Neuss als Pilotkommune für Wärmeplanung in NRW
Die Stadt Neuss wurde als eine von fünf Kommunen in Nordrhein-Westfalen für ein wegweisendes Modellprojekt zur kommunalen Wärmeplanung ausgewählt. Nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren durch die Landesgesellschaft NRW.Energy4Climate wird Neuss als einzige Kommune im Regierungsbezirk Düsseldorf intensiv bei der Erstellung und Umsetzung eines zukunftsfähigen Wärmeplans begleitet. Das Projekt soll eine Blaupause für andere Städte und Gemeinden im Land schaffen.
Die Auswahl von Neuss ist Teil eines Programms zur Umsetzung des neuen Gesetzes zur Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung von Wärmenetzen in Nordrhein-Westfalen. Die Stadt wurde aufgrund ihrer vielfältigen Struktur – einer Mischung aus verdichteter Innenstadt, energieintensiver Industrie und ländlich geprägten Randgebieten – als idealer Kandidat eingestuft. Diese Vielfalt gewährleistet, dass die in Neuss gewonnenen Erkenntnisse eine hohe Übertragbarkeit auf andere Kommunen besitzen.
Im Rahmen des Projekts erhält die Stadt fachliche Unterstützung, die von Initialberatungen über Risiko- und Machbarkeitsanalysen bis hin zu Wirtschaftlichkeitsbewertungen reicht. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch das renommierte Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT aus Oberhausen.
Ziele der Wärmeplanung: Das Gesetz im Überblick
Das Wärmeplanungsgesetz des Bundes, ergänzt durch landesspezifische Regelungen, verpflichtet alle Kommunen in Deutschland zur Erstellung einer strategischen Wärmeplanung. Für größere Städte wie Neuss mit mehr als 100.000 Einwohnern muss dieser Plan bis zum 30. Juni 2026 vorliegen, kleinere Kommunen haben bis Mitte 2028 Zeit.
Für Hausbesitzer und Mieter schafft diese Planung eine wichtige Grundlage für zukünftige Investitionsentscheidungen. Die kommunale Wärmeplanung analysiert den Wärmebedarf sowie die vorhandene Energieinfrastruktur und legt fest, welche Gebiete zukünftig zentral, beispielsweise über ein Fernwärmenetz, oder dezentral versorgt werden sollen. So wird ersichtlich, ob in einem bestimmten Stadtteil der Anschluss an ein Wärmenetz vorgesehen ist oder ob individuelle Lösungen wie Wärmepumpen die primäre Option darstellen.
Diese strategische Ausrichtung gibt Bürgern Planungssicherheit. Wer den Einbau einer neuen Heizung plant, kann sich an den kommunalen Vorgaben orientieren. Für Hausbesitzer, die auf eine dezentrale Lösung wie eine Wärmepumpe setzen, kann die Kombination mit PV-Anlagen mit Speicher und Montagesets eine wirtschaftlich sinnvolle Ergänzung sein, um den für den Betrieb benötigten Strom selbst zu erzeugen und die Betriebskosten zu senken.
Wärmewende in Neuss: Vorreiterrolle als Pilotkommune
Durch die Teilnahme am Modellprojekt nimmt Neuss eine Vorreiterrolle in der Wärmewende Nordrhein-Westfalens ein. Die hier entwickelten Prozesse und Lösungen sollen als praktischer Leitfaden für andere Kommunen dienen und den landesweiten Übergang zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung beschleunigen.
Die Stadtverwaltung arbeitet bereits eng mit den Stadtwerken Neuss an der Umsetzung. Erste Analysen haben bereits Gebiete identifiziert, die sich für eine zentrale Wärmeversorgung eignen, sowie solche, in denen dezentrale Systeme wie Wärmepumpen oder andere erneuerbare Heiztechnologien gefördert werden sollen.
Die Energiewende ist jedoch nicht nur eine Aufgabe für Immobilienbesitzer. Auch Mieter können einen Beitrag leisten und ihre Stromkosten reduzieren. Sogenannte Balkonkraftwerke ohne Speicher ermöglichen es, einen Teil des Haushaltsstroms selbst zu erzeugen. Für eine noch größere Unabhängigkeit vom Stromnetz gibt es inzwischen auch Balkonkraftwerke mit Speicher, die den tagsüber erzeugten Solarstrom für die Abendstunden verfügbar machen.
Wärmeplanung: Neubaur betont Potenzial für NRW und Neuss
Die nordrhein-westfälische Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur unterstrich die zentrale Bedeutung der Wärmewende für das Erreichen der Klimaziele und die Stärkung des Wirtschaftsstandortes. Sie erklärte, dass die Abkehr von fossilen Brennstoffen nicht nur den CO₂-Ausstoß senke, sondern auch neue wirtschaftliche Chancen schaffe. Die Transformation der Wärmeversorgung stimuliere die Nachfrage nach innovativen Technologien und schaffe zukunftssichere Arbeitsplätze im Handwerk und in der Industrie.
Das Modellprojekt in Neuss und den vier weiteren Pilotkommunen ist somit ein entscheidender Schritt, um die Wärmewende in Nordrhein-Westfalen praxisnah und effizient zu gestalten. Die hier gesammelten Erfahrungen sollen dazu beitragen, den Prozess für alle Kommunen im Land zu vereinfachen und die Umsetzung im gesamten Bundesland zu beschleunigen.







