Sie denken über eine eigene Photovoltaikanlage nach und fragen sich, ob sich das finanziell wirklich lohnt?
Damit sind Sie nicht allein. Die gute Nachricht vorweg: Solarstrom vom eigenen Dach kann Ihre Stromrechnung deutlich senken und Sie unabhängiger machen.
Auf dem Weg zu dieser Entscheidung werden Ihnen jedoch unweigerlich Begriffe wie Amortisation, ROI oder EEG-Vergütung begegnen. Aber keine Sorge, das klingt komplizierter, als es ist.
Dieser Artikel aus unserer Reihe „Das ABC des Solarstroms“ erklärt die wichtigsten Finanzbegriffe einfach und verständlich, damit Sie eine fundierte Entscheidung für Ihre Energiezukunft treffen können. Für eine schnelle Übersicht aller Begriffe empfehlen wir auch unser Haupt-Glossar.
Grundlagen der Wirtschaftlichkeitsbewertung: Wann rechnet sich Solarstrom?
Bevor wir uns die einzelnen Finanzbegriffe ansehen, stellt sich die Frage: Was bedeutet „Wirtschaftlichkeit“ bei einer Photovoltaikanlage überhaupt?
Eine PV-Anlage gilt als wirtschaftlich, wenn ihre finanziellen Vorteile – also die Summe aus eingesparten Stromkosten und möglichen Einnahmen – über die gesamte Lebensdauer die Kosten für Anschaffung und Betrieb übersteigen.
Im Kern geht es also darum, ob sich die Investition unterm Strich für Sie auszahlt. Um das zu bewerten, gibt es verschiedene Kennzahlen.
Die Kernbegriffe der Solar-Finanzen im Detail
Um die Wirtschaftlichkeit Ihrer zukünftigen Solaranlage richtig einschätzen zu können, sollten Sie die folgenden Begriffe kennen. Wir erklären Ihnen praxisnah, was sich dahinter verbirgt.
Amortisationszeit: Wann hat sich Ihre Anlage bezahlt gemacht?
- Die Amortisationszeit gibt an, wie lange Ihre Photovoltaikanlage braucht, um die Anschaffungskosten durch die erzielten Einsparungen und Einnahmen wieder hereinzuholen.
- Ab diesem Zeitpunkt beginnt Ihre Anlage, reinen Gewinn zu erwirtschaften.
- Berechnung (vereinfacht):
Anschaffungskosten / (Jährliche Stromkostenersparnis + Jährliche Einspeisevergütung – Jährliche Betriebskosten) - Bedeutung:
- Eine kurze Amortisationszeit bedeutet, dass Ihre Investition schnell rentabel wird.
- In Deutschland liegt sie für typische Hausdachanlagen oft zwischen 8 und 13 Jahren.
- Diese Zeitspanne hängt von verschiedenen Faktoren ab, allen voran von der Höhe der Investition, Ihrem Eigenverbrauchsanteil, dem aktuellen Strompreis sowie der Höhe der Einspeisevergütung und den Betriebskosten.
Return on Investment (ROI) / Kapitalrendite: Wie rentabel ist Ihre Investition?
- Der Return on Investment (ROI), auch Kapitalrendite genannt, misst das Verhältnis von Gewinn zum eingesetzten Kapital.
- Diese Kennzahl gibt an, wie effizient Ihre Investition in die PV-Anlage über ihre gesamte Lebensdauer Gewinne erwirtschaftet.
- Berechnung (vereinfacht über die Lebensdauer):
(Gesamtertrag über Lebensdauer – Gesamtkosten über Lebensdauer) / Gesamtkosten über Lebensdauer × 100 % - Bedeutung:
- Ein hoher ROI signalisiert eine profitable Investition.
- Er berücksichtigt alle Kosten- und Ertragsfaktoren über die gesamte Laufzeit und hilft Ihnen dabei, die Attraktivität einer PV-Anlage im Vergleich zu anderen Anlagemöglichkeiten zu bewerten.
EEG-Vergütung: Garantierte Einnahmen für eingespeisten Strom
- Über die EEG-Vergütung (Erneuerbare-Energien-Gesetz) erhalten Sie einen staatlich garantierten Preis für den Solarstrom, den Sie nicht selbst verbrauchen, sondern ins öffentliche Netz einspeisen.
- Diese Vergütung wird für 20 Jahre zuzüglich des Inbetriebnahmejahres festgeschrieben.
- Funktionsweise:
Der Netzbetreiber ist verpflichtet, Ihren Solarstrom abzunehmen und Ihnen den zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme gültigen Satz zu zahlen. - Bedeutung:
- War die Vergütung früher ein Haupttreiber der Wirtschaftlichkeit, ist heute der Eigenverbrauch finanziell meist attraktiver.
- Dennoch bietet die EEG-Vergütung eine sichere und planbare Einnahmequelle für überschüssigen Strom.
- Die Höhe der Sätze hängt von der Anlagengröße und dem Datum der Inbetriebnahme ab und wird regelmäßig angepasst.
- Als Beispiel: Anfang 2023 lagen die Sätze für Anlagen bis 10 kWp bei 8,2 Cent/kWh. Informieren Sie sich daher stets über die aktuellen Werte bei der Bundesnetzagentur.
Degression: Die planmäßige Absenkung der Einspeisevergütung
Bedeutung für Sie:
Je später Sie Ihre Anlage in Betrieb nehmen, desto niedriger könnte der garantierte Vergütungssatz ausfallen. Das ist ein weiterer Grund, bei passenden Rahmenbedingungen nicht unnötig lange mit der Investition zu warten.
Hinter dem Begriff Degression verbirgt sich die geplante, schrittweise Absenkung der staatlich garantierten Einspeisevergütung für neu installierte PV-Anlagen.
Zweck:
Sie soll den technologischen Fortschritt und die damit sinkenden Anlagenkosten widerspiegeln und den Markt schrittweise an eine Förderung ohne Subventionen heranführen.

PV Anlagen mit Speicher
Eigenverbrauch: Der Schlüssel zur maximalen Ersparnis
- Eigenverbrauch bedeutet, dass Sie den von Ihrer PV-Anlage erzeugten Solarstrom direkt im eigenen Haushalt nutzen, anstatt ihn ins Netz einzuspeisen.
- Bedeutung:
- Dies ist meist die wirtschaftlichste Art, Solarstrom zu nutzen.
- Jede Kilowattstunde (kWh) Solarstrom, die Sie selbst verbrauchen, müssen Sie nicht teuer vom Energieversorger einkaufen.
- Da die Kosten für selbst erzeugten Solarstrom deutlich unter dem Haushaltsstrompreis liegen (z. B. 8–12 Cent/kWh Solarstrom gegenüber >30 Cent/kWh Netzstrom), maximiert ein hoher Eigenverbrauch Ihre Ersparnis.
- Optimierung:
Der Eigenverbrauchsanteil lässt sich durch intelligentes Lastmanagement oder einen Stromspeicher oft deutlich erhöhen und an Ihr persönliches Verbrauchsprofil anpassen.
Stromgestehungskosten (LCOE): Was kostet Ihr eigener Solarstrom?
- Die Stromgestehungskosten (aus dem Englischen: Levelized Cost of Electricity, LCOE) geben an, wie viel die Erzeugung einer Kilowattstunde Strom mit Ihrer eigenen PV-Anlage über deren gesamte Lebensdauer kostet.
- Berechnung:
Gesamtkosten der Anlage (Anschaffung, Betrieb, Wartung etc.) / Gesamtstromerzeugung der Anlage über die Lebensdauer - Bedeutung:
- Diese Kennzahl macht Ihren eigenen Strompreis transparent.
- Liegen Ihre Stromgestehungskosten beispielsweise bei 10 Cent/kWh und der Netzstrompreis bei 40 Cent/kWh, sparen Sie mit jeder selbst verbrauchten Kilowattstunde 30 Cent.
- Die Höhe der Kosten hängt maßgeblich von der Anschaffung, den Betriebskosten, der Lebensdauer und dem jährlichen Stromertrag ab.
Direktvermarktung: Solarstrom direkt am Markt verkaufen
- Die Direktvermarktung ist eine Alternative zur festen EEG-Einspeisevergütung, die sich vor allem für größere PV-Anlagen anbietet.
- Dabei wird der erzeugte Strom nicht pauschal vergütet, sondern direkt an der Strombörse oder an andere Abnehmer verkauft.
- Funktionsweise:
Sie beauftragen einen Direktvermarkter, der Ihren Strom handelt. Unter bestimmten Umständen können Sie zusätzlich zum Marktpreis eine staatliche Managementprämie erhalten. - Bedeutung:
- Dieses Modell kann potenziell höhere Erlöse als die feste Einspeisevergütung bringen, ist aber auch mit mehr Aufwand und Marktrisiken verbunden.
- Für typische Eigenheimanlagen ist die EEG-Vergütung daher meist der einfachere und sicherere Weg.
Anschaffungskosten: Die einmalige Investition
- Die Anschaffungskosten umfassen alle einmaligen Ausgaben für den Kauf und die Installation Ihrer Photovoltaikanlage.
- Bestandteile:
Hierzu zählen die Solarmodule, der Wechselrichter, das Montagesystem, die Verkabelung und die Installationsarbeiten, aber auch mögliche Kosten für den Zählerumbau oder ein Gerüst. Erfreulicherweise sind die Kosten für PV-Module in den letzten Jahren deutlich gesunken. - Bedeutung:
Dies ist der größte Kostenblock, der durch die Erträge der Anlage amortisiert werden muss. Die genaue Höhe hängt stark von der Anlagengröße, der Qualität der Komponenten und der Komplexität der Montage ab. Als grober Richtwert kann man für eine Anlage zwischen 5 und 10 kWp von Kosten im Bereich von 13.000 bis 22.000 Euro ausgehen.
Betriebskosten: Laufende Ausgaben im Blick behalten
Bedeutung:
Diese Kosten schmälern den jährlichen Ertrag und sollten in der Wirtschaftlichkeitsberechnung berücksichtigt werden. Im Vergleich zu den Anschaffungskosten sind sie jedoch meist gering und belaufen sich oft auf etwa 1–2 % der Investitionssumme pro Jahr.
Neben der einmaligen Anschaffung fallen über die Lebensdauer einer PV-Anlage auch laufende Betriebskosten an.
Bestandteile:
Dazu gehören Versicherungen, Wartung, Zählergebühren und Rücklagen für mögliche Reparaturen oder den Austausch des Wechselrichters (in der Regel nach 10–15 Jahren).
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Das große Ganze: Wie alle Begriffe zusammenspielen
Sie sehen: Die Wirtschaftlichkeit Ihrer Photovoltaikanlage ist ein Mosaik aus vielen Teilen.
- Auf der einen Seite stehen die einmaligen Anschaffungskosten und die laufenden Betriebskosten.
- Auf der anderen Seite stehen die Erträge, die sich aus zwei Quellen speisen: den Einnahmen durch die EEG-Vergütung für eingespeisten Strom und – noch wichtiger – den gesparten Stromkosten durch einen hohen Eigenverbrauch.
Je größer die Differenz zwischen Ihren niedrigen Stromgestehungskosten und dem hohen Netzstrompreis ist, desto mehr sparen Sie.
Kennzahlen wie die Amortisationszeit zeigen, wann Ihre Anlage ihre Kosten wieder eingespielt hat, während der ROI die Gesamtrendite der Investition bewertet. Die Degression wiederum ist ein wichtiger Faktor für die zukünftige Höhe der Einspeisevergütung.
Eine sorgfältige Planung, die all diese Aspekte berücksichtigt, ist entscheidend. Online-Rechner und Fachberater können Ihnen dabei helfen, eine detaillierte Wirtschaftlichkeitsprognose für Ihr persönliches Projekt zu erstellen.
Fazit: Finanzwissen als Schlüssel zur rentablen Solaranlage
Die Finanzbegriffe rund um die Photovoltaik müssen kein Buch mit sieben Siegeln sein. Mit einem grundlegenden Verständnis von Amortisation, ROI und EEG-Vergütung können Sie die Wirtschaftlichkeit einer Solaranlage für Ihr Zuhause fundiert einschätzen.
Letztlich geht es darum, eine informierte Entscheidung zu treffen, die Ihnen langfristig finanzielle Vorteile und mehr Unabhängigkeit bei der Energieversorgung sichert.
Photovoltaik ist heute für viele Hausbesitzer und auch Mieter eine realisierbare und lohnende Investition. Nutzen Sie dieses Wissen, um die Chancen der Solarenergie für sich zu entdecken.