Sonstige Direktvermarktung nach EEG: Die Chance für ausgeförderte PV-Anlagen

Nach 20 Jahren treuer Dienste und garantierter Vergütung läuft die EEG-Förderung für viele Photovoltaikanlagen aus. Betreiber stehen dann vor einer wichtigen Frage: Wie lässt sich der selbst erzeugte Solarstrom auch künftig wirtschaftlich nutzen? Eine oft übersehene, aber lukrative Option ist die „sonstige Direktvermarktung“, denn sie ermöglicht höhere Erlöse als die gesetzliche Standardlösung. Hier erfahren Sie, wie dieses Modell funktioniert und wann es für Ihre Ü20-Anlage die richtige Wahl ist.

Das Ende der Förderung: Was passiert nach 20 Jahren?

Mit dem Auslaufen der festen EEG-Einspeisevergütung endet eine lange Phase der Planungssicherheit. Wenn Sie als Betreiber einer ausgeförderten Anlage (oft als „Ü20-Anlage“ bezeichnet) nichts unternehmen, fallen Sie automatisch in die sogenannte Auffangregelung. Ihr zuständiger Netzbetreiber nimmt Ihren überschüssigen Strom dann weiterhin ab und vergütet ihn.

Die Höhe dieser Vergütung orientiert sich am „Jahresmarktwert Solar“, dem durchschnittlichen Börsenpreis für Solarstrom des vorangegangenen Jahres. Von diesem Wert zieht der Netzbetreiber noch eine Vermarktungspauschale ab.

Praxisbeispiel: Der Jahresmarktwert Solar lag 2023 bei rund 8 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Nach Abzug der Gebühren des Netzbetreibers erhielten Betreiber in der Auffangregelung oft nur zwischen 7 und 7,5 Cent/kWh. Diese Lösung ist zwar unkompliziert, finanziell aber selten die lukrativste.

Was genau ist die sonstige Direktvermarktung?

Die sonstige Direktvermarktung ist eine im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verankerte Möglichkeit, Strom aus erneuerbaren Quellen direkt an der Börse zu verkaufen. Statt den Strom dem Netzbetreiber zu überlassen, beauftragen Sie einen spezialisierten Dienstleister – einen Direktvermarkter –, der Ihren Solarstrom an der Strombörse (z. B. an der EPEX Spot) handelt.

Wichtig ist die Abgrenzung zum bekannteren Marktprämienmodell:

  • Marktprämienmodell: Gilt für neue, geförderte Anlagen. Betreiber erhalten zusätzlich zum Markterlös eine staatliche Marktprämie.
  • Sonstige Direktvermarktung: Gilt für Anlagen ohne Förderanspruch (wie Ü20-Anlagen). Es gibt keine staatliche Prämie; der Erlös stammt ausschließlich aus dem Verkauf an der Börse.

Die sonstige Direktvermarktung ist somit die unternehmerische Alternative zur passiven Auffangregelung, die Ihnen die Kontrolle über die Vermarktung Ihres Stroms zurückgibt.

Wie funktioniert die Direktvermarktung in der Praxis?

Der Prozess ist für Sie als Anlagenbetreiber einfacher, als es zunächst klingen mag. Ein professioneller Direktvermarkter übernimmt die wesentlichen Aufgaben.

  1. Vertragsabschluss: Sie schließen einen Vertrag mit einem Direktvermarkter Ihrer Wahl, der sich um alle administrativen Schritte wie die Meldung beim Netzbetreiber kümmert.
  2. Technische Anbindung: Ihre Anlage muss fernsteuerbar sein, damit der Direktvermarkter bei Bedarf Zugriff hat, um die Einspeiseleistung zu reduzieren. Diese Regelung dient der Netzstabilität und kann eine kleine technische Nachrüstung erfordern, bei der viele Anbieter unterstützen.
  3. Verkauf an der Börse: Der Direktvermarkter bündelt den Strom vieler kleiner Anlagen und handelt ihn an der Strombörse. Der Handel im Viertelstundentakt ermöglicht es, auf Preisschwankungen zu reagieren und den Strom zu verkaufen, wenn die Preise am höchsten sind.
  4. Abrechnung: Sie erhalten monatlich eine Gutschrift über die erzielten Erlöse. Von diesem Betrag wird die vertraglich vereinbarte Servicegebühr für den Direktvermarkter abgezogen.

Ganz gleich, für welchen Vermarktungsweg Sie sich entscheiden: Optimieren Sie zunächst Ihren [INTERNAL_LINK: Ankertext: Eigenverbrauch; URL: /photovoltaik/eigenverbrauch-optimieren/], da selbst genutzter Strom den größten finanziellen Vorteil bringt. Die Direktvermarktung bezieht sich immer nur auf den überschüssigen Strom, den Sie nicht selbst verbrauchen.

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Die finanziellen Vorteile: Lohnt sich der Wechsel?

Der entscheidende Vorteil der sonstigen Direktvermarktung liegt im Potenzial für höhere Einnahmen. Während die Vergütung des Netzbetreibers auf einem starren Jahresmittelwert basiert, profitieren Sie in der Direktvermarktung von den dynamischen Preisen an der Strombörse.

An einem sonnigen Mittag bei hoher Nachfrage können die Strompreise kurzzeitig stark ansteigen. Ein Direktvermarkter kann genau diese Spitzen nutzen und Ihren Strom zu einem überdurchschnittlichen Preis verkaufen.

Ein Rechenbeispiel:

  • Ihre Anlage: 10 kWp, erzeugt jährlich 10.000 kWh.

  • Ihr Eigenverbrauch: 3.000 kWh.

  • Überschüssige Einspeisung: 7.000 kWh.

  • Szenario A (Auffangregelung): Sie erhalten 7,5 Cent/kWh vom Netzbetreiber.

  • Erlös: 7.000 kWh * 0,075 €/kWh = 525 € pro Jahr.

  • Szenario B (Direktvermarktung): Ihr Vermarkter erzielt im Schnitt 9 Cent/kWh und berechnet eine Servicegebühr von 0,4 Cent/kWh.

  • Erlös: 7.000 kWh * (0,09 €/kWh – 0,004 €/kWh) = 602 € pro Jahr.

Dieser Mehrerlös von über 14 % macht den Wechsel für viele Betreiber attraktiv. In der Praxis hat sich gezeigt, dass sich die sonstige Direktvermarktung meist für Anlagen ab einer Größe von 7 bis 10 kWp lohnt.

Der Wunsch nach maximaler Eigennutzung und Unabhängigkeit ist heute präsenter denn je – nicht nur bei großen Dachanlagen, sondern auch im Kleinen: Immer mehr Nutzer entscheiden sich für ein [INTERNAL_LINK: Ankertext: Balkonkraftwerk mit Speicher; URL: /balkonkraftwerk/balkonkraftwerk-mit-speicher/], um ihre Grundlast zu decken.

Den richtigen Direktvermarkter finden: Worauf Sie achten sollten

Der Markt für Direktvermarkter ist gewachsen. Um den passenden Partner für Ihre Anlage zu finden, sollten Sie einige Punkte vergleichen:

  • Transparenz der Abrechnung: Ist die Zusammensetzung Ihres Erlöses klar nachvollziehbar?
  • Höhe der Servicegebühr: Vergleichen Sie die Angebote. Die Gebühren liegen typischerweise zwischen 0,2 und 0,5 Cent pro kWh.
  • Vertragslaufzeit und Kündigungsfristen: Kurze Laufzeiten bieten Ihnen mehr Flexibilität.
  • Unterstützung bei Nachrüstkosten: Bietet der Anbieter an, die Kosten für die technische Aufrüstung zur Fernsteuerbarkeit zu übernehmen oder zu bezuschussen?
  • Erfahrung und Service: Handelt es sich um einen etablierten Anbieter mit gutem Kundenservice?

FAQ – Häufige Fragen zur sonstigen Direktvermarktung

Für welche Anlagen ist die sonstige Direktvermarktung geeignet?
Sie eignet sich primär für Betreiber von Photovoltaikanlagen, deren EEG-Förderung nach 20 Jahren ausgelaufen ist. Wirtschaftlich sinnvoll ist das Modell meist für Anlagen mit einer Leistung von über 7 kWp.

Was ist der Unterschied zur klassischen EEG-Einspeisevergütung?
Die Einspeisevergütung war ein staatlich garantierter, fester Preis für 20 Jahre. Die Erlöse aus der Direktvermarktung basieren auf den aktuellen, schwankenden Preisen an der Strombörse und sind nicht staatlich garantiert.

Muss meine Anlage für die Direktvermarktung nachgerüstet werden?
In den meisten Fällen ja. Eine Voraussetzung ist die Fernsteuerbarkeit der Anlage durch den Direktvermarkter. Dies erfordert meist die Installation eines intelligenten Messsystems oder einer Steuerungseinheit.

Was passiert, wenn ich nach 20 Jahren nichts unternehme?
Sie fallen automatisch in die gesetzliche Auffangregelung. Ihr Netzbetreiber nimmt den Strom weiterhin ab und vergütet ihn auf Basis des Jahresmarktwertes Solar, abzüglich einer Pauschale. Sie müssen nicht befürchten, dass Ihr Strom unvergütet bleibt.

Kann ich weiterhin Strom für den Eigenverbrauch nutzen?
Ja, uneingeschränkt. Die Direktvermarktung betrifft ausschließlich den Stromüberschuss, den Sie ins öffentliche Netz einspeisen. Ihr Eigenverbrauch hat immer Vorrang und ist davon unberührt.

Fazit: Aktiv werden lohnt sich

Das Ende der EEG-Förderung ist kein Grund zur Sorge, sondern eine Chance, die Vermarktung Ihres Solarstroms neu zu gestalten. Die sonstige Direktvermarktung ist eine rentable Möglichkeit, die Erträge Ihrer bewährten Ü20-Anlage zu steigern und sich weiterhin aktiv an der Energiewende zu beteiligen. Der Wechsel ist mit geringem Aufwand verbunden und zahlt sich in den meisten Fällen durch höhere Einnahmen aus.

Weitere praxisnahe Informationen zur Optimierung Ihrer bestehenden Anlage finden Sie direkt auf Photovoltaik.info.

Möchten Sie Ihre individuelle Situation besser einschätzen oder suchen Sie passende Komponenten? Nehmen Sie gern Kontakt mit uns auf.

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OLEKSANDR PUSHKAR
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