Sicherheit auf dem Steildach: Welche Schutzausrüstung für die PV-Montage Pflicht ist

Sicherheit auf dem Steildach: Welche Schutzausrüstung für die PV-Montage Pflicht ist

Die Vorstellung ist verlockend: Die Sonne scheint, die neue Photovoltaikanlage auf dem Dach produziert sauberen Strom und die Stromrechnung schrumpft. Doch bevor die Paneele montiert werden können, steht ein entscheidender, oft unterschätzter Aspekt im Vordergrund: die Arbeitssicherheit. Besonders auf Steildächern lauern Gefahren, die eine spezielle Schutzausrüstung unverzichtbar machen.

Eine Statistik der Berufsgenossenschaften belegt das eindrücklich: Über die Hälfte aller Absturzunfälle auf Baustellen ereignet sich aus einer Höhe von unter drei Metern. Das verdeutlicht, dass Sicherheit kein Thema ist, das erst in luftigen Höhen beginnt.

Dieser Beitrag erklärt, welche Anforderungen für die Persönliche Schutzausrüstung (PSA) bei der PV-Montage auf dem Steildach gelten und wann ein Gerüst unverzichtbar wird. Wir möchten Ihnen das nötige Wissen an die Hand geben, damit Ihr Weg zur eigenen Solarenergie von Anfang an sicher ist.

Warum Standard-Sicherheitsmaßnahmen oft nicht ausreichen

Während auf einem Flachdach eine einfache Absperrung genügen mag, steigen die Risiken auf einem geneigten Dach dramatisch an. Die entscheidende Kenngröße ist hier die „Absturzhöhe“. Laut DGUV Vorschrift 38 „Bauarbeiten“ sind bereits ab einer Absturzhöhe von zwei Metern Schutzmaßnahmen zwingend erforderlich.

Gemessen wird diese Höhe bei Dacharbeiten an der Traufkante, also dem unteren Dachrand. Bei einem typischen Einfamilienhaus ist dieser Wert schnell überschritten. Sicherheitsschuhe und Helm allein reichen hier bei Weitem nicht aus. Gefragt ist vielmehr eine spezialisierte Ausrüstung, die einen Absturz aktiv verhindert oder dessen Folgen drastisch minimiert.

Die Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA): Ihr Lebensretter auf dem Dach

Wenn ein Gerüst als primäre Schutzmaßnahme nicht ausreicht oder ergänzt werden muss, kommt die Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) zum Einsatz. Sie ist ein System aus mehreren Komponenten, die nur im Zusammenspiel ihre volle Schutzwirkung entfalten. Studien belegen, dass die korrekte Anwendung der PSAgA bis zu 80 % aller schweren Verletzungen bei Absturzunfällen verhindern kann.

Der Auffanggurt: Mehr als nur ein Gürtel

Das Herzstück der PSAgA ist der Auffanggurt. Anders als ein einfacher Haltegurt, der nur um die Hüfte gelegt wird, umschließt ein solcher Gurt den gesamten Rumpf sowie die Oberschenkel. Im Falle eines Sturzes verteilt er die auftretenden Kräfte auf stabile Körperbereiche wie Becken und Schultern. Dadurch werden lebensgefährliche Verletzungen an inneren Organen oder der Wirbelsäule vermieden. Die Erfahrung zeigt: Ein gut sitzender Gurt, der weder einschneidet noch rutscht, ist für Sicherheit und Arbeitskomfort entscheidend.

Person in voller PSA auf einem Steildach, gesichert mit Seil und Gurt. Fokus auf die Sicherheitsausrüstung.

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Das Verbindungsmittel: Seil, Falldämpfer und Karabiner

Der Auffanggurt wird über ein Verbindungsmittel mit einem festen Anschlagpunkt am Dach verbunden. Dieses besteht meist aus einem robusten Kernmantelseil und Karabinern. Ein zentrales Element ist der integrierte Falldämpfer, der ähnlich wie die Knautschzone eines Autos funktioniert. Im Falle eines Sturzes reißt ein speziell vernähtes Gurtband im Inneren auf und absorbiert so die Energie des freien Falls. Dadurch wird der Fangstoß, der auf den Körper wirkt, auf ein erträgliches Maß reduziert.

Der Anschlagpunkt: Der Fels in der Brandung

Die gesamte Schutzausrüstung ist nutzlos ohne einen zuverlässigen Anschlagpunkt. Dies ist der Punkt, der fest mit dem Baukörper – in diesem Fall dem Dachstuhl – verbunden ist und an dem die Sicherung befestigt wird. Provisorische Lösungen wie ein um den Schornstein geschlungenes Seil sind nicht nur unzulässig, sondern lebensgefährlich.

Stattdessen müssen zertifizierte Anschlageinrichtungen nach DIN 4426 verwendet werden. Dabei handelt es sich meist um massive Edelstahl-Dachhaken, die fest mit den Dachsparren verschraubt werden. Vor der Montage muss sichergestellt sein, dass die Dachkonstruktion die bei einem Sturz auftretenden Kräfte auch aufnehmen kann. Dies ist ein wichtiger Aspekt, der bei der Prüfung der Statik für Photovoltaik berücksichtigt werden muss.

Detailaufnahme eines Dachhakens und des eingehängten Karabiners eines Seilsicherungssystems.

Ein Tipp aus der Praxis: Viele Hausbesitzer lassen solche Sicherheitshaken bereits bei einer Dachsanierung oder Wartung mitinstallieren, auch wenn noch keine PV-Anlage geplant ist. Das ist eine vorausschauende und kosteneffiziente Investition in die Sicherheit zukünftiger Arbeiten.

Das Gerüst: Wann es unverzichtbar wird

Die PSAgA ist eine wichtige Ergänzung. In vielen Fällen ist jedoch ein Gerüst die erste Wahl und sogar gesetzlich vorgeschrieben. So legen die Technischen Regeln für Betriebssicherheit (TRBS 2121) fest, dass bei Arbeiten mit einer Absturzhöhe von mehr als drei Metern in der Regel ein Fang- oder Fassadengerüst als vorrangige Schutzmaßnahme zu errichten ist. Die PSAgA dient dann als zusätzliche Sicherung für Personen, die sich auf der Dachfläche bewegen.

Ein fachmännisch aufgebautes Gerüst an einem Einfamilienhaus, das bis zur Traufkante reicht.

Anforderungen an ein sicheres Gerüst

Ein Gerüst kann nur Schutz bieten, wenn es fachmännisch aufgebaut ist. Die wichtigsten Kriterien sind:

  • Höhe: Das Gerüst muss mindestens bis zur Traufkante des Daches reichen.
  • Seitenschutz: Ein dreiteiliger Seitenschutz aus Geländerholm, Zwischenholm und Bordbrett ist Pflicht.
  • Stabilität: Das Gerüst muss sicher verankert und für die anfallenden Lasten wie Material und Personen ausgelegt sein.

Für die PV-Montage auf einem typischen Einfamilienhaus heißt das meist, dass die gesamte Dachseite, auf der gearbeitet wird, mit einem Fassadengerüst eingerüstet werden muss.

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Die Planung ist entscheidend

Die Auswahl und Organisation der richtigen Sicherheitsmaßnahmen ist kein Nebenschauplatz, sondern ein zentraler Teil Ihrer Projektvorbereitung, wenn Sie Ihre Photovoltaikanlage planen. Die DGUV Information 203-085 „Sicheres Arbeiten an Photovoltaikanlagen“ bietet hierfür eine ausgezeichnete Grundlage und hilft, potenzielle Gefahren von Anfang an zu erkennen.

Häufige Fragen (FAQ) zur Sicherheit bei der PV-Montage

Muss ich auch bei geringer Dachneigung eine Absturzsicherung verwenden?
Ja, entscheidend ist nicht die Neigung, sondern die Absturzhöhe. Liegt die Traufkante mehr als zwei Meter über dem Boden, sind Schutzmaßnahmen wie eine PSAgA oder ein Gerüst gesetzlich vorgeschrieben.

Kann ich die PSAgA selbst anlegen und verwenden?
Grundsätzlich ja, aber eine fachkundige Unterweisung in die korrekte Anwendung ist gesetzlich vorgeschrieben und dringend zu empfehlen. Viele Anwender berichten, dass sie sich nach einer kurzen Schulung deutlich sicherer fühlen. Fehler beim Anlegen des Gurtes oder bei der Wahl des Anschlagpunktes können die Schutzwirkung aufheben.

Reicht ein Seil um den Schornstein als Anschlagpunkt?
Auf keinen Fall. Schornsteine, Lüftungsrohre oder Antennenmasten sind keine geprüften Anschlagpunkte, da ihre Stabilität nicht für die Aufnahme von Sturzkräften ausgelegt ist. Es dürfen ausschließlich geprüfte und fest im Dachstuhl verankerte Sicherheitshaken verwendet werden.

Wer ist für die Sicherheit verantwortlich – ich als Bauherr oder der Installateur?
Grundsätzlich tragen beide Verantwortung. Der ausführende Fachbetrieb ist für die Sicherheit seiner Mitarbeiter verantwortlich und muss die Einhaltung der Vorschriften gewährleisten. Als Bauherr haben Sie jedoch eine Mitverantwortung (Verkehrssicherungspflicht) und sollten darauf achten, dass die beauftragte Firma nachweislich sicher arbeitet.

Was kostet eine professionelle Absturzsicherung?
Die Kosten variieren. Ein PSAgA-Set für eine Person ist ab etwa 200–400 € erhältlich. Die Miete für ein Fassadengerüst liegt je nach Größe und Mietdauer typischerweise zwischen 8 und 15 € pro Quadratmeter. Auch wenn dies zunächst als zusätzlicher Kostenfaktor erscheint, ist es eine unverzichtbare Investition in die eigene Gesundheit und die aller Helfer.

Fazit: Sicherheit ist die beste Investition

Die Montage einer Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach ist ein Projekt, das Weitsicht erfordert – nicht nur bei der Auswahl der Komponenten, sondern vor allem bei der Sicherheit. Gerade auf Steildächern sind eine professionelle Absturzsicherung durch PSAgA und oft auch ein Gerüst keine Option, sondern schlicht unverzichtbar. Eine sichere Installation ist die Grundlage für eine langlebige und ertragreiche Anlage. Erfahren Sie mehr darüber, wie Sie Ihre Photovoltaik installieren.

Bei Photovoltaik.info legen wir Wert darauf, dass Sie nicht nur effizient, sondern vor allem sicher Ihren eigenen Strom erzeugen. Denn die Freude an der Solarenergie ist am größten, wenn man weiß, dass das Projekt mit Bedacht und ohne Risiko umgesetzt wurde.

Benötigen Sie die passende Ausrüstung oder haben Fragen zur sicheren Planung für Ihr Projekt? Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie geprüfte Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen abgestimmt sind. Nehmen Sie bei offenen Fragen gern Kontakt mit uns auf.

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