Stellen Sie sich vor, Sie sitzen auf Ihrer Terrasse, genießen die frische Meeresbrise und blicken zufrieden auf Ihre neue Photovoltaikanlage, die sauberen Strom für Ihr Zuhause produziert. Ein perfektes Bild.
Doch genau diese salzhaltige Luft, die für Urlaubsstimmung sorgt, birgt eine unsichtbare, aber erhebliche Gefahr für die Langlebigkeit Ihrer Investition. Ungeeignete Materialien können innerhalb weniger Jahre massiv korrodieren und die Stabilität der gesamten Anlage gefährden.
In diesem Beitrag erfahren Sie, warum in Küstenregionen besondere Anforderungen an den Korrosionsschutz gelten und wie Sie Ihre Anlage von Anfang an sicher und langlebig planen.
Warum salzhaltige Luft eine Gefahr für Ihre PV-Anlage darstellt
Jeder kennt Rost an ungeschütztem Stahl. In Küstennähe wird dieser Prozess jedoch drastisch beschleunigt. Die Luft enthält feine Salzpartikel (Chloride), die sich zusammen mit Feuchtigkeit auf allen Oberflächen ablagern. Diese Salzlösung wirkt wie ein Elektrolyt und greift Metalle aggressiv an.
Das betrifft nicht nur einfachen Stahl, sondern auch Materialien, die sonst als widerstandsfähig gelten:
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Verzinkter Stahl: Die schützende Zinkschicht wird in salzhaltiger Umgebung regelrecht „aufgefressen“. Ihre Lebensdauer kann sich um mehr als die Hälfte reduzieren.
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Standard-Aluminium: Obwohl Aluminium eine natürliche Schutzschicht (Oxidschicht) bildet, ist diese anfällig für die sogenannte Lochfraßkorrosion durch Chloride. Winzige Löcher können sich unbemerkt tief ins Material graben und die Tragfähigkeit schwächen.
Die Folgen sind mehr als nur ein optischer Mangel. Korrodierte Befestigungselemente verlieren ihre Klemmkraft, Schienen werden brüchig und im schlimmsten Fall können sich Solarmodule lösen – eine Gefahr für Menschen und Ihr Eigentum.
Die Korrosionsschutzkategorien: Eine Orientierung nach DIN-Norm
Um die Belastung durch die Umgebungsluft einzuordnen, gibt es eine klare technische Norm: die DIN EN ISO 12944. Sie teilt Umgebungen in Korrosivitätskategorien von C1 (unbedeutend) bis C5 (sehr stark) ein. Für Photovoltaikanlagen sind vor allem die höheren Kategorien relevant.
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Kategorie C3 (mäßig): Typisch für Stadt- und Industrieatmosphäre mit geringer Schadstoffbelastung. Hierfür sind die meisten Standard-Montagesysteme ausgelegt.
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Kategorie C4 (stark): Industriegebiete oder Küstennähe mit mäßiger Salzbelastung. Hier ist bereits erhöhte Vorsicht geboten.
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Kategorie C5-M (sehr stark / marin): Küsten- und Offshore-Bereiche mit hoher Salzbelastung. Dies ist die kritischste Umgebung für Metalle.
Als Faustregel gilt: In einem Abstand von bis zu 10 Kilometern zur Küste sollte eine Anlage mindestens für die Kategorie C4, besser aber für C5-M ausgelegt sein. Viele Kunden, die direkt am Meer bauen, entscheiden sich daher für die höchste Schutzklasse, um auf Nummer sicher zu gehen.
Das richtige Material für die Küste: Ein Vergleich
Die Wahl des Materials ist der entscheidende Faktor für die Langlebigkeit Ihrer Anlage in aggressiven Umgebungen. Ein Standard-Montagesystem für Photovoltaik ist für die meisten Standorte in Deutschland ideal, doch an der Küste gelten andere Regeln.

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Ab 2.099,00 €Edelstahl A2 (V2A): Der gängige Standard
Edelstahl der Güte A2 (Werkstoffnummer 1.4301) ist der Allrounder für die meisten Anwendungen. Er ist beständig gegen Regen und Luftfeuchtigkeit und wird für unzählige Verschraubungen im Außenbereich verwendet. Gegen die dauerhafte Belastung durch Chloride in Küstennähe ist er jedoch nur bedingt resistent und kann auf lange Sicht ebenfalls korrodieren.
Edelstahl A4 (V4A): Die Lösung für aggressive Umgebungen
Für den Einsatz an der Küste, in Industrieanlagen oder im Bereich von Schwimmbädern (Chlorbelastung) ist Edelstahl A4 (Werkstoffnummer 1.4401 oder 1.4571) die richtige Wahl. Der entscheidende Unterschied liegt in einem kleinen, aber wichtigen Detail: A4-Edelstahl ist mit Molybdän legiert. Dieser Zusatz macht ihn extrem widerstandsfähig gegen chloridinduzierte Korrosion.
Die Erfahrung zeigt: Wer bei allen kritischen Bauteilen wie Schrauben, Muttern und Modulklemmen auf A4-Qualität setzt, investiert direkt in die Sicherheit und den Werterhalt seiner Anlage.
Spezielle Beschichtungen als zusätzlicher Schutz
Neben massivem Edelstahl bieten auch Aluminiumprofile mit speziellen Oberflächenversiegelungen wie einer besonders dicken Eloxalschicht oder hochwertigen Pulverbeschichtungen einen hohen Schutz. Entscheidend ist jedoch, dass die gesamte Konstruktion – inklusive der kleinsten Schraube – für die jeweilige Korrosivitätskategorie zertifiziert ist.
Worauf Sie bei der Planung achten müssen
Die Berücksichtigung des Korrosionsschutzes ist kein Detail, sondern ein zentraler Baustein bei der Planung Ihrer PV-Anlage.
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Standortanalyse: Bestimmen Sie Ihren genauen Abstand zur Küste. Berücksichtigen Sie auch die Hauptwindrichtung, da Salznebel oft kilometerweit ins Landesinnere getragen wird.
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Materialspezifikation: Fragen Sie Ihren Installateur oder Lieferanten gezielt nach Montagesystemen, die für die Korrosivitätskategorie C4 oder C5-M freigegeben sind. Bestehen Sie auf Befestigungsmaterial aus Edelstahl A4.
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Garantiebedingungen: Viele Hersteller schließen Schäden durch Korrosion aus, wenn das System in einer ungeeigneten Umgebung installiert wurde. Eine fachgerechte Materialwahl sichert Ihre Garantieansprüche.
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Langfristige Investition: Die Mehrkosten für ein küstentaugliches Montagesystem betragen oft nur 1–3 % der Gesamtinvestition. Die Kosten eines Korrosionsschadens können dagegen ein Vielfaches ausmachen und im schlimmsten Fall sogar die Solarmodule beschädigen.
Bei Photovoltaik.info empfehlen wir daher, bei Standorten in Küstennähe keine Kompromisse einzugehen. Sicherheit und Langlebigkeit der Anlage sollten stets an erster Stelle stehen.

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9.999,00 €Häufige Fragen (FAQ) zum Korrosionsschutz
Reicht es, nur die Schrauben aus A4-Edelstahl zu verwenden?
Das ist der wichtigste Schritt. Idealerweise sollten jedoch alle Bauteile, die direkten Kontakt mit anderen Metallen haben (z. B. Modulklemmen, Verbinder), ebenfalls aus A4-Edelstahl oder einem entsprechend geschützten Material bestehen. So wird auch die Kontaktkorrosion zwischen unterschiedlichen Metallen vermieden.
Was ist mit Industriegebieten oder Schwimmbädern?
Hier gelten die gleichen Prinzipien. Schwefeldioxid aus Industrieabgasen oder Chlor aus Schwimmbädern wirken ähnlich aggressiv wie Salz. Auch hier ist Edelstahl A4 die empfohlene Lösung.
Wie weit landeinwärts ist die salzhaltige Luft ein Problem?
Als sichere Faustregel gelten bis zu 10 Kilometer als kritische Zone. In Einzelfällen kann der Einfluss je nach Topografie und vorherrschender Windrichtung aber auch bis zu 20 Kilometer ins Landesinnere reichen. Im Zweifel sollte immer die höhere Schutzklasse gewählt werden.
Verteuert ein Montagesystem für Küstenregionen die Anlage erheblich?
Nein. Im Verhältnis zu den Gesamtkosten für Module, Wechselrichter und Installation sind die Mehrkosten für ein hochwertiges, korrosionsbeständiges Montagesystem gering. Diese Investition sichert jedoch den Wert und die Funktion Ihrer Anlage für die gesamte Lebensdauer von über 25 Jahren.
Fazit: Sicherheit und Langlebigkeit an erster Stelle
Eine Photovoltaikanlage in Küstennähe ist eine hervorragende Möglichkeit, die Kraft der Sonne zu nutzen. Damit die Freude daran ungetrübt bleibt, ist die Wahl des richtigen Montagesystems entscheidend. Anstatt auf Standardlösungen zu setzen, sollten Sie gezielt nach Systemen fragen, die für die hohen Anforderungen maritimer Umgebungen (C4/C5-M) ausgelegt sind.
Befestigungsmaterial aus A4-Edelstahl ist hierbei keine Option, sondern eine Notwendigkeit. So stellen Sie sicher, dass Ihre Anlage nicht nur heute, sondern auch in Jahrzehnten noch sicher und ertragreich auf Ihrem Dach arbeitet.
Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen abgestimmt sind. Wir beraten Sie gern persönlich bei der Auswahl von Komponenten für spezielle Anforderungen wie Küstenstandorte.