Der Rundsteuerempfänger bei PV-Anlagen: Was Sie wissen müssen

An einem perfekten Sonnentag erwarten Sie von Ihrer Photovoltaikanlage Spitzenleistung. Doch ein Blick in die Monitoring-App zeigt: Mitten am Mittag bricht die Leistung plötzlich ein und verharrt auf einem niedrigeren Niveau, obwohl keine Wolke am Himmel ist.

Ein technischer Defekt? Meist lautet die Antwort: Nein. Dahinter steckt oft ein kleines, unscheinbares Gerät im Zählerschrank – der Rundsteuerempfänger, die Fernsteuerung Ihres Netzbetreibers. Wir erklären Ihnen, warum Ihre Anlage ferngesteuert wird, wie diese Technik funktioniert und welche Auswirkungen das für Sie als Betreiber hat.

Warum muss eine PV-Anlage überhaupt ferngesteuert werden?

Das Stromnetz ist ein empfindliches System, in dem Erzeugung und Verbrauch jederzeit im Gleichgewicht sein müssen. An besonders sonnigen Tagen, vor allem an Wochenenden oder Feiertagen mit geringem industriellem Stromverbrauch, kann es passieren, dass die vielen dezentralen PV-Anlagen mehr Strom produzieren, als regional verbraucht oder abtransportiert werden kann.

Dieses Überangebot führt zu einer Erhöhung der Netzspannung und -frequenz. Ohne regulierende Eingriffe könnte diese Situation das Stromnetz überlasten und im schlimmsten Fall zu weitreichenden Stromausfällen führen.

Um die Netzstabilität zu gewährleisten, sind Netzbetreiber daher gesetzlich verpflichtet, die Einspeiseleistung von Erzeugungsanlagen wie Ihrer PV-Anlage zu reduzieren. Dieses Vorgehen wird als Einspeisemanagement bezeichnet.

Was ist ein Rundsteuerempfänger und wie funktioniert er?

Der Rundsteuerempfänger (kurz RSE) ist das technische Bindeglied zwischen dem Netzbetreiber und Ihrer Photovoltaikanlage. Man kann ihn sich als eine Art Fernbedienung vorstellen, die es dem Netzbetreiber erlaubt, gezielte Befehle an Ihre Anlage zu senden.

Eine Nahaufnahme eines Rundsteuerempfängers, der in einem Zählerschrank installiert ist.

Die Funktionsweise ist seit Jahrzehnten erprobt:

  1. Signalübertragung: Der Netzbetreiber sendet über das Stromnetz ein spezielles, unhörbares Signal mit einer langen Wellenlänge (Rundsteuersignal).

  2. Empfang und Dekodierung: Der bei Ihnen installierte Rundsteuerempfänger erkennt dieses Signal, dekodiert es und wandelt es in einen Steuerbefehl um.

  3. Leistungsreduzierung: Dieser Befehl wird an den Wechselrichter Ihrer PV-Anlage weitergeleitet. Der Wechselrichter reduziert daraufhin die Einspeiseleistung auf den vom Netzbetreiber vorgegebenen Wert – typischerweise auf 60 %, 30 % oder sogar 0 % der maximalen Leistung.

Sobald die Gefahr einer Netzüberlastung vorüber ist, sendet der Netzbetreiber ein weiteres Signal, das die Drosselung wieder aufhebt, woraufhin Ihre Anlage wieder mit voller Leistung einspeist.

Eine Infografik, die das Signal vom Netzbetreiber über den Rundsteuerempfänger zur PV-Anlage und dem Wechselrichter darstellt.

Die gesetzliche Grundlage: Wer braucht einen Rundsteuerempfänger?

Die Pflicht zur Teilnahme am Einspeisemanagement wurde bereits im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) von 2012 verankert. Damals galt, dass alle Anlagen mit einer Leistung von mehr als 7 kWp entweder mit einer technischen Einrichtung zur Fernsteuerung (wie dem RSE) ausgestattet sein oder ihre maximale Wirkleistungseinspeisung dauerhaft auf 70 % begrenzen mussten.

Für Neuanlagen, die seit dem 1. Januar 2024 in Betrieb genommen werden, haben sich die Regeln mit dem § 14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) geändert. Hier erfolgt die Steuerung zunehmend über intelligente Messsysteme, auch bekannt als Smart Meter.

Der klassische Rundsteuerempfänger bleibt jedoch für Tausende von Bestandsanlagen, die zwischen 2012 und 2023 installiert wurden, weiterhin die maßgebliche Technologie.

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Die Auswirkungen auf Ihren Photovoltaik-Ertrag: Wie oft wird abgeregelt?

Die größte Sorge vieler Anlagenbetreiber gilt den finanziellen Einbußen durch die Leistungsreduzierung. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass diese in der Praxis meist sehr gering ausfallen. Netzbetreiber greifen nur dann ein, wenn es absolut notwendig ist.

Laut einer Studie des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) betrug die durchschnittliche Abregelung bei Photovoltaikanlagen im Jahr 2021 lediglich 0,54 % der potenziellen Jahreserzeugung.

Ein Praxisbeispiel verdeutlicht die finanziellen Auswirkungen:

Anlagengröße: 10 kWp
Jährlicher Photovoltaik-Ertrag: ca. 10.000 kWh
Annahme einer Abregelung von 1 %: Dies entspricht einem Verlust von 100 kWh eingespeistem Strom pro Jahr.
Annahme einer Einspeisevergütung von 8,2 Cent/kWh: 100 kWh x 0,082 €/kWh = 8,20 €

Der jährliche finanzielle Verlust durch das Einspeisemanagement beläuft sich in diesem realistischen Szenario also auf weniger als 10 Euro.

Ein Diagramm, das die Abregelung der PV-Leistung an einem sonnigen Tag zeigt – mit und ohne Eingriff des Netzbetreibers.

Zusätzlich hat der Gesetzgeber eine Schutzregelung eingeführt: Sollte eine Abregelung in seltenen Fällen 3 % der Jahreserzeugung überschreiten, haben Anlagenbetreiber laut § 13k EnWG einen Anspruch auf finanzielle Entschädigung vom Netzbetreiber.

Alternativen und die Zukunft der Netzsteuerung

Neben dem Rundsteuerempfänger war die erwähnte „70-Prozent-Regel“ lange eine verbreitete Alternative. Sie sorgte für eine permanente Kappung der Einspeisespitzen, was über das Jahr gesehen oft zu höheren Ertragsverlusten führte als die bedarfsgerechte Abregelung. Für Neuanlagen ist diese starre Regelung heute nicht mehr relevant.

Die Zukunft gehört eindeutig der intelligenten Steuerung über Smart Meter Gateways (SMGW). Diese ermöglichen eine viel präzisere und flexiblere Kommunikation zwischen Netzbetreiber und Anlage. Anstatt pauschal auf 0 % oder 30 % zu regeln, kann die Leistung dynamisch an die Netzanforderungen angepasst werden. Bei der Planung neuer Anlagen ist die Integration eines intelligenten Messsystems daher bereits Standard.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Rundsteuerempfänger

Ist mein Eigenverbrauch auch von der Abregelung betroffen?

Nein, und das ist ein entscheidender Vorteil. Die Leistungsreduzierung betrifft ausschließlich den Strom, der in das öffentliche Netz eingespeist wird. Der Strom, den Sie im Moment der Abregelung direkt in Ihrem Haus verbrauchen, steht Ihnen weiterhin uneingeschränkt zur Verfügung.

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Wie erkenne ich, dass meine Anlage abgeregelt wurde?

Am einfachsten erkennen Sie einen Eingriff im Monitoring-Portal Ihres Wechselrichters. Eine Abregelung zeigt sich typischerweise als „abgeschnittener“ oder „plateauartiger“ Leistungspeak an einem ansonsten wolkenlosen Tag. Viele moderne Wechselrichter protokollieren solche externen Steuerereignisse auch im Ereignisprotokoll.

Kann ich den Einbau eines Rundsteuerempfängers verweigern?

Nein. Wenn der Netzbetreiber den Einbau für den Netzanschluss Ihrer Anlage vorschreibt, ist dieser für eine legale Inbetriebnahme verpflichtend. Die Teilnahme am Einspeisemanagement ist eine Voraussetzung für den Anschluss an das öffentliche Netz.

Wer bezahlt den Rundsteuerempfänger?

Die Kosten für den Einbau und das Gerät selbst trägt in der Regel der Anlagenbetreiber. Sie sind Teil der einmaligen Anschlusskosten und belaufen sich meist auf wenige hundert Euro.

Wird der Rundsteuerempfänger in Zukunft abgeschafft?

Langfristig ja. Er wird schrittweise durch intelligente Messsysteme (Smart Meter) ersetzt. Für die Millionen bestehender Anlagen wird er jedoch noch viele Jahre eine wichtige Rolle für die Netzstabilität spielen.

Fazit: Ein notwendiger Baustein für eine stabile Energiewende

Der Rundsteuerempfänger mag auf den ersten Blick wie eine unnötige Drosselung Ihrer Anlage wirken. Tatsächlich ist er aber ein unverzichtbares Instrument, um die Stabilität unseres Stromnetzes im Zeitalter der erneuerbaren Energien zu sichern. Er stellt sicher, dass auch an den sonnenreichsten Tagen das Netz nicht kollabiert.

Für Sie als Anlagenbetreiber sind die Auswirkungen minimal: Die Eingriffe sind selten, der finanzielle Verlust ist in der Regel zu vernachlässigen, und Ihr Eigenverbrauch bleibt unberührt. So leistet Ihre Anlage nicht nur einen Beitrag zu Ihrer persönlichen Energiewende, sondern auch zur Sicherheit des gesamten Systems.

Sie möchten mehr über die Optimierung Ihrer PV-Anlage erfahren? Detaillierte Informationen zur Auswahl des richtigen Wechselrichters und zur Maximierung Ihres Photovoltaik-Ertrags finden Sie in unseren weiterführenden Ratgebern auf Photovoltaik.info.

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