Netzanschluss für PV-Anlagen in der Landwirtschaft: Was Sie wissen müssen

Landwirtschaftliche Betriebe bieten oft ideale Voraussetzungen für große Photovoltaikanlagen: Sie verfügen über weitläufige Dächer auf Scheunen, Ställen und Maschinenhallen. Doch während die Montage der Module meist unkompliziert verläuft, erweist sich der Netzanschluss häufig als die eigentliche Hürde. Denn im Vergleich zu einem Einfamilienhaus sind die Anforderungen an Leistung, Stabilität und Technik hier deutlich höher. Dieser Beitrag beleuchtet die speziellen Herausforderungen und zeigt, worauf Sie bei der Planung achten sollten.

Die Erfahrung zeigt, dass viele Projekte nicht an der PV-Anlage selbst, sondern am falsch eingeschätzten Netzanschluss scheitern oder sich erheblich verzögern. Eine frühzeitige und professionelle Planung ist deshalb unerlässlich.

Warum der Netzanschluss in der Landwirtschaft komplexer ist

Während eine typische PV-Anlage für ein Wohnhaus zwischen 5 und 15 Kilowatt-Peak (kWp) leistet, sind auf Hofstellen schnell 100 kWp und mehr möglich. Eine derart hohe Leistung kann das lokale Stromnetz, das sogenannte Niederspannungsnetz, überlasten. Hinzu kommt das besondere Verbrauchsprofil von Agrarbetrieben.

Ein typisches Szenario: Ein Landwirt betreibt Milchviehhaltung. Morgens und abends laufen Melkmaschinen, Kühlanlagen und Stalllüftung gleichzeitig auf Hochtouren. Diese hohen, gebündelten Lastspitzen unterscheiden sich grundlegend vom gleichmäßigeren Verbrauch eines Privathaushalts. Der Netzanschluss muss daher in der Lage sein, sowohl die hohe Einspeiseleistung der PV-Anlage als auch diese extremen Lastspitzen sicher zu bewältigen.

Niederspannung vs. Mittelspannung: Die entscheidende Grenze für Agrarbetriebe

Die wichtigste technische Frage beim Netzanschluss dreht sich um die Spannungsebene. Die meisten Gebäude sind an das Niederspannungsnetz angeschlossen, doch ab einer bestimmten Anlagengröße reicht dies nicht mehr aus.

Als Faustregel gilt: Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von bis zu 135 kWp können in der Regel noch an das Niederspannungsnetz angeschlossen werden. Für größere Anlagen ist fast immer ein Anschluss an das nächsthöhere Mittelspannungsnetz erforderlich. Die genaue Grenze legt der örtliche Netzbetreiber in seinen Technischen Anschlussbedingungen (TAB) fest. Die Leistung von PV-Anlagen wird damit zum ersten entscheidenden Faktor für die Komplexität des Anschlussprozesses.

Der Weg zum Anschluss an das Mittelspannungsnetz

Ein Anschluss an das Mittelspannungsnetz ist mit einem deutlich höheren technischen und finanziellen Aufwand verbunden. Die zentrale Komponente hierfür ist eine eigene Transformatorstation (Trafostation). Sie wandelt den Strom von der Mittelspannung des öffentlichen Netzes auf die Niederspannung um, die in Ihrem Betrieb genutzt wird – und umgekehrt für die Einspeisung.

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Was bedeutet das für Sie in der Praxis?

  • Platzbedarf: Sie benötigen für die Trafostation einen geeigneten, zugänglichen Platz auf Ihrem Grundstück.
  • Planung: Die Errichtung erfordert eine Baugenehmigung sowie eine detaillierte technische Planung durch einen Fachbetrieb.
  • Kosten: Rechnen Sie für eine eigene Trafostation mit zusätzlichen Kosten zwischen 20.000 und 50.000 Euro, je nach Ausführung und örtlichen Gegebenheiten.

Die Netzverträglichkeitsprüfung (NVP): Das grüne Licht vom Netzbetreiber

Noch bevor Sie mit der Installation beginnen können, muss der zuständige Netzbetreiber prüfen, ob sein Netz die zusätzliche Leistung Ihrer geplanten Anlage aufnehmen kann. Dieser Prozess nennt sich Netzverträglichkeitsprüfung (NVP).

Hierfür reichen Sie oder Ihr Installateur eine Anschlussanfrage mit allen technischen Daten der PV-Anlage ein. Der Netzbetreiber prüft daraufhin unter anderem:

  • die Auslastung der lokalen Leitungen und des Ortstransformators,
  • ob die Spannung im Netz stabil bleibt, wenn Ihre Anlage einspeist,
  • welcher Netzverknüpfungspunkt (der physische Übergabepunkt) am besten geeignet ist.

Die Prüfung kann mehrere Wochen bis Monate dauern. Das Ergebnis bestimmt, ob und unter welchen Bedingungen der Anschluss möglich ist. In manchen Fällen kann der Netzbetreiber Auflagen machen, etwa die Installation zusätzlicher technischer Schutzeinrichtungen.

Das einzigartige Lastprofil landwirtschaftlicher Betriebe

Entscheidend ist auch das bereits erwähnte Verbrauchsprofil, auch Lastprofil genannt. Während in einem Haushalt der Stromverbrauch mittags oft gering ist (wenn die PV-Anlage am meisten produziert), haben landwirtschaftliche Betriebe oft auch tagsüber einen hohen Grundbedarf durch Lüftungs-, Kühl- oder Fütterungsanlagen.

Dieses Profil ist eine große Chance. Durch einen hohen Eigenverbrauch des selbst erzeugten Solarstroms können Sie Ihre Stromrechnung drastisch senken und sich unabhängiger von steigenden Energiepreisen machen. Um das zu erreichen, ist jedoch eine intelligente Steuerung und Verteilung des Stroms auf dem Hof notwendig, insbesondere wenn mehrere Gebäude versorgt werden sollen.

Intelligente Zählerkonzepte für Hofstellen mit mehreren Gebäuden

Eine Hofstelle besteht oft aus einem Wohnhaus, Ställen, einer Werkstatt und Scheunen, die alle über eigene Stromzähler verfügen. Um den Solarstrom optimal auf alle Verbraucher zu verteilen, sind spezielle Zählerkonzepte erforderlich.

Eine bewährte Lösung ist die sogenannte Kaskadenschaltung. Dabei wird der Hauptzähler am Netzverknüpfungspunkt installiert und dahinter für jede Verbrauchseinheit (z. B. Stall, Wohnhaus) ein Unterzähler gesetzt. So wird sichergestellt, dass der erzeugte Solarstrom zuerst innerhalb des gesamten Betriebs verbraucht wird, bevor überschüssige Energie ins Netz fließt. Dies ist der effektivste Weg, um den Eigenverbrauch zu optimieren.

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Kostenfaktor Netzanschluss: Womit müssen Sie rechnen?

Die Kosten für den Netzanschluss können einen erheblichen Teil der Gesamtinvestition ausmachen und sollten von Beginn an einkalkuliert werden.

Grundsätzlich gilt folgende Kostenverteilung:

  1. Kosten für den Anlagenbetreiber: Sie tragen die Kosten für die gesamte Verkabelung von der PV-Anlage bis zum vereinbarten Netzverknüpfungspunkt. Dazu zählen bei Bedarf auch die Kosten für die Trafostation.
  2. Kosten für den Netzbetreiber: Stellt der Netzbetreiber bei der NVP fest, dass das öffentliche Netz verstärkt werden muss (z. B. durch dickere Kabel oder einen größeren Transformator), muss er diese Kosten tragen. Allerdings kann dies zu erheblichen Verzögerungen im Projekt führen.

Eine transparente Auflistung der Netzanschlusskosten gehört daher in jedes Angebot. So lassen sich die gesamten Kosten einer Photovoltaikanlage von Anfang an realistisch einschätzen.

Häufige Fragen zum Netzanschluss in der Landwirtschaft

Wer ist mein erster Ansprechpartner für den Netzanschluss?

Ihr erster Ansprechpartner ist in der Regel der Elektro- oder Solar-Fachbetrieb, der die Anlage plant. Dieser übernimmt die Kommunikation mit dem örtlichen Netzbetreiber und stellt die notwendigen Anträge.

Wie lange dauert der Prozess von der Anfrage bis zum Anschluss?

Rechnen Sie mit einem Zeitraum von drei bis zwölf Monaten. Die Dauer hängt stark von der Auslastung des Netzbetreibers und der Komplexität Ihres Vorhabens ab (insbesondere, wenn ein Mittelspannungsanschluss erforderlich ist).

Was passiert, wenn der Netzbetreiber den Anschluss ablehnt?

Eine komplette Ablehnung ist selten. Meistens wird der Anschluss unter bestimmten Auflagen genehmigt. Das kann bedeuten, dass die Anlage kleiner dimensioniert werden muss oder dass der Netzbetreiber zunächst sein Netz ausbauen muss, was zu Projektverzögerungen führt.

Kann ich den Solarstrom auf mehreren Gebäuden nutzen?

Ja, das ist mit intelligenten Zählerkonzepten wie der Kaskadenschaltung möglich und sehr empfehlenswert, um den Eigenverbrauch zu maximieren.

Der richtige Partner für ein komplexes Vorhaben

Der Netzanschluss einer PV-Anlage in der Landwirtschaft ist technisch anspruchsvoll und erfordert eine sorgfältige Planung. Dabei kommt es vor allem auf die Anlagengröße, die Wahl zwischen Nieder- und Mittelspannung sowie die frühzeitige Abstimmung mit dem Netzbetreiber an.

Mit einem klaren Verständnis dieser Anforderungen können Sie realistische Zeitpläne und Budgets aufstellen und Ihrem Installationsbetrieb die richtigen Fragen stellen.

Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl der richtigen Komponenten und zur Planung von PV-Projekten finden Sie direkt auf Photovoltaik.info.

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OLEKSANDR PUSHKAR
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