Kaltstart im Winter: LFP- oder NMC-Speicher – Wer gewinnt bei Kälte?

Der Wintermorgen ist kalt und klar, die Photovoltaikanlage auf dem Dach produziert bereits die erste saubere Energie des Tages. Doch der am Vorabend vollgeladene Batteriespeicher im Keller oder in der Garage scheint im Winterschlaf zu sein – er gibt seine gespeicherte Energie nur zögerlich oder gar nicht ab. Dieses Szenario ist für Besitzer von Stromspeichern keine Seltenheit und wirft eine entscheidende technische Frage auf: Wie verhalten sich die verschiedenen Batterietechnologien bei niedrigen Temperaturen?

Besonders die beiden führenden Technologien, Lithium-Eisenphosphat (LFP) und Nickel-Mangan-Cobalt (NMC), zeigen hier deutliche Unterschiede. Die Wahl der richtigen Technologie ist deshalb mehr als nur ein Detail für Experten – es ist eine grundlegende Entscheidung, die direkt von Ihrem geplanten Aufstellort abhängt.

Warum Kälte für Batteriespeicher eine Herausforderung ist

Jeder Akku, ob im Smartphone oder im Heimspeicher, funktioniert durch chemische Prozesse. Vereinfacht gesagt, wandern Lithium-Ionen zwischen zwei Elektroden (Anode und Kathode) hin und her und erzeugen so elektrischen Strom. Niedrige Temperaturen verlangsamen diese Prozesse erheblich.

Stellen Sie es sich wie Honig vor: Bei Zimmertemperatur ist er flüssig und leicht zu bewegen. Im Kühlschrank wird er zäh und fließt kaum noch. Ähnlich verhält es sich mit den Ionen in einer Batteriezelle. Die Folge: Der Innenwiderstand der Batterie steigt, und sie kann sowohl beim Laden als auch beim Entladen weniger Leistung erbringen. Die optimale Betriebstemperatur für die meisten Heimspeicher liegt daher in einem Wohlfühlbereich von etwa 20 bis 25 °C.

Das kritische Problem: Laden bei Minusgraden

Während das Entladen bei Kälte primär ein Leistungsproblem ist, kann das Laden bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt zu dauerhaften Schäden führen. Besonders LFP-Zellen sind hier empfindlich. Beim Laden unter 0 °C kann es zum sogenannten ‚Lithium-Plating‘ kommen. Dabei lagert sich metallisches Lithium auf der Anode ab und bildet winzige, nadelartige Strukturen. Dieser Prozess ist irreversibel und führt zu einem permanenten Kapazitätsverlust und im schlimmsten Fall zu einem Kurzschluss in der Zelle.

Moderne Speichersysteme verfügen deshalb über ein intelligentes Batteriemanagementsystem (BMS), das solche schädlichen Ladevorgänge unterbindet. Es agiert wie ein Wächter, der die Zelltemperatur ständig überwacht und den Ladevorgang stoppt oder reduziert, bis eine sichere Betriebstemperatur erreicht ist.

LFP-Speicher: Der langlebige Marathonläufer mit Winterjacke

Lithium-Eisenphosphat-Speicher (LFP) sind bekannt für ihre hohe Sicherheit und außergewöhnliche Langlebigkeit. Sie verkraften typischerweise zwischen 6.000 und 10.000 Ladezyklen, was sie zu einer sehr robusten Wahl für den Heimbereich macht. Ihre Schwachstelle zeigt sich jedoch bei Kälte.

Unter 10 °C beginnt ihre Leistungsfähigkeit spürbar nachzulassen. Fällt die Temperatur in den Minusbereich, blockiert das BMS in der Regel den Ladevorgang vollständig, um Zellschäden zu verhindern.

Um dieses Problem zu umgehen, verfügen moderne LFP-Speicher über eine integrierte Heizung. Sobald die Zelltemperatur unter einen kritischen Wert (oft um 5 °C) fällt, aktiviert das BMS die Heizung, um die Zellen auf Betriebstemperatur zu bringen.

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Was das in der Praxis bedeutet:

  • Energieverbrauch der Heizung: Die Energie für die Heizung stammt entweder aus dem Speicher selbst oder aus dem Stromnetz, was die Netto-Kapazität des Speichers im Winter reduziert. Die Erfahrung zeigt, dass dieser Eigenverbrauch je nach Dämmung und Außentemperatur 5 bis 10 % der gespeicherten Energie ausmachen kann.
  • Verzögerte Einsatzbereitschaft: Wenn der Speicher ausgekühlt ist, muss er sich erst aufheizen, bevor er geladen werden kann. An einem kalten Wintermorgen kann es also eine Weile dauern, bis der erste Solarstrom vom Dach auch tatsächlich im Speicher ankommt.

Praxisbeispiel: Sie haben einen 10-kWh-LFP-Speicher in Ihrer unbeheizten Garage installiert. In einer kalten Winternacht sinkt die Temperatur auf -5 °C. Am Morgen, wenn die PV-Anlage Strom produziert, muss der Speicher zunächst seine Zellen auf über 5 °C erwärmen, bevor er mit dem Laden beginnt. Dieser Vorgang kostet zusätzliche Energie und reduziert die Effizienz Ihres Gesamtsystems.

NMC-Speicher: Der leistungsstarke Sprinter für kühle Orte

NMC-Zellen (Nickel-Mangan-Cobalt) zeichnen sich durch eine höhere Energiedichte aus. Das bedeutet, sie können bei gleichem Gewicht und Volumen mehr Energie speichern als LFP-Zellen. Aus diesem Grund sind sie die bevorzugte Technologie in den meisten Elektroautos, wo Platz und Gewicht entscheidend sind.

Ihr großer Vorteil für Heimspeicher ist die deutlich bessere Kälteresistenz. NMC-Speicher können oft bis -10 °C, teilweise sogar bis -20 °C geladen und entladen werden, allerdings mit reduzierter Leistung. Sie sind weniger anfällig für das schädliche Lithium-Plating bei niedrigen Temperaturen und benötigen daher seltener eine aktive Heizung.

NMC-Speicher: Der leistungsstarke Sprinter für kühle Orte

Was das in der Praxis bedeutet:

  • Höhere Verfügbarkeit im Winter: An kalten Tagen ist ein NMC-Speicher schneller und zuverlässiger einsatzbereit. Er kann den morgendlichen Solarstrom oft direkt aufnehmen, während ein LFP-Speicher sich eventuell erst aufwärmen muss.
  • Besser für unbeheizte Standorte: Für Aufstellorte wie Garagen, Carports oder unbeheizte Keller, in denen die Temperatur regelmäßig unter 5 °C fällt, ist ein NMC-Speicher oft die technisch überlegene Wahl.

Praxisbeispiel: Mit einem NMC-Speicher gleicher Größe am selben Garagenstandort würde bei -5 °C der Ladevorgang am Morgen direkt starten, wenn auch mit leicht reduzierter Ladeleistung. Der Speicher steht dem Haushalt sofort zur Verfügung, um den erzeugten Solarstrom zu nutzen.

Gegenüberstellung: LFP vs. NMC im Winter

Eigenschaft LFP (Lithium-Eisenphosphat) NMC (Nickel-Mangan-Cobalt)
Sicherheit Sehr hoch, thermisch stabil Hoch, aber empfindlicher bei Beschädigung
Lebensdauer Sehr hoch (6.000–10.000 Zyklen) Gut (3.000–5.000 Zyklen)
Verhalten bei Kälte Deutlicher Leistungsabfall unter 10 °C Geringerer Leistungsabfall, bis -10/-20 °C nutzbar
Laden bei < 0 °C Nicht ohne Vorheizen möglich (BMS-Schutz) Meist mit reduzierter Leistung möglich
Integrierte Heizung Fast immer vorhanden, verbraucht Energie Seltener notwendig
Idealer Aufstellort Geheizte Räume (Keller, Hauswirtschaftsraum) Unbeheizte, aber frostgeschützte Räume (Garage)
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Der richtige Speicher für den richtigen Ort: Eine klare Entscheidungshilfe

Die Wahl zwischen LFP und NMC ist keine Frage von ‚besser‘ oder ’schlechter‘, sondern von ‚passend‘ oder ‚unpassend‘. Ihre Entscheidung sollte sich daher primär am geplanten Installationsort orientieren.

Szenario 1: Der beheizte Hauswirtschaftsraum oder Keller

Hier herrscht ganzjährig eine relativ konstante Temperatur über 10 °C. Unter diesen idealen Bedingungen kann ein Stromspeicher mit LFP-Technologie seine Stärken voll ausspielen: maximale Sicherheit und eine extrem lange Lebensdauer. Die Kälteempfindlichkeit spielt hier praktisch keine Rolle. Viele unserer Kunden bei Photovoltaik.info entscheiden sich für LFP, wenn ein warmer Aufstellort garantiert ist.

Szenario 2: Die unbeheizte Garage oder der Schuppen

An diesen Orten können die Temperaturen im Winter leicht in den kritischen Bereich unter 5 °C oder sogar unter den Gefrierpunkt fallen. Hier ist ein NMC-Speicher die robustere und zuverlässigere Lösung. Er stellt sicher, dass Ihre Photovoltaikanlage auch an kalten, sonnigen Wintertagen ihre Energie effizient speichern kann, ohne dass der Speicher erst ‚aufwachen‘ muss.

Gegenüberstellung LFP vs NMC

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Kann mein Batteriespeicher im Winter kaputtgehen?

Ein direkter Defekt durch Kälte ist dank des Batteriemanagementsystems (BMS) so gut wie ausgeschlossen. Das BMS schützt die Zellen, indem es Lade- und Entladevorgänge bei kritischen Temperaturen unterbindet. Bei LFP-Zellen verhindert es so aktiv das schädliche Lithium-Plating. Sie müssen sich also keine Sorgen um einen dauerhaften Schaden machen, solange das System intakt ist.

Wie viel Leistung verliere ich im Winter wirklich?

Das hängt stark von der Technologie und der genauen Temperatur ab. Als Faustregel lässt sich sagen, dass die verfügbare Lade- und Entladeleistung bei 0 °C um 20 bis 40 % sinken kann. Ein LFP-Speicher wird vom BMS möglicherweise komplett abgeschaltet, während ein NMC-Speicher noch mit reduzierter Leistung arbeitet.

Macht eine Dämmung des Speichers Sinn?

Ja, eine gute Dämmung des Aufstellortes oder eine spezielle Einhausung für den Speicher kann helfen, die Temperaturabfälle zu verlangsamen und den Energieverbrauch der internen Heizung (bei LFP) zu reduzieren. Das ist eine einfache und effektive Maßnahme, um die Effizienz im Winter zu steigern.

Ist NMC dann nicht grundsätzlich die bessere Wahl für Deutschland?

Nicht zwangsläufig. In den meisten Haushalten wird der Stromspeicher im Keller oder Hauswirtschaftsraum installiert, wo die Temperaturen selten kritisch werden. In diesen Fällen profitieren Sie von der höheren Zyklenfestigkeit und Sicherheit der LFP-Technologie. NMC ist die Speziallösung für anspruchsvollere Umgebungsbedingungen.

Fazit: Gut geplant ist halb gewonnen

Die Leistungsfähigkeit Ihres Stromspeichers im Winter hängt maßgeblich von der Wahl der Zellchemie und dem Aufstellort ab. Während LFP-Speicher in temperierten Umgebungen mit ihrer Langlebigkeit und Sicherheit punkten, sind NMC-Speicher die verlässlichere Wahl für kühle Standorte wie Garagen oder Schuppen.

Eine bewusste Entscheidung für die richtige Technologie stellt sicher, dass Sie das ganze Jahr über maximal von Ihrem selbst erzeugten Solarstrom profitieren – auch an den kältesten Tagen.

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