Ein kurzes Flackern, dann Dunkelheit. Ein Stromausfall ist in Deutschland ein seltenes Ereignis, doch wenn er eintritt, legt er das moderne Leben lahm. Die Heizung fällt aus, der Kühlschrank wird warm, und das Internet ist nicht mehr erreichbar.
Obwohl die durchschnittliche Unterbrechungsdauer pro Haushalt laut Bundesnetzagentur bei nur etwa 12 Minuten pro Jahr liegt, kann der gefühlte Stillstand erheblich sein. Eine durchdachte Notstromversorgung sorgt dafür, dass genau die Geräte weiterlaufen, die für Sie unverzichtbar sind. Die Planung dafür beginnt mit einer zentralen Frage: Was sind Ihre kritischen Lasten?
Was sind kritische Lasten und warum sind sie entscheidend?
Als ‚kritische Lasten‘ oder ‚kritische Verbraucher‘ bezeichnet man jene Elektrogeräte und Stromkreise in Ihrem Haushalt, die auch bei einem Ausfall des öffentlichen Stromnetzes unbedingt weiter funktionieren müssen. Die Entscheidung, welche Geräte dazugehören, ist der erste und wichtigste Schritt bei der Planung einer Notstromversorgung mit Photovoltaik.
Die Gründe für die Absicherung sind vielfältig:
- Sicherheit: Betrieb von medizinischen Geräten, Alarmanlagen oder Pumpen im Keller.
- Komfort: Aufrechterhaltung der Heizung im Winter oder der Kühlung im Sommer.
- Vermeidung von Schäden: Schutz von Lebensmitteln in Kühl- und Gefriertruhen oder der Funktionsfähigkeit eines Servers.
- Kommunikation: Sicherstellung der Internetverbindung über den Router und das Laden von Mobiltelefonen.
Die Auswahl dieser Verbraucher bestimmt maßgeblich die Auslegung Ihrer Notstromlösung, insbesondere die benötigte Leistung des Wechselrichters und die Kapazität des Stromspeichers.
Eine Bestandsaufnahme: Welche Verbraucher sind für Sie unverzichtbar?
Um Ihre kritischen Lasten zu identifizieren, gehen Sie am besten systematisch vor und überlegen, welche Ausfälle für Sie die gravierendsten Folgen hätten. Eine Priorisierung in drei Kategorien kann Ihnen dabei helfen.
Kategorie 1: Absolut unverzichtbar (Sicherheit & Gesundheit)
Darunter fallen Geräte, deren Ausfall eine unmittelbare Gefahr für Gesundheit oder Eigentum darstellt.
- Medizinische Geräte: Beatmungsgeräte, Sauerstoffkonzentratoren oder andere lebenserhaltende Systeme.
- Heizungsanlage: Die Umwälzpumpe und Steuerung der Heizung sind im Winter essenziell, um ein Auskühlen des Hauses und Frostschäden zu verhindern.
- Sumpf- oder Hebeanlagen: Pumpen, die bei starken Regenfällen einen vollgelaufenen Keller verhindern.
- Minimale Beleuchtung: Einzelne Leuchten in wichtigen Bereichen wie Flur, Bad und Küche zur Orientierung.
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Bisher bei uns Ursprünglicher Preis war: 4.099,00 €3.899,00 €Aktueller Preis ist: 3.899,00 €.Kategorie 2: Wichtig (Schadensvermeidung & Grundversorgung)
Diese Verbraucher sichern grundlegende Bedürfnisse und schützen Sachwerte.
- Kühlschrank und Gefriertruhe: Verhindert das Verderben von Lebensmitteln im Wert von oft mehreren Hundert Euro.
- Internetrouter und Netzwerkgeräte: Sichert den Zugang zu Informationen und die Kommunikation nach außen.
- Ladegeräte: Für Mobiltelefone, Laptops oder Akku-Radios.
Kategorie 3: Komfortabel (Erleichterung des Alltags)
Geräte, die den Alltag im Notfall erleichtern, aber nicht zwingend notwendig sind.
- Eine ausgewählte Steckdose in der Küche: Für einen Wasserkocher oder eine kleine Kochplatte.
- Fernseher oder Radio: Zur Unterhaltung und für den Empfang von Nachrichten.
- Garagentorantrieb: Um das Haus auch bei Stromausfall mit dem Auto verlassen zu können.
Praxisbeispiel für ein Einfamilienhaus:
Eine vierköpfige Familie legt fest: Die Heizungspumpe (100 W), die Gefriertruhe im Keller (150 W) und der Kühlschrank in der Küche (120 W) müssen laufen. Zusätzlich sollen der Internetrouter (15 W) und die Steckdosen im Wohnzimmer für Laptops und Handys (ca. 200 W) versorgt werden. Eine Lampe im Flur (10 W) sorgt für Sicherheit. Die Summe dieser kritischen Lasten beträgt rund 600 Watt.

Die technischen Grenzen: Was Ihr Notstromsystem leisten kann
Nachdem Sie Ihre Wunschliste erstellt haben, gilt es, diese mit der technischen Realität abzugleichen. Eine Photovoltaikanlage mit Speicher kann im Notstromfall nicht den gesamten Haushalt versorgen, da die Leistung durch den Wechselrichter begrenzt ist.
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6.999,00 €Leistungsdimensionierung des Wechselrichters
Der Notstrom- oder Backup-Ausgang eines Hybrid-Wechselrichters liefert eine begrenzte Leistung, typischerweise zwischen 3 und 5 Kilowatt (kW). Die Gesamtleistung aller gleichzeitig laufenden kritischen Verbraucher darf diesen Wert nicht überschreiten. Besonders wichtig sind hierbei die hohen Anlaufströme von Motoren, wie sie in Kühlschränken, Pumpen oder Gefriertruhen vorkommen. Ein Kühlschrank, der im Betrieb 150 Watt benötigt, kann beim Starten für den Bruchteil einer Sekunde das Zehnfache an Leistung ziehen. Ein guter Wechselrichter muss diese Spitzen abfangen können.
Einphasige vs. dreiphasige Versorgung
Die meisten Notstromausgänge sind einphasig. Das bedeutet, sie können nur Verbraucher versorgen, die an eine normale 230-Volt-Steckdose angeschlossen werden. Größere, dreiphasig angeschlossene Verbraucher wie E-Herde, leistungsstarke Wärmepumpen oder Durchlauferhitzer lassen sich über diesen Ausgang in der Regel nicht betreiben. Dies ist ein entscheidender Punkt bei der Planung.
Die Schwarzstartfähigkeit
Ein wichtiges Merkmal ist die sogenannte Schwarzstartfähigkeit. Nur ein schwarzstartfähiger Wechselrichter kann sich nach einem kompletten Stromausfall allein aus der Energie des Batteriespeichers wieder hochfahren und ein eigenes Hausnetz aufbauen. Ohne diese Fähigkeit bleibt die Anlage trotz vollem Speicher dunkel, bis das öffentliche Netz wieder verfügbar ist. Achten Sie daher bei der Auswahl Ihrer Komponenten darauf, die richtige Wechselrichter-Auswahl zu treffen.
Die Umsetzung im Sicherungskasten: Zwei gängige Methoden
Die technische Trennung der kritischen von den nicht kritischen Stromkreisen erfolgt im Sicherungskasten. Dafür haben sich zwei Lösungen etabliert, die von einem qualifizierten Elektriker umgesetzt werden müssen.
1. Der separate Notstrom-Verteiler
Dies ist die sauberste, aber auch aufwendigste Lösung. Hierbei wird ein kleiner, zusätzlicher Sicherungskasten installiert. Der Notstromausgang des Wechselrichters speist ausschließlich diesen Kasten. Alle Stromkreise, die Sie als kritisch definiert haben (z. B. die Steckdose für die Gefriertruhe, der Kreis für die Heizung), werden vom Hauptverteiler in diesen neuen Notstromverteiler umgelegt. Im Normalbetrieb werden beide Kästen vom Netz versorgt. Bei einem Stromausfall trennt eine Umschalteinrichtung den Hauptverteiler komplett, während der Notstromverteiler vom Wechselrichter weiterversorgt wird.

2. Umschaltbare Stromkreise im Hauptverteiler
Diese Methode ist kostengünstiger und wird häufiger eingesetzt. Im bestehenden Hauptverteiler werden spezielle Schalter (Relais oder Schütze) installiert. Diese Schalter sind mit den Sicherungen der kritischen Stromkreise verbunden. Bei einem Stromausfall schalten sie diese Kreise automatisch vom ausgefallenen öffentlichen Netz auf den Notstromausgang des Wechselrichters um. Die Erfahrung von Photovoltaik.info zeigt, dass diese Lösung für die meisten Einfamilienhäuser einen exzellenten Kompromiss aus Kosten, Aufwand und Funktionalität darstellt.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Planung kritischer Lasten
Wie viele Geräte kann ich auf den Notstromkreis legen?
Das hängt nicht von der Anzahl der Geräte ab, sondern von deren Gesamtleistung und den Anlaufströmen. Ihre Gesamtleistung darf die maximale Ausgangsleistung Ihres Wechselrichters im Notstrombetrieb nicht übersteigen.
Kann ich meinen E-Herd mit Notstrom betreiben?
In der Regel nicht. E-Herde sind fast immer dreiphasig angeschlossen und haben eine sehr hohe Leistungsaufnahme (über 10 kW). Die meisten Notstromsysteme für Privathaushalte sind dafür nicht ausgelegt.
Was passiert, wenn ich zu viele Geräte gleichzeitig einschalte?
Moderne Wechselrichter verfügen über einen Überlastschutz. Wenn die Leistungsanforderung die Kapazität des Notstromausgangs übersteigt, schaltet sich dieser ab, um Schäden am Gerät zu vermeiden. Er muss dann meist manuell neu gestartet werden.
Muss ich die kritischen Lasten bei einem Stromausfall manuell umschalten?
Nein. Eine fachmännisch installierte Notstromlösung funktioniert vollautomatisch. Die Umschaltung von Netz- auf Notstrombetrieb erfolgt innerhalb von Millisekunden, sodass Sie den Ausfall bei den versorgten Geräten kaum bemerken.
Fazit: Vorausschauende Planung ist der Schlüssel zur Autarkie
Die Definition Ihrer kritischen Lasten ist mehr als nur eine technische Übung – sie ist die Grundlage für eine zuverlässige und alltagstaugliche Notstromversorgung. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihre persönlichen Prioritäten sorgfältig abzuwägen. Eine realistische Einschätzung dessen, was Sie wirklich benötigen, schützt vor Fehlinvestitionen und stellt sicher, dass Ihr System im Ernstfall genau das leistet, was es soll: Ihre wichtigsten Verbraucher am Laufen zu halten. Diese Planung ist der entscheidende Schritt, um aus einer Photovoltaikanlage mit Speicher ein echtes Sicherheitsnetz für Ihr Zuhause zu machen.
Sie möchten Ihre individuelle Situation besser einschätzen? Nehmen Sie gern Kontakt mit uns auf. Die Experten von Photovoltaik.info beraten Sie bei der Auswahl der passenden Komponenten für eine zuverlässige Notstromversorgung.
Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie zudem Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen und Notstromanforderungen abgestimmt sind.



