Allgäu: Streit um Baumfällung für PV-Anlage – Anwohner wehren sich

Mittelstetten: Streit um Baumfällung für PV-Anlage im Allgäu

In Mittelstetten, einem Ortsteil von Marktoberdorf im Allgäu, ist ein Konflikt um die Errichtung einer neuen Freiflächen-Photovoltaikanlage entbrannt. Kern der Auseinandersetzung ist die geplante Fällung von 35 Bäumen, die dem Projekt weichen sollen. Der Fall verdeutlicht exemplarisch die Herausforderungen, die bei der Umsetzung der Energiewende auf lokaler Ebene entstehen, wenn Klimaschutzziele mit dem Schutz von Natur und dem Erhalt des Landschaftsbildes kollidieren.

Anwohner wehren sich gegen Baumfällung für PV-Fläche

Die geplante Anlage soll auf einem 6.000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen, das sich zwischen einem Gewerbe- und einem Wohngebiet befindet. Um die Solarmodule installieren und deren maximale Effizienz gewährleisten zu können, müssten 35 dort stehende Bäume gefällt werden. Die Beseitigung der Bäume ist aus technischer Sicht notwendig, da bereits eine geringe Verschattung die Leistung einer Photovoltaikanlage erheblich reduzieren kann.

Seit der Bekanntmachung der Pläne im Februar 2023 formiert sich Widerstand unter den Anwohnern. Eine Bürgerinitiative kritisiert das Vorhaben scharf. „Wir sind nicht gegen die Anlage, aber die Bäume sollten bleiben“, zitiert der Bayerische Rundfunk eine Anwohnerin. Ein zentraler Kritikpunkt ist neben dem Verlust des Baumbestands die befürchtete Umwandlung der Grünfläche in eine Industriezone, die den dörflichen Charakter des Ortes beeinträchtigen würde.

Bürgermeister verteidigt PV-Anlage im Allgäu trotz Baumfällung

Der Marktoberdorfer Bürgermeister Wolfgang Hell (CSU) verteidigte das Projekt und wies die Vorwürfe zurück. Er argumentierte, die Stadt sei bereits seit 2022 über die Pläne informiert und das Vorhaben stehe im Einklang mit den übergeordneten Zielen der Energiewende. Hell betonte den Beitrag der Anlage zur regionalen Energieversorgung: Sie habe das Potenzial, rechnerisch über 500 Haushalte mit Strom zu versorgen.

„Allein die Stadt Marktoberdorf hat eine Fläche von 100 Hektar, auf der PV-Anlagen installiert werden können. Wenn wir die Energiewende ernst nehmen, müssen wir solche Projekte umsetzen“, so Hell. Die Anlage in Mittelstetten sei Teil einer umfassenderen Strategie, die auch die Nutzung von städtischen Dächern und anderen Freiflächen für Solarenergie vorsehe.

PV-Anlage Marktoberdorf: Stadtrat stimmt für Baumfällung – Bürger kämpfen weiter

In einer Sitzung des Stadtrats von Marktoberdorf wurde das umstrittene Projekt intensiv diskutiert. Mit einer Mehrheit von 16 zu 7 Stimmen fasste das Gremium schließlich einen Grundsatzbeschluss zur Errichtung der Photovoltaikanlage, der die Fällung der Bäume einschließt.

Dieser Beschluss ist jedoch noch nicht das Ende des Verfahrens. Der nächste rechtliche Schritt ist die Aufstellung eines Bebauungsplans. In diesem formalisierten Prozess haben Bürger und Träger öffentlicher Belange erneut die Möglichkeit, Einwände und Anregungen vorzubringen. Die Bürgerinitiative in Mittelstetten hat bereits angekündigt, diesen Weg nutzen zu wollen, um weiterhin für den Erhalt der Bäume zu kämpfen.

Der Fall Mittelstetten zeigt, dass der Ausbau erneuerbarer Energien oft komplexe Abwägungsprozesse erfordert. Während große Freiflächenanlagen einen wichtigen Beitrag zur Stromerzeugung leisten, wächst das Interesse an dezentralen Lösungen. Immer mehr Hausbesitzer entscheiden sich für eigene PV-Anlagen mit Speicher, um ihre Energieversorgung selbst in die Hand zu nehmen. Auch für Mieter und Wohnungseigentümer gibt es zunehmend Möglichkeiten, sich zu beteiligen, etwa durch Balkonkraftwerke ohne Speicher oder Modelle mit Speicher. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für solche Installationen, beispielsweise in Wohnungseigentümergemeinschaften, wurden zuletzt vereinfacht, wie Leitfäden für PV-Anlagen in der WEG zeigen.

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