Notstrom, Ersatzstrom, Inselbetrieb: Was Ihr Stromspeicher im Falle eines Blackouts wirklich leistet

Ein kurzer Stromausfall ist meist nur ein Ärgernis. Doch was, wenn der Strom für Stunden oder gar Tage ausbleibt?

Diese Vorstellung beunruhigt viele Menschen: Eine Umfrage des Energieunternehmens E.ON aus dem Jahr 2022 zeigt, dass rund 40 % der Deutschen Angst vor einem längeren, großflächigen Stromausfall haben. Dabei ist das deutsche Stromnetz eines der stabilsten der Welt: Laut Bundesnetzagentur betrug die durchschnittliche Ausfalldauer pro Verbraucher im Jahr 2022 lediglich 12,2 Minuten.

Sorge und Realität liegen also weit auseinander. Dennoch ist der Wunsch nach Unabhängigkeit und Absicherung für viele Besitzer einer Photovoltaikanlage ein zentrales Motiv. Ein Stromspeicher verspricht genau diese Sicherheit – doch die technischen Unterschiede sind groß und die Begriffe oft verwirrend. Dieser Beitrag erklärt die entscheidenden Unterschiede zwischen Notstrom, Ersatzstrom und Inselbetrieb und hilft Ihnen, die passende Lösung für Ihre Bedürfnisse zu finden.

Die Grundlagen: Warum nicht jede PV-Anlage bei Stromausfall hilft

Ein weitverbreiteter Irrglaube ist, dass eine Photovoltaikanlage auf dem Dach bei einem Stromausfall automatisch Energie liefert – doch das ist nicht der Fall. Standardmäßig sind PV-Anlagen aus Sicherheitsgründen an das öffentliche Netz gekoppelt. Fällt das Netz aus, schaltet sich auch der Wechselrichter der Anlage sofort ab. Diese sogenannte „Freischalteinrichtung“ ist gesetzlich vorgeschrieben, um zu verhindern, dass Strom ins Netz eingespeist wird und dort arbeitende Techniker gefährdet.

Um bei einem Netzausfall weiterhin mit eigenem Solarstrom versorgt zu werden, benötigen Sie ein System, das sich sicher vom öffentlichen Netz trennen und ein eigenes, internes Stromnetz aufbauen kann. Ein passender Stromspeicher mit einer Notstrom-, Ersatzstrom- oder Inselfunktion ist hierfür die entscheidende Komponente.

Notstrom: Die grundlegende Absicherung

Die einfachste Form der Absicherung ist die sogenannte Notstromfunktion. Hierbei wird bei einem Stromausfall eine einzelne, vorher definierte Steckdose oder ein bestimmter Stromkreis weiter mit Energie aus dem Speicher versorgt.

Ein typisches Anwendungsszenario: An diesen Notstromkreis sind die wichtigsten Verbraucher angeschlossen. Das können der Kühlschrank, der Router, ein Radio und Ladegeräte für Mobiltelefone sein. So bleiben die grundlegende Kommunikation und die Versorgung mit dem Nötigsten gesichert.

In der Praxis verbirgt sich hinter diesem Begriff jedoch oft weniger, als man vermuten würde. Eine Analyse von EUPD Research zeigt, dass zwar über 80 % der neu installierten Heimspeicher als „notstromfähig“ beworben werden, dies aber in den meisten Fällen nur eine einphasige Versorgung für eine einzelne Steckdose bedeutet. Größere Verbraucher wie der Herd, die Heizungspumpe oder eine Waschmaschine können damit nicht betrieben werden.

Notstrom im Überblick:

  • Leistung: Versorgt nur ausgewählte, kleine Verbraucher auf einer Phase.
  • Komfort: Die Umschaltung muss je nach System manuell erfolgen.
  • Eignung: Ideal für die reine Grundsicherung unverzichtbarer Kleingeräte.
  • Kosten: Meist nur ein geringer Aufpreis im Vergleich zu einem Speicher ohne diese Funktion.
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Ersatzstrom: Der vollwertige Haus-Backup

Deutlich komfortabler und leistungsfähiger ist die Ersatzstromversorgung. Ein ersatzstromfähiges System ist in der Lage, bei einem Netzausfall das gesamte Haus oder zumindest alle wichtigen Stromkreise nahtlos weiterzuversorgen.

Im Gegensatz zur einfachen Notstromsteckdose erfolgt die Umschaltung hier in der Regel vollautomatisch und innerhalb von Millisekunden. Den Stromausfall im öffentlichen Netz bemerken Sie oft gar nicht.

Ein typisches Anwendungsszenario: Die Familie sitzt beim Abendessen, als das Licht in der ganzen Nachbarschaft ausgeht – nur bei Ihnen nicht. Die Heizung läuft weiter, das Essen auf dem Herd kocht fertig, und die Kinder können ihre Hausaufgaben im hellen Zimmer beenden.

Technisch erfordert dies eine dreiphasige Versorgung, damit auch leistungsstarke Verbraucher wie Wärmepumpen, Durchlauferhitzer oder E-Auto-Ladestationen (mit reduzierter Leistung) betrieben werden können. Der Speicher und der Wechselrichter müssen für diese höhere Leistung ausgelegt sein, was die Kosten entsprechend erhöht.

Ersatzstrom im Überblick:

  • Leistung: Versorgt das ganze Haus auf allen drei Phasen.
  • Komfort: Die Umschaltung erfolgt automatisch und unterbrechungsfrei.
  • Eignung: Für alle, die bei einem Stromausfall kaum Einschränkungen im Alltag hinnehmen möchten.
  • Kosten: Deutlich höher als bei einer reinen Notstromlösung, da aufwendigere Technik erforderlich ist.

Inselbetrieb: Die vollständige Unabhängigkeit

Der Inselbetrieb ist die höchste Stufe der Autarkie. Er geht einen entscheidenden Schritt weiter als die reine Ersatzstromversorgung: Das System kann nicht nur das Haus aus dem Speicher versorgen, sondern den Speicher während des Ausfalls auch mit der PV-Anlage wieder aufladen.

Diese Fähigkeit wird auch als „Schwarzstartfähigkeit“ bezeichnet. Das System kann sich also aus einem komplett abgeschalteten Zustand („schwarz“) allein mit Sonnenenergie wieder hochfahren und ein stabiles Inselnetz erzeugen.

Ein typisches Anwendungsszenario: Ein mehrtägiger Blackout legt die Region lahm. Während andere nach wenigen Stunden ohne Strom sind, nutzen Sie tagsüber den Solarstrom direkt vom Dach, um zu kochen, zu arbeiten und Ihr Elektroauto zu laden. Überschüssige Energie füllt den Speicher, der Sie sicher durch die Nacht bringt.

Ein echter Inselbetrieb stellt die höchsten Anforderungen an die gesamte Systemarchitektur und ist die kostspieligste Variante. Er bietet jedoch maximale Sicherheit und Unabhängigkeit, selbst bei langanhaltenden Ausfällen.

Inselbetrieb im Überblick:

  • Leistung: Versorgt das ganze Haus und lädt den Speicher gleichzeitig mit Solarstrom nach.
  • Komfort: Vollautomatische Versorgung und Unabhängigkeit vom öffentlichen Netz für potenziell unbegrenzte Zeit (solange die Sonne scheint).
  • Eignung: Für Nutzer mit maximalem Sicherheits- und Autarkieanspruch.
  • Kosten: Die teuerste und technisch anspruchsvollste Lösung.
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Welche Lösung ist die richtige für Sie? Ein Überblick

Welches System das richtige ist, hängt von Ihren persönlichen Anforderungen an Sicherheit und Komfort sowie von Ihrem Budget ab. Stellen Sie sich zur Orientierung folgende Fragen:

  • Was ist mein Ziel? Möchte ich nur das Nötigste absichern (Notstrom), meinen gewohnten Lebensstandard aufrechterhalten (Ersatzstrom) oder für den Extremfall gerüstet sein (Inselbetrieb)?
  • Welche Geräte sind unverzichtbar? Reicht es, Kühlschrank und Handy zu versorgen, oder muss auch die Heizung oder eine medizinische Apparatur laufen?
  • Wie hoch ist mein Budget? Die Kosten für die verschiedenen Lösungen unterscheiden sich erheblich.

Unsere Erfahrung aus zahlreichen Kundenprojekten zeigt, dass eine vollwertige Ersatzstromlösung für die meisten Eigenheimbesitzer den besten Kompromiss aus Kosten, Komfort und Sicherheit bietet.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was genau bedeutet „schwarzstartfähig“?

Schwarzstartfähigkeit beschreibt die Fähigkeit eines Wechselrichters, ohne bestehende Netzspannung (also bei einem Blackout) nur mithilfe der Energie von den Solarmodulen ein eigenes, stabiles Stromnetz aufzubauen. Dies ist die zwingende Voraussetzung für den echten Inselbetrieb mit Nachladung des Speichers.

Kann ich meine bestehende PV-Anlage nachträglich notstromfähig machen?

Eine Nachrüstung ist technisch möglich, aber oft komplex und teuer. Meist muss der vorhandene Wechselrichter ausgetauscht und eine spezielle Umschalteinrichtung installiert werden. In der Regel ist es wirtschaftlicher und einfacher, die Notstrom- oder Ersatzstromfähigkeit direkt bei der Planung einer neuen Anlage zu berücksichtigen.

Wie lange reicht der Strom aus meinem Speicher bei einem Ausfall?

Das hängt von der Kapazität Ihres Speichers und Ihrem Verbrauch ab. Als Faustregel gilt: Ein typischer 10-kWh-Speicher kann einen Haushalt mit einer nächtlichen Grundlast von 500 Watt (Kühlschrank, Standby-Geräte, Heizungssteuerung) für etwa 20 Stunden versorgen – ohne dass tagsüber Solarstrom nachgeladen wird.

Funktionieren alle meine Geräte im Ersatzstrombetrieb?

Bei einer dreiphasigen Ersatzstromversorgung funktionieren in der Regel alle Haushaltsgeräte wie gewohnt. Wichtig ist jedoch, die maximale Abgabeleistung des Systems zu beachten. Der gleichzeitige Betrieb mehrerer Großverbraucher (z. B. Herd, Waschmaschine und Föhn) kann das System an seine Grenzen bringen.

Fazit: Sicherheit gezielt planen

Notstrom, Ersatzstrom und Inselbetrieb beschreiben sehr unterschiedliche Stufen der Versorgungssicherheit bei einem Stromausfall. Während der oft genutzte Begriff „notstromfähig“ meist nur eine minimale Grundsicherung bedeutet, bieten Ersatzstrom- und Inselsysteme einen umfassenden Komfort und echte Autarkie.

Angesichts der hohen Stabilität des deutschen Stromnetzes ist Panik vor Blackouts unangebracht. Eine gut durchdachte Notstromstrategie ist jedoch eine sinnvolle Investition in die eigene Unabhängigkeit und gibt vor allem ein beruhigendes Gefühl. Wägen Sie Ihren persönlichen Bedarf sorgfältig ab und lassen Sie sich fachkundig beraten, um die für Sie passende Lösung zu finden.

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OLEKSANDR PUSHKAR
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