Analyse der Schneelastzonen in Deutschland: Was Hausbesitzer bei der PV-Planung beachten müssen

Eine Photovoltaikanlage ist eine Investition in die Zukunft, die über Jahrzehnte hinweg zuverlässig Strom erzeugen soll. Während viele angehende Anlagenbetreiber Faktoren wie Sonneneinstrahlung und Dachausrichtung im Blick haben, wird ein entscheidendes Detail oft unterschätzt: das Gewicht von Schnee.

Ein Hausbesitzer im schneereichen Bayerischen Wald muss mit ganz anderen statischen Anforderungen an seine Anlage rechnen als jemand an der Nordseeküste. Die lokale Schneelast ist ein kritischer Planungsfaktor, der direkt über die Sicherheit, Langlebigkeit und letztlich auch die Wirtschaftlichkeit Ihrer Anlage entscheidet.

Was ist eine Schneelastzone und warum ist sie für Ihre PV-Anlage entscheidend?

Die Schneelast beschreibt das Gewicht, das durch angesammelten Schnee auf eine Fläche wie Ihr Dach wirkt. Dieses Gewicht kann enorm sein, insbesondere bei nassem Schnee. Um eine sichere Bauweise im ganzen Land zu gewährleisten, ist Deutschland in fünf offizielle Schneelastzonen unterteilt: 1, 1a, 2, 2a und 3. Diese Einteilung ist im Eurocode 1 (EN 1991-1-3) und den zugehörigen nationalen Anhängen (DIN EN 1991-1-3/NA) fest verankert und für jeden Bauherren bindend.

Die Zonen spiegeln die erwartete maximale Schneemenge wider, die auf Basis langjähriger Wetterdaten ermittelt wurde. Die Angaben erfolgen in Kilogramm pro Quadratmeter (kg/m²) oder in der technischen Einheit Kiloneuton pro Quadratmeter (kN/m²).

  • Zone 1: Geringe Schneelast (z. B. Rheingraben), charakteristische Schneelast auf dem Boden (sk) von 0,65 kN/m², was etwa 66 kg/m² entspricht.
  • Zone 2: Mittlere Schneelast (große Teile Deutschlands), 0,85 kN/m² oder ca. 87 kg/m².
  • Zone 3: Hohe Schneelast (Alpen, Bayerischer Wald, Erzgebirge), ≥ 1,10 kN/m² oder ca. 112 kg/m² und mehr.

Diese Werte beziehen sich zunächst auf die Schneelast am Boden. Für die exakte Belastung Ihrer Photovoltaikanlage auf dem Dach müssen weitere Faktoren wie die Dachneigung und die Höhe des Standorts berücksichtigt werden.

Ein Blick auf die Karte: Wo liegt Ihr Haus?

Die geografische Lage Ihres Hauses bestimmt maßgeblich, welche Anforderungen an Ihre Photovoltaikanlage gestellt werden. Während die norddeutsche Tiefebene überwiegend in Zone 1 und 1a liegt, zählen Mittelgebirge und der Voralpenraum bereits zu den Zonen 2, 2a und 3.

Besonders schneereiche Regionen wie der Harz, das Erzgebirge, der Bayerische Wald und die Alpen fallen in die höchsten Zonen 2a und 3. Hier ist eine sorgfältige statische Prüfung unerlässlich.

Um Ihre exakte Schneelastzone zu ermitteln, wenden Sie sich am besten an das zuständige Bauamt Ihrer Gemeinde. Viele Landkreise bieten zudem Online-Karten an. Als Faustregel gilt: Pro 100 Meter Seehöhe kann die Schneelast um etwa 0,1 kN/m² (ca. 10 kg/m²) zunehmen. Ein Haus im Tal hat also oft eine geringere Schneelast zu tragen als ein Haus am nahegelegenen Berghang.

Die Statik im Fokus: Wie Schnee die Komponenten Ihrer Anlage belastet

Die Schneelast wirkt auf alle Bauteile Ihrer Anlage ein – vom Modul über das Montagesystem bis hin zur Dachkonstruktion. Eine professionelle PV-Anlage zu planen bedeutet, diese Belastungen von Anfang an zu berücksichtigen.

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Die Wahl der Solarmodule

Solarmodule müssen dem Druck von oben standhalten. Ihre Belastbarkeit wird in Pascal (Pa) angegeben.

  • Standard-Solarmodule: Sie halten in der Regel einem Druck auf der Vorderseite von 5.400 Pascal (Pa) stand, was einem Gewicht von rund 550 kg/m² entspricht. Für die meisten Standorte in den Zonen 1 und 2 ist dies vollkommen ausreichend.

  • Hochleistungsmodule: In Regionen mit hoher Schneelast (ab Zone 2a und insbesondere in Zone 3) sind oft speziell verstärkte Module erforderlich. Diese bieten eine Druckfestigkeit von bis zu 8.100 Pa (ca. 825 kg/m²), die durch verstärkte Rahmenprofile und dickeres Frontglas erreicht wird.

Das Montagesystem als Rückgrat

Das Montagesystem für Photovoltaik ist die kritische Verbindung zwischen den Modulen und Ihrem Dach. Es leitet sämtliche Kräfte – Eigengewicht, Winddruck und eben auch Schneelast – sicher in die Dachkonstruktion ab. In schneereichen Gebieten muss das System daher stabiler ausgelegt sein. Das wird typischerweise erreicht durch:

  • Engere Abstände der Dachhaken: Die Montageschienen werden an mehr Punkten mit den Dachsparren verbunden.
  • Kürzere Spannweiten der Schienen: Die freitragende Länge der Schienen zwischen den Befestigungspunkten wird reduziert, um ein Durchbiegen zu verhindern.
  • Verwendung robusterer Komponenten: Schienen mit dickerer Wandstärke oder Kreuzschienensysteme sorgen für zusätzliche Stabilität.

Weitere Einflussfaktoren: Nicht nur die Zone zählt

Neben der geografischen Zone beeinflussen weitere Aspekte die tatsächliche Schneelast auf Ihren Modulen.

  • Dachneigung: Je steiler das Dach, desto wahrscheinlicher rutscht der Schnee von selbst ab. Bei Dächern mit über 60° Neigung ist die Schneelast oft deutlich geringer. Flachdächer oder Dächer mit geringer Neigung sind dagegen der vollen Last ausgesetzt.
  • Schneeverwehungen: Dachaufbauten wie Gauben, Schornsteine oder Dachfenster können zu Schneeverwehungen führen. An diesen Stellen kann sich der Schnee ansammeln und eine punktuell sehr hohe Last erzeugen – ein Faktor, der bei der Planung unbedingt berücksichtigt werden muss.

Praxisbeispiele: Schneelast in der realen Planung

Um den Unterschied zu verdeutlichen, betrachten wir zwei typische Szenarien.

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Szenario 1: Einfamilienhaus in Hannover (Zone 2)

Ein Vierpersonenhaushalt plant eine 8-kWp-Anlage auf einem Satteldach mit 40° Neigung. Die Standortanalyse ergibt eine moderate Schneelast. Hier können in der Regel Standardmodule mit 5.400 Pa Druckfestigkeit und ein Standard-Montagesystem verwendet werden. Die Installation ist vergleichsweise unkompliziert.

Szenario 2: Ferienhaus in Garmisch-Partenkirchen (Zone 3)

Der Eigentümer möchte das Dach zur Stromerzeugung nutzen. Der Standort liegt auf über 800 Metern Höhe. Eine detaillierte statische Berechnung ist hier gesetzlich vorgeschrieben und unumgänglich. Der Installateur wird hier hochbelastbare Module (z. B. 8.100 Pa) und ein verstärktes Montagesystem mit engeren Befestigungsabständen einplanen. Zudem muss nachgewiesen werden, dass die Dachkonstruktion selbst die zusätzliche Last sicher tragen kann.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Schneelast bei PV-Anlagen

Wie finde ich meine Schneelastzone heraus?
Die verbindliche Auskunft erhalten Sie beim Bauamt Ihrer Gemeinde oder Stadt. Oftmals stehen auf den Webseiten der Landkreise auch digitale Schneelastzonenkarten zur Verfügung.

Reichen Standard-Module für mein Haus?
Für die meisten Standorte in den Schneelastzonen 1 und 2 sind Standardmodule mit einer Druckfestigkeit von 5.400 Pa ausreichend. Bei Standorten in höheren Lagen oder in den Zonen 2a und 3 ist eine genaue Prüfung durch einen Fachplaner jedoch unerlässlich.

Was passiert, wenn meine Anlage nicht für die Schneelast ausgelegt ist?
Eine unterdimensionierte Anlage ist ein erhebliches Sicherheitsrisiko. Im schlimmsten Fall können Module brechen, das Montagesystem sich verformen oder sogar aus der Verankerung reißen und schwere Schäden am Dach verursachen. Zudem können bei unsachgemäßer Planung der Versicherungsschutz und die Herstellergarantie erlöschen.

Muss ich den Schnee von meinen Modulen entfernen?
Grundsätzlich wird davon abgeraten, da Sie sonst die Moduloberfläche zerkratzen oder sich durch das Betreten des Daches selbst gefährden könnten. Eine korrekt geplante Anlage ist so ausgelegt, dass sie der maximal zu erwartenden Schneelast standhält. Nur in extremen Ausnahmesituationen und bei sicherem Zugang kann eine vorsichtige Räumung mit einem weichen Teleskopbesen sinnvoll sein.

Fazit: Sicherheit und Langlebigkeit durch standortgerechte Planung

Die Berücksichtigung der Schneelast ist kein optionales Extra, sondern ein fundamentaler Baustein für eine sichere und langlebige Photovoltaikanlage. Die Wahl der richtigen Module und eines passenden Montagesystems hängt direkt von Ihrem geografischen Standort ab. Eine sorgfältige, standortgerechte Planung schützt nicht nur Ihre Investition, sondern gewährleistet auch die Sicherheit Ihres Eigentums.

Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl der richtigen Komponenten finden Sie direkt auf Photovoltaik.info.

Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie zudem Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen abgestimmt sind und die entsprechenden Spezifikationen für verschiedene Anforderungen klar ausweisen.

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OLEKSANDR PUSHKAR
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