Leistungsgarantie vs. Produktgarantie bei Solarmodulen: Worauf Sie wirklich achten müssen

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Die Eckdaten sehen auf den ersten Blick oft sehr ähnlich aus: gleiche Leistung in Kilowatt-Peak (kWp), vergleichbare Komponenten, ähnlicher Preis. Doch im Detail verbirgt sich ein entscheidender Faktor, der über die langfristige Wirtschaftlichkeit und Ihre Sorgenfreiheit entscheidet – die Garantiebedingungen der Solarmodule. Wer hier nur auf die Laufzeit in Jahren schaut, übersieht leicht das Wesentliche.

Dieser Artikel erklärt Ihnen einfach und verständlich die Unterschiede zwischen Produkt- und Leistungsgarantie. Sie erfahren, warum eine lineare Leistungsgarantie heute der Goldstandard ist und wie Sie die Versprechen der Hersteller richtig deuten, um Ihre Investition sicher und rentabel zu gestalten.

Die zwei Säulen der Sicherheit: Was die Garantien abdecken

Jedes hochwertige Solarmodul wird mit zwei fundamental unterschiedlichen Garantieversprechen ausgeliefert. Man kann sie sich wie die Versicherung für Ihr Auto vorstellen: Die eine schützt die Karosserie vor Rost (das Produkt), die andere garantiert, dass der Motor auch nach vielen Jahren noch eine bestimmte Leistung erbringt (die Performance).

Die Produktgarantie: Schutz vor Material- und Herstellungsfehlern

Die Produktgarantie, oft auch Materialgarantie genannt, ist die klassische Absicherung gegen Mängel am physischen Produkt selbst. Sie greift, wenn das Solarmodul aufgrund eines Fehlers in der Produktion oder im Material versagt.

Typische Anwendungsfälle für die Produktgarantie sind:

  • Defekter Rahmen: Ein verbogener oder undichter Rahmen, der Wasser eindringen lässt.
  • Delamination: Das Ablösen der Schutzfolien auf der Rückseite des Moduls.
  • Fehlerhafte Anschlussdose: Korrodierte Anschlüsse oder eine undichte Dose, die zu Leistungsproblemen führt.
  • Glasbruch durch Eigenspannung: In seltenen Fällen kann es zu Rissen im Glas kommen, die nicht auf äußere Einwirkungen zurückzuführen sind.

Die übliche Laufzeit für eine Produktgarantie liegt heute bei 12 bis 15 Jahren. Einige Premium-Hersteller bieten mittlerweile sogar 25 oder 30 Jahre, was ein starkes Signal für das Vertrauen in die eigene Fertigungsqualität ist. Eine längere Produktgarantie ist somit ein klares Indiz für hochwertige Verarbeitung und langlebige Materialien.

Die Leistungsgarantie: Eine Zusage für jahrzehntelange Erträge

Die Leistungsgarantie ist das wohl wichtigste Versprechen für die Wirtschaftlichkeit Ihrer Anlage. Sie sichert Ihnen zu, dass ein Solarmodul über einen sehr langen Zeitraum – üblicherweise 25 bis 30 Jahre – nicht unter einen bestimmten Prozentsatz seiner ursprünglichen Nennleistung fällt.

Warum ist das nötig? Jedes Solarmodul unterliegt einer natürlichen, altersbedingten Leistungsabnahme, der sogenannten Degradation. Die Leistungsgarantie setzt diesem Prozess klare Grenzen. Ein typisches Garantieversprechen eines modernen Moduls lautet beispielsweise:

  • Im ersten Jahr maximal 2 % Leistungsverlust.
  • In den Folgejahren maximal 0,55 % Leistungsverlust pro Jahr.
  • Nach 25 Jahren wird noch eine Leistung von mindestens 84,8 % der ursprünglichen Nennleistung garantiert.

Dieser garantierte Mindestertrag ist die Grundlage für jede seriöse Wirtschaftlichkeitsberechnung. Doch genau hier liegt ein entscheidender Unterschied, den viele übersehen.

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Der feine Unterschied: Lineare vs. stufenweise Leistungsgarantie

Früher waren stufenweise Garantien verbreitet. Sie versprachen beispielsweise 90 % Leistung für die ersten 10 Jahre und 80 % für die gesamten 25 Jahre. Das Problem: Ein Modul konnte bereits im zweiten Jahr auf 90,1 % seiner Leistung abfallen, ohne dass ein Garantiefall eingetreten wäre.

Heute ist die lineare Leistungsgarantie der Industriestandard und ein klares Qualitätsmerkmal. Sie garantiert einen gleichmäßigen, maximalen Leistungsabfall über die gesamte Laufzeit. Fällt die Leistung eines Moduls stärker ab als in der linearen Kurve vorgesehen, liegt ein Garantiefall vor.

Praxisbeispiel:

Stellen Sie sich ein Modul mit 400 Watt Nennleistung vor.

  • Lineare Garantie (84,8 % nach 25 J.): Das Modul muss nach 25 Jahren noch mindestens 339,2 Watt leisten. Die Leistung darf dabei jedes Jahr nur um einen kleinen, definierten Betrag sinken.
  • Stufenweise Garantie (80 % nach 25 J.): Das Modul müsste nur 320 Watt leisten. Der Leistungsabfall in den ersten Jahren könnte aber deutlich stärker ausfallen, ohne dass die Garantie greift.

Inzwischen bieten alle namhaften Hersteller auf dem Markt ausschließlich lineare Leistungsgarantien an. Angebote mit stufenweisen Garantien sollten Sie daher kritisch prüfen.

Was Garantien oft verschweigen: Die verborgenen Kosten im Schadensfall

Ein Garantieversprechen auf dem Papier ist das eine – die Abwicklung im Ernstfall das andere. Hier gibt es einige wichtige Punkte, die Sie kennen sollten, bevor Sie sich entscheiden.

  1. Wer ist der Garantiegeber?
    Ihr Ansprechpartner ist in der Regel der Installateur. Der Garantiegeber ist jedoch fast immer der Hersteller der Solarmodule. Das bedeutet: Geht der Hersteller insolvent, ist die Garantie in den meisten Fällen wertlos. Deshalb ist es ratsam, auf etablierte Hersteller mit langer Marktpräsenz und idealerweise einer Niederlassung in Europa zu setzen.

  2. Was ist mit den Nebenkosten?
    Die meisten Standardgarantien decken nur das defekte Modul an sich ab. Die Kosten für die Fehlersuche auf dem Dach, die Demontage des alten Moduls, den Transport und die Montage des neuen Moduls sind oft nicht enthalten. Diese Kosten müssen Sie selbst tragen oder über eine separate Versicherung abdecken. Nur wenige Premium-Anbieter schließen diese Kosten in ihre Garantiebedingungen ein – ein deutlicher Mehrwert.

  3. Wie wird ein Leistungsverlust nachgewiesen?
    Ein verminderter Ertrag der Gesamtanlage ist noch kein Beweis für einen Garantiefall bei einem einzelnen Modul. Um einen Anspruch geltend zu machen, muss das betreffende Modul in der Regel demontiert und in einem Labor unter Standard-Testbedingungen geprüft („geflasht“) werden. Diesen Prozess leitet üblicherweise Ihr Fachbetrieb ein.

Bedenken Sie: Die Garantie dient Ihnen als Absicherung gegen vorzeitige Ausfälle und übermäßige Degradation, auch wenn die tatsächliche Lebensdauer von Solarmodulen die Garantiezeiträume oft bei Weitem übersteigt.

So erkennen Sie eine gute Garantie: Eine Checkliste für Ihre Entscheidung

Um Ihnen die Bewertung von Angeboten zu erleichtern, haben wir die wichtigsten Punkte für Sie zusammengefasst.

Achten Sie bei der Prüfung von Garantiedokumenten auf folgende Kriterien:

  • Produktgarantie: Mindestens 12 Jahre, bei hochwertigen Modulen eher 15 bis 25 Jahre.
  • Leistungsgarantie: Unbedingt linear und über einen Zeitraum von mindestens 25 Jahren, besser 30 Jahre.
  • Degradationswerte: Geringe Degradation im ersten Jahr (unter 2 %) und in den Folgejahren (unter 0,6 %).
  • Garantiegeber: Ein finanziell stabiler, etablierter Hersteller mit Service-Stützpunkt in Europa ist vorzuziehen.
  • Zusatzleistungen: Prüfen Sie das Kleingedruckte: Sind Transport- oder Austauschkosten im Schadensfall abgedeckt?
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Häufige Fragen zu Solarmodul-Garantien (FAQ)

Was passiert, wenn der Hersteller insolvent geht?

In diesem Fall erlischt die Herstellergarantie in der Regel. Ihr Installationsbetrieb ist nur für seine eigene Gewährleistung auf die Montage haftbar, nicht für die Produktversprechen des Herstellers. Die Wahl eines soliden Herstellers ist daher eine wichtige Risikovorsorge.

Wie mache ich einen Garantieanspruch geltend?

Ihr erster Ansprechpartner ist der Fachbetrieb, der die Anlage installiert hat. Er prüft den Schaden, übernimmt die Kommunikation mit dem Hersteller und koordiniert den Austausch. Dokumentieren Sie am besten eventuelle Fehlermeldungen des Wechselrichters oder sichtbare Schäden am Modul mit Fotos.

Decken die Garantien auch Schäden durch Hagel oder Sturm ab?

Nein. Schäden durch äußere Einflüsse wie Unwetter, Feuer oder Vandalismus sind kein Fall für die Herstellergarantie. Solche Risiken werden üblicherweise über die Wohngebäudeversicherung oder eine separate Photovoltaik-Versicherung abgedeckt.

Ist eine längere Garantie automatisch besser?

Eine längere Garantiezeit ist ein gutes Zeichen, aber nicht das einzige Kriterium. Die Garantiebedingungen, etwa die Übernahme von Nebenkosten, und die Reputation des Herstellers sind mindestens genauso wichtig. Eine 30-Jahres-Garantie von einem unbekannten Unternehmen kann im Ernstfall weniger wert sein als eine 15-Jahres-Garantie von einem etablierten Marktführer.

Fazit: Eine gute Garantie ist mehr als nur eine lange Laufzeit

Die Garantiebedingungen sind ein Spiegelbild der Qualität und Langlebigkeit von Solarmodulen. Während die Produktgarantie die Hardware absichert, schützt die lineare Leistungsgarantie Ihre langfristigen Stromerträge und damit die Wirtschaftlichkeit Ihrer Investition.

Lassen Sie sich nicht von reinen Jahreszahlen blenden. Achten Sie auf die Details, bevorzugen Sie lineare Leistungsgarantien und wählen Sie einen Hersteller, dem Sie auch in 15 oder 20 Jahren noch vertrauen. Eine sorgfältige Prüfung der Garantien ist ein kleiner Aufwand, der Ihnen über Jahrzehnte Sicherheit und einen verlässlichen Ertrag sichert.

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OLEKSANDR PUSHKAR
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