Intraday-Handel als Teil der Direktvermarktung: Zusätzliche Erlöspotenziale für flexible Anlagen

Stellen Sie sich vor: Für den morgigen Tag ist strahlender Sonnenschein vorhergesagt. Ihr Direktvermarkter verkauft die prognostizierte Strommenge Ihrer Photovoltaikanlage bereits heute am sogenannten Day-Ahead-Markt zu einem guten Preis. Doch am nächsten Mittag ziehen unvorhergesehen Wolken auf und die Produktion bricht ein. Was passiert nun mit dem „zu viel“ verkauften Strom? Genau hier kommt der Intraday-Handel ins Spiel. Er ermöglicht es, auf solche kurzfristigen Änderungen zu reagieren und die Erlöse Ihrer Anlage zu optimieren. Besonders für Betreiber flexibler Anlagen, etwa in Kombination mit einem Stromspeicher, ist dieses Instrument entscheidend.
Was ist der Intraday-Handel und wie unterscheidet er sich vom Day-Ahead-Markt?
Um das Potenzial des Intraday-Handels zu verstehen, hilft ein Blick auf die beiden wichtigsten Handelsplätze an der Strombörse. Der Stromhandel für den Folgetag findet hauptsächlich auf zwei Märkten statt:
- Der Day-Ahead-Markt: Hier wird Strom in stündlichen oder viertelstündlichen Blöcken für den gesamten nächsten Tag gehandelt. Die Auktionen enden in der Regel am Vortag um 12 Uhr mittags. Dieser Markt basiert auf Prognosen – etwa Wettervorhersagen für die Solarstromproduktion. Man könnte es mit einer langfristigen Planung vergleichen.
- Der Intraday-Markt: Dieser Markt öffnet nach dem Day-Ahead-Handel und ermöglicht es, Strom bis kurz vor die eigentliche Lieferung zu handeln – in Deutschland teilweise bis zu fünf Minuten vorher. Er dient dazu, kurzfristige Abweichungen zwischen Prognose und tatsächlicher Erzeugung oder tatsächlichem Verbrauch auszugleichen. Er ist das Instrument für die Feinjustierung in Echtzeit.
Die Preise am Intraday-Markt sind oft deutlich volatiler als am Day-Ahead-Markt. An Tagen mit unsicheren Wetterlagen oder unerwarteten Kraftwerksausfällen können Preisspitzen das Niveau des Vortageshandels sogar um 20 bis 30 % übersteigen.
Ein einfaches Beispiel aus dem Alltag
Stellen Sie sich den Day-Ahead-Handel wie die Reservierung eines Tisches in Ihrem Lieblingsrestaurant für morgen Abend vor. Sie gehen davon aus, dass Sie zu zweit sein werden. Der Intraday-Handel ist die Möglichkeit, das Restaurant eine Viertelstunde vorher anzurufen und mitzuteilen, dass überraschend noch zwei Freunde dazugekommen sind. Sie passen Ihre Planung kurzfristig an die Realität an. Genau das passiert beim Stromhandel.
Warum ist der Intraday-Handel für Betreiber von PV-Anlagen relevant?
Die Stromerzeugung aus Photovoltaik ist naturgemäß wetterabhängig und damit schwer exakt vorauszusagen. Selbst die besten Wettermodelle können nicht hundertprozentig vorhersagen, ob zur prognostizierten Zeit die Sonne scheint oder eine Wolke den Ertrag schmälert. Genau diese Prognoseabweichungen machen den Intraday-Handel so wertvoll.
Das Problem ohne Intraday-Handel:
- Bei Unterproduktion (weniger Sonne als gedacht): Hat Ihr Direktvermarkter mehr Strom verkauft, als Ihre Anlage tatsächlich liefert, muss diese Fehlmenge teuer als Regelenergie beschafft werden. Das mindert Ihren Gewinn.
- Bei Überproduktion (mehr Sonne als gedacht): Produziert Ihre Anlage mehr als prognostiziert, kann dieser Überschussstrom oft nur zu sehr niedrigen Preisen oder gar nicht vergütet werden.
Der Intraday-Handel löst dieses Problem. Er ermöglicht es Ihrem Direktvermarkter, auf die aktualisierten Erzeugungsprognosen zu reagieren.
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Ab 1.299,00 €Praxisszenario: Eine mittelgroße Gewerbeanlage
Ein Unternehmen betreibt eine 80-kWp-Anlage auf seinem Dach und nimmt an der Direktvermarktung von Solarstrom teil. Für Dienstag um 14:00 Uhr wird eine Leistung von 70 kW prognostiziert und am Day-Ahead-Markt verkauft. Eine dichte Wolkendecke reduziert die tatsächliche Leistung jedoch auf 45 kW. Ohne Intraday-Handel entstünde eine teure Differenz von 25 kW. Mit dem Intraday-Handel kann der Direktvermarkter die Prognose kurzfristig nach unten korrigieren und die zu viel verkaufte Menge am Markt zurückkaufen – meist deutlich günstiger als die Kosten für Regelenergie.
Die Schlüsselrolle von Flexibilität: Batteriespeicher als Game-Changer
Wirklich interessant wird der Intraday-Handel, wenn Ihre Anlage nicht nur passiv auf das Wetter reagiert, sondern aktiv am Marktgeschehen teilnehmen kann. Hier spielen Stromspeicher ihre Stärken aus: Eine Photovoltaikanlage mit Speicher ist damit nicht mehr nur ein Erzeuger, sondern eine flexible Ressource.
Ein Speicher ermöglicht zwei entscheidende Strategien:
- Vermeidung negativer Strompreise: Bei einem Überangebot an Strom können die Preise an der Börse negativ werden. Anstatt den Strom zu diesen Zeiten zu verkaufen und dafür womöglich noch zahlen zu müssen, kann er im Speicher zwischengelagert und später zu profitablen Zeiten verkauft werden.
- Nutzung von Preisspitzen: Der Speicher kann gezielt dann entladen werden, wenn die Preise am Intraday-Markt besonders hoch sind. Dies kann beispielsweise abends sein, wenn die Sonne nicht mehr scheint, die Nachfrage aber hoch ist.
Praxisszenario: Erlösoptimierung mit Speicher
An einem sonnigen Nachmittag ist der Strompreis niedrig. Statt den gesamten Solarstrom einzuspeisen, wird der Batteriespeicher des Hauses vollständig geladen. Gegen 18:00 Uhr fällt unerwartet ein großes Kraftwerk aus, was zu einem rapiden Preisanstieg am Intraday-Markt führt. Der Algorithmus des Direktvermarkters erkennt diese Chance und verkauft den Strom aus dem Speicher zu einem Spitzenpreis.
Die intelligente Kombination aus PV-Anlage, Speicher und Intraday-Handel kann die Vermarktungserlöse in der Praxis um 5 bis 10 Prozent pro Jahr steigern.
Wie funktioniert der Intraday-Handel in der Praxis?
Als einzelner Anlagenbetreiber müssen Sie nicht selbst an der Strombörse aktiv werden. Diese komplexe Aufgabe übernimmt Ihr Direktvermarkter für Sie. Der Prozess sieht typischerweise so aus:
- Prognose & Day-Ahead-Handel: Der Direktvermarkter erstellt eine Erzeugungsprognose für Ihre Anlage und verkauft die entsprechende Strommenge am Day-Ahead-Markt.
- Kontinuierliche Überwachung: Moderne Systeme überwachen permanent die Live-Daten Ihrer Anlage sowie die aktuellsten Wetterprognosen.
- Automatisierter Intraday-Handel: Sobald eine relevante Abweichung zwischen Prognose und Realität erkannt wird, reagiert ein Handelsalgorithmus. Er kauft bei zu geringer Produktion Strom nach oder verkauft bei Überschuss zusätzlichen Strom am Intraday-Markt.
- Optimierung: Das Ziel ist immer, die Kosten für Ausgleichsenergie zu minimieren und zusätzliche Erlöschancen durch den Verkauf bei hohen Preisen zu nutzen.
Bei der Wahl des Direktvermarkters sind eine transparente Abrechnung und ein auf erneuerbare Energien spezialisiertes Handels-Team wichtige Kriterien. Photovoltaik.info bietet hier eine neutrale Informationsgrundlage, um verschiedene Modelle zu vergleichen.
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6.999,00 €FAQ – Häufige Fragen zum Intraday-Handel
Ist der Intraday-Handel auch für meine kleine Hausdach-Anlage geeignet?
Traditionell war die Direktvermarktung inklusive Intraday-Handel eher für Anlagen ab 100 kWp rentabel. Durch die Digitalisierung und die Bündelung vieler kleinerer Anlagen in einem „virtuellen Kraftwerk“ durch den Direktvermarkter wird dieses Modell jedoch zunehmend auch für kleinere Gewerbeanlagen oder landwirtschaftliche Betriebe interessant. Für typische Einfamilienhaus-Anlagen ist der Aufwand meist noch zu hoch, es sei denn, sie sind Teil eines größeren Verbunds.
Muss ich selbst an der Börse aktiv werden?
Nein, das ist eine der Kernaufgaben Ihres Direktvermarkters. Er bündelt die Leistung vieler Anlagen und handelt diese professionell an der Strombörse. Sie als Betreiber stellen lediglich die technischen Voraussetzungen sicher.
Welche technischen Voraussetzungen gibt es?
Ihre Anlage muss fernsteuerbar sein und über einen intelligenten Stromzähler (Smart Meter) verfügen. Dies ermöglicht dem Direktvermarkter, aktuelle Erzeugungsdaten in Echtzeit zu erhalten und die Anlage bei Bedarf zu regeln.
Was kostet die Teilnahme am Intraday-Handel?
Die Kosten sind in der Regel Teil der Servicegebühr des Direktvermarkters. Üblich sind Modelle, bei denen der Vermarkter an den zusätzlich erzielten Gewinnen prozentual beteiligt wird. So entsteht ein gemeinsames Interesse an einer maximalen Erlösoptimierung.
Fazit: Intraday-Handel als Baustein der zukünftigen Energieversorgung
Der Intraday-Handel ist weit mehr als nur ein Instrument zur Gewinnmaximierung. Er ist ein entscheidender Baustein für die Stabilität des Stromnetzes in einer Welt mit einem wachsenden Anteil an erneuerbaren Energien. Da er es ermöglicht, flexibel auf Produktionsschwankungen zu reagieren, hilft er, das Netz im Gleichgewicht zu halten und teure Regeleingriffe zu vermeiden.
Für Anlagenbetreiber, insbesondere jene mit Speichersystemen, eröffnet der Intraday-Handel die Möglichkeit, von einem reinen Stromerzeuger zu einem aktiven und intelligenten Marktteilnehmer zu werden. Er wandelt die Herausforderung der Volatilität in eine wirtschaftliche Chance um und erhöht die Wirtschaftlichkeit von Photovoltaikanlagen spürbar.
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