Isolationswiderstandsmessung bei PV-Anlagen: Ein entscheidender Sicherheitstest

Eine Photovoltaikanlage ist auf jahrzehntelangen Betrieb ausgelegt. Bevor sie jedoch zum ersten Mal sauberen Strom in Ihr Hausnetz einspeisen darf, muss ihre einwandfreie elektrische Sicherheit nachgewiesen werden. Ein entscheidender Test dabei ist die Isolationswiderstandsmessung nach VDE 0126-23 (heute Teil der DIN EN 62446-1). Diese Prüfung stellt sicher, dass kein Strom unkontrolliert aus den Gleichstromkabeln entweichen kann – eine unverzichtbare Voraussetzung für den Schutz vor Stromschlägen und Brandgefahren.
Warum die Isolationsmessung für Ihre Anlage so wichtig ist
Stellen Sie sich die Isolierung eines Stromkabels wie die Wand einer Wasserleitung vor. Solange die Wand intakt ist, fließt das Wasser sicher zum Ziel. Ein Riss oder ein Loch führt jedoch zu Lecks, Wasserverlust und möglichen Schäden. Bei einer PV-Anlage ist es ähnlich: Der Isolationswiderstand beschreibt die Qualität der „Abdichtung“ der stromführenden DC-Kabel gegenüber der Umgebung, insbesondere geerdeten Teilen wie dem Montagegestell oder dem Potenzialausgleich.
Ein zu geringer Isolationswiderstand ist ein klares Warnsignal und deutet auf einen Isolationsfehler hin. Die Folgen können gravierend sein:
- Sicherheitsrisiko: Fehlerströme können zu lebensgefährlichen Stromschlägen führen, wenn metallische Teile der Anlage berührt werden.
- Brandgefahr: An der Fehlerstelle kann es durch Lichtbögen zu extremer Hitzeentwicklung und Bränden kommen.
- Leistungsverlust: Ein Teil des erzeugten Stroms geht verloren und steht nicht für den Eigenverbrauch oder die Einspeisung zur Verfügung.
- Anlagenschaden: Moderne Wechselrichter erkennen Isolationsfehler und schalten sich aus Sicherheitsgründen ab. Die Anlage steht dann still, bis der Fehler behoben ist.
Meist sind kleine Beschädigungen während der Montage die Ursache – etwa eine gequetschte Leitung unter einem Dachziegel oder ein unsachgemäß montierter Stecker. Die Messung ist daher ein unverzichtbarer Teil des Inbetriebnahme-Protokolls und bestätigt die Qualität der gesamten Installation.
Die Norm im Detail: VDE 0126-23 und die Mindestwerte
Die Norm DIN EN 62446-1 (VDE 0126-23) gibt klare Richtwerte für die elektrische Sicherheit von PV-Anlagen vor. Für den Isolationswiderstand (R_iso) gilt eine einfache, aber strikte Regel:
Der gemessene Isolationswiderstand muss mindestens 1 Megaohm (MΩ) betragen.
Ein Megaohm entspricht einer Million Ohm. Dieser hohe Wert stellt sicher, dass praktisch kein Strom durch die Isolierung entweichen kann. Zwar gibt es für sehr große Anlagen eine alternative Berechnungsgrundlage (1 kΩ/V, mindestens aber 0,5 MΩ), doch für typische Hausdachanlagen ist der Grenzwert von 1 MΩ die entscheidende Messgröße.
Allerdings können äußere Bedingungen wie hohe Luftfeuchtigkeit oder morgendliches Kondenswasser die Messwerte beeinflussen. Ein erfahrener Installateur berücksichtigt dies und führt die Messung nur unter geeigneten Bedingungen durch, um verlässliche Ergebnisse zu erhalten.
So führt der Fachmann die Messung durch
Die Isolationswiderstandsmessung ist eine Aufgabe für qualifizierte Elektrofachkräfte und erfordert spezielle Messgeräte. Als Anlagenbetreiber sollten Sie den Prozess jedoch verstehen, um die Qualität der Abnahme beurteilen zu können.
-
Vorbereitung der Anlage:
Zunächst wird die DC-Seite der PV-Anlage sicher vom Wechselrichter getrennt. Die Solarmodule selbst bleiben unbedeckt, da für die Messung eine Spannung an den Leitungen anliegen muss (die Leerlaufspannung). -
Anschluss des Messgeräts:
Mit einem Isolationsmessgerät misst der Installateur den Widerstand zwischen den stromführenden Leitern und der Erdung (Potenzialausgleich, PE). Der Test umfasst zwei einzelne Messungen:- Messung zwischen dem Pluspol (+) des Modulstrangs und der Erde.
- Messung zwischen dem Minuspol (−) des Modulstrangs und der Erde.
Dabei wird eine Prüfspannung an die Leitungen angelegt, deren Höhe sich nach der maximalen Systemspannung der Anlage richtet.
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Auswertung des Ergebnisses:
Das Messgerät zeigt den Widerstandswert direkt in Kiloohm (kΩ) oder Megaohm (MΩ) an. Liegen beide gemessenen Werte deutlich über dem Grenzwert von 1 MΩ, ist die Isolierung in Ordnung und die Anlage hat diesen wichtigen Sicherheitstest bestanden. Das Ergebnis wird im Inbetriebnahme-Protokoll dokumentiert.
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Fällt das Messergebnis zu niedrig aus, muss die Ursache gefunden und behoben werden. Die Fehlersuche erfordert Systematik und Erfahrung. Häufige Ursachen sind:
- Beschädigte Kabelisolierung: Ein Kabel wurde bei der Verlegung über eine scharfe Kante gezogen, eingeklemmt oder von Tieren (z. B. Mardern) angebissen.
- Fehlerhafte Steckverbindungen (MC4): Eindringende Feuchtigkeit durch nicht korrekt gecrimpte oder nicht fest verschraubte Stecker ist eine der häufigsten Fehlerquellen.
- Mängel am Solarmodul: In seltenen Fällen kann ein Produktionsfehler am Modul oder an dessen Anschlussdose vorliegen.
- Montagefehler: Ein Kabel liegt in einer Pfütze oder ist so unglücklich befestigt, dass die Isolierung permanent scheuert.
Um den Fehler zu finden, trennt der Installateur die Anlage in einzelne Abschnitte (Strings) und misst diese separat, um die Problemstelle einzugrenzen. Erst wenn der Fehler zweifelsfrei behoben ist und eine erneute Messung ein positives Ergebnis liefert, darf die Anlage in Betrieb genommen werden. Eine von Beginn an fachgerechte Installation ist daher der beste Schutz vor solchen Problemen.
Häufig gestellte Fragen zur Isolationsmessung
Kann ich die Messung selbst durchführen?
Nein, auf keinen Fall. Die Messung erfolgt mit hohen Gleichspannungen und erfordert spezielles Fachwissen sowie ein kalibriertes Messgerät. Dies ist ausschließlich die Aufgabe einer zertifizierten Elektrofachkraft.
Welche Prüfspannung wird bei der Messung verwendet?
Die Höhe der Prüfspannung richtet sich nach der maximalen Systemspannung der PV-Anlage (Uoc stc). Die Norm gibt folgende Werte vor:
- Systemspannung unter 120 V: 250 V Prüfspannung
- Systemspannung zwischen 120 V und 500 V: 500 V Prüfspannung
- Systemspannung über 500 V: 1.000 V Prüfspannung
Bei den meisten modernen Anlagen auf Einfamilienhäusern kommt daher eine Prüfspannung von 1.000 V zum Einsatz.
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6.999,00 €Was passiert, wenn der Wert nur knapp unter dem Grenzwert liegt?
Sicherheit kennt keine Kompromisse. Auch ein Wert, der nur knapp unter 1 MΩ liegt, wie beispielsweise 0,9 MΩ, gilt als nicht bestanden. Der Installateur ist verpflichtet, die Ursache zu finden und zu beseitigen. Oft ist ein solcher Wert ein Hinweis auf ein beginnendes Problem, das sich bei Feuchtigkeit verschlimmern würde.
Muss die Messung im Laufe des Betriebs wiederholt werden?
Die Isolationsmessung ist fester Bestandteil der Erstinbetriebnahme. Darüber hinaus wird sie im Rahmen von Wartungsarbeiten oder bei der Fehlersuche durchgeführt, wenn der Wechselrichter einen Isolationsfehler meldet.
Fazit: Ein kleiner Test mit großer Wirkung für Ihre Sicherheit
Die Isolationswiderstandsmessung mag wie ein technisches Detail im langen Prozess der Anlageninstallation wirken. Tatsächlich ist sie aber einer der wichtigsten Schritte, der über die Sicherheit und den langfristig störungsfreien Betrieb Ihrer Investition entscheidet. Sie ist der objektive Nachweis, dass alle Komponenten – von den Solarmodulen über die Kabel bis zu den Steckern – einwandfrei isoliert sind und keine Gefahr für Mensch und Gebäude darstellen. Ein sauberes Protokoll mit Werten deutlich über dem Grenzwert gibt Ihnen die Gewissheit, dass Ihre Anlage für die nächsten Jahrzehnte sicher und zuverlässig Strom erzeugen wird.
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