Ein Stromausfall. Draußen wird es dunkel, doch in Ihrem Haus bleiben die Lichter an. Der Kühlschrank läuft, das Internet funktioniert – Ihre Photovoltaikanlage mit Notstromfunktion versorgt Sie zuverlässig. Doch als Sie den Wasserkocher für einen Tee einschalten, wird es plötzlich still und dunkel. Der Wechselrichter hat abgeschaltet. Was ist passiert?
Die Antwort liegt meist in einem technischen Detail, das über die Stabilität Ihres gesamten Notstromsystems entscheidet: der Schieflastfähigkeit.
Was bedeutet Schieflast im Stromnetz? Eine einfache Erklärung
Ein dreiphasiges Stromnetz, wie es in den meisten Häusern in Deutschland Standard ist, lässt sich mit einer dreispurigen Autobahn für Strom vergleichen. Jede Phase (L1, L2, L3) ist eine eigene Spur, die Energie zu Ihren Steckdosen und Geräten transportiert. Im Idealfall ist der „Verkehr“, also die elektrische Last, gleichmäßig auf alle drei Spuren verteilt. Man spricht dann von einer symmetrischen Last.
Schieflast entsteht, wenn eine Phase deutlich stärker belastet wird als die anderen. Um bei der Autobahn-Metapher zu bleiben: Auf einer Spur herrscht dichter Verkehr, während die anderen beiden fast leer sind.
Symmetrische Last (Idealfall):
- Phase L1: 1.000 Watt
- Phase L2: 1.000 Watt
- Phase L3: 1.000 Watt
Asymmetrische Last (Schieflast):
- Phase L1: 2.500 Watt (z. B. durch einen Wasserkocher)
- Phase L2: 200 Watt (z. B. Kühlschrank und Router)
- Phase L3: 100 Watt (z. B. Beleuchtung)
Im Alltag ist eine solche ungleiche Verteilung völlig normal. Sie wissen meist nicht, welche Steckdose an welcher Phase angeschlossen ist, und schalten Geräte einfach nach Bedarf ein oder aus.
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Ab 2.099,00 €Warum ist Schieflast im Notstrombetrieb ein kritisches Problem?
Solange Ihr Haus mit dem öffentlichen Stromnetz verbunden ist, ist Schieflast unproblematisch. Das große, stabile Netz gleicht solche Ungleichgewichte mühelos aus. Die Situation ändert sich jedoch dramatisch, sobald bei einem Stromausfall Ihr Wechselrichter die Versorgung im Inselbetrieb übernehmen muss.
Ein Standard-Wechselrichter ohne ausgeprägte Schieflastfähigkeit ist für einen symmetrischen Betrieb ausgelegt. Wird eine Phase im Notstrombetrieb überlastet, hat das gravierende Folgen:
- Spannungsabfall: Die Spannung auf der stark belasteten Phase (z. B. L1) bricht ein.
- Spannungsanstieg: Gleichzeitig steigt die Spannung auf den kaum belasteten Phasen (L2, L3) an.
- Schutzabschaltung: Um sich selbst und die angeschlossenen Geräte vor Schäden durch Unter- oder Überspannung zu schützen, schaltet der Wechselrichter das gesamte System ab.
Das Ergebnis: Ihre Notstromversorgung bricht zusammen, obwohl der Batteriespeicher voll ist und die Sonne vielleicht sogar noch scheint. Der Auslöser war ein einziges, leistungsstarkes Gerät auf der „falschen“ Phase.
Ein Praxisbeispiel: Der typische Haushalt im Stromausfall
Stellen Sie sich einen Vierpersonenhaushalt während eines Stromausfalls vor. Die Photovoltaik-Notstromversorgung läuft und versorgt die wichtigsten Verbraucher:
- Auf Phase L1 laufen: Kühlschrank (ca. 150 W), einige LED-Lampen (50 W) und der Fernseher (100 W). Gesamtlast: 300 W.
- Auf Phase L2 laufen: Die Gefriertruhe (ca. 200 W) und der WLAN-Router (15 W). Gesamtlast: 215 W.
- Auf Phase L3 läuft: Momentan nur die Ladeelektronik des Laptops (65 W). Gesamtlast: 65 W.
Das System ist stabil. Nun möchten Sie sich einen Kaffee machen und schalten an einer Steckdose, die zufällig an Phase L1 angeschlossen ist, eine Kaffeemaschine mit 1.500 W ein. Die Last auf L1 schnellt auf 1.800 W, während L2 und L3 kaum belastet sind. Ein Wechselrichter ohne Schieflastfähigkeit würde in diesem Moment mit hoher Wahrscheinlichkeit abschalten.

Die Lösung: Wechselrichter mit 100 % Schieflastfähigkeit
Hier kommt die entscheidende Eigenschaft moderner Hybrid-Wechselrichter ins Spiel: die 100-prozentige Schieflastfähigkeit.
100 % Schieflastfähigkeit bedeutet, dass ein Wechselrichter seine volle Nennleistung pro Phase auf nur einer einzigen Phase bereitstellen kann, während die anderen beiden Phasen unbelastet bleiben.
Ein 10-kW-Wechselrichter kann beispielsweise bis zu 3,3 kW pro Phase liefern. Mit 100 % Schieflastfähigkeit kann er diese 3,3 kW komplett auf Phase L1 abgeben, auch wenn auf L2 und L3 null Watt verbraucht werden. Er reagiert flexibel auf die realen Anforderungen Ihres Haushalts und hält die Spannung auf allen drei Phasen stabil.
Die Erfahrung aus vielen Kundenprojekten bei Photovoltaik.info zeigt: Dieses Merkmal ist für eine praxistaugliche Notstromversorgung unerlässlich. Es sorgt für maximale Stabilität und Freiheit, da Sie sich keine Gedanken darüber machen müssen, welches Gerät an welcher Steckdose betrieben wird.

Worauf Sie bei der Auswahl Ihres Notstromsystems achten sollten
Wenn Sie eine Photovoltaikanlage mit einer zuverlässigen Notstromfunktion planen, ist die Schieflastfähigkeit des Wechselrichters ein zentrales Kriterium.
- Prüfen Sie das Datenblatt: Suchen Sie nach Begriffen wie „Maximale Schieflast“, „Unbalanced Load“ oder „Asymmetrie“. Ein Wert von 100 % oder die Angabe der vollen Nennleistung pro Phase ist ideal.
- Fragen Sie gezielt nach: Nicht jeder 3-Phasen-Wechselrichter ist automatisch für den Schieflastbetrieb im Notstrommodus ausgelegt. Klären Sie diesen Punkt explizit mit Ihrem Installateur oder Fachberater.
- Verstehen Sie den Unterschied: Ein System, das nur symmetrische Lasten versorgen kann, bietet lediglich eine theoretische Sicherheit. Echte Autarkie und Komfort im Ernstfall ermöglicht erst ein schieflastfähiges System.
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12.999,00 €Häufige Fragen zur Schieflastfähigkeit (FAQ)
Ist Schieflast auch im normalen Netzbetrieb ein Problem?
Nein, im regulären Betrieb mit Verbindung zum öffentlichen Netz ist Schieflast für Sie als Hausbesitzer kein Problem. Das öffentliche Netz ist robust genug, um diese Ungleichgewichte auszugleichen. Relevant wird das Thema ausschließlich im Insel- oder Notstrombetrieb.
Kann ich die Lasten in meinem Haus nicht einfach selbst ausbalancieren?
Theoretisch könnte ein Elektriker versuchen, die Stromkreise im Haus möglichst symmetrisch auf die drei Phasen zu verteilen. In der Praxis ist das jedoch kaum umsetzbar. Der Stromverbrauch ist dynamisch: Geräte werden ein- und ausgesteckt, gleichzeitig oder nacheinander genutzt. Eine perfekte Balance lässt sich im Alltag unmöglich halten.
Wie erkenne ich, ob mein Wechselrichter schieflastfähig ist?
Der verlässlichste Weg ist ein Blick in das technische Datenblatt des Herstellers. Dort ist die maximale Schieflast in der Regel als Prozentwert oder als maximale Leistung pro Phase (in W oder A) angegeben. Fehlt diese Angabe, ist Vorsicht geboten.
Ist ein 1-phasiges Notstromsystem eine Alternative?
Ein 1-phasiges Notstromsystem hat das Problem der Schieflast naturgemäß nicht. Allerdings ist seine Gesamtleistung oft begrenzt und es können keine 3-phasigen Verbraucher (wie manche Wärmepumpen, Durchlauferhitzer oder E-Auto-Wallboxen) versorgt werden. Für eine umfassende Hausversorgung ist ein 3-phasiges, schieflastfähiges System meist die bessere Wahl.

Fazit: Stabilität, wenn es darauf ankommt
Die Schieflastfähigkeit ist kein esoterisches technisches Detail, sondern das Fundament einer praxistauglichen und robusten 3-Phasen-Notstromversorgung. Sie stellt sicher, dass Ihr System nicht bei der ersten alltäglichen Herausforderung, wie dem Einschalten eines Wasserkochers oder Föhns, zusammenbricht.
Wer in eine Photovoltaikanlage mit Notstromfunktion investiert, um für Stromausfälle gewappnet zu sein, sollte daher auf 100 % Schieflastfähigkeit achten. Denn sie ist der Garant dafür, dass die gewonnene Unabhängigkeit auch im entscheidenden Moment wirklich zur Verfügung steht.
Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl des richtigen Wechselrichters und anderer Komponenten finden Sie direkt auf Photovoltaik.info.
Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie Komplettsets, die bereits auf einen zuverlässigen und schieflastfähigen Notstrombetrieb ausgelegt sind.



