Ost-West-Ausrichtung: Warum sie oft die bessere Wahl für Ihr Zuhause ist

Jahrzehntelang galt eine reine Südausrichtung als das unumstrittene Ideal für Photovoltaikanlagen. Die Logik war einfach: Da die Sonne mittags im Süden am höchsten steht, fangen nach Süden ausgerichtete Module die meiste Energie ein. Doch die Zeiten ändern sich. Für den modernen Haushalt, der seinen selbst erzeugten Strom auch direkt verbrauchen möchte, geht diese Rechnung nicht mehr zwangsläufig auf. Eine Ost-West-Ausrichtung erweist sich oft als die wirtschaftlich klügere Alternative.

Der Mythos der Südausrichtung: Mehr ist nicht immer besser

Traditionell wurde eine [INTERNAL LINK: /photovoltaik-anlage, ANCHOR: Photovoltaikanlage] auf maximalen Jahresertrag ausgelegt. Eine perfekt nach Süden geneigte Anlage liefert über das Jahr gesehen die höchste Strommenge. Studien wie die des Instituts für Solarenergieforschung Hameln bestätigen das: Eine 10-kWp-Anlage in Südausrichtung erzeugt in Deutschland rund 10.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. Eine vergleichbare Anlage in Ost-West-Ausrichtung kommt auf etwa 8.500 bis 9.000 kWh, also 10 bis 15 % weniger.

Dieser alleinige Fokus auf den Maximalertrag stammt jedoch aus einer Zeit, in der die Einspeisevergütung hoch und der Strompreis niedrig war. Heute hat sich das Blatt gewendet. Die entscheidende Frage lautet nicht mehr nur: „Wie viel Strom erzeuge ich?“, sondern: „Wann erzeuge ich den Strom und kann ich ihn direkt verbrauchen?“

Die Ertragskurven im Vergleich: Wann wird der Strom erzeugt?

Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Ausrichtungen liegt im Tagesverlauf der Stromerzeugung.

  • Südausrichtung: Erzeugt eine hohe, spitze Ertragskurve um die Mittagszeit. Der Großteil der Jahresenergie wird zwischen 11 und 15 Uhr gewonnen.
  • Ost-West-Ausrichtung: Erzeugt eine breitere, flachere Kurve. Die nach Osten gerichteten Module beginnen früh am Morgen mit der Produktion, während die West-Module die Stromerzeugung bis in die späten Abendstunden hinein verlängern. Dies führt zu einem „Kamelhöcker“-Profil mit zwei sanfteren Spitzen am Vor- und Nachmittag.

Diagramm, das die Ertragskurve einer Südanlage (hohe Mittagspitze) mit einer Ost-West-Anlage (breitere Kurve am Morgen und Abend) vergleicht

Dieses Diagramm verdeutlicht, dass die Ost-West-Anlage den Strom gleichmäßiger über den Tag verteilt zur Verfügung stellt – genau dann, wenn er in den meisten Haushalten auch benötigt wird.

Ihr Stromverbrauch: Das fehlende Puzzlestück

Werfen wir einen Blick auf den typischen Tagesablauf eines Vierpersonenhaushalts, der laut Verivox durchschnittlich 4.000 kWh pro Jahr verbraucht. Die Stromnachfrage ist morgens hoch, wenn die Kaffeemaschine läuft, das Licht brennt und alle sich für den Tag fertigmachen. Mittags, wenn die meisten Bewohner bei der Arbeit oder in der Schule sind, ist der Verbrauch oft am geringsten. Erst am späten Nachmittag und Abend steigt er wieder stark an – durch Kochen, Waschen, Fernsehen und das Laden elektronischer Geräte.

Eine Familie am Frühstückstisch am Morgen und beim gemeinsamen Kochen am Abend, was den typischen Stromverbrauch symbolisiert

Hier zeigt sich die Schwäche der reinen Südanlage: Sie produziert den meisten Strom genau dann, wenn niemand zu Hause ist, um ihn zu nutzen. Dieser Überschuss muss für eine geringe Vergütung ins Netz eingespeist werden. Am Abend, wenn der Strombedarf hoch ist, liefert die Südanlage kaum noch etwas, und teurer Strom muss aus dem Netz bezogen werden.

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Die Rechnung für den Eigenverbrauch: Wann sich Ost-West wirklich lohnt

Die Wirtschaftlichkeit einer modernen Photovoltaikanlage hängt maßgeblich von der Höhe des Eigenverbrauchs ab. Jede selbst verbrauchte Kilowattstunde erspart Ihnen den Zukauf von Netzstrom, der laut Fraunhofer ISE aktuell etwa 35 bis 40 Cent kostet. Für jede eingespeiste Kilowattstunde erhalten Sie hingegen nur eine Vergütung von rund 8 Cent (Stand Februar 2024). Das Ziel muss also sein, den [INTERNAL LINK: /eigenverbrauch, ANCHOR: Eigenverbrauch] zu maximieren.

Studien der HTW Berlin belegen den Vorteil der Ost-West-Ausrichtung eindrucksvoll:

  • Ohne [INTERNAL LINK: /stromspeicher, ANCHOR: Stromspeicher] erreicht eine Südanlage eine Eigenverbrauchsquote von etwa 25–35 %.
  • Eine Ost-West-Anlage steigert diese Quote auf 35–45 %, da die Stromproduktion besser zum Verbrauchsverhalten passt.

Ein Praxisbeispiel:

Nehmen wir einen Haushalt mit 4.000 kWh Jahresverbrauch.

  • Südanlage (30 % Eigenverbrauch): 1.200 kWh werden selbst verbraucht.
    • Ersparnis: 1.200 kWh * 0,35 €/kWh = 420 €
  • Ost-West-Anlage (40 % Eigenverbrauch): 1.600 kWh werden selbst verbraucht.
    • Ersparnis: 1.600 kWh * 0,35 €/kWh = 560 €

Obwohl der Gesamtertrag geringer ist, erzielt die Ost-West-Anlage in diesem Beispiel eine um 140 € höhere jährliche Ersparnis – allein durch den optimierten Eigenverbrauch. Die Erfahrung vieler Anlagenbetreiber bestätigt, dass diese Konfiguration den Bezug von teurem Netzstrom am Morgen und Abend deutlich reduziert.

Für wen ist welche Ausrichtung ideal?

Beide Konzepte haben ihre Berechtigung. Die Entscheidung hängt von Ihren Zielen und Ihrem Verbrauchsverhalten ab.

Südausrichtung: Ideal für maximale Einspeisung

Eine Südanlage ist weiterhin sinnvoll, wenn Ihr Stromverbrauch mittags am höchsten ist (z. B. bei Gewerbebetrieben) oder wenn Sie die Anlage mit einem großen Stromspeicher kombinieren. Der Speicher kann die hohe Mittagsspitze aufnehmen und die Energie für die Abendstunden bereithalten.

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Ost-West-Ausrichtung: Ideal für den modernen Haushalt

Für Berufstätige und Familien, die hauptsächlich morgens und abends zu Hause sind, ist die Ost-West-Anlage meist die wirtschaftlichere Wahl. Sie ermöglicht einen hohen Direktverbrauch, ohne dass Sie sofort einen Speicher benötigen. Ein weiterer Vorteil: Oft können auf zwei Dachflächen mehr Module untergebracht werden als nur auf einer, was den geringeren spezifischen Ertrag pro Modul kompensieren kann.

Häufige Fragen zur Ost-West-Ausrichtung (FAQ)

Brauche ich für eine Ost-West-Anlage einen speziellen Wechselrichter?
Nein, aber der Wechselrichter sollte über mindestens zwei MPP-Tracker verfügen. Das ist bei den meisten modernen Geräten Standard, so auch bei den auf Photovoltaik.info angebotenen Modellen. Jeder Tracker optimiert eine Dachhälfte (Ost und West) unabhängig voneinander.

Ist der Ertragsverlust nicht zu groß?
Der absolute Jahresertrag ist zwar geringer, aber die wirtschaftlich relevante Größe ist der nutzbare Ertrag. Wie das Rechenbeispiel zeigt, kann ein höherer Eigenverbrauch den geringeren Gesamtertrag finanziell mehr als ausgleichen.

Funktioniert eine Ost-West-Anlage auch mit einem Stromspeicher?
Ja, und zwar sehr gut. Die Batterie wird über einen längeren Zeitraum gleichmäßiger geladen, was ihre Lebensdauer sogar positiv beeinflussen kann. Sie fängt die Morgen- und Abendspitzen ab und sorgt für eine noch höhere Autarkie.

Was ist mit Flachdächern?
Auf Flachdächern ist eine aufgeständerte Ost-West-Ausrichtung oft die bevorzugte Lösung. Sie ermöglicht eine dichtere Belegung der Fläche, reduziert die Windlast und optimiert ebenfalls den Eigenverbrauch über den Tag.

Fazit: Denken Sie über den Mittag hinaus

Die beste Photovoltaikanlage ist nicht zwangsläufig die, die auf dem Papier den höchsten Jahresertrag liefert. Es ist die Anlage, deren Erzeugungsprofil am besten zu Ihrem Leben passt. Für die meisten privaten Haushalte bedeutet das, den Strom dann zu erzeugen, wenn er gebraucht wird: morgens und abends.

Eine Ost-West-Ausrichtung ist daher oft die intelligentere und wirtschaftlichere Entscheidung. Sie erhöht Ihren Eigenverbrauch, senkt Ihre Stromrechnung effektiver und macht Sie unabhängiger vom Stromnetz. Sogar ein kleines [INTERNAL LINK: /balkonkraftwerk, ANCHOR: Balkonkraftwerk] kann von dieser Logik profitieren, wenn es so ausgerichtet wird, dass es die Grundlast am Morgen oder Nachmittag abdeckt.

Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl der richtigen Komponenten finden Sie direkt auf Photovoltaik.info.

Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen und Ausrichtungen abgestimmt sind.

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OLEKSANDR PUSHKAR
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