Statik für Laien: Wie Sie die Tragfähigkeit Ihres Daches für eine PV-Anlage grob einschätzen

Der Gedanke ist verlockend: die eigene Energie auf dem Dach produzieren, um unabhängig von steigenden Strompreisen zu werden, die Umwelt zu schonen und langfristig Geld zu sparen.

Doch bevor die Solarmodule montiert werden, stellt sich eine entscheidende, oft übersehene Frage: Hält mein Dach das überhaupt aus? Die Sorge vor einer Überlastung des Dachstuhls gehört zu den häufigsten Hürden bei der Planung.

Dieser Beitrag soll Ihnen als Leitfaden für eine erste, grobe Einschätzung dienen. Sie erfahren, welche Lasten auf Ihr Dach einwirken, wie Sie ohne Fachkenntnisse eine erste Bestandsaufnahme machen und wann die Beurteilung durch einen Statiker unerlässlich wird. Für die meisten nach 1980 gebauten Häuser gibt es gute Nachrichten, doch nur eine sorgfältige Prüfung schafft die nötige Sicherheit.

Warum die Dachstatik überhaupt eine Rolle spielt

Eine Photovoltaikanlage ist eine Investition für Jahrzehnte. Sie wird zu einem festen Bestandteil Ihres Hauses und bedeutet ein zusätzliches Gewicht, das dauerhaft auf die Dachkonstruktion einwirkt. Fachleute sprechen hier von einer permanenten Zusatzlast.

Moderne PV-Module wiegen heute zwischen 15 und 20 Kilogramm pro Quadratmeter (kg/m²). Ältere Modelle konnten bis zu 25 kg/m² auf die Waage bringen. Hinzu kommt das Montagesystem mit weiteren 2 bis 5 kg/m². Insgesamt müssen Sie also mit einer zusätzlichen Last von etwa 17 bis 25 kg/m² rechnen.

Praxisbeispiel: Bei einer typischen Anlage mit 50 m² Dachfläche auf einem Einfamilienhaus summiert sich das zusätzliche Gewicht auf 850 bis 1.250 Kilogramm. Das entspricht in etwa dem Gewicht eines Kleinwagens, der permanent auf Ihrem Dach parkt. Doch das ist nicht die einzige Belastung. Hinzu kommen veränderliche Lasten wie Schnee und Wind.

Der erste Check: Eine Bestandsaufnahme für Ihr Dach

Bevor Sie einen Experten hinzuziehen, können Sie selbst einen ersten Überblick gewinnen. Diese Schritte helfen Ihnen, den Zustand Ihres Daches besser einzuschätzen und wichtige Informationen für das spätere Fachgespräch zu sammeln.

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Schritt 1: Sichten Sie Ihre Hausunterlagen

Die wichtigsten Dokumente zur Beurteilung Ihres Daches sind die ursprünglichen Bauunterlagen.

Suchen Sie nach folgenden Dokumenten:

  • Baupläne: Sie zeigen den Aufbau des Dachstuhls, die verwendeten Materialien und die Dimensionen der Balken.
  • Statische Berechnung: Dieses Dokument ist der „Personalausweis“ der Tragfähigkeit Ihres Hauses. Hier hat ein Statiker genau berechnet, welche Lasten das Dach tragen kann.

Sollten diese Unterlagen nicht mehr auffindbar sein, lohnt sich eine Anfrage beim zuständigen Bauamt Ihrer Gemeinde. Oft werden solche Dokumente dort archiviert.

Schritt 2: Eine visuelle Prüfung des Dachstuhls

Ein Gang auf den Dachboden kann bereits wertvolle Hinweise liefern.

Leuchten Sie die Konstruktion mit einer guten Taschenlampe aus und achten Sie auf folgende Punkte:

  • Zustand des Holzes: Sehen die Balken trocken und intakt aus? Gibt es Risse, Spuren von Holzwurmbefall oder feuchte, dunkle Stellen, die auf frühere Undichtigkeiten hindeuten?
  • Durchbiegung: Verlaufen die tragenden Balken (Sparren) gerade oder biegen sie sich bereits sichtlich durch? Eine leichte Biegung kann normal sein, eine ausgeprägte „Welle“ ist ein Warnsignal.
  • Verbindungen: Sind die Verbindungen zwischen den Balken fest und stabil?

Diese visuelle Prüfung ersetzt keine professionelle Analyse, gibt Ihnen aber ein Gefühl für den allgemeinen Zustand der Konstruktion. Ein offensichtlich maroder oder beschädigter Dachstuhl muss in jedem Fall saniert werden, bevor die Installation einer PV-Anlage überhaupt infrage kommt.

Die unsichtbaren Kräfte: Wind- und Schneelasten nicht unterschätzen

Ein Dach ist von Haus aus so konzipiert, dass es weit mehr aushält als nur sein Eigengewicht und die Dacheindeckung. Die entscheidenden Faktoren sind die sogenannten veränderlichen Lasten: Wind und Schnee. Deutsche Baunormen (DIN EN 1991) definieren hierfür genaue Anforderungen und Reserven.

Die Schneelast: Wo in Deutschland mehr Gewicht anfällt

Je nach geografischer Lage muss ein Dach unterschiedlich hohen Schneelasten standhalten. Deutschland ist in verschiedene Schneelastzonen eingeteilt. Während in Küstennähe kaum mit schweren Schneemassen zu rechnen ist, müssen Dächer im Alpenvorland oder in Mittelgebirgen erhebliche Reserven aufweisen. Eine PV-Anlage verringert diese einkalkulierte Reserve.

Praxisbeispiel: Ein Dach im bayerischen Voralpenland (Zone 3) ist für eine deutlich höhere Schneelast ausgelegt als ein vergleichbares Dach in der norddeutschen Tiefebene (Zone 1). Die verbleibende Tragreserve für eine PV-Anlage ist daher in schneereichen Gebieten tendenziell geringer.

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Die Windlast: Druck und Sog auf Ihre Anlage

Wind wirkt auf zwei Arten auf Ihre PV-Anlage: als Druck, der die Module auf das Dach presst, und als Sog, der an ihnen zieht. Besonders die Sogkräfte an den Rändern und Ecken des Daches werden oft unterschätzt.

Ein professionelles Montagesystem ist darauf ausgelegt, diese Kräfte sicher in die Dachkonstruktion abzuleiten. Die Statik muss sicherstellen, dass der Dachstuhl diesem zusätzlichen Zug und Druck standhält.

Wann Sie besonders vorsichtig sein sollten: Typische Risikofälle

Obwohl die meisten modernen Dächer ausreichend dimensioniert sind, gibt es bestimmte Konstellationen, bei denen eine genaue Prüfung unerlässlich ist.

  • Alte Dachstühle (vor ca. 1980): Bei Gebäuden aus dieser Zeit galten oft andere Baunormen mit geringeren Sicherheitsreserven. Zudem kann das Material über die Jahrzehnte gealtert sein.
  • Flachdächer: Hier ist nicht nur das Gewicht ein Thema, sondern auch die Punktlast der Aufständerung. Die darunterliegende Dämmung darf nicht komprimiert werden.
  • Große, freitragende Dächer: Dächer von Scheunen, Hallen oder Bungalows mit sehr großen Spannweiten ohne Zwischenstützen erfordern eine gesonderte Betrachtung.
  • Dächer mit Vorschäden oder Umbauten: Wurden nachträglich Dachfenster eingebaut, Gauben ergänzt oder gab es bereits einen Wasserschaden? Solche Eingriffe können die ursprüngliche Statik verändert haben.
  • Asbestdächer: Die Montage einer PV-Anlage auf Dächern mit Asbestzementplatten ist aus Gesundheits- und Arbeitsschutzgründen grundsätzlich verboten. Hier ist eine vorherige Sanierung notwendig.

Die Erfahrung zeigt: Gerade bei älteren Gebäuden oder Dächern mit komplexer Form ist die Prüfung durch einen Fachmann unumgänglich, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Der Weg zur Gewissheit: Wann der Statiker unverzichtbar ist

Ihr eigener Check hat keine Warnsignale ergeben und Ihre Hausunterlagen liegen vor? Das ist eine hervorragende Ausgangslage. Dennoch gilt: Für die finale Freigabe und zur rechtlichen Absicherung ist die Beurteilung durch einen qualifizierten Tragwerksplaner (Statiker) oder einen erfahrenen Fachbetrieb unerlässlich.

Ein Statiker prüft alle relevanten Unterlagen, berechnet die vorhandenen Reserven und gibt eine verbindliche Freigabe. Die Kosten für ein solches Gutachten liegen typischerweise zwischen 500 und 1.500 Euro. Bedenkt man, was eine Photovoltaikanlage kostet, ist dies eine gut angelegte Investition in die Sicherheit Ihres Eigentums. Viele Installationsbetriebe fordern ein solches Gutachten oder bieten die Prüfung als Teil ihrer Leistung an. Auch Informationsplattformen wie Photovoltaik.info weisen darauf hin, dass eine sichere Planung alle Aspekte, allen voran die Statik, umfassen muss.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Dachstatik

Hält ein normales Ziegeldach eine PV-Anlage aus?
Ja, in den allermeisten Fällen. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern, die nach 1980 gebaut wurden, sind die statischen Reserven in der Regel mehr als ausreichend für eine typische Aufdachanlage. Endgültige Sicherheit gibt aber nur die Prüfung der individuellen Gegebenheiten.

Was passiert, wenn mein Dach die Statik nicht erfüllt?
Das bedeutet nicht zwangsläufig das Aus für Ihr Projekt. In manchen Fällen lässt sich der Dachstuhl gezielt verstärken. Dieser Schritt ist jedoch mit zusätzlichen Kosten verbunden und muss von einem Fachbetrieb für Zimmererarbeiten ausgeführt werden.

Mein Dach ist nicht geeignet – was nun?
Sollte eine Dachanlage tatsächlich nicht möglich sein, gibt es Alternativen. Denkbar sind PV-Anlagen auf Carports, Garagendächern oder sogar an der Fassade. Für Mieter oder Eigentümer in Mehrfamilienhäusern, bei denen eine Dachbelegung nicht infrage kommt, kann ein Balkonkraftwerk eine interessante Option sein. Hierfür müssen Sie lediglich ein Balkonkraftwerk anmelden, die statischen Anforderungen sind minimal.

Wer haftet, wenn das Dach doch Schaden nimmt?
Wenn ein Fachbetrieb die Installation vornimmt und die Statik geprüft und freigegeben hat, liegt die Haftung in der Regel beim Installationsunternehmen. Dennoch ist es essenziell, das Projekt lückenlos zu dokumentieren. Eine gute Photovoltaik Versicherung schützt Sie zusätzlich vor unvorhergesehenen Schäden an der Anlage und am Gebäude.

Fazit: Mit Sicherheit zur eigenen Solarenergie

Die Statik Ihres Daches ist das Fundament für eine sichere und langlebige Photovoltaikanlage. Mit den hier beschriebenen Schritten verschaffen Sie sich selbst einen wertvollen ersten Überblick und stellen Ihr Projekt auf eine solide Basis.

Auch wenn in den meisten Fällen der eigenen Stromerzeugung nichts im Wege steht, ist für die endgültige Entscheidung und zur Absicherung Ihrer Investition der Rat eines Experten unverzichtbar. So stellen Sie sicher, dass Sie nicht nur umweltfreundlichen Strom produzieren, sondern dies auch mit einem rundum sicheren Gefühl tun.

Fühlen Sie sich nach den ersten Prüfungen bereit für den nächsten Schritt? Wenn Sie eine Photovoltaik Anlage kaufen möchten, finden Sie im Shop von Photovoltaik.info sorgfältig zusammengestellte Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen und Bedürfnisse abgestimmt sind.

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Patrick Thoma
Patrick Thoma

Patrick Thoma ist Gründer von Mehrklicks.de und JVGLABS.com.
Er entwickelt Systeme für KI-Sichtbarkeit und semantische Architektur – mit Fokus auf Marken, die in ChatGPT, Perplexity und Google SGE sichtbar bleiben wollen.

Mehr über ihn und die Arbeit:
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