Lastspitzen im Eigenheim kappen: Sind Hochvolt- oder Niedervoltspeicher die bessere Wahl?

Stellen Sie sich eine typische Situation an einem kalten Winterabend vor: Sie kommen nach Hause, schließen Ihr Elektroauto an die Wallbox an, während die Wärmepumpe ihren Heizzyklus startet und im Haus der Backofen für das Abendessen vorheizt. Genau in diesem Moment schnellt der Strombedarf Ihres Hauses auf ein Vielfaches des Üblichen.

Solche Verbrauchsspitzen, auch Lastspitzen genannt, werden in modernen Haushalten immer häufiger – und damit zu einer neuen Herausforderung für die private Energieversorgung. Ein Stromspeicher kann helfen, diese Spitzen abzufangen, doch nicht jedes System ist dafür gleichermaßen geeignet.

In diesem Beitrag erfahren Sie, warum die Fähigkeit zur Spitzenlastkappung (Peak Shaving) für Hausbesitzer immer wichtiger wird und worin der entscheidende technische Unterschied zwischen Hochvolt- und Niedervoltspeichern bei dieser Aufgabe liegt.

Was ist Spitzenlastkappung und warum ist sie für Sie relevant?

Spitzenlastkappung bedeutet, kurzzeitig auftretende, hohe Stromverbrauchsspitzen nicht aus dem öffentlichen Netz, sondern aus dem eigenen Energiespeicher zu decken. Der Speicher agiert hier wie ein Puffer: Anstatt teuren Netzstrom zu beziehen, liefert die Batterie für wenige Minuten oder Stunden die benötigte hohe Leistung.

Diese Funktion wird aus zwei Gründen immer wichtiger:

  1. Zunehmende Elektrifizierung: Immer mehr Haushalte nutzen leistungsstarke Verbraucher wie Wärmepumpen, Elektroautos oder Durchlauferhitzer. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) zeigt, dass der durchschnittliche Stromverbrauch eines Haushalts durch die Kombination von Wärmepumpe und E-Auto von rund 4.000 kWh auf über 10.000 kWh pro Jahr steigen kann. Dieser Verbrauch verteilt sich nicht gleichmäßig, sondern konzentriert sich auf Lastspitzen.

  2. Zukünftige Stromtarife: Experten erwarten, dass dynamische Stromtarife, bei denen der Preis je nach Netzauslastung schwankt, künftig zur Norm werden. In solchen Spitzenlastzeiten wird der Strombezug aus dem Netz besonders teuer. Wer diese Spitzen mit eigenem Solarstrom aus dem Speicher abdecken kann, spart bares Geld.

Das Ziel ist also, den Netzbezug zu glätten und teure Verbrauchsspitzen zu vermeiden. Dafür muss der Speicher jedoch in der Lage sein, schnell eine hohe Leistung zu liefern. Und genau hier kommt der entscheidende Unterschied zwischen Hochvolt- und Niedervoltsystemen ins Spiel.

Die entscheidende Kennzahl: Die Entladeleistung (C-Rate)

Um die Eignung eines Speichers für die Spitzenlastkappung zu bewerten, ist nicht allein seine Kapazität (in Kilowattstunden, kWh) entscheidend, sondern vor allem seine maximale Entladeleistung (in Kilowatt, kW). Diese wird oft durch die sogenannte C-Rate ausgedrückt.

Stellen Sie sich die C-Rate wie die Breite eines Wasserrohrs vor:

Ein Speicher mit niedriger C-Rate hat ein ‚dünnes Rohr‘. Er kann seine Energie nur langsam und über einen langen Zeitraum abgeben.

Ein Speicher mit hoher C-Rate hat ein ‚dickes Rohr‘. Er kann in kurzer Zeit eine große Menge an Energie bereitstellen.

Für die Spitzenlastkappung benötigen Sie ein möglichst ‚dickes Rohr‘, also eine hohe C-Rate.

Faustregel: Eine C-Rate von 1C bedeutet, dass ein Speicher seine gesamte Nennkapazität innerhalb von einer Stunde als Leistung abgeben kann. Ein 10-kWh-Speicher mit 1C kann also eine Stunde lang 10 kW Leistung liefern. Ein Speicher mit 0,5C könnte bei gleicher Kapazität nur 5 kW Leistung abgeben.

Hochvolt- vs. Niedervoltspeicher: Der technische Vergleich

Die Systemspannung eines Speichers beeinflusst direkt seine Fähigkeit, hohe Leistungen bereitzustellen. Hier liegt der Kernunterschied zwischen den beiden Technologien.

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Hochvoltspeicher (HV): Die Sprinter für den Strombedarf

Hochvoltspeicher arbeiten typischerweise mit Spannungen von 100 bis über 400 Volt. Dank der hohen Spannung lässt sich eine hohe Leistung (Leistung = Spannung × Strom) bei vergleichsweise niedrigem Stromfluss erzielen. Das hat mehrere Vorteile:

  • Höhere Entladeleistung: HV-Systeme erreichen oft C-Raten von 1C oder mehr. Das bedeutet, ein 10-kWh-Speicher kann auch wirklich 10 kW Leistung bereitstellen.

  • Höhere Effizienz: Geringere Ströme führen zu weniger Wärmeverlusten in Kabeln und Komponenten, was den Gesamtwirkungsgrad des Systems verbessert.

  • Ideal für Peak Shaving: Sie sind optimal geeignet, um den simultanen Betrieb von Wallbox (z. B. 11 kW) und Wärmepumpe (z. B. 3–5 kW) zu puffern.

Praxisbeispiel: Ein Haushalt lädt sein E-Auto mit 7 kW und gleichzeitig startet die Wärmepumpe mit einer Leistungsaufnahme von 4 kW. Der Gesamtbedarf beträgt 11 kW. Ein 10-kWh-HV-Speicher mit 1C kann diese Last vollständig allein tragen, ohne dass Strom aus dem Netz bezogen werden muss.

Niedervoltspeicher (LV): Die Marathonläufer für die Grundlast

Niedervoltspeicher arbeiten meist mit einer Spannung von 48 Volt. Um hier eine hohe Leistung zu erzielen, müssten zwangsläufig sehr hohe Ströme fließen – was in der Praxis die Leistungsfähigkeit begrenzt.

  • Geringere Entladeleistung: LV-Systeme haben typischerweise C-Raten zwischen 0,25C und 0,5C. Ein 10-kWh-LV-Speicher kann daher oft nur maximal 2,5 bis 5 kW Leistung abgeben.

  • Geringere Effizienz bei hoher Last: Die hohen Ströme führen zu mehr Energieverlust in Form von Wärme.

  • Eher für die Grundlastdeckung: Sie sind sehr gut darin, den nächtlichen Grundbedarf eines Haushalts (Kühlschrank, Stand-by-Geräte) über viele Stunden zu decken, stoßen bei Lastspitzen aber schnell an ihre Grenzen.

Praxisbeispiel: Im selben Szenario (11 kW Bedarf durch E-Auto und Wärmepumpe) kann ein 10-kWh-LV-Speicher mit 0,5C nur 5 kW beisteuern. Die restlichen 6 kW müssen teuer aus dem öffentlichen Netz bezogen werden. Die Spitzenlast wird also nicht gekappt, sondern nur reduziert.

Bildbeschreibung: Ein Diagramm, das den Unterschied zwischen Hochvolt- und Niedervoltspeichern bei der Abdeckung einer Lastspitze zeigt.

Wann lohnt sich welcher Speichertyp für Sie? Eine Entscheidungshilfe

Die Wahl des richtigen Systems hängt stark von Ihrem aktuellen und zukünftigen Verbrauchsverhalten ab.

Szenario 1: Der klassische Haushalt ohne große Verbraucher

Wenn Sie weder ein Elektroauto noch eine Wärmepumpe besitzen und auch künftig keine Anschaffung planen, ist Ihr Lastprofil relativ ausgeglichen. Die Hauptaufgabe des Speichers ist es, den tagsüber erzeugten Solarstrom für die Abend- und Nachtstunden zu sichern.

Empfehlung: In diesem Fall ist ein Niedervoltspeicher oft eine wirtschaftlich sinnvolle und technisch ausreichende Lösung. Er deckt zuverlässig die Grundlast und den normalen Abendverbrauch. Weiterführende Grundlagen zu diesem Thema finden Sie in unserem Übersichtsartikel über Stromspeicher.

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Szenario 2: Der moderne Haushalt mit Wärmepumpe und/oder E-Auto

Besitzen Sie bereits einen oder mehrere dieser Großverbraucher oder planen eine Anschaffung, sind Lastspitzen von 10 kW und mehr keine Seltenheit. Um hier ein hohes Maß an Autarkie zu erreichen und teuren Netzbezug zu vermeiden, ist die Spitzenlastkappung entscheidend.

Empfehlung: Ein Hochvoltspeicher ist hier klar die bessere Wahl. Nur er bietet die notwendige Leistungsreserve, um hohe simultane Verbräuche abzufangen. Die Erfahrung auf Photovoltaik.info zeigt, dass Kunden mit dieser Konstellation langfristig deutlich flexibler und zufriedener sind. Mehr zur optimalen Kombination erfahren Sie im Beitrag Photovoltaik mit Speicher und Wallbox.

FAQ – Häufig gestellte Fragen zur Spitzenlastkappung

Was genau ist eine Lastspitze?

Eine Lastspitze ist ein kurzzeitiger, sehr hoher Stromverbrauch, der den durchschnittlichen Verbrauch um ein Vielfaches übersteigt. Sie entsteht, wenn mehrere leistungsstarke Geräte wie Herd, Wallbox, Wärmepumpe oder Föhn gleichzeitig in Betrieb sind.

Ist ein größerer Speicher automatisch besser für die Spitzenlastkappung?

Nicht unbedingt. Ein großer 15-kWh-LV-Speicher mit einer C-Rate von 0,3C kann beispielsweise nur 4,5 kW Leistung abgeben. Ein kleinerer 8-kWh-HV-Speicher mit 1C liefert hingegen 8 kW und ist damit für die Kappung von Lastspitzen deutlich besser geeignet. Entscheidend ist die Leistung (kW), nicht allein die Kapazität (kWh).

Wie finde ich die Höhe meiner Lastspitzen heraus?

Moderne digitale Stromzähler (Smart Meter) oder Energiemanagementsysteme können den Leistungsverlauf Ihres Haushalts aufzeichnen. Alternativ kann ein Elektriker eine Lastgangmessung durchführen.

Kann ich meinen bestehenden Niedervoltspeicher für höhere Leistungen aufrüsten?

Das ist in der Regel nur sehr begrenzt möglich, da der angeschlossene Wechselrichter und das Batteriemanagementsystem die maximale Leistung limitieren. Eine Erweiterung der Kapazität durch zusätzliche Module erhöht daher nicht automatisch die Entladeleistung.

Fazit: Vorausschauend planen für eine unabhängige Energiezukunft

Die Energiewende findet auch in den eigenen vier Wänden statt. Mit der Zunahme von Wärmepumpen und Elektromobilität wird das intelligente Management von Lastspitzen zum Schlüsselfaktor für eine kostengünstige und unabhängige Stromversorgung.

Während Niedervoltspeicher hervorragende Arbeit bei der Deckung der Grundlast leisten, sind Hochvoltspeicher die klare technologische Antwort auf die Herausforderungen der Spitzenlastkappung. Ihre hohe Entladeleistung macht sie zur zukunftssicheren Investition für alle, die ihr Eigenheim für die Anforderungen von morgen fit machen wollen.

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