Photovoltaik-Angebote vergleichen: So bewerten Sie unterschiedliche Komponenten fair

Sie möchten in eine Photovoltaikanlage investieren und haben mehrere Angebote eingeholt. Doch nun stehen Sie vor der Herausforderung: Ein Anbieter empfiehlt Module von Meyer Burger, der andere setzt auf Trina Solar. Einer plant mit einem Wechselrichter von Fronius, der nächste mit einem Gerät von SMA – und die Gesamtpreise unterscheiden sich ebenfalls. Wie lassen sich diese technisch verschiedenen Angebote objektiv vergleichen, um die beste Entscheidung für Ihr Zuhause zu treffen?
Wir zeigen Ihnen, wie Sie sich auf die entscheidenden Kennzahlen konzentrieren und so tatsächlich Äpfel mit Äpfeln vergleichen – selbst wenn die Komponenten auf den ersten Blick grundverschieden sind.
Warum der Gesamtpreis allein nicht aussagekräftig ist
Der häufigste Fehler beim Angebotsvergleich ist der alleinige Blick auf die Endsumme. Ein vermeintlich günstiges Angebot kann sich langfristig als die teurere Wahl entpuppen, wenn es auf Komponenten mit geringerer Leistung, kürzerer Lebensdauer oder schlechteren Garantiebedingungen basiert. Eine Photovoltaikanlage ist eine Investition für die nächsten 20 bis 30 Jahre – deshalb kommt es weniger auf den Preis als vielmehr auf das Preis-Leistungs-Verhältnis an.
Um eine faire Vergleichsbasis zu schaffen, rechnet man die Angebote auf zentrale Leistungskennzahlen herunter. Die beiden wichtigsten Größen hierfür sind der Preis pro Kilowatt-Peak (€/kWp) und der spezifische Jahresertrag (kWh/kWp).
Die wichtigste Kennzahl: Der Preis pro Kilowatt-Peak (€/kWp)
Die Leistung einer Photovoltaikanlage wird in Kilowatt-Peak (kWp) angegeben. Dieser Wert beschreibt die Nennleistung der Solarmodule unter standardisierten Testbedingungen (STC) und gibt an, welche maximale Leistung Ihre Anlage unter idealen Laborbedingungen erbringen kann.
Um Angebote vergleichbar zu machen, berechnen Sie den Preis pro installiertem kWp. Die Berechnung ist einfach:
Gesamtpreis des Angebots (€) / Gesamtleistung der Anlage (kWp) = Preis pro kWp (€/kWp)
Praxisbeispiel:
- Angebot A: Eine 8-kWp-Anlage für 15.200 €.
- Rechnung: 15.200 € / 8 kWp = 1.900 €/kWp
- Angebot B: Eine 7,5-kWp-Anlage für 14.850 €.
- Rechnung: 14.850 € / 7,5 kWp = 1.980 €/kWp
Auf den ersten Blick ist Angebot B günstiger. Die Berechnung zeigt jedoch, dass Sie bei Angebot A mehr Leistung für Ihr Geld erhalten. Zur Orientierung: Aktuell bewegen sich die Preise für schlüsselfertige Anlagen auf Einfamilienhäusern meist in einem Rahmen von 1.600 bis 2.200 € pro kWp. Dieser Wert hilft Ihnen, Ihre Angebote einzuordnen.
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Ab 2.099,00 €Ertragsprognose prüfen: Der spezifische Jahresertrag (kWh/kWp)
Die reine Leistung in kWp sagt noch nichts darüber aus, wie viel Strom Ihre Anlage im realen Betrieb erzeugen wird. Der tatsächliche Ertrag hängt von vielen Faktoren ab: von der geografischen Lage, der Ausrichtung und Neigung des Daches, möglicher Verschattung und der Effizienz der verwendeten Komponenten.
Ein seriöses Angebot enthält immer eine Ertragsprognose, die den erwarteten Jahresertrag in Kilowattstunden (kWh) angibt. Um auch hier einen fairen Vergleichswert zu erhalten, berechnet man den spezifischen Jahresertrag:
Prognostizierter Jahresertrag (kWh) / Gesamtleistung der Anlage (kWp) = Spezifischer Jahresertrag (kWh/kWp)
Dieser Wert zeigt, wie viele Kilowattstunden Strom pro installiertem Kilowatt-Peak pro Jahr zu erwarten sind. In Deutschland liegt dieser Wert je nach Standort und Ausrichtung typischerweise zwischen 950 und 1.250 kWh/kWp. Ein höherer Wert deutet auf eine bessere Planung und leistungsfähigere Komponenten hin.
Praxisbeispiel:
- Angebot A (8 kWp): Prognostizierter Jahresertrag von 7.840 kWh.
- Rechnung: 7.840 kWh / 8 kWp = 980 kWh/kWp
- Angebot C (8 kWp): Prognostizierter Jahresertrag von 8.160 kWh.
- Rechnung: 8.160 kWh / 8 kWp = 1.020 kWh/kWp
Obwohl beide Anlagen die gleiche Nennleistung haben, verspricht Angebot C einen höheren Ertrag. Dies kann auf effizientere Module, einen besseren Wechselrichter oder ein optimiertes Verschattungsmanagement zurückzuführen sein.
Komponenten im Detail: Worauf Sie bei Modulen und Wechselrichtern achten sollten
Stimmen die grundlegenden Kennzahlen, lohnt sich der Blick auf die Details der angebotenen Komponenten. Hier trennt sich oft die Spreu vom Weizen.
Solarmodule: Mehr als nur der Wirkungsgrad
Der Wirkungsgrad eines Solarmoduls gibt an, wie viel Prozent der eingestrahlten Sonnenenergie in elektrischen Strom umgewandelt wird. Moderne Solarmodule erreichen Wirkungsgrade zwischen 19 % und 23 %.
- Wann ist ein hoher Wirkungsgrad wichtig? Vor allem bei begrenzter Dachfläche, denn hocheffiziente Module erzeugen auf derselben Fläche mehr Strom. Wenn Sie hingegen viel Platz haben, kann ein Modul mit etwas geringerem Wirkungsgrad die wirtschaftlichere Wahl sein.
- Temperaturkoeffizient: Dieser Wert gibt an, wie stark die Leistung des Moduls bei steigenden Temperaturen sinkt. Je niedriger (näher an null) der Wert, desto besser. Ein guter Wert liegt bei ca. -0,3 %/°C.
- Garantien: Hier müssen Sie genau hinsehen.
- Leistungsgarantie (Standard): Fast alle Hersteller garantieren nach 25 oder 30 Jahren noch eine Restleistung von 85–90 %.
- Produktgarantie (wichtiger): Diese Garantie deckt Mängel am Modul selbst ab. Üblich sind 12–15 Jahre. Premium-Hersteller bieten hingegen 25 oder sogar 30 Jahre, was ein starkes Signal für Qualität und Langlebigkeit ist.
- Hersteller-Ranking (Tier 1): Die „Tier 1“-Liste von Bloomberg NEF gilt als wichtiger Indikator für die finanzielle Stabilität eines Herstellers. Die meisten Kunden wählen Module von Tier-1-Herstellern, um auf lange Sicht sicher zu sein.
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8.599,00 €Der Wechselrichter: Das Herz Ihrer Anlage
Der Wechselrichter wandelt den von den Modulen erzeugten Gleichstrom in netzkonformen Wechselstrom um. Seine Effizienz und Zuverlässigkeit sind entscheidend für den Gesamtertrag Ihrer Anlage.
- Europäischer Wirkungsgrad: Dieser Wert ist aussagekräftiger als der maximale Wirkungsgrad, da er die Leistung unter typischen, wechselnden mitteleuropäischen Wetterbedingungen abbildet. Gute Geräte erreichen hier Werte von 97 bis über 98 %. Ein einziger Prozentpunkt Unterschied kann über 20 Jahre bereits mehrere hundert Kilowattstunden Ertrag ausmachen.
- Garantie: Die Standardgarantie liegt oft bei 5 oder 10 Jahren. Viele renommierte Hersteller bieten nach der Registrierung kostenlose Garantieerweiterungen an – ein Detail, das Sie im Angebot prüfen sollten.
- Funktionen: Moderne Wechselrichter sind oft Hybrid-Geräte und damit bereits für den Anschluss eines Stromspeichers vorbereitet. Wenn Sie später einen Speicher nachrüsten möchten, sollten Sie darauf achten.
Checkliste für den fairen Angebotsvergleich
Die folgende Checkliste hilft Ihnen, die erhaltenen Angebote systematisch zu prüfen und eine fundierte Entscheidung zu treffen.
- Leistung und Preis normalisieren:
- [ ] Preis pro kWp berechnen (€/kWp).
- [ ] Spezifischen Jahresertrag berechnen (kWh/kWp).
- Solarmodule bewerten:
- [ ] Produktgarantie vergleichen (12, 15 oder 25 Jahre?).
- [ ] Handelt es sich um einen Tier-1-Hersteller?
- [ ] Ist der hohe Wirkungsgrad für meine Dachfläche notwendig?
- Wechselrichter prüfen:
- [ ] Europäischen Wirkungsgrad vergleichen.
- [ ] Garantiezeit prüfen (inkl. möglicher Erweiterungen).
- [ ] Ist das Gerät für einen späteren Speicher geeignet?
- Umfang des Angebots:
- [ ] Sind alle Kosten enthalten (Montage, Gerüst, Anmeldung beim Netzbetreiber, Inbetriebnahme)?
- [ ] Werden alle Installationsarbeiten von einem zertifizierten Fachbetrieb ausgeführt?
Die Experten von Photovoltaik.info achten bei der Zusammenstellung von Komplettsets darauf, dass alle Komponenten optimal aufeinander abgestimmt sind, um eine hohe Systemeffizienz und Langlebigkeit zu gewährleisten.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist der Unterschied zwischen kWp und kWh?
Kilowatt-Peak (kWp) ist die Maßeinheit für die Nennleistung einer PV-Anlage unter Laborbedingungen. Die Kilowattstunde (kWh) hingegen misst die tatsächlich erzeugte oder verbrauchte Energiemenge. Kurz gesagt: Ihre Anlage hat eine Leistung von X kWp und erzeugt damit pro Jahr Y kWh Strom.
Lohnt sich ein teureres, effizienteres Modul immer?
Nicht zwangsläufig. Wenn Sie ausreichend Platz auf dem Dach haben, ist es oft wirtschaftlicher, mehr Module mit einem Standard-Wirkungsgrad zu installieren anstatt weniger, teurerer Hochleistungsmodule. Bei begrenztem Platz sind hocheffiziente Module jedoch die beste Wahl, um den Ertrag zu maximieren.
Wie wichtig ist die Marke des Wechselrichters?
Sehr wichtig. Als komplexeste elektronische Komponente ist der Wechselrichter entscheidend für Leistung und Sicherheit. Renommierte Hersteller wie SMA, Fronius, Kostal oder Sungrow haben sich über Jahre bewährt und bieten zudem zuverlässigen Support und Service.
Kann ich Module und Wechselrichter verschiedener Hersteller kombinieren?
Ja, das ist der Normalfall. Wichtig ist, dass der Installateur die Komponenten fachgerecht auslegt. Der Wechselrichter muss elektrisch zur Anzahl und Verschaltung der Solarmodule passen, damit er optimal arbeiten kann.
Ein sorgfältiger Angebotsvergleich schützt Sie vor Fehlentscheidungen und sichert Ihnen eine rentable und zuverlässige Photovoltaikanlage für die kommenden Jahrzehnte. Wenn Sie sich auf die hier vorgestellten, leistungsorientierten Kennzahlen konzentrieren, schaffen Sie eine solide Grundlage für Ihre Wahl.
Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen abgestimmt sind und bei denen die Komponenten bereits optimal aufeinander abgestimmt wurden.



