PV-Anlage im Winter: Muss man Solarmodule von Schnee befreien?

Der erste Schnee fällt und bedeckt das Land mit einer weißen Decke – ein schöner Anblick, der bei Besitzern von Photovoltaikanlagen jedoch oft eine Frage aufwirft: Die teure Anlage auf dem Dach ist komplett zugeschneit und produziert keinen Strom. Muss man jetzt handeln und die Module vom Schnee befreien, um Ertragsverluste zu vermeiden?

Die kurze Antwort, die viele überrascht: In den allermeisten Fällen ist es am besten, einfach abzuwarten. Wir erklären, warum Geduld oft die klügere und sicherere Strategie ist und in welchen seltenen Fällen ein Eingreifen doch sinnvoll sein kann.

Ein schneebedecktes Hausdach mit einer Photovoltaikanlage, die teilweise mit Schnee bedeckt ist. Die Wintersonne scheint.

Das Winter-Paradox: Warum der Ertragsverlust oft überschätzt wird

Der Gedanke an eine stillstehende Anlage ist für viele Betreiber unangenehm. Doch für eine realistische Einschätzung sollte man die Wintermonate ins Verhältnis zum gesamten Jahr setzen. Die Sonneneinstrahlung ist im Winter aus zwei Gründen deutlich geringer:

  1. Kürzere Tage: Die Sonne scheint nur wenige Stunden am Tag.
  2. Flacherer Sonnenstand: Die Sonnenstrahlen treffen in einem ungünstigeren Winkel auf die Module, was die Energieausbeute pro Stunde reduziert.

Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) zeigt eindrücklich, wie groß dieser Unterschied ist: Der Stromertrag im Dezember oder Januar beträgt oft nur ein Achtel bis ein Zehntel des Ertrags eines sonnigen Julitags.

Das bedeutet in der Praxis: Selbst wenn Ihre Anlage für einige Tage oder sogar Wochen vollständig von Schnee bedeckt ist, ist der finanzielle Verlust aufs Gesamtjahr gerechnet minimal. Der Aufwand und die Risiken einer Schneeräumung stehen meist in keinem Verhältnis zum potenziellen Mehrertrag.

Die Selbstreinigungskraft der Natur: Wenn die Anlage für sich selbst sorgt

Photovoltaikanlagen sind so konstruiert, dass sie den Witterungsbedingungen standhalten. Dazu gehört auch ein cleverer Selbstreinigungsmechanismus, der bei Schnee besonders wirksam wird.

Durch die dunkle Oberfläche der Solarmodule erwärmen sich diese schon bei geringer Sonneneinstrahlung leicht – selbst durch eine dünne Schneeschicht hindurch. An der Unterseite der Schneedecke beginnt der Schnee zu schmelzen und es bildet sich ein Wasserfilm. Da die meisten Anlagen für Photovoltaik auf dem Dach mit einer Neigung von mindestens 20 bis 35 Grad installiert sind, reicht dieser Wasserfilm oft schon aus, damit die gesamte Schneeschicht von selbst ins Rutschen kommt.

Dieser Effekt funktioniert besonders gut bei glatten Glasoberflächen und steileren Dächern. Viele Betreiber beobachten, wie ihre Dächer noch schneebedeckt sind, während die PV-Anlage bereits wieder frei ist und Strom produziert.

Nahaufnahme eines Solarmoduls, von dem der Schnee langsam abrutscht. Man erkennt die dunkle Moduloberfläche unter der schmelzenden Schneeschicht.

Die größte Gefahr: Warum Schneeräumen oft mehr schadet als nützt

Der Impuls, selbst aktiv zu werden, ist verständlich. Er birgt jedoch erhebliche Risiken, vor denen Experten wie der TÜV Rheinland und die Verbraucherzentralen ausdrücklich warnen.

  • Absturzgefahr: Das Betreten eines vereisten oder schneebedeckten Daches ist lebensgefährlich. Die Rutschgefahr ist extrem hoch und wird oft unterschätzt. Ihre persönliche Sicherheit hat oberste Priorität.

  • Beschädigung der Module: Unsachgemäße Werkzeuge wie harte Besen, Schneeschieber oder Eiskratzer können die Glasoberfläche der Module zerkratzen. Diese Kratzer reduzieren nicht nur den Ertrag dauerhaft, sondern können auch zu Mikrorissen führen, die die Lebensdauer des Moduls verkürzen. Auch das Betreten der Module kann irreparable Schäden verursachen.

  • Verlust der Garantie: Schäden, die durch unsachgemäße Reinigung oder mechanische Einwirkung entstehen, sind in der Regel nicht von der Herstellergarantie abgedeckt. Die Kosten für eine Reparatur oder einen Austausch tragen Sie in diesem Fall selbst.

Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Schäden an PV-Anlagen im Winter nicht durch den Schnee selbst, sondern durch gut gemeinte, aber falsche Räumungsversuche entstehen.

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Wann ist eine Schneeräumung wirklich sinnvoll?

Obwohl Abwarten meist die beste Lösung ist, gibt es wenige Ausnahmesituationen, in denen eine Schneeräumung notwendig oder zumindest eine Überlegung wert ist.

  1. Gefahr für die Statik des Gebäudes

Moderne Solarmodule sind robust gebaut und für hohe Schneelasten zertifiziert. Ein typischer Wert ist eine Druckbelastbarkeit von 5.400 Pascal (Pa), was einer Last von etwa 550 Kilogramm pro Quadratmeter entspricht. Diese Information finden Sie im Datenblatt Ihrer Module.

In extrem schneereichen Regionen (z. B. im Alpenraum) oder bei Gebäuden mit geringen statischen Reserven, insbesondere bei Flachdächern, kann eine außergewöhnlich hohe Schneelast jedoch zum Problem werden. Wenn die Wettervorhersage langanhaltende, starke Schneefälle meldet und die Schneelast die Belastungsgrenzen des Daches oder der Modulbefestigung zu erreichen droht, sollte aus Sicherheitsgründen ein Fachbetrieb mit der Räumung beauftragt werden.

  1. Anhaltende Schneedecke bei Dauerfrost und Sonne

Ein weiteres seltenes Szenario: Es liegt eine dicke Schneeschicht auf den Modulen, die aufgrund von Dauerfrost nicht von selbst abrutscht, während für mehrere Tage klarer Himmel und Sonnenschein vorhergesagt sind. In einem solchen Fall könnte der Ertragsverlust spürbar sein. Hier ist eine wirtschaftliche Abwägung sinnvoll: Übersteigen die potenziellen Stromerträge die Kosten einer PV-Anlage bzw. die Kosten für eine professionelle und sichere Räumung? Meist lautet die Antwort auch hier: nein.

Sicher Schnee entfernen: Wenn es sein muss, dann richtig

Sollten Sie sich nach sorgfältiger Abwägung für eine Räumung entscheiden, beachten Sie unbedingt folgende Sicherheitshinweise:

  • Niemals das Dach betreten: Führen Sie die Arbeiten ausschließlich von einem sicheren Standpunkt am Boden oder von einer gesicherten Plattform aus durch.

  • Das richtige Werkzeug verwenden: Nutzen Sie eine Teleskopstange mit einem sehr weichen Besen oder einem Gummiabzieher. Verwenden Sie niemals metallische oder scharfkantige Gegenstände.

  • Vorsichtig arbeiten: Üben Sie nur minimalen Druck aus. Ziel ist es, den Schnee sanft von der Oberfläche zu schieben, nicht ihn abzukratzen.

  • Restschicht belassen: Es ist oft sicherer, eine dünne Schneeschicht auf den Modulen zu belassen. Die Restarbeit erledigt die Sonne von selbst.

  • Fachbetrieb beauftragen: Bei schwer erreichbaren Anlagen oder hohen Dächern ist die Beauftragung eines professionellen Dienstleisters die einzig sichere Option.

Eine Person, die sicher am Boden steht und eine Teleskopstange mit einem weichen Besen benutzt, um Schnee von einer gut erreichbaren, niedrig montierten PV-Anlage (z. B. auf einem Carport) zu entfernen.

Überwachung im Winter: So behalten Sie den Überblick

Anstatt sich auf die Schneeräumung zu konzentrieren, ist es sinnvoller, die Funktion Ihrer Anlage im Winter im Auge zu behalten. Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Monitoring-App. So stellen Sie sicher, dass die Anlage nach dem Abtauen des Schnees sofort wieder wie gewohnt anläuft. Geringere Ertragswerte sind normal und kein Grund zur Sorge. In den Wintermonaten kann ein Stromspeicher helfen, die wenigen Sonnenstunden optimal zu nutzen und den erzeugten Strom für die Abendstunden zu speichern.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

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Wie viel Ertrag verliere ich wirklich durch Schnee?

Auf das ganze Jahr gerechnet, ist der Verlust minimal. Da in den Wintermonaten ohnehin nur etwa 10–15 % des Jahresertrags anfallen, macht der Verlust durch einige schneebedeckte Tage meist weniger als 1–2 % der gesamten Jahresproduktion aus.

Kann der Schnee meine Solarmodule beschädigen?

Nein, das Gewicht von normalem Schnee ist für zertifizierte Module unproblematisch. Die Module sind auf weitaus höhere Lasten ausgelegt. Eine Gefahr besteht nur bei extremen Schneemengen in Kombination mit einer schwachen Dachkonstruktion.

Reinigen sich die Module wirklich von selbst?

Ja, in den meisten Fällen. Durch die glatte, geneigte Oberfläche und die leichte Erwärmung durch die Sonne rutscht der Schnee in der Regel von allein ab, sobald die Temperaturen leicht ansteigen oder die Sonne scheint.

Deckt meine Versicherung Schäden bei der Schneeräumung?

Das ist unwahrscheinlich. Schäden, die Sie selbst durch unsachgemäße Handhabung verursachen, sind typischerweise von der Versicherung ausgeschlossen. Prüfen Sie im Zweifel die Police Ihrer Wohngebäude- oder Betreiberhaftpflichtversicherung.

Fazit: Vertrauen Sie Ihrer Anlage

Für die meisten Betreiber von Photovoltaikanlagen in Deutschland gilt im Winter das Motto: Zurücklehnen und der Natur ihren Lauf lassen. Die Risiken und der Aufwand einer Schneeräumung stehen in keinem vernünftigen Verhältnis zum geringen Ertragsverlust. Ihre Anlage ist dafür gebaut, diesen Bedingungen standzuhalten.

Weitere praxisnahe Informationen zur Planung und Auswahl der richtigen Komponenten für Ihre Gegebenheiten finden Sie direkt auf Photovoltaik.info. Sollten Sie eine Anlage für extreme Wetterbedingungen planen, beraten wir Sie gerne zu den passenden Lösungen.

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