Nachträge bei der PV-Installation vermeiden: Die häufigsten Kostenfallen im Angebot

Die Entscheidung für eine Photovoltaikanlage ist gefallen, die ersten Angebote liegen vor und die Vorfreude auf sauberen Strom vom eigenen Dach wächst. Doch was passiert, wenn die finale Rechnung plötzlich deutlich höher ausfällt als der vereinbarte Preis? Solche Nachträge sind nicht nur ärgerlich, sondern können die Wirtschaftlichkeit der Investition gefährden. Laut einer Analyse der Verbraucherzentrale enthalten bis zu 30 % der Photovoltaik-Angebote unklare oder versteckte Kostenpositionen. Wir beleuchten die häufigsten Kostenfallen und geben Ihnen praktische Tipps, wie Sie von Anfang an für finanzielle Planungssicherheit sorgen.

Warum ein günstiges Angebot nicht immer das beste ist

Im Wettbewerb um Kunden werben manche Anbieter mit auffallend günstigen Preisen. Diese Angebote dienen oft nur dazu, den ersten Kontakt herzustellen, lassen aber bewusst wichtige Posten aus. Später werden diese dann als „unvorhersehbare“ Zusatzarbeiten nachberechnet. Ein seriöses Angebot basiert hingegen immer auf einer sorgfältigen Prüfung der Situation bei Ihnen vor Ort. Es ist detailliert, transparent und berücksichtigt die individuellen Besonderheiten Ihres Hauses. Ein Pauschalpreis ohne vorherige Begutachtung ist daher oft ein Warnsignal.

Die 5 häufigsten Kostenfallen und wie Sie diese erkennen

Unerwartete Mehrkosten entstehen meist an denselben Stellen. Wenn Sie diese typischen Schwachstellen kennen, können Sie gezielt nachfragen und sich vertraglich absichern.

1. Der Zustand des Daches: Das unsichtbare Risiko

Die stabilste Unterkonstruktion und die besten Solarmodule nützen nichts, wenn das Dach selbst marode ist. In einer Umfrage unter Installateuren gaben 45 % einen mangelhaften Dachzustand als häufigste Ursache für unplanmäßige Nachträge an. Werden brüchige Ziegel, morsche Dachlatten oder eine unzureichende Statik erst während der Montage entdeckt, zieht das unweigerlich Verzögerungen und erhebliche Mehrkosten nach sich.

Praxisbeispiel: Ein Installateur stellt während der Montage fest, dass mehrere Dachziegel Risse haben und die Lattung darunter feucht ist. Die Arbeiten müssen unterbrochen, ein Dachdecker hinzugezogen und Teile des Daches saniert werden, bevor die PV-Anlage sicher montiert werden kann.

Ihr Schutz: Bestehen Sie auf einer gründlichen Dachbegehung durch den Fachbetrieb, bevor Sie den Vertrag unterzeichnen. Lassen Sie sich den Zustand schriftlich im Angebotsprotokoll bestätigen. Ein seriöser Anbieter wird dies von sich aus vorschlagen.

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2. Das Gerüst: Mehr als nur ein paar Stangen

Für eine sichere Installation ist fast immer ein Baugerüst erforderlich. Die Kosten dafür können jedoch schnell aus dem Ruder laufen. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) können unvorhergesehene Gerüstkosten die Gesamtinvestition um durchschnittlich 5 % bis 8 % erhöhen. Gründe sind oft eine längere als geplante Standzeit wegen Wetterverzögerungen oder ein erhöhter Aufbauaufwand bei schwierigem Gelände wie einer Hanglage.

Praxisbeispiel: Die Anlieferung des Speichers verzögert sich um eine Woche. Das Gerüst muss länger stehen bleiben, und der Vermieter berechnet für jeden zusätzlichen Tag eine Gebühr, die ursprünglich nicht im Angebot enthalten war.

Ihr Schutz: Fragen Sie explizit nach, ob die Gerüstkosten als Pauschale inklusive einer ausreichenden Standzeit (z. B. vier Wochen) kalkuliert sind. Klären Sie, wer die Kosten für unvorhergesehene Verlängerungen trägt.

3. Die Hauselektrik: Der vergessene Zählerschrank

Eine Photovoltaikanlage ist ein kleines Kraftwerk, das an Ihre Hauselektrik angeschlossen wird. Gerade in älteren Gebäuden entspricht der Zählerschrank oft nicht mehr den aktuellen technischen Anschlussbedingungen (TAB) des Netzbetreibers. Daten des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar) belegen, dass in etwa 15 % der Bestandsimmobilien veraltete Zählerschränke eine Modernisierung erfordern, was Kosten von 800 € bis 2.500 € nach sich ziehen kann.

Praxisbeispiel: Während der Installation stellt der Elektriker fest, dass der Zählerschrank zu klein ist und kein Platz für den notwendigen Überspannungsschutz oder einen zusätzlichen Zähler vorhanden ist. Der gesamte Schrank muss ausgetauscht werden. Diese unvorhergesehene Modernisierung muss in die Gesamtkosten der Photovoltaik-Anlage eingerechnet werden, um ihre Wirtschaftlichkeit korrekt zu bewerten.

Ihr Schutz: Bitten Sie den Anbieter, im Rahmen der Angebotserstellung ein Foto von Ihrem Zählerschrank zu machen und dessen Konformität zu prüfen. Lassen Sie sich schriftlich bestätigen, dass alle notwendigen Anpassungen an der Elektrik im Preis enthalten sind.

4. Administrative Hürden: Anmeldung und Bürokratie

Die Inbetriebnahme einer PV-Anlage erfordert verschiedene Anmeldungen, allen voran beim zuständigen Netzbetreiber und im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur. Diese Prozesse können aufwendig sein und werden von manchen Anbietern als optionale Zusatzleistung behandelt. Die Kosten für Anmeldung und Inbetriebnahme werden oft unterschätzt und können laut Erhebungen von Fachverbänden je nach Region und Aufwand zwischen 300 € und 700 € liegen.

Praxisbeispiel: Nach der Installation erhalten Sie eine Rechnung für die „Unterstützung bei der Netzbetreiberanmeldung“, obwohl Sie davon ausgingen, dass dieser Service Teil der „schlüsselfertigen“ Installation war.

Ihr Schutz: Lassen Sie sich im Angebot exakt auflisten, welche Anmeldeprozesse der Installationsbetrieb übernimmt. Eine klare Formulierung wie „inklusive aller notwendigen Anmeldungen beim Netzbetreiber und im Marktstammdatenregister bis zur Inbetriebnahme“ schafft Sicherheit.

5. Unklare Leistungspakete: Was bedeutet „schlüsselfertig“ wirklich?

Der Begriff „schlüsselfertig“ ist nicht rechtlich geschützt und wird von Anbietern unterschiedlich interpretiert. Während ein Kunde eine Anlage erwartet, die nach der Übergabe sofort Strom produziert, verstehen manche Installateure darunter lediglich die Montage der Komponenten auf dem Dach. Typische fehlende Posten sind dann der Anschluss an den Zählerschrank, die Entsorgung des Verpackungsmaterials oder eine Einweisung in die Monitoring-App.

Ihr Schutz: Bitten Sie um ein detailliertes Leistungsverzeichnis, das jeden einzelnen Arbeitsschritt von der Planung bis zur finalen Abnahme auflistet.

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Der Weg zum wasserdichten Vertrag: So sichern Sie sich ab

Ein guter Vertrag ist die beste Versicherung gegen unliebsame Überraschungen. Achten Sie auf folgende Punkte, um Ihr PV-Projekt auf ein solides Fundament zu stellen:

  • Festpreisgarantie: Bestehen Sie auf einem verbindlichen Festpreis, der alle besprochenen Leistungen umfasst. Eventuelle Ausnahmen für klar definierte, unvorhersehbare Ereignisse sollten präzise benannt werden.
  • Detailliertes Leistungsverzeichnis: Alle Komponenten (Module, Wechselrichter, Unterkonstruktion) sollten mit Hersteller und Typbezeichnung aufgeführt sein, ebenso wie sämtliche Arbeitsschritte.
  • Zahlungsplan nach Baufortschritt: Vereinbaren Sie Abschlagszahlungen, die sich am Fortschritt der Installation orientieren (z. B. nach Materiallieferung, Dachmontage, Inbetriebnahme). Vermeiden Sie zu hohe Vorauszahlungen.
  • Schriftliche Protokolle: Halten Sie die Ergebnisse der Vor-Ort-Begehung, etwa zum Zustand des Daches oder zur Prüfung des Zählerschranks, in einem Protokoll fest, das Teil des Vertrages wird.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was kann ich tun, wenn der Installateur trotz Festpreis einen Nachtrag fordert?

Prüfen Sie zunächst Ihren Vertrag. Wenn die geforderte Zusatzleistung eindeutig im vereinbarten Umfang enthalten war, können Sie auf die Einhaltung des Festpreises bestehen. Handelt es sich um eine tatsächlich unvorhersehbare und notwendige Arbeit, wie einen versteckten Wespennestbefall in der Dämmung, ist eine gemeinsame Lösung erforderlich.

Wie viele Angebote sollte ich einholen?

Die Erfahrung zeigt, dass zwei bis drei detaillierte Angebote eine gute Vergleichsgrundlage bieten. Achten Sie dabei weniger auf den niedrigsten Endpreis als vielmehr auf die Vollständigkeit und Transparenz der aufgeführten Leistungen.

Wie kann ich die Gesamtkosten meiner Anlage vorab besser einschätzen?

Für eine erste Orientierung und zur Plausibilitätsprüfung von Angeboten sind Online-Tools sehr hilfreich. Ein Photovoltaik Rechner kann Ihnen eine erste Kostenschätzung auf Basis Ihrer Dachfläche und Ihres Stromverbrauchs liefern.

Sind diese Probleme auch bei kleinen Anlagen wie einem Balkonkraftwerk relevant?

Nein, in der Regel nicht. Die hier beschriebenen Kostenfallen beziehen sich auf fest installierte Dachanlagen, die eine individuelle Planung und einen Eingriff in die Hauselektrik erfordern. Ein Balkonkraftwerk ist hingegen eine standardisierte Plug-in-Lösung. Komplexe Installationsrisiken und administrative Hürden entfallen hier meist. Das macht diese Lösung besonders für Mieter und Eigentümer mit kleinerem Budget attraktiv.

Fazit: Gute Vorbereitung ist der beste Schutz vor Mehrkosten

Eine Photovoltaikanlage ist eine langfristige Investition in Ihre Unabhängigkeit und den Klimaschutz. Lassen Sie sich diese Entscheidung nicht durch unerwartete Kosten trüben. Ein detailliertes, transparentes Angebot und ein klar formulierter Vertrag sind das Fundament für ein erfolgreiches Projekt. Indem Sie die richtigen Fragen stellen und auf eine sorgfältige Prüfung vor Ort bestehen, schützen Sie sich effektiv vor den häufigsten Kostenfallen und können sich entspannt auf Ihren eigenen, sauberen Solarstrom freuen.

Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen abgestimmt sind und transparent alle notwendigen Komponenten auflisten.

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OLEKSANDR PUSHKAR
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