als PID-resistent.

Fragen Sie gezielt nach dem Datenblatt des Moduls und prüfen Sie, ob diese Zertifizierung aufgeführt ist. Seriöse Hersteller weisen dies prominent aus.

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3. Die Rolle des Wechselrichters

Auch der Wechselrichter kann zur Vermeidung von PID beitragen. Einige moderne Wechselrichter verfügen über eine integrierte Anti-PID-Funktion. Diese Geräte können nachts, wenn die Anlage keinen Strom produziert, eine positive Spannung an die Module anlegen. Dieser Prozess kann einen beginnenden PID-Effekt teilweise umkehren, indem die fehlgeleiteten Ionen wieder aus der Zelle herausgedrückt werden. Dies ist jedoch eher eine unterstützende Maßnahme – die primäre Absicherung bleibt ein qualitativ hochwertiges Modul.

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Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum PID-Effekt

Sind alle Solarmodule von PID betroffen?
Grundsätzlich kann der Effekt bei allen kristallinen Solarmodulen auftreten. Hochwertige, nach IEC 62804 zertifizierte Module sind jedoch so konstruiert, dass der Effekt über die gesamte Lebensdauer der Anlage vernachlässigbar gering bleibt. Bei günstigen, nicht zertifizierten Modulen ist das Risiko deutlich höher.

Wie erkenne ich PID an meiner bestehenden Anlage?
Für Anlagenbetreiber ist eine Diagnose selbst kaum zu stellen. Ein erster Hinweis kann ein über die Jahre unerklärlich stark sinkender Stromertrag sein, der über die normale, alterungsbedingte Degradation von etwa 0,5 % pro Jahr hinausgeht. Eine sichere Diagnose können jedoch nur Fachleute mit speziellen Messgeräten stellen, beispielsweise durch eine Elektrolumineszenz-Aufnahme, die inaktive Zellbereiche sichtbar macht.

Kann man den PID-Effekt rückgängig machen?
In vielen Fällen ist PID reversibel. Durch das Anlegen einer hohen Gegenspannung bei Dunkelheit können die Ionen aus den Zellen entfernt und die ursprüngliche Leistung wiederhergestellt werden. Dies erfordert spezielle Geräte, sogenannte PID-Boxen, und sollte von einem Fachbetrieb durchgeführt werden. Die effektivste und wirtschaftlichste Strategie bleibt jedoch die Prävention – also die Wahl PID-resistenter Komponenten von Anfang an.

Ist PID ein Garantiefall?
Das hängt von den Garantiebedingungen des Herstellers ab. Viele renommierte Hersteller decken starke, PID-bedingte Leistungsverluste im Rahmen ihrer Leistungsgarantie (meist über 25 Jahre) ab. Dies ist ein weiterer Grund, auf etablierte Marken mit soliden Garantiebedingungen zu setzen.

Fazit: Qualität als beste Versicherung gegen Leistungsverlust

Der PID-Effekt ist eine ernstzunehmende Gefahr für die langfristige Rentabilität einer Photovoltaikanlage. Er verdeutlicht, warum die Qualität der Komponenten – insbesondere der Solarmodule – eine so entscheidende Rolle spielt. Wenn Sie beim Kauf gezielt auf PID-resistente und nach IEC 62804 zertifizierte Module achten, treffen Sie eine wichtige Vorsorgeentscheidung. So stellen Sie sicher, dass Ihre Anlage nicht nur in den ersten Jahren, sondern über Jahrzehnte hinweg zuverlässig und ertragreich arbeitet.

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OLEKSANDR PUSHKAR
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