In Niedersachsen wurde ein bedeutendes Solarprojekt mit einer Spitzenleistung von 5 Megawatt (MWp) fertiggestellt. Der vom Oldenburger Unternehmen Climagy realisierte Solarpark ist als Forschungsanlage konzipiert und soll die Potenziale der Agri-Photovoltaik (Agri-PV) in der Praxis erproben. Das Projekt, das in enger Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) entwickelt wurde, wird nach einer wissenschaftlichen Testphase in den kommerziellen Betrieb überführt.
Agri-Photovoltaik Forschungsprojekt: 5 MWp Solaranlage in Niedersachsen
Das Kernziel des Projekts ist die Erforschung der doppelten Landnutzung: die gleichzeitige Erzeugung von Solarenergie und der Anbau landwirtschaftlicher Produkte auf derselben Fläche. Damit soll ein Beitrag zur Lösung der Flächenkonkurrenz zwischen Landwirtschaft und dem Ausbau erneuerbarer Energien geleistet werden.
Die Anlage erstreckt sich über eine Fläche von rund sechs Hektar und besteht aus 11.132 Solarmodulen. Die installierte Leistung von 5 MWp entspricht einer durchschnittlichen Modulleistung von rund 450 Watt, was den Einsatz moderner und effizienter Technologie unterstreicht. Mit einer geplanten jährlichen Stromerzeugung von etwa 5 Millionen Kilowattstunden kann der Park rechnerisch den Bedarf von rund 1.400 Vier-Personen-Haushalten decken. Die technische Betriebszeit ist auf mindestens 20 Jahre ausgelegt. Die Umsetzung erfolgte durch Climagy, während die LWK die wissenschaftliche Begleitung verantwortet, um die landwirtschaftlichen Aspekte zu optimieren.
Wissenschaftliche Projektbegleitung durch die LWK Niedersachsen
Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen bringt ihre agronomische Expertise in das Projekt ein, um sicherzustellen, dass die landwirtschaftliche Produktivität nicht durch die PV-Anlage beeinträchtigt wird. Im Fokus der wissenschaftlichen Untersuchung stehen Fragen zur Wechselwirkung zwischen den Solarmodulen und den angebauten Kulturen. Analysiert werden unter anderem die Auswirkungen der Teilverschattung auf das Pflanzenwachstum, Veränderungen im Mikroklima unter den Modulen sowie die langfristigen Effekte auf die Bodenqualität.
Frühere Pilotprojekte der LWK haben bereits gezeigt, dass landwirtschaftliche Erträge unter Agri-PV-Anlagen stabil bleiben oder durch den Schutz vor Wetterextremen sogar steigen können. Die genaue Überwachung der Erträge auf der Testfläche soll diese Erkenntnisse validieren und Daten für zukünftige Projekte liefern. Die LWK sieht in der Agri-PV eine Win-Win-Situation, die Landwirten eine Diversifizierung ihrer Einnahmequellen ermöglicht, ohne die wertvolle Ackerfläche aufgeben zu müssen.
Vorteile der Agri-PV für Landwirtschaft und Energiewende in Niedersachsen
Die Kombination aus Landwirtschaft und Energieerzeugung bietet vielfältige Vorteile. Für Landwirte fungieren die Solarmodule als Schutzschild gegen extreme Wetterereignisse wie Hagel, Starkregen oder übermäßige Sonneneinstrahlung. Dies kann die Ernteerträge stabilisieren und den Wasserbedarf durch geringere Verdunstung reduzieren. Gleichzeitig schaffen die Pachteinnahmen oder die Beteiligung an der Stromerzeugung eine zusätzliche, wetterunabhängige Einkommensquelle.
Für die Energiewende in Deutschland leistet das Konzept einen wichtigen Beitrag, indem es den Druck von den landwirtschaftlichen Flächen nimmt. Der erzeugte Strom wird in das lokale Netz eingespeist und stärkt die dezentrale Energieversorgung in der Region. Während Großprojekte wie dieses die Energiewende im industriellen Maßstab voranbringen, können auch Privatpersonen einen Beitrag zur dezentralen Energieerzeugung leisten. Für Hausbesitzer bieten sich komplette PV-Anlagen mit Speicher und Montagesets an, um den Eigenverbrauch zu maximieren. Auch für Mieter und Wohnungseigentümer gibt es mit Balkonkraftwerken ohne Speicher einfache Möglichkeiten, die eigenen Stromkosten zu senken. Für eine noch größere Unabhängigkeit sind mittlerweile auch Balkonkraftwerke mit Speicher verfügbar.
Zukunftsperspektiven für Agri-Photovoltaik Projekte in Deutschland
Das Solarprojekt in Niedersachsen gilt als wichtiger Meilenstein für die Weiterentwicklung der Agri-PV in Deutschland. Die hier gewonnenen Daten und praktischen Erfahrungen sind essenziell, um die Technologie zu optimieren und ihre Wirtschaftlichkeit unter Beweis zu stellen. Die LWK beabsichtigt, die Forschungsergebnisse öffentlich zugänglich zu machen, um die Akzeptanz und Verbreitung des Konzepts bei anderen Landwirten und in der Politik zu fördern.
Solche Leuchtturmprojekte sind entscheidend, um die ambitionierten Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen und gleichzeitig die Versorgungssicherheit bei Lebensmitteln zu gewährleisten. Die erfolgreiche Kooperation zwischen einem Energieunternehmen wie Climagy und einer landwirtschaftlichen Institution wie der LWK zeigt, wie durch die Bündelung von Kompetenzen innovative und nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft geschaffen werden können. Das Projekt dient somit als Vorbild für die zukünftige Integration von erneuerbaren Energien in die Kulturlandschaft.







