Photovoltaik-Versicherung: Wie die Kosten Ihre Rendite über 20 Jahre beeinflussen

Wer eine Photovoltaikanlage plant, konzentriert sich meist auf die großen Investitionskosten: Solarmodule, Wechselrichter, Montage. Doch zu einer soliden Finanzplanung gehören auch die laufenden Ausgaben. Eine der wichtigsten, aber oft nur pauschal berücksichtigten Positionen sind dabei die Versicherungskosten. Auf den ersten Blick scheinen sie gering, doch über eine Laufzeit von 20 Jahren summieren sie sich zu einem Betrag, der die Gesamtrendite und die Amortisationszeit spürbar beeinflusst.
Dieser Artikel zeigt Ihnen anhand einer konkreten 20-Jahres-Kalkulation, wie sich Versicherungsbeiträge auf Ihr Investment auswirken und warum dieser Schutz dennoch eine der klügsten Entscheidungen für Ihre Anlage ist.
Warum ist eine Photovoltaik-Versicherung überhaupt wichtig?
Eine Photovoltaikanlage ist eine Investition im Wert von mehreren Tausend Euro, die 20 Jahre oder länger zuverlässig Strom produzieren soll. Während dieser ganzen Zeit ist sie ununterbrochen den Elementen und anderen Risiken ausgesetzt. Eine spezielle Photovoltaik-Versicherung schützt Sie vor den finanziellen Folgen unvorhergesehener Schäden.
Zu den häufigsten Gefahren, die eine gute Police abdeckt, gehören:
- Naturgewalten: Sturm, Hagel, Blitzschlag, Schneedruck
- Tierische Einwirkungen: Marderbisse an Kabeln
- Menschliche Faktoren: Diebstahl, Vandalismus, Bedienungsfehler
- Technische Defekte: Kurzschluss, Überspannung, Brand, Explosion
Zwar können einige dieser Risiken teilweise über eine bestehende Wohngebäudeversicherung abgedeckt sein, doch eine spezialisierte Photovoltaik- oder Elektronikversicherung bietet einen umfassenderen Schutz. Insbesondere deckt sie auch den wichtigen Ertragsausfall ab – den finanziellen Verlust, der Ihnen entsteht, wenn die Anlage wegen eines Schadens keinen Strom mehr produziert.
Typische Versicherungskosten in der Praxis: Was kostet der Schutz?
Die Kosten für eine Photovoltaik-Versicherung sind überschaubar. Sie hängen von mehreren Faktoren ab, etwa dem Anschaffungswert der Anlage (Deckungssumme), dem Leistungsumfang und der Höhe der Selbstbeteiligung.
Als Faustregel können Sie für eine typische Anlage auf einem Einfamilienhaus mit jährlichen Beiträgen zwischen 50 € und 100 € rechnen.
Praxisbeispiel:
Nehmen wir eine gängige 10-kWp-Anlage mit Anschaffungskosten von 15.000 €. Für solch eine Anlage ist ein Jahresbeitrag von rund 75 € für eine umfassende Allgefahrendeckung inklusive Ertragsausfallschutz ein realistischer Richtwert. Dieser Betrag dient als Grundlage für unsere nachfolgende Kalkulation.
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Ab 2.099,00 €Die 20-Jahres-Kalkulation: Der schleichende Einfluss auf Ihre Rendite
Um den Einfluss der Versicherungskosten greifbar zu machen, berechnen wir die Rendite und Amortisationszeit einer Beispielanlage – einmal mit und einmal ohne Berücksichtigung der Versicherung.
Annahmen für unsere Beispielanlage:
- Anlagengröße: 10 kWp
- Anschaffungskosten: 15.000 €
- Jährlicher Stromertrag: 9.500 kWh
- Eigenverbrauchsquote: 30 % (2.850 kWh)
- Aktueller Strompreis (Bezug): 35 Cent/kWh
- Einspeisevergütung: 8,2 Cent/kWh
- Versicherungsbeitrag: 75 € pro Jahr
Schritt 1: Berechnung des jährlichen Ertrags
Zuerst ermitteln wir den finanziellen Nutzen, den die Anlage pro Jahr erwirtschaftet:
- Ersparnis durch Eigenverbrauch: 2.850 kWh × 0,35 €/kWh = 997,50 €
- Einnahmen durch Einspeisung: (9.500 kWh – 2.850 kWh) × 0,082 €/kWh = 545,30 €
Der Gesamtertrag pro Jahr beläuft sich somit auf 1.542,80 €.
Schritt 2: Amortisationszeit und Gesamtrendite im Vergleich
Nun vergleichen wir, wie sich die Versicherungskosten auswirken.
Szenario A: Kalkulation OHNE Versicherungskosten
- Amortisationszeit: 15.000 € / 1.542,80 € pro Jahr = ca. 9,7 Jahre
- Gesamtgewinn nach 20 Jahren: (1.542,80 € × 20) – 15.000 € = 15.856 €
Szenario B: Kalkulation MIT Versicherungskosten
- Jährlicher Nettoertrag: 1.542,80 € – 75 € = 1.467,80 €
- Amortisationszeit: 15.000 € / 1.467,80 € pro Jahr = ca. 10,2 Jahre
- Gesamtkosten für die Versicherung über 20 Jahre: 75 € × 20 = 1.500 €
- Gesamtgewinn nach 20 Jahren: (1.467,80 € × 20) – 15.000 € = 14.356 €
[Eine Grafik, die die Amortisationszeit einer PV-Anlage mit und ohne Versicherungskosten vergleicht]
Das Ergebnis zeigt ein klares Bild: Die Versicherungskosten von insgesamt 1.500 € über die Laufzeit verlängern die Amortisationszeit um etwa ein halbes Jahr und reduzieren den Nettogewinn nach 20 Jahren um genau diesen Betrag. Das ist ein „Aha-Moment“ für viele Planer: Ein kleiner jährlicher Betrag hat einen deutlichen Effekt auf die Langzeitrendite.
Ist die Versicherung trotzdem eine gute Investition?
Absolut. Diese Kalkulation bildet allerdings den Idealfall ab, in dem kein einziger Schaden eintritt. Die Realität sieht oft anders aus. Betrachten wir die Versicherung daher nicht als Kostenfaktor, sondern als Risikomanagement.
Die kumulierten Kosten von 1.500 € über 20 Jahre stehen im direkten Vergleich zu potenziellen Schadenssummen:
- Ausfall eines Wechselrichters nach der Garantiezeit: ca. 1.500 € – 2.500 €
- Hagelschaden an mehreren Modulen: oft mehrere Tausend Euro
- Schaden durch Marderbiss mit Ertragsausfall: schnell 500 € und mehr
Erfahrungen aus der Branche zeigen, dass innerhalb von 20 Jahren bei fast jeder fünften Anlage ein meldepflichtiger Schaden auftritt. Ein einziger Schadensfall kann die Ersparnis aus 20 Jahren Verzicht auf eine Versicherung zunichtemachen. Daher betrachten die meisten Anlagenbetreiber den vergleichsweise geringen Jahresbeitrag als sinnvolle Absicherung ihrer Investition, die ihnen vor allem eines gibt: finanzielle Sicherheit und Sorgenfreiheit.
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6.299,00 €Worauf Sie bei der Auswahl einer PV-Versicherung achten sollten
Wenn Sie sich für die Versicherung Ihrer Photovoltaikanlage entscheiden, sollten Sie nicht nur auf den Preis, sondern vor allem auf die Leistungen achten.
Wichtige Kriterien für eine gute Police sind:
- Allgefahrendeckung: Sie schützt vor allen Gefahren, die nicht explizit im Vertrag ausgeschlossen sind, und bietet so den umfassendsten Schutz.
- Ertragsausfallversicherung: Sie ist essenziell und ersetzt Ihnen die entgangenen Einnahmen und Ersparnisse, während Ihre Anlage repariert wird. Achten Sie auf eine angemessene Tagespauschale.
- Deckung zum Neuwert: Im Schadensfall sollten die Kosten für die Wiederbeschaffung und Installation neuer Komponenten zum aktuellen Marktpreis übernommen werden.
- Verzicht auf Einwand der groben Fahrlässigkeit: Ein wichtiger Punkt, der sicherstellt, dass die Versicherung auch bei Schäden leistet, die durch eine Unachtsamkeit entstanden sind.
- Niedrige Selbstbeteiligung: Eine Selbstbeteiligung von 150 € bis 250 € pro Schadensfall ist üblich und hält die Beiträge niedrig, ohne Sie im Ernstfall stark zu belasten.
FAQ – Häufige Fragen zur Photovoltaik-Versicherung
Ist eine PV-Versicherung gesetzlich vorgeschrieben?
Nein, es gibt keine gesetzliche Pflicht. Allerdings fordern viele Banken den Nachweis einer Versicherung, wenn die Anlage über einen Kredit finanziert wird. Unabhängig davon ist sie zur Absicherung Ihrer Investition dringend zu empfehlen.
Reicht meine bestehende Wohngebäudeversicherung aus?
In manchen Fällen können PV-Anlagen in die Wohngebäudeversicherung eingeschlossen werden. Dies bietet jedoch oft nur einen Basisschutz gegen Feuer, Sturm und Hagel. Spezialisierte Policen decken in der Regel mehr Risiken ab (z. B. Tierbiss, Bedienungsfehler, Diebstahl) und beinhalten fast immer die wichtige Ertragsausfallversicherung.
Was ist bei einem Batteriespeicher zu beachten?
Ein Batteriespeicher muss explizit in den Versicherungsschutz einbezogen werden. Das erhöht den Jahresbeitrag meist nur geringfügig, ist aber unerlässlich, da auch der Speicher eine teure und wichtige Komponente des Gesamtsystems ist.
Wie verhält es sich mit der Versicherung bei einem Balkonkraftwerk?
Für Balkonkraftwerke ist meist keine separate Versicherung nötig. Schäden, die durch die Anlage an Dritten verursacht werden (z. B. Herabfallen bei Sturm), sind in der Regel über die private Haftpflichtversicherung abgedeckt. Schäden an der Anlage selbst können je nach Vertrag über die Hausratversicherung mitversichert sein. Eine kurze Rücksprache mit Ihren Versicherern schafft hier Klarheit. Detaillierte Informationen finden Sie auch in unserem Ratgeber zur Balkonkraftwerk-Versicherung.
Fazit: Versicherungskosten als fester Bestandteil einer realistischen Renditeplanung
Die Versicherung einer Photovoltaikanlage ist mehr als nur ein Kostenpunkt – sie ist ein integraler Bestandteil einer vorausschauenden und sicheren Investitionsstrategie. Wie unsere 20-Jahres-Kalkulation zeigt, haben die Beiträge einen messbaren Einfluss auf die Nettorendite und die Amortisationszeit. Sie in der Planung zu ignorieren, führt zu einer geschönten und unrealistischen Erwartungshaltung.
Letztendlich schützen jährliche Kosten von 50 bis 100 € eine Investition von über 15.000 € vor Risiken, die einen ungleich größeren finanziellen Schaden verursachen können. Eine realistische Renditeberechnung schließt daher nicht nur die Sonnenseiten, sondern auch die Absicherung gegen stürmische Zeiten mit ein.
Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl der richtigen Komponenten und zur detaillierten Planung Ihrer Anlage finden Sie direkt auf Photovoltaik.info.



