PV-Anlage bei Dachsanierung stilllegen: Der korrekte Prozess für die An- und Abmeldung

Eine Dachsanierung oder ein größerer Umbau am Haus ist eine aufregende Sache, stellt Besitzer von Photovoltaikanlagen jedoch vor eine besondere Herausforderung: Was passiert mit den Solarmodulen? Die Anlage muss für die Dauer der Arbeiten sicher vom Netz getrennt und später wieder in Betrieb genommen werden. Dieser Ratgeber führt Sie durch den gesamten Prozess und zeigt Ihnen, wie Sie durch die korrekte An- und Abmeldung bei Netzbetreiber und Marktstammdatenregister Ihren Anspruch auf die Einspeisevergütung sichern und rechtliche Fallstricke vermeiden.
Warum eine formelle Stilllegung mehr als nur „Stecker ziehen“ ist
Man könnte annehmen, es genüge, die Anlage durch einen Elektriker vom Netz trennen zu lassen. Doch aus rechtlicher und technischer Sicht ist eine vorübergehende Stilllegung ein formaler Akt. Dabei geht es vor allem darum, Ihre Ansprüche zu sichern – insbesondere die festgelegte Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).
Die gute Nachricht zuerst: Gemäß EEG § 51 bleibt Ihr Vergütungsanspruch bei einer temporären Stilllegung aufgrund von Baumaßnahmen vollständig erhalten. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Sie den Prozess korrekt durchlaufen. Eine Nichtmeldung kann im schlimmsten Fall als endgültige Stilllegung gewertet werden, was zum Verlust der Vergütung führen oder Bußgelder nach sich ziehen kann.
Praxisszenario: Ein Hausbesitzer lässt sein Dach neu decken und die PV-Anlage vom Elektriker abklemmen – allerdings ohne dies zu melden. Als sie drei Monate später wieder in Betrieb genommen wird, bemerkt der Netzbetreiber die Unterbrechung und stellt die Zahlungen ein, da die Anlage ohne formelle Genehmigung vom Netz getrennt war. Die Situation zu klären, ist aufwendig und kann finanzielle Einbußen nach sich ziehen. Genau das lässt sich durch den richtigen Prozess vermeiden.
Schritt für Schritt: Der Prozess der temporären Stilllegung
Ein strukturierter Ablauf ist hier entscheidend. Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Probleme durch eine zu späte oder unvollständige Kommunikation mit den zuständigen Stellen entstehen. Gehen Sie daher wie folgt vor:
1. Frühzeitige Kontaktaufnahme mit dem Netzbetreiber
Noch bevor die erste Dachpfanne entfernt wird, sollten Sie Ihren zuständigen Netzbetreiber über die geplanten Baumaßnahmen und die damit verbundene temporäre Stilllegung Ihrer PV-Anlage informieren.
- Zeitpunkt: Melden Sie sich mindestens vier bis sechs Wochen vor dem geplanten Baubeginn.
- Informationen: Halten Sie Ihre Anlagennummer, den Standort und den voraussichtlichen Zeitrahmen der Stilllegung bereit.
- Absprache: Klären Sie mit dem Netzbetreiber die genauen Anforderungen für die Ab- und spätere Wiederanmeldung. Oft stellt dieser dafür eigene Formulare zur Verfügung.
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Die Trennung der Anlage vom öffentlichen Stromnetz darf ausschließlich von einem qualifizierten und eingetragenen Elektroinstallateur vorgenommen werden, der eine sichere Abschaltung gewährleistet und den Vorgang dokumentiert.
- Aufgabe: Die Fachkraft trennt die Anlage physisch vom Netz (meist am Zählerschrank) und stellt sicher, dass keine Spannung mehr anliegt.
- Dokumentation: Lassen Sie sich ein Protokoll über die fachgerechte Trennung ausstellen. Dieses Dokument kann später gegenüber dem Netzbetreiber als Nachweis dienen.
3. Meldung an das Marktstammdatenregister (MaStR)
Jede betriebliche Änderung einer Energieerzeugungsanlage muss der Bundesnetzagentur über das Marktstammdatenregister (MaStR) gemeldet werden. Dies ist eine gesetzliche Pflicht für alle Anlagenbetreiber.
- Statusänderung: Loggen Sie sich in Ihrem MaStR-Konto ein und ändern Sie den Status Ihrer Anlage von „in Betrieb“ auf „vorübergehend stillgelegt“.
- Frist: Diese Meldung sollte in der Regel innerhalb eines Monats nach der tatsächlichen Stilllegung erfolgen. Die genaue Eintragung im Marktstammdatenregister ist unkompliziert, aber entscheidend.
Nach dem Umbau: Die korrekte Wiederinbetriebnahme
Sobald die Bauarbeiten abgeschlossen sind und die Module wieder auf dem Dach montiert werden können, beginnt der Prozess der Wiederinbetriebnahme, der ebenfalls klaren Regeln folgt.
- Professionelle Montage und Anschluss: Auch die Wiedermontage der Module und der elektrische Anschluss müssen wieder durch eine zertifizierte Elektrofachkraft erfolgen, die die Anlage auf ihre einwandfreie Funktion prüft.
- Abnahme und neues Inbetriebnahmeprotokoll: Der Elektriker füllt ein neues Inbetriebnahmeprotokoll aus. Dieses bestätigt, dass die Anlage den geltenden Normen (insbesondere der VDE-AR-N 4105) entspricht.
- Anmeldung beim Netzbetreiber: Reichen Sie das neue Inbetriebnahmeprotokoll bei Ihrem Netzbetreiber ein und beantragen Sie die formelle Wiederinbetriebnahme. Der Netzbetreiber prüft die Unterlagen und gibt die Anlage wieder frei. In manchen Fällen kann eine erneute Zählermontage oder -prüfung notwendig sein.
- Status-Update im MaStR: Vergessen Sie nicht den letzten Schritt: Ändern Sie den Status Ihrer Anlage im Marktstammdatenregister zurück auf „in Betrieb“.
Kosten und clevere Planung: Was Sie einkalkulieren sollten
Für die Demontage, Wiedermontage und die elektrischen Arbeiten durch eine Fachkraft sollten Sie je nach Anlagengröße und Aufwand mit Kosten zwischen 500 und 1.500 Euro rechnen. Einige Netzbetreiber erheben zudem eine geringe Bearbeitungsgebühr für die Ab- und Anmeldung.
Ein Tipp aus der Praxis: Nutzen Sie die Gelegenheit! Wenn die Module ohnehin vom Dach müssen, ist das der perfekte Zeitpunkt für eine professionelle Wartung der PV-Anlage. Eine Reinigung oder die Überprüfung der Steckverbindungen kann die Leistung und Lebensdauer Ihrer Anlage nachhaltig verbessern. Viele unserer Kunden entscheiden sich auch dafür, im Zuge einer Sanierung die Anlage zu erweitern oder auf leistungsfähigere Komponenten umzusteigen.
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8.599,00 €Häufige Fehler und wie Sie diese vermeiden
Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Probleme auf wenige, aber folgenschwere Fehler zurückzuführen sind:
- Zu späte Meldung: Der Netzbetreiber wird erst informiert, wenn der Bagger schon rollt. Dies führt zu Verzögerungen und unnötigem Stress.
- Eigenmächtiges Handeln: Der Versuch, die Anlage ohne Elektrofachkraft vom Netz zu trennen, ist nicht nur gefährlich, sondern führt unweigerlich zu Problemen mit dem Netzbetreiber und der Versicherung.
- Vergessene MaStR-Meldung: Dieser administrative Schritt wird oft übersehen, kann aber Bußgelder zur Folge haben.
- Fehlende Dokumentation: Bewahren Sie alle Protokolle und die Kommunikation mit dem Netzbetreiber sorgfältig auf.
Denken Sie auch daran, Ihre Photovoltaik-Versicherung über die Baumaßnahmen zu informieren, um den Versicherungsschutz während der Umbauphase nicht zu gefährden.
FAQ – Antworten auf die wichtigsten Fragen
Verliere ich meinen Anspruch auf die EEG-Vergütung?
Nein. Solange Sie die temporäre Stilllegung korrekt bei Netzbetreiber und Marktstammdatenregister melden, bleibt Ihr ursprünglicher Anspruch auf die Einspeisevergütung vollständig erhalten.
Wie lange darf die Anlage stillgelegt sein?
Es gibt keine starre gesetzliche Frist. Die Dauer der Stilllegung sollte sich jedoch im Rahmen der üblichen Zeit für eine Sanierung bewegen und mit dem Netzbetreiber abgestimmt sein. Bei sehr langen Unterbrechungen (über 12 Monate) ist eine detaillierte Absprache erforderlich.
Kann ich die Module selbst vom Dach nehmen, um Kosten zu sparen?
Die rein mechanische Demontage der Module vom Montagesystem können handwerklich geschickte Personen theoretisch selbst vornehmen. Die elektrische Trennung vom Wechselrichter und vom Hausnetz muss jedoch zwingend von einer Elektrofachkraft durchgeführt werden.
Was passiert, wenn ich die Meldung vergesse?
Im besten Fall führt dies zu Rückfragen und Verzögerungen bei der Wiederinbetriebnahme. Im schlimmsten Fall kann der Netzbetreiber die Zahlung der Einspeisevergütung verweigern oder die Bundesnetzagentur ein Bußgeld wegen der versäumten Meldung im MaStR verhängen.
Die vorübergehende Stilllegung einer PV-Anlage ist ein klar definierter Prozess. Mit rechtzeitiger Kommunikation, der Beauftragung von Fachleuten und einer sorgfältigen Dokumentation sorgen Sie dafür, dass Ihre Anlage nach der Dachsanierung wieder zuverlässig und rentabel sauberen Strom produziert.
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