Ökodorf Ostritz: Stromerzeugung durch Erneuerbare macht Kleinstadt zum Exporteur
Die sächsische Kleinstadt Ostritz in der Oberlausitz hat mit der Erweiterung ihrer Solarkapazitäten einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zur Energieautarkie erreicht. Durch einen breiten Mix aus verschiedenen erneuerbaren Energiequellen erzeugt die Gemeinde inzwischen viermal mehr Strom, als sie selbst verbraucht. Die jüngste Ergänzung ist ein neuer Solarpark auf einem ehemaligen Sportplatz, der die lokale Stromproduktion weiter stärkt.
Die neue Freiflächenanlage, bestehend aus 3.500 Solarmodulen, verfügt über eine Nennleistung von über 1,3 Megawattpeak (MWp). Dieser Wert beschreibt die maximale Leistung, die die Anlage unter optimalen Testbedingungen erzeugen kann. Der überschüssige Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist und trägt so zur regionalen Energieversorgung bei.
Das Projekt wurde von der Bürgerenergiegenossenschaft Ostritz-St. Marienthal initiiert und umgesetzt. Für die Installation der Module war die Energiedienstleistungsgesellschaft-Elnet (EDG) aus Dresden verantwortlich. Um den erzeugten Strom effizient in das Netz zu integrieren, waren Investitionen in die Infrastruktur notwendig, darunter ein neuer Transformator und eine Mittelspannungsleitung. Die Gesamtkosten für das Projekt beliefen sich auf 1,1 Millionen Euro.
Energiemix in Ostritz: Erfolgsrezept für autarke Stromerzeugung in Sachsen
Der Erfolg von Ostritz basiert nicht allein auf Solarenergie. Vielmehr ist es die Kombination verschiedener Technologien, die die beeindruckende Energiebilanz ermöglicht. Bereits seit 2012 ist auf dem Gelände des Klosters St. Marienthal eine Solaranlage mit einer Leistung von 2,15 Megawatt in Betrieb. Ergänzt wird die Stromerzeugung durch eine Wasserturbine im Kloster sowie mehrere Windräder in der Umgebung.
Zusätzlich zu diesen Quellen betreibt die Gemeinde seit 2010 eine Biogasanlage, die aus organischen Abfällen nicht nur Strom, sondern auch Wärme für ein lokales Netz erzeugt. Dieser diversifizierte Ansatz macht die Energieversorgung robust und weniger abhängig von einzelnen Wetterbedingungen.
Die Bürgerenergiegenossenschaft Ostritz-St. Marienthal treibt die Entwicklung weiter voran. Als nächstes großes Ziel nannte der Vorstand der Genossenschaft, Thomas Gürtner, die Installation eines Stromspeichers: „Wir wollen den Strom, den wir nicht sofort verbrauchen können, speichern und später nutzen.“ Die Realisierung dieses Speichersystems ist für das Jahr 2025 geplant.
Erneuerbare Energien in Ostritz: Ein Vorbild für Bürgerengagement in Sachsen
Das Modell Ostritz dient als Vorbild für eine nachhaltige und dezentrale Energieversorgung in Deutschland. Es zeigt, wie bürgerschaftliches Engagement in Form einer Genossenschaft die Energiewende auf lokaler Ebene aktiv gestalten kann. Der erzeugte Überschuss wird in das öffentliche Netz eingespeist, was zur Stabilisierung der regionalen Versorgung beiträgt.
Während Gemeinschaftsprojekte wie in Ostritz eine große Wirkung entfalten, lässt sich das Prinzip der lokalen Energieerzeugung auch im Kleinen umsetzen. Für Hausbesitzer bieten komplette PV-Anlagen mit Speicher und Montagesets eine Möglichkeit, die eigene Energieunabhängigkeit zu erhöhen. Auch für Mieter gibt es zugängliche Lösungen: Ein Balkonkraftwerk ohne Speicher kann bereits einen spürbaren Beitrag zur Deckung des eigenen Strombedarfs leisten und die Stromrechnung senken.
Thomas Gürtner betonte die Motivation der Genossenschaftsmitglieder: „Wir wollen unseren Teil zur Energiewende beitragen und zeigen, dass es auch in kleinen Gemeinden möglich ist, erneuerbare Energien erfolgreich zu nutzen.“
Ostritz: Zukunft der Energieversorgung mit Solaranlagen und Speichern
Die Zukunft der Energieversorgung in Ostritz ist eng mit der Speichertechnologie verknüpft. Die geplante Installation eines großen Batteriespeichers wird die Gemeinde noch unabhängiger von externen Stromquellen machen. Ein solches System fängt Produktionsspitzen der Solar- und Windanlagen auf und stellt die Energie dann zur Verfügung, wenn sie benötigt wird – beispielsweise nachts oder an windstillen Tagen.
Diese Herausforderung der zeitlichen Entkopplung von Erzeugung und Verbrauch ist nicht nur für Großprojekte relevant. Sie führt auch im privaten Sektor zu einem wachsenden Interesse an Lösungen wie Balkonkraftwerke mit Speicher, die überschüssige Sonnenenergie für die Abendstunden sichern.
Mit dem konsequenten Ausbau der Erneuerbaren und der geplanten Integration von Speicherlösungen beweist Ostritz, dass eine zukunftsfähige und bürgernahe Energieversorgung möglich ist. Die Gemeinde hat gezeigt, wie der Einsatz von Solaranlagen im Verbund mit anderen Technologien nicht nur den Eigenbedarf deckt, sondern einen positiven Beitrag für die gesamte Region leisten kann.







