Direktvermarktung: Festpreis oder Spotpreis – Welches Modell ist besser für Sie?

Sie haben sich entschieden, den Strom Ihrer Photovoltaikanlage direkt zu vermarkten und so aktiv am Energiemarkt teilzunehmen – ein wichtiger Schritt, um die Rentabilität Ihrer Anlage zu maximieren. Jetzt stehen Sie vor einer zentralen Frage: Sollten Sie sich für ein Festpreis- oder ein Spotpreis-Modell entscheiden? Von dieser Wahl hängen Höhe und Planbarkeit Ihrer Einnahmen direkt ab.

In diesem Beitrag erklären wir die Funktionsweise beider Modelle, beleuchten die jeweiligen Vor- und Nachteile und geben Ihnen eine klare Entscheidungshilfe an die Hand.

Die Grundlagen: Worum geht es bei der Abrechnung?

In der Direktvermarktung von Solarstrom verkaufen Sie Ihren überschüssigen Strom nicht mehr zu einem staatlich festgelegten Satz an den Netzbetreiber, sondern über einen Dienstleister – den Direktvermarkter – an der Strombörse. Der Erlös, den Sie dafür erhalten, wird auf zwei grundlegend verschiedene Weisen berechnet. Ihre Entscheidung für ein Modell ist somit eine Abwägung zwischen Sicherheit und Gewinnchance.

Das Festpreismodell: Planbare Einnahmen ohne Risiko

Beim Festpreismodell vereinbaren Sie mit Ihrem Direktvermarkter einen festen Vergütungssatz pro eingespeister Kilowattstunde (kWh). Dieser Preis ist für eine feste Vertragslaufzeit – in der Regel 12 oder 24 Monate – garantiert.

So funktioniert es:

Unabhängig davon, wie stark die Preise an der Strombörse schwanken, erhalten Sie immer den vertraglich zugesicherten Betrag. Steigt der Börsenstrompreis unerwartet stark an, profitiert der Direktvermarkter. Fällt der Preis unter den vereinbarten Satz, trägt der Vermarkter das Risiko.

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Vorteile:

  • Hohe Planungssicherheit: Sie können Ihre Einnahmen exakt kalkulieren. Besonders vorteilhaft ist das, wenn Sie mit den Erträgen einen Kredit für die Anlage bedienen.
  • Kein Marktrisiko: Kursschwankungen oder Phasen mit niedrigen Börsenpreisen beeinflussen Ihre Vergütung nicht.
  • Einfachheit: Die Abrechnungen sind transparent und leicht nachvollziehbar.

Nachteile:

  • Keine Teilhabe an Preisspitzen: Sie profitieren nicht von Phasen mit sehr hohen Börsenstrompreisen, wie sie beispielsweise im Winter bei hoher Nachfrage auftreten können.
  • Möglicherweise geringere Gesamtrendite: Der garantierte Preis liegt aus Sicherheitsgründen oft etwas unter dem erwarteten Marktdurchschnitt. So liegen Festpreisangebote typischerweise 1 bis 2 Cent pro kWh unter dem durchschnittlichen Marktwert des Vorjahres.

Praxisbeispiel:

Ein Eigenheimbesitzer mit einer 15-kWp-Anlage schließt einen Festpreisvertrag über 9 Cent/kWh ab. Er speist jährlich 8.000 kWh ein und kann fest mit Einnahmen von 720 € pro Jahr rechnen, egal was am Markt passiert.

Das Spotpreismodell: Flexibel am Marktgeschehen teilhaben

Beim Spotpreismodell (auch Marktwert-Modell genannt) ist Ihre Vergütung direkt an den aktuellen Preis an der Strombörse gekoppelt. Der Preis wird monatlich neu ermittelt und basiert auf dem sogenannten „Marktwert Solar“: dem durchschnittlichen Preis, der im Vormonat für Solarstrom an der Börse erzielt wurde.

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So funktioniert es:

Ihre monatliche Vergütung schwankt mit dem Markt. In sonnenreichen Monaten mit hoher Stromnachfrage können Sie hohe Erlöse erzielen. In Zeiten eines Überangebots, zum Beispiel an sonnigen Feiertagen mit geringem Industrieverbrauch, kann der Preis auch deutlich sinken.

Vorteile:

  • Hohes Gewinnpotenzial: Sie partizipieren direkt an positiven Marktentwicklungen und können in Hochpreisphasen deutlich mehr verdienen als mit einem Festpreis.
  • Marktgerechte Vergütung: Sie erhalten stets einen fairen, transparenten Preis, der sich am tatsächlichen Wert Ihres Solarstroms orientiert.
  • Flexibilität: Sie sind nicht langfristig an einen potenziell veralteten Preis gebunden.

Nachteile:

  • Keine Planungssicherheit: Ihre monatlichen Einnahmen sind schwer vorherzusagen und können stark schwanken.
  • Preisrisiko: In Phasen mit niedrigen Börsenstrompreisen fallen Ihre Einnahmen entsprechend gering aus. In seltenen Fällen können die Preise sogar negativ werden.
  • Höhere Komplexität: Sie müssen die Marktentwicklung zumindest grob im Auge behalten, um Ihre Ertragslage einschätzen zu können.

Praxisbeispiel:

Derselbe Anlagenbetreiber entscheidet sich für das Spotpreismodell. In einem sonnigen Sommermonat mit hoher Nachfrage liegt der Marktwert bei 12 Cent/kWh, in einem windigen Herbstmonat mit geringer Nachfrage nur bei 6 Cent/kWh. Seine Einnahmen schwanken also erheblich.

Direkter Vergleich: Welches Modell passt zu wem?

Die Entscheidung hängt maßgeblich von Ihrer persönlichen Risikobereitschaft und Ihren finanziellen Zielen ab. Hier ist eine Gegenüberstellung, die Ihnen bei der Wahl hilft:

Kriterium Festpreismodell Spotpreismodell
Sicherheit Sehr hoch Niedrig bis mittel
Gewinnpotenzial Begrenzt Hoch
Planbarkeit der Einnahmen Exakt Gering
Geeignet für Sicherheitsorientierte Betreiber, Anlagen mit Finanzierung Marktorientierte Optimierer, schuldenfreie Anlagen

Der sicherheitsorientierte Betreiber

Legen Sie Wert auf stabile und vorhersehbare Einnahmen, ist das Festpreismodell die richtige Wahl. Es eignet sich ideal für Anlagenbetreiber, die:

  • einen Kredit für ihre PV-Anlage bedienen und feste monatliche Einnahmen benötigen.
  • sich nicht mit den Schwankungen des Strommarktes beschäftigen möchten.
  • lieber einen sicheren, wenn auch potenziell etwas geringeren, Gewinn erzielen.

Die Erfahrung zeigt, dass viele Neukunden zunächst ein Festpreismodell für die ersten ein bis zwei Jahre wählen, um ihre Investition sicher zu kalkulieren.

Der marktorientierte Optimierer

Sind Sie bereit, für die Chance auf höhere Gewinne ein gewisses Risiko einzugehen, sollten Sie das Spotpreismodell in Betracht ziehen. Es ist die beste Option für Betreiber, die:

  • die Energiemärkte mit Interesse verfolgen und das Potenzial von Preisspitzen nutzen wollen.
  • finanzielle Rücklagen haben, um auch Monate mit geringeren Einnahmen zu überbrücken.
  • langfristig die maximale Rendite aus ihrer Anlage herausholen möchten.

Eine Analyse der Marktdaten von 2022 und 2023 zeigt, dass Betreiber mit Spotpreisverträgen in Phasen der Energiekrise deutlich höhere Erträge erzielen konnten, während die Erträge in stabilen Marktphasen nur leicht über den Festpreisangeboten lagen.

FAQ – Häufige Fragen zu den Abrechnungsmodellen

Was genau ist der „Marktwert Solar“?

Der Marktwert Solar ist der offizielle Referenzwert für die Vergütung von Solarstrom im Spotpreismodell. Er wird monatlich von den deutschen Übertragungsnetzbetreibern veröffentlicht und gibt den durchschnittlichen Verkaufswert an, den Photovoltaikstrom im Vormonat an der Börse erzielt hat. Er bildet die zentrale und transparente Berechnungsgrundlage für Ihren Erlös.

Kann ich das Abrechnungsmodell später wechseln?

Ja, in den meisten Fällen ist ein Wechsel möglich. Die genauen Konditionen dafür finden Sie in Ihrem Vertrag mit dem Direktvermarkter. Üblicherweise können Sie nach Ablauf der Erstvertragslaufzeit (z. B. 12 Monate) das Modell wechseln oder sich für einen neuen Anbieter entscheiden.

Was passiert, wenn die Spotmarktpreise ins Negative fallen?

Negative Strompreise treten auf, wenn das Angebot an Strom (z. B. durch viel Wind und Sonne) die Nachfrage deutlich übersteigt. In solchen Stunden würde eine Einspeisung Geld kosten. Professionelle Direktvermarkter regeln Ihre Anlage in diesen seltenen Fällen automatisch ab, um Verluste für Sie zu vermeiden. Das ist ein entscheidender Vorteil gegenüber der ungesteuerten Einspeisung.

Ist die Direktvermarktung immer besser als die EEG-Einspeisevergütung?

Für die meisten Neuanlagen über 25 kWp ist die Direktvermarktung verpflichtend. Doch auch für kleinere Anlagen ist sie oft die wirtschaftlich attraktivere Option, da die Marktpreise in den letzten Jahren meist über den festen EEG-Vergütungssätzen lagen. Die EEG-Einspeisevergütung bietet jedoch eine über 20 Jahre garantierte Sicherheit, die für manche Betreiber älterer Anlagen weiterhin interessant sein kann.

Fazit: Eine persönliche Entscheidung für Ihre Anlagestrategie

Eine pauschale Antwort auf die Frage nach dem besten Modell gibt es nicht. Die Wahl zwischen Festpreis und Spotpreis ist eine strategische Entscheidung, die von Ihrer persönlichen Risikobereitschaft und Ihren finanziellen Zielen abhängt.

  • Wählen Sie das Festpreismodell, wenn Ihnen maximale Planbarkeit und Sicherheit am wichtigsten sind.
  • Wählen Sie das Spotpreismodell, wenn Sie bereit sind, Marktschwankungen in Kauf zu nehmen, um die Chance auf höhere Gewinne zu nutzen.

Egal, wie Sie sich entscheiden: Die professionelle Direktvermarktung ist ein wichtiger Baustein für den rentablen Betrieb Ihrer Photovoltaikanlage.


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OLEKSANDR PUSHKAR
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