Von der netzgekoppelten Anlage zum Inselsystem: Ist eine Umrüstung möglich?

Von der netzgekoppelten Anlage zum Inselsystem: Ist eine Umrüstung möglich?

Ein Stromausfall im Viertel – alles ist dunkel. Viele Besitzer einer Photovoltaikanlage sind dann überrascht, wenn auch bei ihnen die Lichter ausgehen, obwohl die Sonne scheint. Der Grund: Standardanlagen sind aus Sicherheitsgründen an das öffentliche Netz gekoppelt und schalten bei einem Netzausfall ebenfalls ab. Das weckt bei vielen den Wunsch nach echter Energieunabhängigkeit. Doch lässt sich eine bestehende, netzgekoppelte Anlage in ein autarkes Inselsystem umrüsten? Um es kurz zu machen: Ja, das ist technisch möglich, erfordert jedoch sorgfältige Planung und erhebliche Investitionen.

Der entscheidende Unterschied: Netzgekoppelt vs. Inselanlage

Wer eine Umrüstung in Betracht zieht, sollte die Funktionsweise der beiden Systemtypen kennen.

Eine typische netzgekoppelte Photovoltaikanlage ist darauf ausgelegt, den erzeugten Strom primär im eigenen Haushalt zu verbrauchen und überschüssige Energie in das öffentliche Netz einzuspeisen. Der Wechselrichter synchronisiert sich mit dem Netz. Fällt dieses aus, sorgt eine gesetzlich vorgeschriebene Freischalteinrichtung (NA-Schutz) dafür, dass die Anlage sofort vom Netz getrennt wird. Dies dient der Sicherheit von Technikern, die am Stromnetz arbeiten.

Eine Inselanlage hingegen arbeitet vollständig autark, also ohne Verbindung zum öffentlichen Stromnetz. Sie ist ein in sich geschlossenes System, das auf einen Stromspeicher angewiesen ist, um die Energieversorgung auch nachts oder an sonnenarmen Tagen sicherzustellen. Eine Zwischenform ist die Hybridanlage, die sowohl am Netz angeschlossen ist als auch über einen Speicher verfügt und bei einem Stromausfall in einen Inselbetrieb wechseln kann.

Diagramm, das die Komponenten einer netzgekoppelten Anlage mit denen einer Inselanlage vergleicht.

Für die meisten Eigenheimbesitzer in Deutschland ist die Umrüstung zu einer Hybridanlage daher der sinnvollste Weg. Sie kombiniert die Versorgungssicherheit einer Inselanlage mit der Zuverlässigkeit des öffentlichen Netzes als Rückfallebene, insbesondere für die sonnenarmen Wintermonate.

Die technischen Voraussetzungen für die Umrüstung

Die Umwandlung einer reinen Einspeiseanlage in ein autarkiefähiges System ist kein einfacher Austausch eines einzelnen Geräts. Es handelt sich um einen tiefgreifenden Eingriff in das Herz der Anlage.

Das Herzstück der Unabhängigkeit: Der Wechselrichter

Der Standard-Wechselrichter einer netzgekoppelten Anlage kann kein eigenes Stromnetz aufbauen und muss daher durch ein intelligenteres Gerät ersetzt werden. Die zentrale Komponente für die Umrüstung ist ein Hybrid-Wechselrichter. Dieses Gerät ist ein Multitalent: Es wandelt nicht nur den Gleichstrom der Solarmodule in Wechselstrom um, sondern managt auch das Laden und Entladen des Batteriespeichers sowie die Kommunikation mit dem öffentlichen Netz. Nur ein solcher Wechselrichter kann bei einem Stromausfall sicher vom Netz trennen und ein stabiles, hauseigenes Inselnetz aufbauen.

Foto eines modernen Hybrid-Wechselrichters mit einem danebenstehenden Stromspeicher in einem Hauswirtschaftsraum.

Die Energie für die Nacht: Der Stromspeicher

Ohne einen Stromspeicher gibt es keine Autarkie. Er ist das Reservoir, das den tagsüber erzeugten Solarstrom speichert, um den Haushalt nachts oder bei schlechtem Wetter zu versorgen. Die richtige Dimensionierung ist hier entscheidend. Als Faustregel gilt: Eine Speicherkapazität von 5 bis 10 kWh ist sinnvoll, um einen typischen Vierpersonenhaushalt (ca. 4.500 kWh Jahresverbrauch) über eine Nacht zu bringen. Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Nutzer bei einer Umrüstung eine Autonomie von mindestens 24 Stunden anstreben, was sich direkt auf die benötigte Speichergröße auswirkt.

Anpassungen an der bestehenden Infrastruktur

Die Umrüstung beschränkt sich nicht nur auf den Austausch von Hauptkomponenten. Oft sind weitere Anpassungen an der elektrischen Infrastruktur notwendig. Dazu zählt die Überprüfung und eventuelle Neuverlegung von Kabeln, um den Wechselrichter mit dem neuen Speicher zu verbinden. Zudem muss in der Regel ein separater Notstromkreis eingerichtet werden, der im Falle eines Netzausfalls die wichtigsten Verbraucher (z.B. Heizung, Kühlschrank, Licht) versorgt. Auch zusätzliche Sicherheitseinrichtungen wie DC-Trennschalter für die Batterie sind nötig.

Was kostet die Umrüstung zur Autarkie?

Die Entscheidung für mehr Unabhängigkeit ist auch eine finanzielle. Die Kosten für eine Umrüstung können die ursprünglichen Kosten einer Photovoltaikanlage sogar übersteigen. Sie sollten mit folgenden Posten rechnen:

  • Hybrid-Wechselrichter: Je nach Leistung und Hersteller zwischen 2.000 € und 5.000 €.
  • Stromspeicher: Dies ist der größte Kostenblock. Rechnen Sie mit etwa 800 € bis 1.200 € pro Kilowattstunde Speicherkapazität. Ein 10-kWh-Speicher kostet also zwischen 8.000 € und 12.000 €.
  • Installation und Anpassungen: Für den fachgerechten Einbau, die neue Verkabelung und die Inbetriebnahme fallen in der Regel 1.000 € bis 3.000 € an.

Zusammengerechnet liegen die Kosten für eine vollständige Umrüstung eines typischen Einfamilienhauses bei ca. 11.000 € bis 20.000 €.

Rein durch die Ersparnis bei den Stromkosten amortisiert sich diese Investition nur über einen sehr langen Zeitraum. Sie ist vorrangig eine Investition in Versorgungssicherheit und persönliche Unabhängigkeit.

Ist eine vollständige Inselanlage in Deutschland sinnvoll?

Der Traum von 100 % Autarkie ist verlockend, doch in der Praxis für die meisten Wohngebäude in Deutschland schwer umsetzbar und wirtschaftlich kaum sinnvoll. Das Hauptproblem ist die sogenannte „Winterlücke“: In den Monaten Dezember und Januar ist die Sonneneinstrahlung so gering, dass eine normal dimensionierte PV-Anlage den Energiebedarf eines Haushalts oft nicht decken kann.

Um diese Lücke zu schließen, müsste die Anlage massiv überdimensioniert werden – sowohl die Anzahl der Solarmodule als auch die Kapazität des Batteriespeichers. Die Kosten dafür wären exorbitant hoch. Aus diesem Grund entscheiden sich viele Bauherren und Modernisierer für eine hybridfähige Anlage. Sie bietet an über 300 Tagen im Jahr eine hohe Autarkie und nutzt das öffentliche Netz als kostengünstige und zuverlässige Absicherung für die dunkelsten Winterwochen.

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Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Kann ich meinen alten Wechselrichter weiterverwenden?
Nein, ein Standard-Wechselrichter für den reinen Netzparallelbetrieb ist nicht inselfähig. Für eine Notstrom- oder Inselfunktion muss er durch einen Hybrid- oder Insel-Wechselrichter ersetzt werden.

Muss ich die Umrüstung anmelden?
Ja. Jede wesentliche Änderung an der Anlage, insbesondere die Installation eines Stromspeichers und die Veränderung der Netzkopplung, muss dem Netzbetreiber gemeldet und im Marktstammdatenregister eingetragen werden.

Lohnt sich die Umrüstung finanziell?
Rein finanziell betrachtet, ist die Amortisationszeit sehr lang. Der Hauptnutzen liegt nicht in der Rendite, sondern in der erhöhten Versorgungssicherheit und dem Gefühl der Unabhängigkeit von steigenden Strompreisen und Netzausfällen.

Wie groß muss der Speicher sein?
Die Größe hängt von Ihrem nächtlichen Stromverbrauch und der gewünschten Autonomiedauer ab. Ein Fachbetrieb kann Ihren Bedarf analysieren und eine passgenaue Empfehlung aussprechen.

Was ist der Unterschied zwischen Notstrom und Inselbetrieb?
Eine einfache Notstromfunktion versorgt bei einem Netzausfall nur eine oder wenige vordefinierte Steckdosen. Ein echter Inselbetrieb, wie ihn ein Hybrid-Wechselrichter ermöglicht, kann das gesamte Hausnetz oder ausgewählte, leistungsstarke Verbraucher weiterversorgen.

Fazit: Ein realistischer Weg zur Energieunabhängigkeit

Die Umrüstung einer bestehenden, netzgekoppelten Photovoltaikanlage zu einem autarkiefähigen System ist technisch machbar, aber mit erheblichem Aufwand und Kosten verbunden. Der Austausch des Wechselrichters und die Nachrüstung eines ausreichend dimensionierten Stromspeichers sind die zentralen Schritte.

Für die meisten Anwender in Deutschland ist nicht die vollständige, kompromisslose Inselanlage das Ziel, sondern ein intelligentes Hybridsystem. Es bietet einen hohen Grad an Autarkie und die Sicherheit, im Notfall auf ein eigenes Stromnetz zurückgreifen zu können, ohne die wirtschaftlichen und technischen Nachteile einer reinen Insellösung in Kauf nehmen zu müssen. Die Entscheidung ist letztlich eine Abwägung zwischen dem Wunsch nach Sicherheit und den damit verbundenen Kosten.

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