Kosten für Gerüst und Absturzsicherung: Der oft übersehene Posten bei der PV-Installation

Wenn Sie über die Anschaffung einer Photovoltaikanlage nachdenken, stehen meist die spannenden Aspekte im Vordergrund: die Auswahl leistungsstarker Solarmodule, die Berechnung der potenziellen Stromersparnis und die Aussicht auf mehr Unabhängigkeit vom Stromnetz. Doch in vielen Angeboten findet sich ein Kostenpunkt, der oft unterschätzt wird, aber für eine sichere und professionelle Montage unerlässlich ist: das Baugerüst samt Absturzsicherung. Wir erklären, warum diese Kosten entstehen und wie Sie sie von Anfang an richtig einplanen.

Warum sind Gerüst und Absturzsicherung überhaupt notwendig?

Die Installation einer Photovoltaikanlage ist eine Arbeit in der Höhe und unterliegt strengen gesetzlichen Vorschriften zum Arbeitsschutz. In Deutschland regelt vor allem die Technische Regel für Betriebssicherheit (TRBS 2121), dass bei Arbeiten ab einer Absturzhöhe von zwei Metern zwingend Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen. Da die meisten Hausdächer diese Höhe überschreiten, ist ein Gerüst oder eine alternative Form der Absturzsicherung keine Option, sondern eine rechtliche Notwendigkeit.

Diese Maßnahmen dienen nicht nur dem Schutz der Monteure, sondern auch Ihnen als Bauherr. Sie stellen eine fachgerechte und unfallfreie Installation sicher und schützen Sie vor potenziellen Haftungsrisiken. Ein seriöser Fachbetrieb wird niemals ohne angemessene Sicherung auf Ihrem Dach arbeiten.

Alltagsszenario: Stellen Sie sich die Installation auf einem typischen Einfamilienhaus mit Satteldach vor. Die Monteure müssen schwere Solarmodule, Werkzeug und Montagematerial sicher auf das Dach transportieren und dort teils über mehrere Tage arbeiten. Eine einfache Anlegeleiter reicht hier bei Weitem nicht aus. Ein Gerüst bietet eine stabile Arbeitsplattform, einen sicheren Zugang und schützt vor herabfallenden Gegenständen.

Welche Faktoren bestimmen die Kosten für das Gerüst?

Die Kosten für ein Baugerüst werden in der Regel nach der eingerüsteten Fläche in Quadratmetern und der Mietdauer (Standzeit) berechnet. Sie können einen erheblichen Teil der Kosten einer Photovoltaikanlage ausmachen.

Folgende Faktoren sind für die Preisgestaltung entscheidend:

  • Größe des Hauses: Die Höhe der Dachtraufe und die Breite der einzurüstenden Hausseite bestimmen die benötigte Quadratmeterzahl.
  • Standzeit: Üblicherweise wird das Gerüst für zwei bis vier Wochen gemietet, um genügend Zeit für die Montage und eventuelle unvorhergesehene Verzögerungen zu haben.
  • Zugänglichkeit: Ein schwer zugängliches Grundstück mit Hanglage, engen Zufahrten oder empfindlichen Gartenanlagen kann den Auf- und Abbau erschweren und somit die Kosten erhöhen.
  • Dachform: Komplexe Dachlandschaften mit Gauben oder Erkern erfordern unter Umständen spezielle Gerüstkonstruktionen, die entsprechend teurer sind.

Als Faustregel können Sie mit Kosten zwischen 8 und 15 Euro pro Quadratmeter Gerüstfläche für eine übliche Standzeit von vier Wochen rechnen. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus entstehen so schnell Kosten von 1.500 Euro und mehr.

![Ein Baugerüst steht an einer Hausfassade, bereit für die Installation von Solarmodulen auf dem Dach. Die Sonne scheint, was auf die bevorstehende Energieerzeugung hindeutet.](IMAGE 1)

Absturzsicherung: Mehr als nur ein Seil

Nicht in jedem Fall ist ein komplettes Fassadengerüst die einzige Lösung. Besonders bei Flachdächern oder für kleinere Reparaturarbeiten kommen alternative Systeme der Absturzsicherung zum Einsatz.

Dazu gehören:

  • Seilsicherungssysteme: Dabei werden die Monteure über Gurte an fest im Dachstuhl verankerten Dachhaken gesichert.
  • Seitenschutz oder Geländer: Insbesondere bei Flachdächern werden temporäre oder permanente Geländer an der Dachkante montiert.
  • Fangnetze: Unterhalb des Arbeitsbereichs gespannte Netze können Stürze auffangen.

Auch diese Systeme verursachen Kosten für Material, Montage und die notwendige Expertise. Es handelt sich um professionelle Ausrüstung, die regelmäßig geprüft werden muss und deren Handhabung geschultes Personal voraussetzt.

Praxisbeispiel Flachdach: Bei der Installation einer PV-Anlage auf einem Flachdach wird oft kein Gerüst an der Fassade benötigt. Stattdessen ist eine umlaufende Attika-Aufkantung oder ein mobiles Geländersystem an der Dachkante gesetzlich vorgeschrieben, um die Monteure während der Arbeit zu sichern.

![Detailaufnahme einer Absturzsicherung auf einem Ziegeldach. Man sieht Sicherungsseile und Dachhaken, die professionell montiert sind.](IMAGE 2)

Anker SOLIX Solarbank 3 E2700 Pro Balkonkraftwerk Speicher Set 2000 Watt 800 Watt - 5,4 kWh

Aus unserem Shop, Kategorie: Balkonkraftwerke mit Speicher

Anker SOLIX Solarbank 3 E2700 Pro Balkonkraftwerk Speicher Set 2000 Watt 800 Watt - 5,4 kWh

Ab 2.099,00 

Wie beeinflussen diese Posten die Gesamtkosten Ihrer PV-Anlage?

Während die Preise für Solarmodule in den letzten Jahren stark gefallen sind, ist der Anteil der Installations- und Montagekosten an den Gesamtkosten gestiegen. Die Studie „Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland“ des Fraunhofer ISE zeigt, dass die sogenannten „weichen“ Kosten – dazu zählen Arbeitslohn, Planung und Sicherheitsmaßnahmen wie das Gerüst – einen immer größeren Teil der Investition ausmachen.

Bei einer typischen 10-kWp-Anlage für ein Einfamilienhaus können die Kosten für Gerüst und Sicherheitstechnik leicht 10 % bis 15 % der gesamten Installationskosten ausmachen. Das sind schnell 1.500 bis 2.500 Euro, die in der ersten Kalkulation oft übersehen werden.

Interessanterweise führt dies zu einem Skaleneffekt: Da die Gerüstkosten ein relativ fixer Kostenblock sind, ist ihr prozentualer Anteil an den Gesamtkosten bei größeren Anlagen geringer. Dies ist ein Grund, warum größere PV-Anlagen oft einen niedrigeren Preis pro Kilowattpeak (kWp) aufweisen. Die Erfahrung zeigt, dass seriöse Anbieter diese Kosten von Anfang an transparent in ihrem Angebot ausweisen. Ein fehlender oder auffällig niedriger Posten für die Baustellensicherheit sollte Sie skeptisch machen.

![Grafik, die die prozentuale Kostenverteilung einer PV-Anlage zeigt: Module, Wechselrichter, Montagesystem, Installation/Gerüst, Sonstiges.](IMAGE 3)

Können Sie diese Kosten vermeiden oder reduzieren?

Die Sicherheit auf der Baustelle ist nicht verhandelbar. Die Kosten komplett zu vermeiden, ist daher weder möglich noch ratsam. Es gibt jedoch strategische Ansätze, um sie zu optimieren:

  • Arbeiten kombinieren: Planen Sie die PV-Installation zusammen mit anderen Arbeiten am Haus, für die ohnehin ein Gerüst benötigt wird – zum Beispiel ein neuer Fassadenanstrich, eine Dachsanierung oder der Austausch von Fenstern. So lassen sich die Kosten auf mehrere Gewerke aufteilen.
  • Angebote genau vergleichen: Achten Sie darauf, dass der Posten „Gerüst“ oder „Baustelleneinrichtung“ in den Angeboten verschiedener Installateure klar ausgewiesen ist. Hier kann es durchaus Preisunterschiede geben.
  • Effiziente Planung: Eine gute Planung einer PV-Anlage sorgt für einen reibungslosen Ablauf der Montage. Je kürzer die Standzeit des Gerüsts, desto geringer die Mietkosten. Eine sorgfältige Vorbereitung, wie sie auf Photovoltaik.info empfohlen wird, ist hier entscheidend.

FAQ – Häufige Fragen zu Gerüst und Sicherheit

Brauche ich auch für ein Flachdach ein Gerüst?

Nicht zwingend ein Fassadengerüst, aber eine Absturzsicherung ist auch hier vorgeschrieben. Meist wird dies durch ein temporäres Geländer an der Dachkante realisiert. Ein Gerüst kann jedoch für den sicheren Materialtransport zum Dach notwendig sein.

15000 Watt Photovoltaikanlagen inkl. 15,00 kWh Batterie & Ziegeldach Montageset - Trina Bifazial

Aus unserem Shop, Kategorie: PV Anlagen mit Speicher und Montagesets

15000 Watt Photovoltaikanlagen inkl. 15,00 kWh Batterie & Ziegeldach Montageset - Trina Bifazial

9.999,00 

Wer ist für die Sicherheit auf der Baustelle verantwortlich?

Die primäre Verantwortung liegt beim ausführenden Installationsbetrieb. Als Bauherr haben Sie jedoch ebenfalls eine Sorgfaltspflicht (Verkehrssicherungspflicht). Die Beauftragung eines zertifizierten und versicherten Fachbetriebs ist daher essenziell.

Kann ich das Gerüst selbst organisieren, um Kosten zu sparen?

Theoretisch ist das möglich. In der Praxis erweist es sich jedoch oft als kompliziert, die Zeitpläne des Gerüstbauers und des PV-Installateurs perfekt aufeinander abzustimmen. Die meisten Installationsbetriebe bevorzugen es, die gesamte Baustelleneinrichtung selbst zu koordinieren, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren.

Sind die Kosten für das Gerüst förderfähig?

Ja. Die Kosten für das Gerüst und die Absturzsicherung gehören zu den Installationskosten der Photovoltaikanlage. Sie werden daher bei Förderprogrammen, etwa den Krediten der KfW-Bank, als Teil der förderfähigen Gesamtkosten anerkannt.

Fazit: Sicherheit als Qualitätsmerkmal, nicht als Ärgernis

Die Kosten für Gerüst und Absturzsicherung mögen auf den ersten Blick wie ein unerfreulicher Zusatzposten wirken. Bei genauerer Betrachtung sind sie jedoch ein unverzichtbarer Teil einer professionellen und sicheren Installation. Sie sind ein Investment in die Qualität der Arbeit und den Schutz aller Beteiligten.

Ein transparent ausgewiesener Kostenblock für die Baustellensicherheit in einem Angebot ist kein Nachteil, sondern ein klares Zeichen für einen verantwortungsbewussten und seriösen Fachbetrieb. Planen Sie dieses Budget von Beginn an ein, um bei der Endabrechnung keine bösen Überraschungen zu erleben. Denn erst wenn Ihre Anlage sicher und fachmännisch montiert ist, können Sie sich entspannt zurücklehnen und über Jahrzehnte sauberen Strom erzeugen und Ihren Eigenverbrauch optimieren.


Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl der richtigen Komponenten finden Sie direkt auf Photovoltaik.info.

Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen abgestimmt sind und bei denen alle notwendigen Komponenten berücksichtigt werden.

Ratgeber teilen
OLEKSANDR PUSHKAR
OLEKSANDR PUSHKAR