Solarcarport als Sonderbau: Was Sie über die Genehmigung wissen müssen

Die Idee ist bestechend

Eine große Parkplatzfläche, die bisher nur Autos Schutz vor der Witterung bot, wird mit einer Photovoltaik-Überdachung versehen und produziert so sauberen Strom. Doch während die Vision eines Solarcarports schnell entworfen ist, birgt die Umsetzung eine oft übersehene Hürde: das Baurecht. Insbesondere große Anlagen für Firmenparkplätze oder Einkaufszentren werden häufig nicht als einfache Überdachung, sondern als sogenannter „Sonderbau“ eingestuft. Das verändert den Genehmigungsprozess von Grund auf und stellt hohe Anforderungen an Planung und Ausführung.

Was bedeutet „Sonderbau“ im Baurecht?

Im deutschen Baurecht wird zwischen Standardbauten (wie einem typischen Einfamilienhaus) und Sonderbauten unterschieden. Ein Sonderbau ist eine bauliche Anlage, die aufgrund ihrer Art, Nutzung oder Größe besondere Anforderungen an die Sicherheit stellt. Man kann es sich wie den Unterschied zwischen einem PKW und einem Gefahrguttransporter vorstellen: Beide sind Fahrzeuge, doch für den Transporter gelten weitaus strengere Vorschriften bezüglich Bauart, Wartung und Betrieb.

Die Landesbauordnungen der Bundesländer definieren, was als Sonderbau gilt. Für überdachte Parkplätze sind meist zwei Kriterien ausschlaggebend:

  1. Die Größe der überdachten Fläche: Oft liegt die Grenze bei 1.000 m² Grundfläche.
  2. Die Anzahl der Stellplätze: Garagen und überdachte Stellplätze mit mehr als 100 Einstellplätzen gelten in vielen Bundesländern als Sonderbau.

Ein praktisches Beispiel: Ein Parkplatz eines mittelgroßen Supermarktes mit 120 Stellplätzen, der vollständig mit einem Solarcarport überdacht werden soll, fällt damit höchstwahrscheinlich in die Kategorie Sonderbau.

Warum wird ein Solarcarport zum Sonderbau?

Die Einstufung als Sonderbau erfolgt nicht willkürlich, sondern aus Gründen der öffentlichen Sicherheit. Ein großflächiger Solarcarport für Unternehmen birgt höhere Risiken als eine kleine private Garage. Die Behörden prüfen daher besonders sorgfältig, ob alle potenziellen Gefahren berücksichtigt wurden. Die zentralen Prüfpunkte sind dabei die Statik und der Brandschutz.

Verschärfte Anforderungen: Statik und Brandschutz im Fokus

Sobald ein Solarcarport als Sonderbau gilt, reichen Standardnachweise nicht mehr aus. Nötig sind dann detaillierte und geprüfte Konzepte für Statik und Brandschutz, die von spezialisierten Fachingenieuren erstellt werden.

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Statik: Mehr als nur ein Dach über dem Kopf

Die Tragwerksplanung für einen großen Solarcarport ist komplex. Die Konstruktion muss nicht nur das Eigengewicht der Solarmodule und der Unterkonstruktion tragen, sondern auch externen Kräften standhalten. Dazu gehören:

  • Schneelasten: Je nach geografischer Lage in Deutschland müssen Konstruktionen erhebliche Schneemengen tragen können. Die Schneelasten können regional von 75 kg/m² bis über 500 kg/m² variieren, was eine präzise statische Berechnung unerlässlich macht.
  • Windlasten: Große, offene Flächen wie Parkplätze sind dem Wind stark ausgesetzt. Die Überdachung wirkt wie ein Segel und muss entsprechend sicher verankert sein.
  • Anpralllasten: In manchen Fällen müssen sogar mögliche Kollisionen durch rangierende Fahrzeuge in die statischen Anforderungen an Solaranlagen einbezogen werden.

Für einen Sonderbau ist die Prüfung der Statik durch einen bauaufsichtlich anerkannten Prüfingenieur (Prüfstatiker) zwingend vorgeschrieben. Dieser prüft die Berechnungen des Tragwerksplaners auf Herz und Nieren, bevor die Baugenehmigung erteilt wird.

Brandschutz: Sicherheit für Menschen und Fahrzeuge

Ein Parkplatz birgt durch die geparkten Fahrzeuge selbst bereits eine hohe Brandlast. Die elektrische Installation der PV-Anlage stellt eine zusätzliche Zündquelle dar. Ein durchdachtes Brandschutzkonzept ist daher ein Kernstück des Genehmigungsverfahrens. Die Erfahrung zeigt, dass die frühe Abstimmung mit der örtlichen Feuerwehr ein entscheidender Schritt für einen reibungslosen Prozess ist.

Typische Forderungen im Brandschutzkonzept sind:

  • Feuerwiderstand der Bauteile: Tragende Teile der Konstruktion müssen im Brandfall eine bestimmte Zeit (z. B. 30 Minuten) stabil bleiben, um eine sichere Evakuierung zu ermöglichen.
  • Rauch- und Wärmeabzug: Bei großen, geschlossenen Anlagen muss sichergestellt sein, dass Rauch und Hitze entweichen können.
  • Zufahrten für die Feuerwehr: Die Feuerwehr muss jeden Punkt der Anlage problemlos erreichen können. Die Wege dafür müssen klar definiert und freigehalten werden.
  • Löschwasserversorgung: Es muss ausreichend Löschwasser in unmittelbarer Nähe verfügbar sein.

Ein detaillierter Brandschutz bei PV-Anlagen ist nicht nur eine behördliche Anforderung, sondern eine essenzielle Maßnahme zum Schutz von Personen und Sachwerten.

Der Genehmigungsprozess für Sonderbauten: Ein Überblick

Das Genehmigungsverfahren für einen Sonderbau ist formeller und umfangreicher als bei einem Standardbauvorhaben. Planen Sie hierfür typischerweise eine Dauer von sechs bis zwölf Monaten ein.

  1. Bauvoranfrage (optional, aber empfohlen): Bevor Sie detaillierte und teure Planungen in Auftrag geben, können Sie mit einer Bauvoranfrage klären, ob Ihr Vorhaben grundsätzlich genehmigungsfähig ist und welche Auflagen zu erwarten sind.
  2. Erstellung der Antragsunterlagen: Ein Architekt oder Bauingenieur stellt die Bauantragsunterlagen zusammen. Diese enthalten neben den üblichen Bauzeichnungen auch die geprüfte Statik, das Brandschutzkonzept und oft weitere Gutachten (z. B. zum Blendverhalten der Module oder zum Umwelt- und Naturschutz).
  3. Einreichung und Prüfung: Der Antrag wird bei der zuständigen unteren Bauaufsichtsbehörde eingereicht. Diese bezieht daraufhin alle relevanten Fachstellen mit ein, wie die Feuerwehr, das Umweltamt oder die Gewerbeaufsicht.
  4. Baugenehmigung: Sind alle Unterlagen vollständig und die Anforderungen erfüllt, erteilt die Behörde die Baugenehmigung. Diese ist oft mit Auflagen verbunden, die während des Baus und im späteren Betrieb zu beachten sind.

Häufige Fragen (FAQ) zum Solarcarport als Sonderbau

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Ab welcher genauen Größe gilt mein Solarcarport als Sonderbau?

Die genauen Kriterien sind in der jeweiligen Landesbauordnung (LBO) Ihres Bundeslandes festgelegt. Die Grenzen (z. B. 1.000 m² Fläche oder 100 Stellplätze) können leicht variieren. Eine frühzeitige Prüfung der LBO oder eine Nachfrage bei der lokalen Baubehörde schafft hier Klarheit.

Wer erstellt die notwendigen Gutachten wie das Brandschutzkonzept?

Diese spezialisierten Planungsleistungen erbringen Fachingenieure. So wird ein Brandschutzkonzept von einem Fachplaner für Brandschutz oder einem Brandschutzsachverständigen erstellt, während die Statik ein Tragwerksplaner (Statiker) verantwortet.

Welche zusätzlichen Kosten entstehen durch die Einstufung als Sonderbau?

Die Kosten für die Erstellung der Gutachten (Statik, Brandschutz) und die Prüfgebühren (z. B. für den Prüfstatiker) sind die wesentlichen Zusatzposten. Rechnen Sie hier mit einem zusätzlichen Betrag, der 5 bis 10 % der reinen Planungskosten ausmachen kann.

Kann ich mehrere kleine Carports bauen, um die Sonderbau-Regelung zu umgehen?

Das ist theoretisch möglich, aber oft nicht praktikabel oder wirtschaftlich. Die Baubehörde kann mehrere Einzelanlagen, die in einem räumlichen und funktionalen Zusammenhang stehen, als eine Gesamtanlage bewerten. Zudem gehen die Skaleneffekte einer großen Anlage verloren. Für gewerbliche PV-Anlagen gibt es verschiedene Optionen, um die passende Größe und Konfiguration für Ihre Bedürfnisse zu ermitteln.

Fazit: Gute Planung ist der Schlüssel zum Erfolg

Ein großflächiger Solarcarport ist ein anspruchsvolles Bauprojekt, dessen Komplexität oft unterschätzt wird. Die Einstufung als Sonderbau ist keine Hürde, die ein Projekt unmöglich macht, sondern ein regulatorischer Rahmen, der die Sicherheit und Langlebigkeit der Anlage gewährleistet.

Der entscheidende Faktor für einen erfolgreichen Projektablauf ist eine frühzeitige und professionelle Planung. Ziehen Sie von Anfang an erfahrene Architekten und Fachingenieure hinzu, die mit den Anforderungen von Sonderbauten vertraut sind. So stellen Sie sicher, dass Ihr Solarcarport nicht nur effizient Strom produziert, sondern auch alle baurechtlichen Anforderungen erfüllt und eine sichere Investition in die Zukunft ist.

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OLEKSANDR PUSHKAR
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