Mieterstrom-Modelle im Detail: Eine Wirtschaftlichkeitsanalyse für Vermieter

Für Besitzer von Mehrfamilienhäusern steckt in ungenutzten Dachflächen ein oft übersehenes Potenzial. Während die Installation einer Photovoltaikanlage zur reinen Eigenversorgung des Allgemeinstroms oder zur Volleinspeisung etablierte Optionen sind, bietet ein drittes Modell oft die größte finanzielle Attraktivität: das Mieterstrom-Modell. Mit diesem Modell werden Sie als Vermieter selbst zum Stromversorger für Ihre Mieter und schaffen so eine Win-Win-Situation, die die Rentabilität Ihrer Immobilie spürbar steigert.

Dieser Beitrag führt Sie durch die wirtschaftlichen Grundlagen von Mieterstrom-Projekten. Wir zeigen, wie sich solche Modelle rechnen, welche Einnahmen Sie erwarten können und worauf Sie bei der Planung achten müssen, um Ihr Dach in eine profitable Einnahmequelle zu verwandeln.

Was genau ist ein Mieterstrom-Modell?

Stellen Sie sich vor, der auf Ihrem Dach erzeugte Solarstrom wird nicht nur für die Kellerbeleuchtung genutzt oder komplett ins Netz eingespeist, sondern direkt an Ihre Mieter verkauft – und das zu einem Preis, der für beide Seiten vorteilhaft ist. Genau das ist das Prinzip des Mieterstroms. Sie erzeugen saubere Energie und liefern sie ohne Umwege über das öffentliche Netz an die Verbraucher im selben Gebäude.

Der entscheidende Unterschied zur klassischen Volleinspeisung ist die deutlich höhere Vergütung. Anstatt den Strom für eine relativ geringe Einspeisevergütung an den Netzbetreiber zu verkaufen, erzielen Sie Einnahmen, die sich am deutlich höheren Haushaltsstrompreis orientieren. Im Vergleich zur reinen Eigenversorgung erweitern Sie den Nutzerkreis vom Allgemeinstrom (z. B. Treppenhaus, Aufzug) auf alle Mietparteien und maximieren so die Wirtschaftlichkeit der Anlage.

Mieterstrom-Projekte erwirtschaften nicht nur eine Rendite, sondern steigern auch die Attraktivität Ihrer Immobilie. Denn Sie können Ihren Mietern Strom zu Konditionen anbieten, die unter denen des lokalen Grundversorgers liegen.

Die finanzielle Anatomie: Wie rechnet sich Mieterstrom?

Die Rentabilität eines Mieterstrom-Modells beruht auf mehreren Faktoren. Die Kombination aus direktem Verkauf, staatlicher Förderung und eingesparten Gebühren macht es zu einer lohnenden Investition.

Einnahmequellen und Kostenvorteile

  1. Stromverkauf an Mieter: Die Haupteinnahmequelle ist der Verkauf des Solarstroms an Ihre Mieter. Der Preis, den Sie festlegen, muss gesetzlich mindestens 10 % unter dem Tarif des örtlichen Grundversorgers liegen. In der Praxis sparen Mieter dadurch oft 1 bis 3 Cent pro Kilowattstunde (kWh) – ein starkes Argument für die Teilnahme.

  2. Mieterstromzuschlag: Für jede an Ihre Mieter gelieferte Kilowattstunde Solarstrom erhalten Sie zusätzlich eine staatliche Förderung, den sogenannten Mieterstromzuschlag. Dieser Zuschlag gleicht einen Teil des organisatorischen Aufwands aus und verbessert die Rentabilität. Die Höhe variiert je nach Anlagengröße und Zeitpunkt der Inbetriebnahme.

  3. Wegfall von Netzentgelten und Abgaben: Da der Strom direkt vor Ort verbraucht wird und das öffentliche Netz nicht nutzt, entfallen diverse Kostenbestandteile wie Netzentgelte, netzseitige Umlagen und die Stromsteuer. Dieser Vorteil ist ein zentraler Hebel für die Wirtschaftlichkeit und ermöglicht es Ihnen, den Strom günstiger als klassische Versorger anzubieten.

  4. Überschusseinspeisung: Nicht jeder erzeugte Strom wird sofort verbraucht. Der Überschuss, der beispielsweise in den sonnigen Mittagsstunden entsteht, wird automatisch ins öffentliche Netz eingespeist und nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vergütet. Dies schafft eine zusätzliche, stabile Einnahmequelle.

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Rechenbeispiel aus der Praxis: Ein Mehrfamilienhaus mit 10 Parteien

Um die Theorie greifbar zu machen, betrachten wir ein typisches Szenario für ein Mehrfamilienhaus mit zehn Wohnungen und einem Jahresgesamtverbrauch von rund 35.000 kWh.

  • Die Anlage: Auf dem Dach wird eine Photovoltaikanlage für Mehrfamilienhäuser mit einer Leistung von 30 Kilowatt-Peak (kWp) installiert. Die Investitionskosten belaufen sich auf ca. 36.000 €. Die Anlage erzeugt jährlich etwa 28.000 kWh Solarstrom.
  • Die Annahmen:
    • Acht von zehn Mietparteien (80 %) entscheiden sich für das Mieterstrom-Angebot.
    • Etwa 60 % des erzeugten Solarstroms (ca. 16.800 kWh) werden direkt im Haus von den Mietern und für den Allgemeinstrom verbraucht.
    • Der Strompreis für die Mieter wird auf 35 ct/kWh festgelegt (Grundversorger: 40 ct/kWh).
  • Die jährlichen Einnahmen:
    • Verkauf an Mieter: 16.800 kWh * 0,35 €/kWh = 5.880 €
    • Mieterstromzuschlag: ca. 16.800 kWh * 0,025 €/kWh = 420 € (angenommener Wert)
    • Überschusseinspeisung: 11.200 kWh * 0,082 €/kWh = 918 € (EEG-Vergütung)
    • Gesamteinnahmen: ca. 7.218 € pro Jahr

Nach Abzug der Betriebskosten (ca. 1–1,5 % der Investitionssumme für Wartung, Versicherung, Zähler) amortisiert sich die Anlage in diesem Beispiel in etwa 8 bis 10 Jahren. Angesichts einer Lebensdauer von über 25 Jahren erwirtschaftet die Investition damit für mindestens 15 Jahre einen soliden Gewinn.

Die Hürden und wie Sie diese meistern

Obwohl die wirtschaftlichen Vorteile überzeugen, sind einige administrative Aspekte zu beachten. Als Betreiber eines Mieterstrom-Modells werden Sie rechtlich zu einem Energieversorgungsunternehmen.

  • Messkonzept und Abrechnung: Die exakte Messung und Abrechnung der Stromflüsse ist gesetzlich vorgeschrieben. Moderne Zählerkonzepte und spezialisierte Dienstleister nehmen Ihnen diesen Aufwand jedoch ab. Viele Vermieter entscheiden sich für Komplettlösungen, bei denen ein Partner die gesamte Abrechnungslogistik übernimmt.
  • Mieterakquise: Die Teilnahme am Mieterstrom ist für Ihre Mieter freiwillig. Ein klares Angebot, das den Preisvorteil und den ökologischen Nutzen verständlich kommuniziert, ist entscheidend für eine hohe Teilnahmequote – und damit für die Rentabilität des Projekts.
  • Reststromlieferung: Nachts oder an sonnenarmen Tagen liefert die PV-Anlage keinen Strom. Als Mieterstrom-Anbieter sind Sie verpflichtet, eine lückenlose Versorgung sicherzustellen. Dies geschieht in der Regel durch den Zukauf von Reststrom von einem Energieversorger Ihrer Wahl, den Sie ebenfalls an Ihre Mieter weiterleiten.

Die Rolle eines Stromspeichers im Mieterstrom-Konzept

Eine sinnvolle Ergänzung für viele Mieterstrom-Projekte ist ein Batteriespeicher. Er speichert den mittags erzeugten Solarstromüberschuss und gibt ihn in den Abendstunden wieder ab, wenn die Bewohner nach Hause kommen und der Strombedarf steigt.

Ein passender Stromspeicher erhöht den Eigenverbrauchsanteil des Solarstroms im Gebäude signifikant. Das bedeutet:

  • Sie verkaufen mehr günstigen Solarstrom an Ihre Mieter (höhere Einnahmen).
  • Sie müssen weniger teuren Reststrom aus dem Netz zukaufen (geringere Kosten).

Obwohl die Anfangsinvestition höher ist, kann ein Stromspeicher die Gesamtrendite des Projekts über die Laufzeit deutlich verbessern. Eine genaue Analyse des Verbrauchsverhaltens Ihrer Mieter ist der Schlüssel zur richtigen Dimensionierung.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

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Was passiert, wenn ein Mieter auszieht oder nicht teilnehmen möchte?

Die Teilnahme ist freiwillig. Mieter können ihren Stromanbieter weiterhin frei wählen. Bei einem Auszug endet der Mieterstrom-Vertrag, und der neue Mieter kann das Angebot annehmen oder ablehnen. Eine hohe Teilnahmequote ist wünschenswert, aber Projekte sind oft schon ab 50–60 % rentabel.

Wer kümmert sich um die jährliche Stromrechnung für die Mieter?

Als Vermieter sind Sie für die Abrechnung verantwortlich. In der Praxis wird diese Aufgabe aber fast immer an einen spezialisierten Dienstleister oder Messstellenbetreiber ausgelagert, der die verbrauchsgenaue Abrechnung für Sie und Ihre Mieter übernimmt.

Welche Anlagengröße ist für mein Mehrfamilienhaus sinnvoll?

Als Faustregel gilt: Die Anlage sollte so dimensioniert sein, dass sie den Jahresstromverbrauch des Gebäudes (Mieter + Allgemeinstrom) in etwa deckt. Eine zu große Anlage führt zu hohen Überschüssen mit geringer Vergütung, eine zu kleine schöpft das Potenzial nicht aus.

Muss ich ein Gewerbe anmelden?

Ja, da Sie durch den Stromverkauf Einnahmen erzielen, handeln Sie unternehmerisch. Die Anmeldung eines Gewerbes ist in der Regel unkompliziert. Ein Steuerberater kann Sie zu den Details beraten.

Fazit: Mehr als nur Strom – Eine Investition in die Zukunft Ihrer Immobilie

Das Mieterstrom-Modell verwandelt eine passive Dachfläche in einen aktiven Vermögenswert. Sie senken nicht nur die Nebenkosten Ihrer Immobilie und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern schaffen auch eine neue, langfristige Einnahmequelle mit attraktiver Rendite. Gleichzeitig binden Sie Ihre Mieter durch ein faires und transparentes Stromangebot enger an sich und steigern den Gesamtwert Ihres Objekts. Der anfängliche administrative Aufwand lässt sich durch professionelle Partner gut beherrschen und sollte den Blick auf das erhebliche wirtschaftliche Potenzial nicht verstellen.

Weitere praxisnahe Informationen zur Planung und Umsetzung von Mieterstrom-Projekten finden Sie direkt auf Photovoltaik.info.

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OLEKSANDR PUSHKAR
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