Zählertausch für die PV-Anlage: Ablauf, Kosten und die richtige Wahl

Die Solarmodule sind auf dem Dach montiert, der Wechselrichter ist installiert – Ihre Photovoltaikanlage ist fast startklar. Doch bevor Sie Ihren eigenen Sonnenstrom nutzen und überschüssige Energie ins Netz einspeisen können, steht noch ein letzter, entscheidender Schritt an: der Austausch Ihres Stromzählers. Ein Schritt, der bei vielen zukünftigen Anlagenbetreibern Fragen aufwirft. Wir erklären Ihnen hier alles Wichtige rund um den Ablauf, die Kosten und die Wahl des passenden Zählers.

Warum ein neuer Zähler für Ihre Photovoltaikanlage notwendig ist

Ihr bisheriger Stromzähler, oft ein älteres Modell mit mechanischer Drehscheibe (Ferraris-Zähler), ist nur für eine Richtung ausgelegt: Er misst ausschließlich den Strom, den Sie aus dem öffentlichen Netz beziehen. Eine Photovoltaikanlage kehrt dieses Prinzip jedoch um. Sie erzeugen Strom, den Sie teilweise selbst verbrauchen und teilweise ins Netz einspeisen.

Ein Standardzähler würde bei der Einspeisung einfach rückwärtslaufen, was in Deutschland nicht zulässig ist und die Abrechnung verfälschen würde. Deshalb ist ein moderner Zähler, der beide Energieströme – Bezug und Einspeisung – getrennt voneinander erfassen kann, eine gesetzliche Voraussetzung für den Betrieb einer PV-Anlage.

Gut zu wissen: Dieser Wechsel ist Teil einer umfassenden Modernisierung des deutschen Stromnetzes. Laut Bundesnetzagentur müssen bis 2032 ohnehin alle alten Ferraris-Zähler durch moderne Messeinrichtungen oder intelligente Messsysteme ersetzt werden. Der Bau Ihrer PV-Anlage zieht diesen notwendigen Schritt also lediglich vor.

Die Zählertypen im Vergleich: Zweirichtungszähler oder Smart Meter?

Für den Betrieb Ihrer PV-Anlage kommen zwei Zählertypen infrage. Die Entscheidung hängt von Ihren persönlichen Zielen ab: Möchten Sie eine einfache und kostengünstige Lösung oder das Maximum aus Ihrer Anlage herausholen?

Der klassische Zweirichtungszähler

Ein Zweirichtungszähler ist eine sogenannte „moderne Messeinrichtung“ (mME). Er verfügt über zwei separate Zählwerke in einem Gerät: eines für den Strombezug aus dem Netz und eines für die Einspeisung Ihres Solarstroms. Die digitalen Anzeigen zeigen Ihnen die jeweiligen Kilowattstunden an.

  • Vorteile: Er erfüllt alle gesetzlichen Anforderungen für den Betrieb einer PV-Anlage und ist in der Regel mit geringeren jährlichen Betriebskosten verbunden.
  • Nachteile: Er bietet keine Kommunikationsschnittstelle und liefert keine detaillierten Echtzeitdaten über Ihren Verbrauch. Eine intelligente Steuerung von Verbrauchern lässt sich damit nicht umsetzen.

Praxisbeispiel: Für einen Haushalt, der primär die Einspeisevergütung nutzen und seine Stromrechnung reduzieren möchte, ohne sich tiefgehend mit Verbrauchsanalysen zu beschäftigen, ist der Zweirichtungszähler oft die passende und wirtschaftlichste Lösung.

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Das intelligente Messsystem (Smart Meter)

Ein Smart Meter, fachlich als „intelligentes Messsystem“ (iMSys) bezeichnet, ist mehr als nur ein Zähler. Er besteht aus einer modernen Messeinrichtung und einer Kommunikationseinheit, dem sogenannten Smart-Meter-Gateway. Dieses Gateway sendet die Verbrauchs- und Erzeugungsdaten verschlüsselt und in kurzen Intervallen an den Messstellenbetreiber und berechtigte Dritte (z. B. Energieversorger oder Sie selbst über ein Portal).

  • Vorteile: Der größte Vorteil liegt in der Transparenz. Sie können Ihren Stromverbrauch und Ihre Stromerzeugung nahezu in Echtzeit verfolgen. Das ist die Grundlage, um den Eigenverbrauch zu optimieren. Eine aktuelle Studie des Fraunhofer ISE zeigt, dass private PV-Anlagen mit intelligentem Energiemanagement ihren Eigenverbrauch um bis zu 60 % steigern können – eine Möglichkeit, die nur ein Smart Meter bietet. Er ermöglicht zudem die Nutzung dynamischer Stromtarife und die intelligente Steuerung von Geräten wie Wärmepumpen oder Wallboxen.
  • Nachteile: Die jährlichen Betriebskosten für einen Smart Meter sind höher als für einen einfachen Zweirichtungszähler.

Praxisbeispiel: Für einen technikaffinen Anlagenbetreiber mit einem Elektroauto ist der Smart Meter ideal. Er kann die Wallbox so steuern, dass das Fahrzeug gezielt dann geladen wird, wenn die Sonne scheint und ein Stromüberschuss vorhanden ist. Das maximiert die Unabhängigkeit vom Netz und senkt die Kosten erheblich.

Der Ablauf des Zählerwechsels: Schritt für Schritt erklärt

Der Zählertausch ist ein standardisierter Prozess, der von Ihrem zuständigen Netzbetreiber organisiert wird. In der Regel kümmert sich Ihr Installationsbetrieb um die notwendigen Formalitäten.

  1. Anmeldung der Anlage: Nach der Installation meldet Ihr Fachbetrieb die PV-Anlage beim Netzbetreiber an. Dieser Vorgang ist der offizielle Startschuss für den Zählerwechsel. Alle Details zur Anmeldung der PV-Anlage haben wir für Sie in einem separaten Beitrag zusammengefasst.
  2. Terminvereinbarung: Der Netzbetreiber oder ein von ihm beauftragter Dienstleister kontaktiert Sie, um einen Termin für den Austausch zu vereinbaren. Laut Gesetz hat der Netzbetreiber hierfür bis zu acht Wochen Zeit. In der Praxis geht es jedoch meist deutlich schneller, oft schon innerhalb von vier Wochen.
  3. Austausch vor Ort: Zum vereinbarten Termin kommt ein Techniker zu Ihnen. Der eigentliche Tausch dauert nur etwa 30 bis 60 Minuten. Während dieser Zeit wird der Strom in Ihrem Haus kurzzeitig abgestellt.
  4. Inbetriebnahme: Nach dem erfolgreichen Einbau des neuen Zählers wird ein Inbetriebnahmeprotokoll erstellt. Ab diesem Moment darf Ihre Anlage offiziell Strom ins Netz einspeisen.

Kostenübernahme: Wer bezahlt den Zählertausch?

Eine der häufigsten Fragen betrifft die Kosten. Hierbei muss zwischen einmaligen und laufenden Kosten unterschieden werden:

  • Einmalige Kosten für den Austausch: Die Kosten für den physischen Austausch des Zählers, also die Arbeitszeit des Technikers und das Gerät selbst, trägt in der Regel der Netzbetreiber. Für Sie als Anlagenbetreiber fallen hier keine direkten Kosten an.
  • Laufende Betriebskosten: Für den Betrieb, die Wartung und die Ablesung des Zählers (Messstellenbetrieb) wird eine jährliche Gebühr fällig, die Sie als Anlagenbetreiber tragen. Diese Kosten werden üblicherweise über Ihre Stromrechnung abgerechnet.
    • Zweirichtungszähler: Rechnen Sie mit jährlichen Kosten von ca. 40 bis 60 €.
    • Smart Meter: Die jährlichen Kosten liegen höher, je nach Verbrauch und Anbieter meist zwischen 60 und 100 €.

Diese Gebühren sind ein fester Posten der laufenden Kosten einer PV-Anlage und sollten bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung berücksichtigt werden.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Zählertausch

Kann ich den Zählertausch selbst durchführen?
Nein, der Zähler gehört dem Netzbetreiber und darf ausschließlich von dessen zertifizierten Technikern oder beauftragten Elektrikern ausgetauscht werden. Dies gewährleistet die Sicherheit und die korrekte Abrechnung.

Muss ich bei dem Austauschtermin anwesend sein?
Ja, in der Regel ist Ihre Anwesenheit erforderlich. Der Techniker benötigt Zugang zum Zählerschrank, der sich meist im Haus befindet.

Kann ich mir den Zählertyp immer aussuchen?
Bei PV-Anlagen bis zu einer Leistung von 7 kWp haben Sie oft die Wahl zwischen einem Zweirichtungszähler und einem Smart Meter. Ab 7 kWp ist der Einbau eines Smart Meters gesetzlich vorgeschrieben. Ihr Netzbetreiber wird Sie über die für Ihre Anlage geltenden Optionen informieren.

Was passiert nach dem Zählerwechsel mit meinem alten Stromvertrag?
Ihr bestehender Stromliefervertrag bleibt vom Zählerwechsel unberührt. Sie beziehen weiterhin Strom von Ihrem gewählten Anbieter, wenn die Sonne nicht scheint. Der neue Zähler sorgt lediglich dafür, dass Bezug und Einspeisung korrekt gemessen werden.

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Fazit: Ein notwendiger Schritt in eine energieautarke Zukunft

Der Zählertausch ist ein unkomplizierter und standardisierter Vorgang auf dem Weg zu Ihrer eigenen Stromerzeugung. Er wird vom Netzbetreiber professionell abgewickelt und stellt sicher, dass Ihr selbst erzeugter Strom korrekt erfasst und vergütet wird.

Die wichtigste Entscheidung für Sie als Anlagenbetreiber ist die Wahl zwischen dem kostengünstigen Zweirichtungszähler und dem zukunftssicheren Smart Meter. Während der Zweirichtungszähler die Grundanforderungen erfüllt, eröffnet der Smart Meter das volle Potenzial Ihrer Anlage für die Maximierung des Eigenverbrauchs und eine intelligente Energiesteuerung.

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OLEKSANDR PUSHKAR
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