PV-Anlage über die Baufinanzierung finanzieren: Nachrangdarlehen vs. Kapitalerhöhung im Kostenvergleich

Viele Eigenheimbesitzer, die über eine Photovoltaikanlage nachdenken, stehen vor einer zentralen Frage: Wie lässt sich die Investition am besten finanzieren?

Wenn bereits eine Baufinanzierung für die Immobilie besteht, liegt der Gedanke nahe, diesen Weg auch für die PV-Anlage zu nutzen. Hierfür bieten Banken in der Regel zwei Modelle an: das Nachrangdarlehen und die Kapitalerhöhung des bestehenden Kredits. Die Kapitalerhöhung lockt auf den ersten Blick zwar mit niedrigeren Zinsen, erweist sich bei genauerer Betrachtung aber oft als die teurere Variante.

Die Immobilie als finanzieller Hebel für Ihre Energiewende

Ihre Immobilie ist mehr als nur ein Zuhause – sie ist auch ein Wertgegenstand. Diesen Wert können Sie nutzen, um sinnvolle Investitionen wie eine Photovoltaikanlage zu finanzieren. Der Vorteil, diesen Weg über Ihre Hausbank zu gehen, liegt auf der Hand: Die Bank kennt Ihre finanzielle Situation bereits, und die Immobilie dient als Sicherheit. Das führt in der Regel zu besseren Konditionen als bei einem separaten Ratenkredit.

Doch die beiden gängigsten Finanzierungsinstrumente sind grundverschieden und beeinflussen die Gesamtkosten erheblich.

Option 1: Das Nachrangdarlehen – Flexibel ohne Grundbuchänderung

Ein Nachrangdarlehen ist ein zusätzlicher, eigenständiger Kredit, der ebenfalls durch Ihre Immobilie besichert wird. Der entscheidende Punkt steckt im Namen: Er tritt im Rang hinter das Hauptdarlehen zurück. Das bedeutet, im Falle einer Zwangsversteigerung würde zuerst der Hauptkredit bedient und erst danach das Nachrangdarlehen.

Dieses etwas höhere Risiko für die Bank schlägt sich in einem leicht erhöhten Zinssatz nieder. Im Vergleich zum Hauptdarlehen kann der Aufschlag zwischen 0,5 % und 1,5 % liegen.

Die Vorteile des Nachrangdarlehens:

  • Geringe Nebenkosten: Da keine Änderung am bestehenden Hauptdarlehen nötig ist, fallen in der Regel keine Notarkosten oder teuren Grundbuchgebühren an.
  • Schnelle Abwicklung: Der Prozess ist meist unbürokratisch und deutlich schneller als eine Kapitalerhöhung.
  • Klare Trennung: Sie haben einen separaten Kreditvertrag für Ihre PV-Anlage, was für eine bessere Übersicht sorgt.

Die Nachteile:

  • Höherer Zinssatz: Die monatliche Zinsbelastung ist höher als bei einer Kapitalerhöhung.

Praxisbeispiel:

Ein Hausbesitzer möchte eine 10-kWp-Anlage für 20.000 € finanzieren. Seine Bank bietet ihm ein Nachrangdarlehen zu 4,5 % Zinsen an. Die Abwicklung erfolgt rein über die Bank, es entstehen keine zusätzlichen Gebühren für Notar oder Grundbuchamt.

Option 2: Die Kapitalerhöhung – Günstiger Zins mit teuren Nebenkosten

Bei einer Kapitalerhöhung wird Ihr bestehender Baukredit um den für die PV-Anlage benötigten Betrag aufgestockt. Der große Vorteil: Sie profitieren vom oft sehr günstigen Zinssatz Ihres ursprünglichen Hauptdarlehens.

Was verlockend klingt, hat jedoch einen entscheidenden Haken: Jede Erhöhung der im Grundbuch eingetragenen Grundschuld muss notariell beurkundet und vom Grundbuchamt neu eingetragen werden. Ein administrativer Akt, der jedoch kostspielig ist.

Die Vorteile der Kapitalerhöhung:

  • Niedriger Zinssatz: Sie erhalten den attraktiven Zinssatz Ihres Hauptdarlehens.
  • Ein einziger Kredit: Sie bündeln Ihre Schulden in einem einzigen Darlehen.

Die Nachteile:

  • Hohe Einmalkosten: Notar- und Grundbuchgebühren können leicht 1 % bis 2 % des Erhöhungsbetrags ausmachen. Bei 20.000 € sind das schnell 200 bis 400 €.
  • Hoher Aufwand: Der Prozess ist bürokratischer und dauert länger.

Praxisbeispiel:

Derselbe Hausbesitzer fragt seine Bank nach einer Kapitalerhöhung um 20.000 €. Die Bank stimmt zu und bietet den Zinssatz des Hauptdarlehens von 3,5 %. Allerdings weist sie darauf hin, dass Notar- und Grundbuchkosten von circa 350 € anfallen, die der Kunde direkt bezahlen muss.

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Der direkte Kostenvergleich: Wann lohnt sich welches Modell?

Um eine fundierte Entscheidung zu treffen, müssen Sie die Gesamtkosten vergleichen – also Zinsen plus einmalige Nebenkosten. Die Erfahrung zeigt, dass sich bei den typischen Investitionssummen für private Photovoltaikanlagen (15.000 € bis 30.000 €) das Nachrangdarlehen fast immer als die günstigere Lösung erweist.

Ein Rechenbeispiel (Laufzeit 10 Jahre, Darlehenssumme 20.000 €):

Szenario A: Nachrangdarlehen

  • Zinssatz: 4,5 % p.a.
  • Einmalige Nebenkosten: 0 €
  • Zinskosten gesamt (ca.): 4.900 €
  • Gesamtkosten: 4.900 €

Szenario B: Kapitalerhöhung

  • Zinssatz: 3,5 % p.a.
  • Einmalige Nebenkosten: 350 € (Notar & Grundbuch)
  • Zinskosten gesamt (ca.): 3.800 €
  • Gesamtkosten: 3.800 € + 350 € = 4.150 €

Obwohl die Kapitalerhöhung in diesem Beispiel günstiger wäre, sieht die Realität oft anders aus. Viele Banken verlangen für eine aufwendige Grundbuchänderung bei einer relativ kleinen Summe wie 20.000 € einen Zinsaufschlag oder lehnen sie sogar ganz ab. Außerdem können die Nebenkosten je nach Region und Aufwand auch 500 € oder mehr betragen. Sobald der Zinsvorteil schmilzt oder die Nebenkosten steigen, kippt die Rechnung schnell zugunsten des Nachrangdarlehens.

Faustregel: Je kleiner die Kreditsumme für die PV-Anlage ist, desto wahrscheinlicher ist das Nachrangdarlehen die wirtschaftlich sinnvollere Wahl. Die hohen Fixkosten einer Kapitalerhöhung fressen den Zinsvorteil bei kleineren Beträgen schnell wieder auf.

Wichtige Fragen, die Sie Ihrer Bank stellen sollten

Gehen Sie gut vorbereitet in das Gespräch mit Ihrem Finanzberater und klären Sie vorab folgende Punkte:

  1. Beide Optionen anbieten lassen: Bitten Sie explizit um ein Angebot für ein Nachrangdarlehen UND eine Kapitalerhöhung.
  2. Nebenkosten erfragen: Fragen Sie bei der Kapitalerhöhung nach einer konkreten Schätzung der Notar- und Grundbuchkosten.
  3. Gesamteffektivzins vergleichen: Bitten Sie um die Berechnung des Gesamteffektivzinses, der bei der Kapitalerhöhung die Einmalkosten berücksichtigt.
  4. Sondertilgungen: Klären Sie, ob bei beiden Modellen kostenlose Sondertilgungen möglich sind, um den Kredit schneller zurückzuzahlen.
  5. Bearbeitungszeit: Wie lange dauert die jeweilige Abwicklung bis zur Auszahlung?

Erfahrungsgemäß raten Bankberater oft aus Gewohnheit zur Kapitalerhöhung. Bestehen Sie auf einem transparenten Vergleich beider Wege.

Häufige Fragen (FAQ)

Kann ich meine bestehende Baufinanzierung bei jeder Bank für eine PV-Anlage aufstocken?
Grundsätzlich ja, sofern Ihre Bonität ausreicht und der Beleihungswert Ihrer Immobilie noch Spielraum lässt. Allerdings sind die Konditionen und die Bereitschaft der Banken sehr unterschiedlich. Ein Vergleich lohnt sich immer.

Wirken sich die zusätzlichen Schulden auf meine Kreditwürdigkeit aus?
Ja, jeder zusätzliche Kredit wird bei Auskunfteien wie der SCHUFA vermerkt. Da die PV-Anlage jedoch einen Wertgegenstand darstellt und Ihre Energiekosten senkt, wird dies von Banken in der Regel positiv bewertet.

Was ist, wenn die Zinsbindung meines Hauptdarlehens bald ausläuft?
Das ist eine ideale Gelegenheit. Im Rahmen der Anschlussfinanzierung können Sie den benötigten Betrag für die PV-Anlage oft unkompliziert und ohne zusätzliche Notarkosten in den neuen Kredit integrieren. Sprechen Sie Ihre Bank frühzeitig darauf an.

Gibt es Alternativen zur Baufinanzierung?
Ja, es gibt spezielle Solarkredite (oft von der KfW oder Landesbanken gefördert) oder klassische Ratenkredite. Diese haben meist höhere Zinsen als ein Nachrangdarlehen, da die Immobilie nicht als Sicherheit dient, können aber eine Option sein, wenn eine Finanzierung über die Hausbank nicht möglich ist.

Fazit: Eine durchdachte Entscheidung für Ihre Energieunabhängigkeit

Die eigene PV-Anlage über die bestehende Baufinanzierung zu realisieren, ist ein kluger Weg, um von günstigen Zinskonditionen zu profitieren. Doch der Teufel steckt im Detail. Während die Kapitalerhöhung mit niedrigeren Zinsen lockt, ist das Nachrangdarlehen aufgrund der entfallenden Notar- und Grundbuchkosten für die meisten Anlagengrößen oft die wirtschaftlichere und unkompliziertere Lösung.

Treffen Sie keine voreilige Entscheidung. Lassen Sie sich beide Optionen von Ihrer Bank detailliert durchrechnen und vergleichen Sie die Gesamtkosten über die gesamte Laufzeit. Eine gut geplante Finanzierung ist der erste Schritt zu einer rentablen und sorgenfreien Solarstromproduktion auf dem eigenen Dach.

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OLEKSANDR PUSHKAR
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