Kaskadenschaltung von Batteriespeichern: Mehr Kapazität für längere Autarkie – Was ist zu beachten?

Der Wunsch nach energetischer Unabhängigkeit wächst stetig. Vielleicht haben Sie vor einigen Jahren in einen Photovoltaik Speicher investiert und stellen nun fest, dass Ihr Bedarf gestiegen ist – sei es durch ein Elektroauto, eine Wärmepumpe oder einfach einen veränderten Lebensstil. Die Frage liegt also auf der Hand: Lässt sich der bestehende Speicher einfach um eine zweite Batterie erweitern? Die sogenannte Kaskadenschaltung verspricht genau das, birgt jedoch technische Tücken, die man kennen sollte.

Sie sind damit nicht allein: Die Nachfrage nach Heimspeichern und größeren Kapazitäten ist ungebrochen. Laut einer Studie des Fraunhofer ISE hat sich die durchschnittliche Speicherkapazität in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt, weshalb viele bestehende Systeme an ihre Grenzen stoßen. Wir erklären, was bei der Kaskadierung von Speichern technisch möglich ist und worin die Risiken bestehen.

Was ist eine Kaskadenschaltung und warum ist sie relevant?

Unter einer Kaskadenschaltung versteht man die Reihenschaltung von zwei oder mehr Batteriespeichern. Anders als bei einer Parallelschaltung, bei der die Kapazitäten addiert werden, während die Spannung gleich bleibt, erhöht sich bei der Reihenschaltung die Gesamtspannung des Systems. Ziel ist es, die Gesamtkapazität der Anlage zu vergrößern und so mehr selbst erzeugten Solarstrom zu speichern und zu nutzen.

Die Gründe für den Wunsch nach einer Erweiterung sind vielfältig und praxisnah:

  • Anschaffung eines E-Autos: Das Laden des Fahrzeugs mit eigenem Solarstrom erfordert erhebliche Energiemengen, die ein älterer, kleinerer Speicher oft nicht liefern kann.
  • Umstieg auf eine Wärmepumpe: Auch der Betrieb einer elektrischen Heizung erhöht den Strombedarf im Haushalt massiv, insbesondere im Winter.
  • Erhöhter Autarkiegrad: Viele Nutzer möchten sich bestmöglich gegen steigende Strompreise absichern und einen größeren Teil ihres Verbrauchs selbst decken.

Die Idee, einen zweiten Speicher hinzuzufügen, klingt verlockend und ressourcenschonend. In der Praxis ist dies jedoch ein anspruchsvolles Unterfangen.

Die technischen Hürden: Warum nicht einfach zwei Speicher verbinden?

Die Umsetzung einer Kaskadenschaltung ist technisch anspruchsvoll. Das einfache Verbinden zweier Batterien – insbesondere unterschiedlicher Modelle oder Altersklassen – führt fast immer zu Problemen, Effizienzverlusten und Sicherheitsrisiken. Die zentralen Herausforderungen liegen in der Systemintelligenz und der Kommunikation der Komponenten.

Das Herzstück: Das Batteriemanagementsystem (BMS)

Jeder moderne Batteriespeicher besitzt ein Batteriemanagementsystem (BMS). Diese Steuereinheit ist das Gehirn der Batterie. Sie überwacht permanent den Zustand jeder einzelnen Zelle, sorgt für eine gleichmäßige Ladung und Entladung (Balancing) und schützt vor Überhitzung, Tiefenentladung oder Überspannung.

Bei einer Kaskadenschaltung müssen die BMS der einzelnen Speicher perfekt miteinander kommunizieren und harmonieren. Schon kleine Abweichungen in der Zellchemie, dem Alter oder dem Ladezustand der Batterien können zu erheblichen Problemen führen. Das BMS des einen Speichers könnte beispielsweise eine andere Ladeschlussspannung anstreben als das des anderen. Die Folge: Ein Speicher wird nie vollgeladen, während der andere überlastet wird. Dies führt unweigerlich zu Ineffizienz und einem vorzeitigen Verschleiß. Die Erfahrung zeigt, dass die schwächste Batterie die Leistung des gesamten Verbunds bestimmt.

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Der Dirigent: Der Wechselrichter und die Kommunikation

Der Wechselrichter für Photovoltaik ist die zentrale Steuereinheit der gesamten Anlage. Er wandelt nicht nur den Gleichstrom der Solarmodule in Wechselstrom um, sondern managt auch das Laden und Entladen des Batteriespeichers. Dafür muss er exakt wissen, in welchem Zustand sich die Batterie befindet.

Nicht alle Wechselrichter unterstützen die Kaskadierung mehrerer Speicher. Die Kommunikationsprotokolle zwischen Speicher und Wechselrichter sind oft herstellerspezifisch und nicht offen zugänglich. Eine inkompatible Kombination kann zu Systeminstabilitäten führen, bei denen der Wechselrichter die Signale der Speicher falsch interpretiert. Das äußert sich dann in plötzlichen Abschaltungen, Fehlermeldungen oder einem ineffizienten Betrieb. Besonders kritisch wird dies im Notstrombetrieb, wenn eine stabile und zuverlässige Versorgung gewährleistet sein muss.

Kaskadenschaltung Illustration

Garantie und Sicherheit: Ein nicht zu unterschätzendes Risiko

Hersteller definieren in ihren Garantiebedingungen sehr genau, welche Konfigurationen zulässig sind. Vom nachträglichen Kombinieren von Speichern unterschiedlicher Modelle, Chargen oder gar verschiedener Hersteller wird fast ausnahmslos abgeraten. Ein solcher Eingriff führt zum sofortigen Garantieverlust für alle beteiligten Komponenten. Im Schadensfall stehen Sie ohne Absicherung da. Zudem kann eine unsachgemäße Verschaltung zu Kurzschlüssen oder Überhitzung führen und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar.

Die Lösung der Hersteller: Modulare und erweiterbare Systeme

Führende Hersteller wie BYD oder Pylontech haben den Bedarf an flexiblen Speicherkapazitäten erkannt und bieten modulare Systeme an, die von vornherein auf eine Erweiterung ausgelegt sind. Das Prinzip funktioniert meist über einen Master-Slave-Verbund:

  • Ein Master-Modul enthält das zentrale BMS und die Kommunikationseinheit, die mit dem Wechselrichter spricht.
  • Weitere Slave-Module (identische Batteriemodule) können hinzugefügt werden. Sie werden vom Master-BMS erkannt und als eine einzige, große Batterie verwaltet.

Diese Vorgehensweise ist sicher, garantiekonform und gewährleistet einen effizienten Betrieb, da die Erweiterung Teil des Produktdesigns ist. Wenn Sie also bereits beim Kauf wissen, dass Ihr Bedarf in Zukunft steigen könnte, ist die Entscheidung für ein solches modulares System die beste Wahl. Auf Photovoltaik.info finden Sie Informationen zu Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen abgestimmt sind und diese Erweiterbarkeit bereits berücksichtigen.

Modulares Batteriesystem

Sinnvolle Alternativen zur Kaskadenschaltung

Wenn Sie ein älteres, nicht modular erweiterbares System besitzen, ist die Kaskadierung meist der falsche Weg. Experten raten stattdessen zu folgenden Lösungen:

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Die Parallelschaltung als Option

Einige wenige Systeme erlauben eine Parallelschaltung von baugleichen Speichern. Auch hier sind die Vorgaben des Herstellers zwingend zu beachten. Diese Option ist seltener und technisch ebenfalls an klare Bedingungen geknüpft.

Der Komplettaustausch: Oft der bessere Weg

Auch wenn es zunächst nach einer größeren Investition klingt: Der Austausch des alten Speichers gegen ein einziges, größeres und modernes Modell ist oft die wirtschaftlich und technisch sinnvollste Lösung. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Neueste Technologie: Neue Speichergenerationen sind oft effizienter, langlebiger und haben eine höhere Energiedichte.
  • Volle Garantie: Sie erhalten ein neues System mit voller Herstellergarantie.
  • Perfekte Abstimmung: Alle Komponenten sind optimal aufeinander abgestimmt, was maximale Leistung und Sicherheit gewährleistet.
  • Einfachheit: Sie haben ein einziges, übersichtliches System statt einer komplexen und potenziell störanfälligen Konstruktion.

Bedenken Sie: Eine 5-kWh-Batterie, die bereits fünf Jahre alt ist, hat durch Alterung (Degradation) an Kapazität verloren. Ein neuer 10-kWh-Speicher bietet im Vergleich also nicht nur die doppelte Nennkapazität, sondern auch eine deutlich höhere Effizienz.

Moderne Batteriespeicher

FAQ – Häufige Fragen zur Speichererweiterung

Kann ich einen Speicher eines anderen Herstellers anschließen?

Nein, davon ist dringend abzuraten. Die Systeme sind aufgrund unterschiedlicher BMS, Zellchemien und Kommunikationsprotokolle inkompatibel. Dies führt zu Garantieverlust, Sicherheitsrisiken und einem ineffizienten Betrieb.

Was ist der Unterschied zwischen Kaskaden- und Parallelschaltung?

Bei der Kaskaden- (Reihen-) Schaltung werden die Spannungen der Speicher addiert. Bei der Parallelschaltung werden die Kapazitäten addiert, während die Spannung gleich bleibt. Beide Methoden erfordern eine Freigabe durch den Hersteller.

Verliere ich die Garantie, wenn ich meinen Speicher selbst erweitere?

Ja, in fast allen Fällen. Eine Erweiterung ist nur dann garantiekonform, wenn sie von einem Fachbetrieb mit den dafür vorgesehenen, kompatiblen Modulen und nach Herstellervorgaben durchgeführt wird.

Lohnt sich die Erweiterung für ein Balkonkraftwerk mit Speicher?

In der Regel nicht. Systeme für Balkonkraftwerke sind meist geschlossene Komplettlösungen, bei denen eine Erweiterung der Speicherkapazität technisch nicht vorgesehen ist.

Wie finde ich heraus, ob mein System erweiterbar ist?

Die sicherste Quelle ist das technische Datenblatt Ihres Speichers und die Dokumentation des Herstellers. Im Zweifel sollten Sie immer einen qualifizierten Fachbetrieb zu Rate ziehen, der die Kompatibilität prüfen kann.

Fazit: Gut geplant ist halb gewonnen

Die Erweiterung eines bestehenden Batteriespeichers durch eine Kaskadenschaltung ist eine technisch komplexe Aufgabe, die bei unsachgemäßer Ausführung mehr Probleme schafft als löst. Gerade für nicht-modulare Systeme ist sie daher fast immer die falsche Wahl.

Der sichere und empfohlene Weg zur Kapazitätserweiterung führt über Systeme, die vom Hersteller explizit dafür konzipiert wurden. Für Besitzer älterer Anlagen erweist sich der Austausch gegen ein modernes, größeres Einzelgerät oft als die beste langfristige Investition in Effizienz, Sicherheit und Zuverlässigkeit.

Benötigen Sie Hilfe bei der Auswahl des richtigen Speichers oder der Planung Ihrer Photovoltaikanlage? Kontaktieren Sie uns gern für eine unverbindliche Beratung. Auf Photovoltaik.info finden Sie zudem viele weitere praxisnahe Informationen.

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