Photovoltaik bei Teilverschattung: Wann sich Leistungsoptimierer wirklich lohnen

Das ideale Dach für eine Photovoltaikanlage ist groß, unverbaut und perfekt nach Süden ausgerichtet. Die Realität sieht für die meisten Eigenheimbesitzer jedoch anders aus: Da wirft ein Schornstein seinen Schatten, der Baum des Nachbarn verdeckt am Nachmittag die Sonne oder eine Dachgaube stört die gleichmäßige Einstrahlung.

Viele Interessenten fragen sich daher: Ist eine PV-Anlage unter diesen Bedingungen überhaupt noch rentabel? Die gute Nachricht vorweg: In den meisten Fällen lautet die Antwort Ja. Denn moderne Technik wie Leistungsoptimierer oder Mikrowechselrichter kann Ertragsverluste durch Schatten wirksam minimieren. Doch diese Technik hat ihren Preis. Die entscheidende Frage ist also nicht, ob es eine Lösung gibt, sondern ab wann sich die zusätzliche Investition wirklich auszahlt.

Das Problem mit dem Schatten: Mehr als nur weniger Licht

Man könnte annehmen, dass ein Modul, das zu 10 % im Schatten liegt, einfach 10 % weniger Strom produziert. Tatsächlich ist die Physik hier komplizierter und die Auswirkungen sind weitaus gravierender. Photovoltaikmodule werden in der Regel in Reihe zu sogenannten Strings geschaltet, ähnlich wie bei einer alten Lichterkette. Fällt eine Lampe aus, geht die ganze Kette aus. Ganz ähnlich verhält es sich bei einer PV-Anlage: Das schwächste Modul bestimmt die Leistung des gesamten Strangs.

Ein einziges verschattetes Modul wirkt wie ein Flaschenhals und bremst den Stromfluss für alle anderen, voll besonnten Module im selben Strang aus. Praxismessungen zeigen, dass bereits die Teilverschattung eines einzigen Moduls die Leistung des gesamten Strangs um 30 bis 50 % reduzieren kann. Der tatsächliche Ertragsverlust ist also um ein Vielfaches höher, als die reine Schattenfläche vermuten lässt.

Grafik, die den Leistungsabfall eines Strings durch ein verschattetes Modul zeigt

Dieses Phänomen verdeutlicht, warum eine sorgfältige Planung bei Dächern mit unvermeidbarem Schattenwurf so wichtig ist.

Die technischen Lösungen: Optimierer vs. Mikrowechselrichter

Um dieses Schwachstellen-Problem zu lösen, gibt es zwei Haupttechnologien. Beide setzen direkt am einzelnen Modul an und sorgen dafür, dass jedes sein individuelles Leistungsmaximum erreichen kann, ohne die anderen zu beeinträchtigen.

Was sind Leistungsoptimierer?

Leistungsoptimierer sind kleine elektronische Bauteile, die an der Rückseite jedes einzelnen PV-Moduls angebracht werden. Ihre Aufgabe ist es, den Arbeitspunkt (MPP – Maximum Power Point) für jedes Modul separat zu finden und zu halten. Fällt ein Modul in den Schatten, regelt der Leistungsoptimierer dessen Leistung so, dass es die anderen Module im String nicht mehr ausbremst.

Die Energie der restlichen Module kann weiterhin nahezu verlustfrei zum zentralen Wechselrichter fließen. Dieses System kombiniert die Vorteile der individuellen Moduloptimierung mit der Kosteneffizienz eines zentralen String-Wechselrichters. Erfahren Sie mehr darüber, was Leistungsoptimierer sind.

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Wie funktionieren Mikrowechselrichter?

Mikrowechselrichter gehen einen Schritt weiter: Sie sind quasi winzige, vollwertige Wechselrichter, die ebenfalls direkt an jedem Modul montiert werden. Sie wandeln den Gleichstrom (DC) des Moduls sofort in netzkonformen Wechselstrom (AC) um. Jedes Modul wird so zu einem kleinen, autarken Kraftwerk.

Eine Verschattung oder sogar der Ausfall eines Moduls hat absolut keinen Einfluss auf die Leistung der anderen. Dieses Prinzip kennen viele bereits von Balkonkraftwerken, bei denen diese Technik standardmäßig zum Einsatz kommt. Sie bieten die maximale Flexibilität und den höchsten Ertrag bei sehr komplexen und stark verschatteten Dächern, sind dadurch aber in der Regel auch die kostenintensivste Lösung.

Der entscheidende Unterschied im Überblick

Leistungsoptimierer
Funktion: Optimiert die Gleichstrom-Leistung pro Modul.
Systemaufbau: Module plus Optimierer plus Zentralwechselrichter.
Kosten: Mittleres Preissegment.
Effizienz bei Schatten: Sehr gut.
Ideal für: Dächer mit leichtem bis mittlerem Schatten.

Mikrowechselrichter
Funktion: Wandelt Gleichstrom in Wechselstrom pro Modul um.
Systemaufbau: Module plus Mikrowechselrichter.
Kosten: Höheres Preissegment.
Effizienz bei Schatten: Exzellent.
Ideal für: Komplexe Dächer, starke Verschattung.

Die Gretchenfrage: Ab wann rechnet sich die Investition?

Die Zusatzkosten für Leistungsoptimierer oder Mikrowechselrichter müssen sich durch den erwirtschafteten Mehrertrag amortisieren. Ob sich das lohnt, hängt stark vom Ausmaß und der Dauer der Verschattung ab.

Die Faustregel: Wann ist der Einsatz sinnvoll?

Die Erfahrung aus Tausenden von Installationen liefert eine klare Orientierung. Als Faustregel gilt:

Wenn mehr als 10 % Ihrer Dachfläche über mehrere Stunden pro Tag – insbesondere in der ertragsreichen Mittagszeit zwischen 10 und 15 Uhr – verschattet sind, ist die Investition in Leistungsoptimierer fast immer wirtschaftlich.

Typische Szenarien hierfür sind:

  • Ein Schornstein, der einen wandernden Schatten über die Module wirft.
  • Eine Dachgaube oder ein Satellitenspiegel auf dem eigenen Dach.
  • Hohe Bäume oder Nachbargebäude, die Teile des Daches zu bestimmten Tageszeiten verschatten.
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Eine Beispielrechnung: Standard-Anlage vs. optimierte Anlage

Um die Wirtschaftlichkeit greifbar zu machen, vergleichen wir eine typische Anlage für ein Einfamilienhaus in zwei Varianten.

Annahmen:
Anlagengröße: 8 kWp (ca. 20 Module)
Kosten ohne Optimierer: ca. 12.000 €
Zusatzkosten für 20 Leistungsoptimierer: ca. 1.200 € (60 € pro Stück)
Jährlicher Ertrag (optimal): 7.800 kWh
Annahme: Ein Schornstein verursacht einen jährlichen Ertragsverlust von ca. 15 %.
Aktueller Strompreis: 30 Cent/kWh

Szenario 1: Anlage ohne Optimierer
Jährlicher Ertragsverlust: 7.800 kWh mal 15 % = 1.170 kWh
Finanzieller Verlust pro Jahr: 1.170 kWh mal 0,30 €/kWh = 351 €

Szenario 2: Anlage mit Leistungsoptimierern
Die Optimierer können den schattenbedingten Verlust auf ca. 4 % reduzieren.
Mehrertrag durch Optimierer: (15 % – 4 %) mal 7.800 kWh = 858 kWh
Finanzieller Mehrwert pro Jahr: 858 kWh mal 0,30 €/kWh = 257 €

Amortisationsrechnung für die Optimierer:
Zusatzinvestition: 1.200 €
Jährlicher Mehrertrag: 257 €
Amortisationszeit der Optimierer: 1.200 € geteilt durch 257 € ≈ 4,7 Jahre

Da eine PV-Anlage auf eine Lebensdauer von über 20 Jahren ausgelegt ist, zahlt sich die Zusatzinvestition in diesem realistischen Szenario schon nach weniger als fünf Jahren aus und erwirtschaftet danach über 15 Jahre lang reinen Zusatzgewinn.

Infografik mit einer Vergleichsrechnung: Kosten und Amortisationszeit mit und ohne Optimierer

Alternativen und weitere Überlegungen

Leistungsoptimierer sind nicht die einzige Antwort auf Teilverschattung. Eine durchdachte Planung kann die Auswirkungen bereits im Vorfeld minimieren.

Intelligente String-Verschaltung

Ein erfahrener Solarteur wird immer versuchen, die Module so zu Strings zusammenzufassen, dass sie möglichst die gleichen Bedingungen haben. Module, die morgens vom Nachbarhaus beschattet werden, können beispielsweise in einen eigenen String gefasst werden. So beeinflussen sie nicht die Leistung der Module, die bereits in der vollen Sonne liegen. Dies ist oft die kostengünstigste erste Maßnahme zur Ertragsoptimierung.

Die Wahl des richtigen Wechselrichters

Moderne String-Wechselrichter verfügen über ein integriertes Schattenmanagement (z. B. SMA ShadeFix oder Fronius Dynamic Peak Manager). Diese Software-Lösungen können die Auswirkungen von leichter oder kurzzeitiger Verschattung effektiv ausgleichen, und das ohne zusätzliche Hardware an den Modulen. Bei hartnäckigem, dauerhaftem Schatten stoßen sie jedoch an ihre Grenzen. Erfahren Sie mehr über die Auswahl des passenden Wechselrichters und seine Funktionen.

Dächer mit mehreren Ausrichtungen

Ein Sonderfall, bei dem sich Optimierer fast immer lohnen, sind Dächer mit unterschiedlichen Ausrichtungen (z. B. Ost-West-Belegung) oder verschiedenen Neigungswinkeln. Hier erhalten die Module systembedingt zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich viel Sonne. Leistungsoptimierer sorgen dafür, dass jede Dachseite unabhängig von der anderen ihr Maximum an Energie produzieren kann.

Häufige Fragen (FAQ) zur Teilverschattung

Wie erkenne ich, ob mein Dach von Teilverschattung betroffen ist?

Die einfachste Methode ist die Beobachtung. Schauen Sie sich Ihr Dach an einem sonnigen Tag zu verschiedenen Uhrzeiten an (morgens, mittags, nachmittags) und das idealerweise zu verschiedenen Jahreszeiten, da sich der Sonnenstand im Jahresverlauf ändert. Auch 3D-Ansichten in Kartendiensten oder spezielle Planungs-Apps können einen guten ersten Eindruck von potenziellen Schattenwerfern geben.

Steigern Optimierer auch die Leistung bei unverschatteten Anlagen?

Theoretisch ja, da sie auch minimale Leistungsunterschiede zwischen den Modulen (sog. Mismatching) ausgleichen. In der Praxis ist der Mehrertrag bei einer perfekt ausgerichteten und unverschatteten Anlage jedoch so gering, dass sich die Zusatzkosten dafür in der Regel nicht amortisieren. Der Hauptnutzen liegt klar in der Kompensation von Schatten und unterschiedlichen Ausrichtungen.

Sind Mikrowechselrichter immer besser als Leistungsoptimierer?

Nicht zwangsläufig. Sie sind technisch die robusteste Lösung gegen Schatten, aber auch die teuerste. Die Erfahrungen vieler Nutzer und Planer zeigen: Für die typischen Fälle von Teilverschattung durch Schornsteine, Gauben oder Bäume bieten Leistungsoptimierer den besten Kompromiss aus Kosten, Aufwand und Nutzen.

Was ist wichtiger: die richtige Hardware oder die gute Planung?

Eine gute Planung ist die absolute Grundlage für eine ertragreiche PV-Anlage. Ein erfahrener Fachbetrieb kann oft schon durch eine clevere Verschaltung der Module die Notwendigkeit für teure Zusatzhardware reduzieren oder deren Einsatz gezielt auf die wirklich betroffenen Bereiche beschränken. Denn die beste Hardware nützt wenig, wenn das Gesamtkonzept nicht stimmt.

Fazit: Eine Investition, die sich bei Schatten schnell bezahlt macht

Teilverschattung ist kein Grund, auf die Vorteile einer eigenen Photovoltaikanlage zu verzichten. Moderne Technologien wie Leistungsoptimierer oder Mikrowechselrichter machen selbst nicht perfekt ausgerichtete Dächer zu rentablen Standorten für saubere Stromerzeugung.

Der Entscheidung für oder gegen diese Technik sollte immer eine solide Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zugrunde liegen. Die Faustregel, dass sich die Investition ab etwa 10 % dauerhaft verschatteter Fläche lohnt, bietet dabei eine verlässliche erste Orientierung. Wie unsere Beispielrechnung zeigt, kann sich die moderate Zusatzinvestition bereits nach wenigen Jahren amortisieren und über die gesamte Lebensdauer der Anlage einen signifikanten Mehrertrag erwirtschaften. Schatten ist also kein K.-o.-Kriterium, sondern eine Herausforderung, für die es intelligente und profitable Lösungen gibt.

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Fazit

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