Mieterstrom-Dienstleister: White-Label vs. Abrechnungsservice im Vergleich

Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses ist ein echter Gewinn
Sie senkt nicht nur die Nebenkosten und steigert den Immobilienwert, sondern ermöglicht auch die direkte Versorgung der Mieter mit günstigem und sauberem Solarstrom. Doch diese Chance bringt auch administrative Herausforderungen mit sich: die korrekte Abrechnung und Verwaltung des Mieterstroms. Für Vermieter und Eigentümergemeinschaften stellt sich daher schnell die Frage, wie sich die komplexen gesetzlichen Vorgaben erfüllen lassen, ohne selbst zum Energieexperten werden zu müssen. Die Lösung liegt oft in der Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Dienstleister.
Um Ihnen die Entscheidung zu erleichtern, vergleichen wir die zwei gängigsten Modelle – den reinen Abrechnungsservice und die White-Label-Lösung – und zeigen, welcher Ansatz für Ihr Projekt der richtige ist.
Warum ein externer Dienstleister für Mieterstrom?
Die Lieferung von Strom an Dritte – auch an die eigenen Mieter – macht Sie aus rechtlicher Sicht zu einem Energieversorgungsunternehmen. Damit übernehmen Sie die sogenannte „energiewirtschaftliche Rolle des Letztverbraucherlieferanten“. Diese Rolle ist mit einer Reihe von Pflichten verbunden, die weit über das Ablesen eines Zählers hinausgehen:
- Messkonzept: Es muss ein gesetzeskonformes Messkonzept erstellt und mit dem Netzbetreiber abgestimmt werden.
- Abrechnung: Die Stromabrechnungen müssen monatsscharf und verständlich sein und alle gesetzlich vorgeschriebenen Angaben enthalten.
- Marktkommunikation: Sie müssen in der Lage sein, standardisierte Datenformate mit dem Netzbetreiber auszutauschen.
- Reststromlieferung: Da die PV-Anlage nicht rund um die Uhr Strom liefert, muss der zusätzlich benötigte Strom (Reststrom) aus dem Netz bezogen und an die Mieter weitergeleitet werden.
Diese Aufgaben erfordern spezielles Fachwissen und IT-Systeme. Ein externer Dienstleister nimmt Ihnen diese Komplexität ab und sorgt dafür, dass Ihr Mieterstrommodell rechtssicher und effizient läuft.
Die White-Label-Lösung: Das Rundum-Sorglos-Paket
Eine White-Label-Lösung ist die umfassendste Form der Dienstleistung. Bei diesem Modell übernimmt der Partner nicht nur die technische Abrechnung, sondern auch die gesamte energiewirtschaftliche Verantwortung.
Das Prinzip ist einfach: Der Dienstleister wird offiziell zum Stromlieferanten Ihrer Mieter. Er kümmert sich um alles – von der Vertragsgestaltung über die Reststromlieferung bis hin zur Kommunikation mit dem Netzbetreiber. Nach außen hin tritt jedoch weiterhin Ihre Marke oder der Name Ihrer Immobilie in Erscheinung. Die Mieter haben also das Gefühl, den Strom direkt von Ihnen zu beziehen, während im Hintergrund ein Profi die Fäden zieht.
Vorteile der White-Label-Lösung
- Minimaler Aufwand: Sie müssen sich um keine energiewirtschaftlichen Details kümmern. Ideal für Immobilienverwalter und Eigentümer, die ihre Ressourcen schonen möchten.
- Rechtssicherheit: Der Dienstleister trägt die volle Verantwortung für die Einhaltung aller gesetzlichen Vorschriften. Sie sind von Haftungsrisiken befreit.
- Integrierte Reststromlieferung: Der Partner beschafft und liefert den benötigten Reststrom automatisch, oft zu günstigeren Konditionen, als ein einzelner Vermieter sie aushandeln könnte.
- Professioneller Auftritt: Sie bieten Ihren Mietern einen professionellen Service unter Ihrem eigenen Namen an.
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Ab 1.299,00 €Nachteile der White-Label-Lösung
- Geringere Flexibilität: Sie haben weniger Einfluss auf die Tarifgestaltung und Vertragsdetails, da diese vom Dienstleister vorgegeben werden.
- Potenziell geringere Marge: Da der Dienstleister ein umfassendes Servicepaket anbietet und das volle Risiko trägt, ist sein Anteil an den Einnahmen in der Regel höher.
Praxisbeispiel
Ein Immobilienunternehmen besitzt mehrere Mietshäuser und möchte Mieterstrom als Standard anbieten, um die Attraktivität der Objekte zu steigern. Das Unternehmen hat jedoch keine eigenen Kapazitäten für das Energiemanagement. In diesem Szenario ist die White-Label-Lösung ideal. Sie ermöglicht einen schnellen und rechtssicheren Rollout des Angebots über alle Liegenschaften hinweg, ohne internes Fachpersonal aufbauen zu müssen.
Modell 2: Der reine Abrechnungs- und Messdienstleister
Bei diesem Modell beauftragen Sie einen Dienstleister ausschließlich mit den technischen Aufgaben des Messens und Abrechnens, auch „Metering and Billing as a Service“ genannt. Sie als Vermieter oder Eigentümergemeinschaft bleiben jedoch der offizielle Stromlieferant für Ihre Mieter.
In der Praxis bedeutet das: Sie schließen die Stromlieferverträge direkt mit Ihren Mietern ab und legen die Preise selbst fest. Der Dienstleister installiert die nötige Zählertechnik, liest die Verbrauchsdaten fern aus und erstellt auf dieser Basis die monatlichen Abrechnungen, die Sie dann an Ihre Mieter weiterleiten.
Vorteile des Abrechnungs- und Messdienstleisters
- Volle Kontrolle: Sie behalten die gesamte Vertragsbeziehung in Ihrer Hand und können Tarife und Konditionen frei gestalten.
- Maximale Marge: Da Sie die Verantwortung tragen und den Reststrom selbst beschaffen, bleibt ein größerer Teil der Einnahmen bei Ihnen.
- Direkter Mieterkontakt: Sie sind der direkte Ansprechpartner für Ihre Mieter in allen Belangen rund um die Stromlieferung.
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6.999,00 €Nachteile des Abrechnungs- und Messdienstleisters
- Hoher administrativer Aufwand: Sie sind für die Einhaltung aller gesetzlichen Pflichten eines Energieversorgers verantwortlich.
- Reststrom-Management: Sie müssen sich selbst um einen Vertrag zur Lieferung des Reststroms kümmern, was oft komplex und teuer sein kann.
- Haftungsrisiko: Bei Fehlern in der Abrechnung oder Nichteinhaltung von Vorschriften haften Sie direkt.
Praxisbeispiel
Eine engagierte Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) mit 12 Parteien entscheidet sich für eine gemeinschaftliche PV-Anlage. Ein Mitglied der WEG hat energiewirtschaftliche Vorkenntnisse und ist bereit, die administrative Verantwortung zu übernehmen. Die Gemeinschaft möchte die Strompreise so niedrig wie möglich halten und die Gewinne direkt in die Instandhaltungsrücklage fließen lassen. Hier ist der reine Abrechnungsservice die passende Wahl, da er die technische Abwicklung übernimmt, der WEG aber die volle Kontrolle und den maximalen finanziellen Nutzen überlässt.
Entscheidungshilfe: Welches Modell passt zu Ihnen?
Die Wahl zwischen den beiden Modellen hängt von Ihren individuellen Prioritäten ab. Die folgende Übersicht fasst die wichtigsten Entscheidungskriterien zusammen:
| Kriterium | White-Label-Lösung | Reiner Abrechnungsservice |
|---|---|---|
| Administrativer Aufwand | Sehr gering | Hoch |
| Rechtliche Verantwortung | Liegt beim Dienstleister | Liegt bei Ihnen |
| Kontrolle über Tarife | Gering bis mittel | Vollständig |
| Reststromlieferung | Inklusive | Muss selbst organisiert werden |
| Potenzielle Gewinnmarge | Mittel | Hoch |
| Geeignet für | Immobilienverwalter, Investoren, Eigentümer ohne Fachwissen | Engagierte WEGs, Eigentümer mit Branchenkenntnis |
Bevor Sie eine Entscheidung treffen, sollten Sie die Wirtschaftlichkeit Ihres Projekts genau kalkulieren. Mit einem Mieterstrom-Rechner können Sie verschiedene Szenarien durchspielen und die potenziellen Einnahmen besser einschätzen. Umfassende Informationen darüber, was Mieterstrom ist, bilden die Grundlage für eine fundierte Entscheidung.
Worauf Sie bei der Auswahl eines Dienstleisters achten sollten
Unabhängig vom gewählten Modell gibt es einige universelle Qualitätsmerkmale, die ein guter Partner erfüllen sollte:
- Transparente Kosten: Achten Sie auf eine klare und verständliche Preisstruktur ohne versteckte Gebühren. Rechnen Sie mit einer einmaligen Einrichtungsgebühr und einer monatlichen Gebühr pro Zählpunkt.
- Erfahrung und Referenzen: Fragen Sie nach erfolgreich umgesetzten Projekten in einer ähnlichen Größenordnung.
- Technologie: Der Dienstleister sollte moderne, fernauslesbare Smart Meter verwenden, die eine unkomplizierte und exakte Abrechnung ermöglichen.
- Flexibilität: Prüfen Sie die Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen. Ein fairer Partner wird Sie nicht übermäßig lange binden.
- Kundenservice: Ein guter Support, der bei Fragen schnell und kompetent zur Seite steht, ist unerlässlich.
Die Erfahrung zeigt, dass die sorgfältige Auswahl des Dienstleisters maßgeblich darüber entscheidet, ob ein Mieterstromprojekt langfristig erfolgreich und rentabel ist. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Sie Mieterstrom umsetzen, finden Sie auf Photovoltaik.info weiterführende Leitfäden.
Häufige Fragen (FAQ)
Muss ich als Vermieter zum Stromanbieter werden?
Das hängt vom Modell ab. Bei der reinen Abrechnungsdienstleistung ja, bei der White-Label-Lösung nicht. Dort übernimmt der Dienstleister diese Rolle für Sie.
Was passiert, wenn die Sonne nicht scheint?
In beiden Modellen wird der fehlende Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen (Reststrom). Bei der White-Label-Lösung kümmert sich der Dienstleister automatisch darum. Beim reinen Abrechnungsservice müssen Sie selbst einen entsprechenden Liefervertrag abschließen.
Können Mieter gezwungen werden, den Mieterstrom anzunehmen?
Nein, in Deutschland gilt die freie Wahl des Stromanbieters. Die Teilnahme am Mieterstrommodell ist für Mieter immer freiwillig. Ein attraktiver Preis, der unter dem des lokalen Grundversorgers liegt, ist daher der Schlüssel zum Erfolg.
Wie hoch sind die Kosten für einen Mieterstrom-Dienstleister?
Die Kosten variieren je nach Anbieter und Leistungsumfang. Als Faustregel können Sie mit einer monatlichen Grundgebühr pro Zählpunkt (z. B. 5-10 €) sowie einer einmaligen Einrichtungsgebühr für die Installation der Messtechnik rechnen.
Fazit: Der richtige Partner als Schlüssel zum Erfolg
Die Entscheidung für einen Mieterstrom-Dienstleister ist ein strategischer Schritt, der den administrativen Aufwand maßgeblich beeinflusst. Während die White-Label-Lösung ein Rundum-Sorglos-Paket für all jene bietet, die sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren möchten, ist der reine Abrechnungsservice die richtige Wahl für Eigentümer und Gemeinschaften, die maximale Kontrolle sowie den höchstmöglichen Ertrag anstreben und bereit sind, dafür mehr Verantwortung zu übernehmen.
Analysieren Sie Ihre eigenen Ressourcen, Ihr Fachwissen und Ihre Risikobereitschaft, um das passende Modell für Ihr Immobilienprojekt zu finden. Der richtige Partner macht Mieterstrom von einer komplexen Herausforderung zu einem gewinnbringenden und nachhaltigen Geschäftsmodell.
Möchten Sie Ihre individuelle Situation besser einschätzen oder suchen Sie nach den passenden Komponenten für Ihr Projekt? Weitere praxisnahe Informationen und Hilfestellungen finden Sie direkt auf Photovoltaik.info. Nehmen Sie gern Kontakt mit uns auf, um Ihr Vorhaben zu besprechen.



