Den richtigen Direktvermarkter finden: Checkliste und Vergleichskriterien

Die eigene Photovoltaikanlage ist installiert, der Zähler läuft und der erste selbst erzeugte Strom fließt ins Netz. Für die meisten Anlagenbetreiber ist damit der administrative Teil erledigt, denn die monatliche EEG-Vergütung kommt automatisch vom Netzbetreiber. Doch gerade für Anlagen ab einer gewissen Größe gibt es eine lukrative Alternative: die Direktvermarktung. Statt einer festen Vergütung verkaufen Sie Ihren Strom direkt an der Strombörse und erzielen dadurch oft höhere Erträge. Die Wahl des richtigen Partners, des Direktvermarkters, ist dabei entscheidend für Ihren Erfolg. Dieser Beitrag gibt Ihnen eine praktische Entscheidungshilfe an die Hand.

Was ist Direktvermarktung und warum ist sie relevant?

Bei der klassischen Einspeisevergütung erhalten Sie über 20 Jahre einen gesetzlich festgelegten Cent-Betrag pro Kilowattstunde (kWh). Die Direktvermarktung hingegen ist ein aktiver Verkauf Ihres Stroms. Ein Dienstleister, der Direktvermarkter, bündelt den Strom vieler kleiner Anlagen und verkauft ihn tagesaktuell an der Strombörse. Sie als Anlagenbetreiber erhalten den dort erzielten Marktpreis abzüglich einer Servicegebühr für den Vermarkter.

Für Neuanlagen über 100 kWp ist dieses Modell bereits gesetzlich verpflichtend. Doch auch für kleinere Anlagen kann es sich lohnen. Der Clou: Um den Wechsel attraktiv zu machen, erhalten Sie zusätzlich zum Marktpreis eine sogenannte Marktprämie vom Staat. Diese gleicht die Differenz zur eigentlichen EEG-Vergütung aus und sorgt dafür, dass Sie mindestens das Gleiche verdienen wie mit der reinen Einspeisevergütung – in der Regel aber sogar mehr. Wie das genau funktioniert, erfahren Sie in unserem Grundlagenartikel Was ist Direktvermarktung?.

Der Markt der Direktvermarkter: Ein unübersichtlicher Dschungel?

Ist die Entscheidung für die Direktvermarktung gefallen, folgt der zweite Schritt: die Auswahl des passenden Partners. Und hier wird es komplex. Der deutsche Markt für Direktvermarktung ist mit über 50 aktiven Anbietern sehr dynamisch, für Laien aber oft unübersichtlich. Die Anbieter reichen von großen Energiekonzernen über Stadtwerke bis hin zu hochspezialisierten Dienstleistern.

Die Erfahrung zeigt, dass sich die Angebote vor allem in drei Bereichen unterscheiden: Vertragsmodelle, Gebührenstruktur und Servicequalität. Eine falsche Wahl kann Ihre potenziellen Mehrerträge schnell wieder zunichtemachen.

Die Gebührenmodelle im Vergleich

Die Servicegebühr, die der Direktvermarkter für seine Dienstleistung einbehält, ist der wichtigste Kostenfaktor. In der Praxis haben sich drei Hauptmodelle etabliert:

  1. Fixes monatliches Entgelt: Sie zahlen einen festen Betrag pro Monat, unabhängig von der erzeugten Strommenge oder dem Marktpreis. Diese Pauschale liegt typischerweise zwischen 5 und 15 Euro pro Monat für eine Standard-Einfamilienhausanlage. Vorteil: hohe Planbarkeit der Kosten.
  2. Variables Entgelt: Der Vermarkter behält einen prozentualen Anteil Ihrer Erlöse ein. Die Spanne reicht hier von 3 % bis über 10 %. Vorteil: In sonnenarmen Monaten mit geringen Erträgen fallen auch die Gebühren niedriger aus.
  3. Kombinationsmodelle: Einige Anbieter kombinieren eine niedrige Grundgebühr mit einem geringeren prozentualen Anteil.

Praxisbeispiel: Eine 15-kWp-Anlage erzeugt im Juli 2.000 kWh. Das ergibt bei einem Marktpreis von 8 Cent/kWh einen Erlös von 160 Euro.

  • Modell A (Fix): 160 € – 10 € Gebühr = 150 € für Sie.
  • Modell B (Variabel, 8 %): 160 € – 12,80 € Gebühr = 147,20 € für Sie.In diesem sonnenreichen Monat wäre das fixe Modell günstiger. Im Februar könnte das Ergebnis anders aussehen.
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Die wichtigsten Kriterien für Ihre Wahl: Eine Checkliste

Um Ihnen die Entscheidung zu erleichtern, haben wir die zentralen Vergleichspunkte in einer Checkliste zusammengefasst. Nutzen Sie diese als Leitfaden bei der Prüfung von Angeboten.

1. Vertragsmodelle und Gebühren verstehen

Klären Sie genau, wie sich die Gebühr zusammensetzt, und fordern Sie eine transparente Aufschlüsselung aller Kosten. Gibt es neben der Servicepauschale noch weitere Posten, etwa für die Einrichtung oder den Messstellenbetrieb? Ein seriöser Anbieter wird Ihnen dies klar und verständlich darlegen. Viele Kunden entscheiden sich anfangs für ein Fix-Modell, da sich die Kosten hier am einfachsten kalkulieren lassen.

2. Vertragslaufzeit und Kündigungsfristen

Die üblichen Vertragslaufzeiten liegen zwischen einem und drei Jahren. Längere Verträge können manchmal mit besseren Konditionen locken, binden Sie aber auch längerfristig. Gerade für den Einstieg in die Direktvermarktung empfiehlt sich eine kürzere Laufzeit von 12 Monaten. So bleiben Sie flexibel und können den Anbieter bei Unzufriedenheit oder besseren Marktangeboten zeitnah wechseln. Achten Sie unbedingt auf die Kündigungsfristen, die oft drei Monate zum Vertragsende betragen.

3. Service und Transparenz

Ein guter Direktvermarkter ist mehr als nur ein Händler. Er sollte Ihnen als Partner zur Seite stehen. Wichtige Merkmale eines guten Services sind:

  • Persönlicher Ansprechpartner: Haben Sie eine direkte Kontaktperson bei Fragen?
  • Online-Portal: Bietet der Vermarkter eine Plattform, auf der Sie Ihre Erzeugungsdaten und Abrechnungen jederzeit einsehen können?
  • Verständliche Abrechnungen: Sind die Gutschriften klar und nachvollziehbar?
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4. Zusätzliche Leistungen und Marktprämien

Der Anspruch auf die staatliche Managementprämie ist ein wesentlicher Bestandteil der Direktvermarktung. Stellen Sie sicher, dass der Anbieter diese Prämie vollständig und transparent an Sie weitergibt. Einige Vermarkter bieten zudem Zusatzleistungen wie Prognose-Services oder die Integration von Stromspeichern an. Prüfen Sie, ob diese für Sie relevant sind.

5. Erfahrungen und Reputation

Recherchieren Sie nach Erfahrungsberichten anderer Kunden. Unabhängige Bewertungsportale oder Foren für Photovoltaik-Betreiber sind hier eine wertvolle Quelle. Etablierte Anbieter mit langjähriger Markterfahrung bieten oft eine höhere Prozesssicherheit und einen verlässlicheren Service.

Typische Fallstricke und wie Sie sie vermeiden

Die Erfahrung aus vielen Kundengesprächen auf Photovoltaik.info zeigt, dass es einige wiederkehrende Probleme gibt, auf die Sie achten sollten:

  • Fallstrick 1: Unklare Abrechnungen: Wenn die monatliche Gutschrift nur aus einer einzigen Summe ohne detaillierte Aufschlüsselung besteht, ist Vorsicht geboten. Fordern Sie immer eine transparente Darstellung von Strommenge, erzieltem Marktpreis, Marktprämie und abgezogener Servicegebühr.
  • Fallstrick 2: Lange Vertragsbindung ohne Preisanpassung: Ein Vertrag über drei oder mehr Jahre kann riskant sein, wenn sich die Gebührenstruktur des Marktes ändert. Achten Sie auf Klauseln, die eine Anpassung der Gebühren ermöglichen, falls sich die Marktbedingungen wesentlich ändern.
  • Fallstrick 3: Versteckte Kosten: Lesen Sie das Kleingedruckte. Manchmal fallen separate Gebühren für die technische Anbindung Ihrer Anlage (die sogenannte Präqualifikation) oder für den späteren Wechsel zu einem anderen Anbieter an.

Eine fundierte Abwägung zwischen der klassischen EEG-Vergütung oder Direktvermarktung? ist der erste Schritt. Die sorgfältige Auswahl des Partners ist der zweite und entscheidende.

FAQ – Häufige Fragen zur Direktvermarktung

Lohnt sich die Direktvermarktung auch für meine kleine Anlage unter 30 kWp?
Ja, in vielen Fällen schon. Die Mehreinnahmen sind zwar geringer als bei Großanlagen, aber durch die Marktprämie erzielen Sie fast immer ein besseres Ergebnis als mit der reinen EEG-Vergütung. Viele Anbieter haben sich mittlerweile auf kleinere Anlagen spezialisiert und bieten günstige Pauschaltarife an.

Was passiert, wenn die Preise an der Strombörse stark fallen?
Sie sind abgesichert. Der Gesetzgeber garantiert, dass Sie durch die Kombination aus Marktpreis und Marktprämie niemals weniger erhalten, als Ihnen durch die feste EEG-Vergütung zustehen würde. Ihr finanzielles Risiko ist daher minimal.

Wie aufwendig ist der Wechsel in die Direktvermarktung?
Für Sie als Anlagenbetreiber ist der Aufwand gering. Nachdem Sie einen Vertrag unterschrieben haben, kümmert sich der Direktvermarkter um alle administrativen und technischen Schritte. Dazu gehören die Anmeldung beim Netzbetreiber und die Einrichtung der Fernsteuerbarkeit, die für die Teilnahme am Markt erforderlich ist.

Kann ich den Direktvermarkter einfach wieder wechseln?
Ja, das ist nach Ablauf Ihrer Vertragslaufzeit und unter Einhaltung der Kündigungsfrist problemlos möglich. Sie können dann entweder zu einem anderen Direktvermarkter wechseln oder sogar zurück in die feste EEG-Vergütung fallen.

Fazit: Eine informierte Entscheidung zahlt sich aus

Die Direktvermarktung bietet eine attraktive Möglichkeit, die Rentabilität Ihrer Photovoltaikanlage zu steigern. Entscheidend für den Erfolg ist jedoch die sorgfältige Auswahl des passenden Dienstleisters. Es geht nicht nur darum, den Anbieter mit der niedrigsten Gebühr zu finden. Ein verlässlicher Partner mit transparenten Abrechnungen, gutem Service und fairen Vertragsbedingungen ist langfristig wertvoller. Nehmen Sie sich die Zeit für einen gründlichen Vergleich. Mit der hier vorgestellten Checkliste sind Sie gut gerüstet, um den richtigen Direktvermarkter für Ihre Anlage zu finden und das volle Potenzial Ihrer Stromerzeugung auszuschöpfen.

Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl der richtigen Komponenten für Ihre Anlage finden Sie direkt auf Photovoltaik.info.

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OLEKSANDR PUSHKAR
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