Wirtschaftlichkeit bei Teilverschattung: Wann lohnen sich Leistungsoptimierer wirklich?

Ein perfekt ausgerichtetes Süddach ist der Traum jedes Photovoltaik-Anlagenbetreibers. Die Realität sieht jedoch oft anders aus: Ein Schornstein, die Gaube des Nachbarn oder ein über die Jahre gewachsener Baum werfen zu bestimmten Tageszeiten Schatten auf die Solarmodule. Viele Interessenten befürchten, dass sich eine Anlage unter diesen Bedingungen nicht mehr rechnet. Doch Teilverschattung ist kein Ausschlusskriterium. Vielmehr ist sie eine planerische Herausforderung, für die es längst intelligente und wirtschaftlich sinnvolle Lösungen gibt.

Dieser Beitrag beleuchtet die finanzielle Seite der Teilverschattung. Wir rechnen für Sie vor, unter welchen Umständen sich die Mehrinvestition in sogenannte Leistungsoptimierer durch höhere Stromerträge auszahlt und wann eine Standardlösung ausreicht.

Das Problem der Teilverschattung: Mehr als nur ein Schattenfleck

Um die finanziellen Auswirkungen von Schatten zu verstehen, ist ein Blick auf das technische Grundprinzip einer herkömmlichen Photovoltaik-Anlage hilfreich. In der Regel werden mehrere Solarmodule in Reihe zu einem sogenannten „String“ geschaltet. Das können Sie sich wie eine Lichterkette vorstellen: Fällt eine Lampe aus, wird die ganze Kette dunkel.

Ähnlich verhält es sich bei Solarmodulen: Liegt auch nur ein einziges Modul im Schatten, sinkt seine Leistung drastisch. Durch die Reihenschaltung bremst dieses eine schwache Modul die Leistung des gesamten Strings aus. Selbst wenn 19 von 20 Modulen in der vollen Sonne arbeiten, wird ihre Gesamtleistung auf das Niveau des einen verschatteten Moduls gedrosselt. Fachleute sprechen hier vom „Weakest-Link-Prinzip“. Dieser Effekt kann den Jahresertrag einer Anlage je nach Ausmaß der Verschattung um 10 bis 30 Prozent reduzieren.

Typische Quellen für eine solche Teilverschattung sind:

  • Schornsteine und Satellitenschüsseln
  • Dachgauben oder andere Dachaufbauten
  • Hohe Bäume auf dem eigenen oder dem Nachbargrundstück
  • Angrenzende, höhere Gebäude

Die technische Lösung: Leistungsoptimierer und ihre Funktion

Genau hier setzen moderne Technologien an. Die effektivste Lösung gegen Ertragsverluste durch Verschattung sind [INTERNALLINK1]Leistungsoptimierer[/INTERNALLINK1]. Dabei handelt es sich um kleine elektronische Bauteile, die direkt an jedem einzelnen Solarmodul installiert werden.

Ihre Aufgabe: die Leistung jedes Moduls individuell zu regeln und zu optimieren. Gerät ein Modul in den Schatten, wird nur dessen Leistung reduziert. Die Leistungsoptimierer sorgen dafür, dass alle anderen Module im String davon unberührt bleiben und weiterhin mit der maximal möglichen Leistung Strom produzieren. Das schwache Glied wird also aus der Kette „entkoppelt“ und bremst die anderen nicht mehr aus.

Das Ergebnis: Die Anlage erwirtschaftet zu jeder Zeit den höchstmöglichen Ertrag, unabhängig von der Verschattung einzelner Bereiche.

Die entscheidende Frage: Rechnet sich die Investition?

Leistungsoptimierer lösen das technische Problem elegant, verursachen aber zusätzliche Kosten. Ob sich diese Investition lohnt, ist eine rein wirtschaftliche Abwägung zwischen den anfänglichen Mehrkosten und dem langfristig höheren Stromertrag.

Die Mehrkosten im Detail

Als Faustregel können Sie mit Kosten zwischen 50 und 80 Euro pro Leistungsoptimierer rechnen. Für eine typische Photovoltaik-Anlage auf einem Einfamilienhaus mit 20 Modulen bedeutet das Mehrkosten von etwa 1.000 bis 1.600 Euro. Diese Summe muss durch den zusätzlichen Stromertrag über die Lebensdauer der Anlage wieder erwirtschaftet werden.

Der potenzielle Mehrertrag: Eine Beispielrechnung

Der tatsächliche Mehrertrag hängt stark von der Dauer und Intensität der Verschattung ab. Studien und Praxiserfahrungen zeigen, dass Leistungsoptimierer bei moderat verschatteten Anlagen den Jahresertrag um 5 bis 25 Prozent steigern können.

Stellen wir eine Beispielrechnung auf:

  • Anlagengröße: 8 kWp (ca. 20 Module)
  • Jährlicher Ertrag ohne Optimierer (mit Verschattung): 6.800 kWh
  • Angenommener Mehrertrag durch Optimierer: 12 %
  • Zusätzlicher Stromertrag pro Jahr: 6.800 kWh * 0,12 = 816 kWh

Rechnet man mit einem Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde – einem Wert, den Sie durch Eigenverbrauch sparen oder als Einspeisevergütung erhalten –, ergibt sich ein finanzieller Vorteil von 244 Euro pro Jahr.

Die Amortisationsrechnung: Wann ist der Break-even erreicht?

Nun stellen wir die Mehrkosten dem jährlichen Mehrertrag gegenüber, um die Amortisationszeit zu berechnen.

  • Mehrkosten für 20 Optimierer (Annahme 65 €/Stück): 1.300 €
  • Jährlicher finanzieller Mehrertrag: 244 €
  • Amortisationszeit: 1.300 € / 244 €/Jahr ≈ 5,3 Jahre

Bei einer erwarteten Lebensdauer einer Photovoltaik-Anlage von über 20 Jahren amortisiert sich die Investition in diesem Beispiel also nach gut fünf Jahren. Für die restlichen 15 Jahre oder mehr erwirtschaftet die Anlage einen reinen Zusatzgewinn.

Faustregeln für Ihre Entscheidung: Wann sind Optimierer sinnvoll?

Nicht jede Verschattung rechtfertigt den Einsatz von Leistungsoptimierern. Die Erfahrung zeigt, dass die Entscheidung anhand typischer Szenarien leichter fällt.

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Szenario 1: Geringe, wandernde Verschattung

Ein Schornstein wirft am Vormittag für ein bis zwei Stunden einen schmalen Schatten, der langsam über zwei bis drei Module wandert. In diesem Fall ist der Ertragsverlust oft so gering, dass sich die Mehrinvestition kaum rechnet. Hier reicht oft schon ein moderner String-Wechselrichter mit gutem Schattenmanagement aus.

Szenario 2: Signifikante, wiederkehrende Verschattung

Ein großer Baum verschattet ab 15 Uhr einen größeren Bereich der Dachfläche für mehrere Stunden. Oder eine Dachgaube sorgt dafür, dass ein Teil der Module permanent weniger Licht erhält. In solchen Fällen ist der Ertragsverlust erheblich. Die Investition in Leistungsoptimierer ist hier fast immer die wirtschaftlich sinnvollste Entscheidung, um das Potenzial des Daches voll auszuschöpfen.

Gibt es Alternativen zu Leistungsoptimierern?

Leistungsoptimierer sind die effektivste, aber nicht die einzige Antwort auf Teilverschattung. Je nach Situation kommen auch andere Ansätze infrage:

  • Optimiertes Modul-Layout: Manchmal ist die einfachste Lösung die beste: die Anlage von vornherein so zu planen, dass verschattete Bereiche ausgespart werden. Ein erfahrener Planer prüft diese Möglichkeit immer zuerst.
  • Mehrere Strings und Multi-MPPT-Wechselrichter: Wenn verschiedene Dachflächen (z. B. eine Gaube und die Hauptfläche) verschattet sind, können diese an separate Eingänge (MPP-Tracker) am Wechselrichter angeschlossen werden. So beeinflussen sich die unterschiedlichen Bereiche nicht gegenseitig. Dies löst jedoch nicht das Problem der Verschattung innerhalb eines Strings. Die Wahl des [INTERNALLINK4]passenden Wechselrichters[/INTERNALLINK4] ist hier entscheidend.
  • Moderne Modultechnologien: Neuere [INTERNALLINK2]Arten von Photovoltaikmodulen[/INTERNALLINK2], wie Halbzellen- oder Schindelmodule, haben eine höhere Schattentoleranz als ältere Modelle. Sie können Ertragsverluste zwar abmildern, aber das grundlegende Problem der Reihenschaltung nicht vollständig aufheben. Ihr verbesserter Aufbau trägt jedoch zu einem allgemein höheren [INTERNALLINK3]Wirkungsgrad von Solarmodulen[/INTERNALLINK3] bei.

FAQ – Häufige Fragen zur Wirtschaftlichkeit bei Teilverschattung

Erhöhen Leistungsoptimierer die Komplexität und Anfälligkeit der Anlage?

Zwar erhöht die zusätzliche Elektronik auf dem Dach die Komplexität geringfügig, aber es handelt sich um sehr langlebige und robuste Bauteile mit langen Garantiezeiten (oft 25 Jahre). Ein großer Vorteil ist, dass sie ein Monitoring auf Modulebene ermöglichen. So können Fehler oder Leistungseinbußen einzelner Module schnell identifiziert werden – ein Pluspunkt für die Wartung.

Kann ich Leistungsoptimierer später nachrüsten?

Technisch ist eine Nachrüstung oft möglich, aber mit erheblichem Aufwand verbunden. Die Module müssen demontiert, die Optimierer installiert und alles wieder montiert werden. Das ist deutlich teurer, als die Optimierer direkt beim Bau der Anlage zu installieren. Eine vorausschauende Planung von Beginn an ist daher die wirtschaftlichere Variante.

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Wie finde ich heraus, wie stark mein Dach verschattet ist?

Eine genaue Analyse ist die Grundlage für eine fundierte Entscheidung. Fachbetriebe nutzen spezielle Software, die den Sonnenverlauf und den Schattenwurf von Objekten im Jahresverlauf exakt simuliert. Diese Verschattungsanalyse ist ein zentraler Bestandteil, wenn Sie Ihre [INTERNALLINK5]Photovoltaik-Anlage planen[/INTERNALLINK5].

Fazit: Eine Investition in die Zukunftssicherheit Ihres Ertrags

Teilverschattung ist heute kein Hindernis mehr für eine ertragreiche Photovoltaik-Anlage. Die Entscheidung für oder gegen Leistungsoptimierer ist keine Frage der technischen Machbarkeit, sondern eine klare wirtschaftliche Abwägung.

Bei nur minimaler und kurzzeitiger Verschattung ist ein Standard-Setup oft ausreichend. Sobald jedoch Teile Ihrer Dachfläche regelmäßig und für längere Zeit im Schatten liegen, sind Leistungsoptimierer eine äußerst sinnvolle Investition. Die Mehrkosten amortisieren sich in der Regel innerhalb der ersten Jahre und sichern Ihnen über die gesamte Lebensdauer Ihrer Anlage den maximal möglichen Stromertrag und damit die maximale Rendite. Eine professionelle Planung, die eine genaue Verschattungsanalyse beinhaltet, ist dabei der entscheidende Schritt.

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OLEKSANDR PUSHKAR
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