Datensicherheit in der Direktvermarktung: Wer hat Zugriff auf Ihre Anlagendaten?

Sie haben in eine Photovoltaikanlage investiert und erzeugen nun Ihren eigenen, sauberen Strom. Ein logischer nächster Schritt ist die Direktvermarktung, um überschüssige Energie gewinnbringend ins Netz einzuspeisen. Doch diese Entscheidung wirft oft eine neue Frage auf: Soll ein externes Unternehmen per Fernzugriff meine Anlage steuern dürfen? Spätestens hier wird klar, dass es bei der Direktvermarktung nicht nur um Stromerträge geht, sondern auch um ein zentrales Thema unserer Zeit: die Sicherheit Ihrer Daten und Ihrer Anlage.

Dieser Beitrag beleuchtet, welche Daten dabei fließen, welche Risiken bestehen und vor allem, wie Sie die Kontrolle behalten und einen vertrauenswürdigen Partner erkennen.

Warum ein Fernzugriff für die Direktvermarktung notwendig ist

Um zu verstehen, warum ein Direktvermarkter überhaupt auf Ihre Anlage zugreifen muss, lohnt sich ein kurzer Blick auf seine Rolle. Der Direktvermarkter bündelt den Strom vieler kleiner Anlagen und verkauft ihn an der Strombörse. Um das Stromnetz stabil zu halten, kann es jedoch vorkommen, dass Netzbetreiber eine kurzfristige Reduzierung der Einspeiseleistung anordnen.

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) schreibt vor, dass Direktvermarkter in der Lage sein müssen, diese Anweisungen zuverlässig und sicher umzusetzen. Dafür ist eine ferngesteuerte Regelung der angeschlossenen Anlagen unerlässlich. Es handelt sich also nicht um eine willkürliche Überwachung, sondern um eine gesetzliche Anforderung zur Sicherung der Netzstabilität. Die Erfahrung zeigt: Solche Eingriffe sind in der Praxis selten – meist nur wenige Male im Jahr und oft nur für wenige Minuten.

Welche Daten werden übermittelt und wofür?

Wenn Sie einen Vertrag zur Direktvermarktung abschließen, gewähren Sie dem Anbieter Zugriff auf spezifische Betriebsdaten. Dabei geht es nicht um Ihre persönlichen Verbrauchsdaten, sondern ausschließlich um Informationen, die für die Vermarktung und Netzsteuerung relevant sind.

Typischerweise werden folgende Daten übertragen:

  • Echtzeit-Leistungsdaten: Wie viel Strom produziert Ihre Anlage genau in diesem Moment? Diese Information ist für den Handel an der Strombörse entscheidend.
  • Historische Ertragsdaten: Vergangene Leistungsdaten helfen dem Vermarkter, Prognosen für die zukünftige Stromerzeugung zu erstellen.
  • Statusinformationen der Anlage: Läuft der Wechselrichter störungsfrei? Gibt es Fehlermeldungen? Diese Daten dienen der Sicherstellung eines reibungslosen Betriebs.
  • Steuersignale: Dies ist der einzige aktive Zugriff. Hierüber kann der Vermarkter die Einspeiseleistung Ihrer Anlage im Bedarfsfall drosseln.

Diese Daten bilden die Grundlage für eine präzise Abrechnung und die Erfüllung der regulatorischen Vorgaben.

Die Risiken: Wenn Sicherheitsstandards fehlen

Die Übertragung und Fernsteuerung von Anlagendaten birgt Risiken, wenn sie nicht professionell abgesichert ist. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) hat gezeigt, dass Kommunikationsschnittstellen in Energiesystemen potenzielle Schwachstellen aufweisen können.

Mögliche Risiken bei unzureichender Absicherung sind:

  • Unbefugter Zugriff: Dritte könnten sich Zugang zu Ihren Anlagedaten verschaffen.
  • Datenmanipulation: Falsche Leistungsdaten könnten zu fehlerhaften Abrechnungen führen.
  • Störung des Anlagenbetriebs: Im schlimmsten Fall könnte ein Angreifer Ihre Anlage aus der Ferne abschalten und einen Produktionsausfall verursachen.

Diese Szenarien unterstreichen, wie wichtig die Wahl eines verantwortungsbewussten Partners ist. Glücklicherweise ist das Bewusstsein für IT-Sicherheit in der Energiebranche hoch, und seriöse Anbieter investieren erheblich in den Schutz ihrer Systeme.

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Sicherheitsstandards: So erkennen Sie einen seriösen Anbieter

Als Anlagenbetreiber sind Sie kein IT-Sicherheitsexperte – das müssen Sie auch nicht sein. Sie können jedoch gezielte Fragen stellen, um die Professionalität eines Direktvermarkters zu prüfen. Ein guter Anhaltspunkt für hohe Sicherheitsanforderungen ist beispielsweise die Technische Richtlinie TR-03109 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), die Standards für Smart-Meter-Gateways festlegt. Auch wenn diese nicht direkt für die Direktvermarktung gilt, zeigt sie das Niveau, auf dem sichere Kommunikation in der Energiewelt stattfinden sollte.

Stellen Sie Ihrem potenziellen Partner diese Fragen:

  • Verschlüsselung: Wie wird die Datenübertragung zwischen meiner Anlage und Ihren Systemen verschlüsselt? (z. B. über VPN-Tunnel, TLS-Verschlüsselung)
  • Zertifizierungen: Verfügt Ihr Unternehmen über anerkannte Sicherheitszertifikate wie zum Beispiel ISO 27001 für Informationssicherheits-Managementsysteme?
  • Zugriffskontrolle: Wer hat in Ihrem Unternehmen Zugriff auf meine Daten und wie ist dieser Zugriff protokolliert und geschützt?
  • Datenschutz: Wie stellen Sie sicher, dass meine Daten gemäß der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verarbeitet werden?

Ein vertrauenswürdiger Anbieter wird Ihnen diese Fragen transparent und verständlich beantworten.

Als Anlagenbetreiber behalten Sie die Kontrolle

Trotz Fernzugriff bleiben Sie jederzeit Eigentümer Ihrer Anlage und Ihrer Daten. Die Rechte und Pflichten beider Seiten werden in einem klaren Vertrag zur Direktvermarktung von Solarstrom geregelt. Darin ist genau festgelegt, welche Zugriffe zu welchem Zweck erlaubt sind.

Über 80 % der Anlagen in der Direktvermarktung sind kleiner als 100 kWp. Das bedeutet, die allermeisten Betreiber sind private Hausbesitzer oder kleine Gewerbebetriebe. Die etablierten Prozesse sind also auf genau diese Zielgruppe ausgelegt und erprobt. Nicht ohne Grund vertrauen die meisten Nutzer auf etablierte Anbieter, die eine nachweisbare Erfolgsbilanz in der sicheren Verwaltung tausender Anlagen vorweisen können.

Häufige Fragen zur Datensicherheit

Kann der Direktvermarkter meinen privaten Stromverbrauch einsehen?

Nein. Der Direktvermarkter erhält grundsätzlich nur Daten über die Stromerzeugung Ihrer Photovoltaikanlage. Ihr Haushaltsverbrauch wird nicht erfasst, da diese Information für die Vermarktung des eingespeisten Stroms irrelevant ist.

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Was passiert mit meinen Daten, wenn ich den Anbieter wechsle?

Ihre Daten unterliegen den strengen Regeln der DSGVO. Nach Beendigung des Vertragsverhältnisses muss der Anbieter die personenbezogenen Daten löschen, sofern keine gesetzlichen Aufbewahrungspflichten entgegenstehen. Dies sollte in den Vertragsbedingungen klar geregelt sein.

Muss ich für die sichere Anbindung der Anlage extra bezahlen?

In der Regel sind die Kosten für die Einrichtung und den Betrieb der sicheren Kommunikationsverbindung Teil der monatlichen Servicegebühr des Direktvermarkters. Versteckte Zusatzkosten sind unüblich, eine gezielte Nachfrage vor Vertragsabschluss schadet jedoch nie.

Fazit: Sicherheit als Vertrauensbasis für Ihre Erträge

Die Direktvermarktung ist eine attraktive Möglichkeit, die Wirtschaftlichkeit von PV-Anlagen deutlich zu steigern. Die dafür notwendige Fernsteuerung ist eine technische Notwendigkeit, um das Stromnetz zu sichern. Bei professioneller Umsetzung ist sie völlig unbedenklich.

Achten Sie bei der Wahl Ihres Partners nicht nur auf die Vergütung, sondern auch auf den Umgang mit dem Thema Datensicherheit. Ein transparenter Anbieter, der Ihre Fragen ernst nimmt und nachweisbare Sicherheitsstandards erfüllt, ist die Grundlage für eine langfristige und vertrauensvolle Zusammenarbeit. So stellen Sie sicher, dass Ihre Anlage nicht nur profitabel, sondern auch sicher betrieben wird.

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OLEKSANDR PUSHKAR
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