PV-Normen und Richtlinien-Slang: EEG, VDE-AR-N 4105 und weitere Kürzel entschlüsselt

Stehen Sie auch vor einem Berg von Abkürzungen wie EEG, VDE-AR-N 4105 oder DIN und fragen sich, was all das für Ihre geplante Photovoltaikanlage bedeutet? Keine Sorge, damit sind Sie nicht allein.

Die Welt der PV-Normen und Richtlinien kann auf den ersten Blick wie ein undurchdringlicher Dschungel wirken. Doch diese Regeln zu verstehen, ist entscheidend für die Sicherheit und Leistungsfähigkeit Ihrer Anlage, die Stabilität des Stromnetzes und nicht zuletzt für Ihre rechtliche Absicherung. Dieser Artikel ist Ihr persönlicher Übersetzer und Wegweiser. Wir entschlüsseln für Sie den Fachjargon der PV-Vorschriften und zeigen, dass die Materie gar nicht so kompliziert sein muss.

Das Fundament: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verständlich erklärt

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG, ist das Grundgesetz für grünen Strom in Deutschland. Sein Hauptziel ist es, den Ausbau von Strom aus erneuerbaren Quellen wie Sonne, Wind und Wasser voranzutreiben und so maßgeblich zur Energiewende beizutragen.

Für Betreiber von Photovoltaikanlagen sind vor allem folgende „EEG-Vokabeln“ wichtig:

Einspeisevergütung: Wenn Ihre Solaranlage mehr Strom produziert, als Sie selbst verbrauchen, können Sie diesen Überschuss ins öffentliche Netz einspeisen. Dafür erhalten Sie vom Netzbetreiber eine festgelegte Vergütung pro Kilowattstunde (kWh). Die Höhe dieser Vergütung wird im EEG geregelt und hängt vom Zeitpunkt der Inbetriebnahme sowie der Größe Ihrer Anlage ab.

Eigenverbrauch: Den Solarstrom vom eigenen Dach direkt im Haus zu nutzen, ist oft die wirtschaftlichste Lösung. Jede selbst genutzte Kilowattstunde müssen Sie nicht teuer vom Energieversorger einkaufen. Das EEG fördert den Eigenverbrauch, indem es dafür attraktive Rahmenbedingungen schafft.

Direktvermarktung: Für größere PV-Anlagen ist die Direktvermarktung besonders relevant. Dabei wird der erzeugte Strom nicht gegen eine feste Einspeisevergütung abgegeben, sondern direkt an der Strombörse oder an andere Abnehmer verkauft. Auch hierfür legt das EEG die Bedingungen fest.

Im Fokus: Das aktuelle EEG (z.B. EEG 2023/2024 & Solarpaket I)

Das EEG wird regelmäßig angepasst, um auf neue Entwicklungen zu reagieren und den Ausbau der erneuerbaren Energien weiter zu beschleunigen. So brachten beispielsweise die Novellen des EEG in den Jahren 2023 und 2024 (oft im Zusammenhang mit dem „Solarpaket I“ genannt) einige wichtige Änderungen und Vereinfachungen für zukünftige PV-Besitzer.

Dazu gehören etwa angepasste Fördersätze, erleichterte Bedingungen für den Anschluss kleinerer Anlagen und verbesserte Regelungen für den Mieterstrom, bei dem Vermieter Solarstrom direkt an ihre Mieter liefern können. Für Sie bedeutet das oft: weniger Bürokratie und bessere Konditionen für Ihre eigene Stromerzeugung.

Der Schlüssel zum Netz: VDE-AR-N 4105 – Anschluss an die Niederspannung leicht gemacht

Hinter dem Kürzel VDE-AR-N 4105 verbirgt sich eine wichtige technische Anwendungsregel des VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V.). Sie ist für alle relevant, die ihre Photovoltaikanlage an das öffentliche Niederspannungsnetz anschließen möchten – also an das Stromnetz, das die meisten Haushalte versorgt.

Die Kernpunkte der VDE-AR-N 4105 einfach erklärt:

Sicherheitscheck für Ihre Anlage (NA-Schutz): Die Anwendungsregel stellt sicher, dass Ihre PV-Anlage das Stromnetz nicht stört und sich bei Problemen im Netz (z. B. bei einem Stromausfall) automatisch und sicher abschaltet. Dieser Netz- und Anlagenschutz (NA-Schutz) ist ein zentrales Element.

Was Ihr Wechselrichter können muss: Der Wechselrichter ist das Herzstück Ihrer PV-Anlage; er wandelt den Gleichstrom der Solarmodule in nutzbaren Wechselstrom um. Die VDE-AR-N 4105 legt fest, welche technischen Eigenschaften der Wechselrichter haben muss, um netzkonform zu arbeiten.

Anmeldung und Zertifizierung: Die Regel beschreibt auch, wie die Anlage beim Netzbetreiber angemeldet werden muss. Die Verfahren wurden für kleinere Anlagen in den letzten Jahren oft vereinfacht. So ist beispielsweise für Anlagen bis zu einer bestimmten Leistungsgrenze (z. B. bis 270 kW Einspeiseleistung / 500 kW installierte Leistung) kein aufwendiges Anlagenzertifikat B mehr nötig.

Praxis-Tipp: Für Ihre geplante Haus-Solaranlage bedeutet die Einhaltung der VDE-AR-N 4105, dass Ihre Anlage sicher und reibungslos mit dem öffentlichen Stromnetz zusammenarbeitet. Ihr Installateur kümmert sich in der Regel um die Einhaltung dieser Vorgaben.

Nicht nur für Profis: Die wichtigsten DIN-Normen im PV-Alltag

Neben dem EEG und den VDE-Anwendungsregeln gibt es eine Reihe von DIN-Normen (Deutsches Institut für Normung), die im Bereich der Photovoltaik eine Rolle spielen. Sie legen technische Standards für Produkte und Installationsverfahren fest. Hier die wichtigsten im Überblick:

DIN VDE 0100-712: Die „Bibel“ für die sichere Elektroinstallation Ihrer PV-Anlage
Diese Norm ist besonders wichtig für die Planung und Errichtung von PV-Anlagen. Sie enthält detaillierte Vorgaben zur elektrischen Sicherheit, etwa zur richtigen Kabelführung, zum Schutz vor Stromschlag und zum Überspannungsschutz. Die Einhaltung dieser Norm ist entscheidend für die Sicherheit und Langlebigkeit Ihrer Anlage.

DIN EN 62446 (VDE 0126-23): Prüfung und Dokumentation – Ihr Anlagen-Pass
Diese Normenreihe legt fest, welche Prüfungen bei der Inbetriebnahme einer PV-Anlage durchgeführt werden müssen und wie die Anlage zu dokumentieren ist. Ein vollständiges Inbetriebnahmeprotokoll und eine saubere Dokumentation sind Gold wert – nicht nur als Nachweis der ordnungsgemäßen Installation, sondern auch im Fall von Gewährleistungsansprüchen oder bei späteren Wartungsarbeiten.

DIN EN IEC 61730 & 61215: Garanten für sichere und geprüfte Solarmodule
Diese internationalen Normen (in Deutschland als DIN-Normen übernommen) definieren Anforderungen an die Sicherheit (DIN EN IEC 61730) sowie an die Bauarteignung und Typzulassung (DIN EN IEC 61215) von Solarmodulen. Sie stellen sicher, dass die Module strenge Qualitäts- und Leistungstests durchlaufen haben, etwa zur Widerstandsfähigkeit gegen Hagel.

Brandschutz (z. B. DIN 4102 / EN 13501-1) & Standsicherheit (Eurocode, z. B. DIN EN 1991)
Auch Aspekte wie das Brandverhalten der Bauteile und die sichere Befestigung der Anlage auf dem Dach (Stichwort: Schnee- und Windlasten) sind in Normen festgelegt. Diese sorgen dafür, dass Ihre Anlage auch unter extremen Bedingungen sicher bleibt und keine Gefahr darstellt.

Weitere wichtige „PV-Abkürzungen“ im Überblick

Hier noch einige weitere Begriffe und Kürzel, die Ihnen im Zusammenhang mit Photovoltaikanlagen begegnen könnten:

VDE-AR-N 4100: Diese Anwendungsregel befasst sich mit den technischen Anforderungen an Zählerplätze in Niederspannungsanlagen. Sie ist relevant, wenn es um den Einbau des Stromzählers für Ihre PV-Anlage geht.

VDE-AR-N 4110: Ähnlich wie die 4105, aber für den Anschluss von Erzeugungsanlagen an das Mittelspannungsnetz. Für typische Hausdachanlagen meist nicht relevant, sondern eher für große Solarparks.

VdS: Steht für „Vertrauen durch Sicherheit“. VdS Schadenverhütung ist eine unabhängige Institution, die unter anderem Richtlinien für den sicheren Betrieb von PV-Anlagen herausgibt (z. B. VdS 3145), die oft für Versicherer relevant sind.

TAB (Technische Anschlussbedingungen): Jeder lokale Netzbetreiber hat eigene Technische Anschlussbedingungen, die zusätzlich zu den allgemeinen Normen erfüllt werden müssen, um eine Anlage an das Netz anzuschließen.

CE-Zeichen: Mit der CE-Kennzeichnung erklärt ein Hersteller, dass sein Produkt den geltenden EU-Richtlinien entspricht. Es ist kein Qualitätssiegel, sondern eine Konformitätserklärung des Herstellers.

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Achtung Falle! Was passiert bei Missachtung der Vorschriften?

Die Einhaltung der genannten Normen und Richtlinien ist kein Selbstzweck. Werden Vorschriften missachtet, kann das unangenehme Folgen haben:

  • Verlust der Einspeisevergütung oder des Anspruchs auf Förderungen
  • Probleme mit der Versicherung im Schadensfall
  • Sicherheitsrisiken für Personen und Sachwerte (z. B. Brandgefahr)
  • Im schlimmsten Fall kann der Netzbetreiber den Anschluss verweigern oder einen Rückbau der Anlage fordern.

Bedenken Sie auch: Mängel bei der Installation, oft bedingt durch die Nichteinhaltung von Normen, führen immer wieder zu vermeidbaren Schäden. Eine fachgerechte Planung und Ausführung durch Experten ist daher unerlässlich.

Fazit: Mit Durchblick zur erfolgreichen PV-Anlage

Der Dschungel der PV-Normen und Richtlinien mag auf den ersten Blick komplex erscheinen, doch mit ein wenig Grundwissen lichtet er sich schnell. Das Verständnis der wichtigsten Regelwerke wie EEG, VDE-AR-N 4105 und relevanter DIN-Normen hilft Ihnen, die richtigen Entscheidungen für Ihre Solaranlage zu treffen, deren Sicherheit und Leistungsfähigkeit zu gewährleisten und langfristig Kosten zu sparen.

Achten Sie bei der Planung und Installation Ihrer PV-Anlage daher unbedingt auf qualifizierte Fachbetriebe, die mit den aktuellen Vorschriften vertraut sind und diese konsequent anwenden. Denn auch wenn Sie selbst kein Experte sein müssen, ist ein grundlegendes Verständnis der Spielregeln immer von Vorteil. Da sich Normen und Gesetze stetig weiterentwickeln, lohnt es sich, informiert zu bleiben. So steht Ihrem Weg zur eigenen, sauberen Stromerzeugung nichts mehr im Wege.

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