Notstromfunktion beim Stromspeicher: Wann sich der Aufpreis wirklich lohnt

Ein kurzer Stromausfall ist meist nur ein Ärgernis. Fällt der Strom aber für Stunden oder gar Tage aus, bleibt die Heizung kalt, der Kühlschrank taut ab und das Homeoffice steht still.

Ein Stromspeicher mit Notstromfunktion verspricht hier Abhilfe und ein hohes Maß an Unabhängigkeit. Doch ist dieser Komfort den oft erheblichen Aufpreis wert? Wir werfen einen ehrlichen Blick auf die Kosten sowie den Nutzen und helfen Ihnen bei der Entscheidung.

Was bedeutet „notstromfähig“ bei einem Stromspeicher?

Fällt das öffentliche Stromnetz aus, schalten sich standardmäßige Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher aus Sicherheitsgründen sofort ab, damit sie keinen Strom mehr ins Netz einspeisen. Ein notstromfähiger Speicher hingegen kann sich vom öffentlichen Netz trennen und ein eigenes, kleines Inselnetz für Ihr Haus aufbauen. Auf diese Weise werden ausgewählte Verbraucher oder sogar das ganze Haus weiterhin mit Solarstrom vom Dach oder mit gespeichertem Strom aus der Batterie versorgt.

Möglich macht das eine zusätzliche Umschalteinrichtung, die oft als „Notstrombox“ bezeichnet wird. Diese trennt das Haus im Störungsfall physikalisch vom öffentlichen Netz und stellt sicher, dass kein Strom zurückfließt – was für Wartungsarbeiten am Netz gefährlich wäre.

Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Notstromlösungen:

  • Notstrom (Backup): Versorgt nur eine oder wenige spezielle Steckdosen. An diese können Sie dann die wichtigsten Geräte wie den Router oder den Kühlschrank per Verlängerungskabel anschließen.

  • Ersatzstrom (Inselbetrieb): Kann das gesamte Hausnetz oder ausgewählte Stromkreise (z. B. eine ganze Etage) versorgen. Das ist die komfortablere, aber auch teurere Variante.

Standard vs. Notstromfähig: Der technische Unterschied

Ein moderner Stromspeicher für Photovoltaik ist das Herzstück einer unabhängigen Energieversorgung, und die Notstromfähigkeit eine entscheidende Zusatzfunktion.

Die reine Kosten-Nutzen-Rechnung: Eine nüchterne Betrachtung

Stellen wir die Kosten dem finanziellen Nutzen gegenüber. Die Mehrkosten für einen notstromfähigen Speicher liegen je nach Hersteller und Leistungsklasse zwischen 500 € und 2.500 € im Vergleich zu einem Standardmodell ohne diese Funktion.

Wie hoch ist das Risiko eines Stromausfalls in Deutschland? Die Zahlen der Bundesnetzagentur zeichnen ein klares Bild: Der sogenannte SAIDI-Wert (System Average Interruption Duration Index), der die durchschnittliche Unterbrechungsdauer pro Jahr und Verbraucher misst, lag 2022 bei nur 12,7 Minuten. Statistisch gesehen ist das deutsche Stromnetz eines der stabilsten der Welt.

Die Sorge vor einem flächendeckenden, lang andauernden Blackout ist oft ein wesentlicher Grund für die Kaufentscheidung. Doch auch hier lohnt sich eine realistische Einschätzung. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) stuft die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses als „bedingt wahrscheinlich“ ein. Das entspricht in seiner Risikomatrix einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 1 % bis 10 % innerhalb von 5 bis 50 Jahren.

Zwischenfazit: Rein finanziell betrachtet, amortisiert sich der Aufpreis für eine Notstromfunktion angesichts eines durchschnittlichen Stromausfalls von knapp 13 Minuten pro Jahr nicht. Die Entscheidung ist daher weniger eine wirtschaftliche als eine persönliche Abwägung zwischen Komfort und Sicherheitsbedürfnis.

Mehrkosten vs. Sicherheit, Komfort, Autarkie

Der wahre Wert: Sicherheit, Komfort und ein Stück Autarkie

Wenn die reine Finanzrechnung nicht aufgeht, worin liegt dann der eigentliche Vorteil? Er liegt in der Absicherung gegen die Folgen eines Stromausfalls, die je nach Lebenssituation sehr unterschiedlich sein können.

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Praxisbeispiel 1: Der Selbstständige im Homeoffice

Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten an einem wichtigen Projekt mit knapper Frist – und plötzlich fällt der Strom aus. Kein Internet, kein PC, keine Kommunikation. Ein Notstromspeicher, der nur kritische Verbraucher wie Heizungspumpe, Kühlschrank und Internetrouter versorgt, benötigt oft weniger als 500 Watt Dauerleistung. Ein kleiner Speicher kann diese Last über viele Stunden aufrechterhalten und so den beruflichen Alltag sichern.

Praxisbeispiel 2: Die Familie mit Wärmepumpe im Winter

Moderne Häuser setzen oft auf elektrische Wärmepumpen. Fällt im Winter der Strom aus, steht auch die Heizung still. Ein notstromfähiger Speicher kann die Steuerung und die Umwälzpumpe der Heizung versorgen und stellt so sicher, dass das Haus warm bleibt. Dies ist ein unschätzbarer Sicherheitsgewinn. Ein typischer 4-Personen-Haushalt verbraucht pro Tag etwa 10–12 kWh. Ein 10-kWh-Speicher könnte diesen Haushalt also im reduzierten Betrieb für knapp einen Tag versorgen, selbst wenn die Sonne nicht scheint.

Praxisbeispiel 3: Das Haus in ländlicher Lage

Die Erfahrung zeigt, dass Stromnetze in ländlichen oder abgelegenen Gebieten anfälliger für Störungen durch Unwetter sein können. Wer hier wohnt, profitiert überproportional von der Unabhängigkeit, die eine Notstromversorgung bietet. Die Gewissheit, dass die wichtigsten Systeme im Haus weiterlaufen, erhöht den Autarkiegrad Ihrer PV-Anlage nicht nur auf dem Papier, sondern auch im Gefühl.

Entscheidungshilfe: Ist ein Notstromspeicher für Sie die richtige Wahl?

Beantworten Sie für sich die folgenden Fragen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen:

  • Wie kritisch ist eine ununterbrochene Stromversorgung für Sie? (z. B. Homeoffice, medizinische Geräte)

  • Haben Sie kritische Verbraucher im Haus? (z. B. Wärmepumpe, Server, Aquarienpumpe)

  • Wohnen Sie in einer Region mit erfahrungsgemäß häufigeren Stromausfällen?

  • Wie wichtig ist Ihnen das Gefühl von Sicherheit und Unabhängigkeit?

  • Passt der Aufpreis in Ihr Gesamtbudget für die Photovoltaikanlage?

Viele Kunden, bei denen Sicherheit und Komfort an erster Stelle stehen, entscheiden sich bewusst für den Aufpreis. Wer hingegen primär auf die maximale finanzielle Rendite seiner Anlage abzielt, kann meist darauf verzichten.

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Häufige Fragen zur Notstromfunktion (FAQ)

Was ist der Unterschied zwischen Notstrom und Ersatzstrom?

Notstrom versorgt meist nur eine einzelne, spezielle Steckdose. Ersatzstrom hingegen kann ganze Stromkreise oder das gesamte Hausnetz übernehmen und bietet somit deutlich mehr Komfort.

Lädt sich der Speicher bei Stromausfall über die PV-Anlage wieder auf?

Das ist ein entscheidender Punkt. Nur Systeme, die „schwarzstartfähig“ sind, können das. Das bedeutet, der Wechselrichter kann aus der Batterie heraus ein eigenes Netz aufbauen und die PV-Module ansteuern, um bei Sonnenschein nachzuladen. Nicht alle notstromfähigen Speicher bieten diese Funktion. Fragen Sie hier gezielt nach.

Kann ich mit der Notstromfunktion mein E-Auto laden?

In der Regel nein. Die Ladeleistung einer Wallbox ist für die meisten Notstromsysteme zu hoch. Der Fokus liegt auf der Versorgung der essenziellen Haushaltsgeräte mit niedrigerer Leistung.

Welche Geräte kann ich im Notstrombetrieb nutzen?

Das hängt von der Leistung Ihres Wechselrichters im Notstrombetrieb ab. Typischerweise können Sie Geräte wie Kühlschrank, Gefriertruhe, Heizungssteuerung, Router, Laptops, Lampen und Fernseher problemlos betreiben. Leistungsstarke Verbraucher wie Herde, Backöfen oder Durchlauferhitzer lassen sich meist nicht betreiben.

Sicherheit, Komfort und Autarkie bei Notstromspeicher

Fazit: Eine Versicherung für Komfort und Sicherheit

Die Entscheidung für oder gegen eine Notstromfunktion ist keine rein mathematische, sondern vielmehr eine persönliche Risikoabwägung. Finanziell wird sich der Aufpreis angesichts der hohen Netzstabilität in Deutschland kaum amortisieren.

Der eigentliche Wert liegt im Gefühl der Sicherheit und der Gewissheit, im Ernstfall die Kontrolle über die eigene Energieversorgung zu behalten. Es ist eine Investition in Ihre Unabhängigkeit und Ihren Komfort – eine Versicherung, die man hoffentlich nie braucht, aber im entscheidenden Moment froh ist, sie zu haben.

Wenn Sie nun abwägen, welche Lösung für Sie die richtige ist, ist der nächste Schritt die Auswahl der passenden Komponenten. Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie Komplettsets, die bereits auf typische Anlagengrößen und Bedürfnisse zugeschnitten sind.

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