Haftung bei Eigenleistung: Was passiert mit der Gewährleistung, wenn Sie bei der PV-Montage mithelfen?

Viele Hausbesitzer sind handwerklich versiert und möchten bei der Installation ihrer neuen Photovoltaikanlage aktiv mithelfen, um Kosten zu sparen. Der Gedanke ist naheliegend: Warum für Arbeiten bezahlen, die man selbst erledigen kann? Doch dieser pragmatische Ansatz birgt rechtliche und technische Fallstricke. Verschwimmen die Grenzen zwischen der Arbeit des Fachbetriebs und Ihrer Eigenleistung, kann das im Schadensfall zum Verlust der Gewährleistungsansprüche führen. Dieser Artikel erklärt, worauf Sie achten müssen, um sich abzusichern.

Die Grundlagen: Gewährleistung und Haftung bei PV-Anlagen verstehen

Um die Risiken der Eigenleistung einschätzen zu können, ist es wichtig, drei zentrale Begriffe zu unterscheiden: Gewährleistung, Haftung und Produktgarantie. Begriffe, die oft verwechselt werden, aber ganz unterschiedliche Verantwortlichkeiten meinen.

Die Gewährleistung des Installateurs

Die gesetzliche Gewährleistung verpflichtet den Installationsbetrieb, Ihnen eine mangelfreie Photovoltaikanlage zu übergeben, die als Gesamtsystem einwandfrei funktioniert. Treten innerhalb der Gewährleistungsfrist (in der Regel zwei bis fünf Jahre) Mängel auf, die auf eine fehlerhafte Montage zurückzuführen sind, muss der Betrieb diese kostenlos beheben.

  • Typisches Beispiel: Ein Solarmodul löst sich bei einem Sturm vom Dach, weil die Dachhaken nicht fachgerecht montiert wurden. Hier haftet der Installateur im Rahmen seiner Gewährleistung für den Schaden und die Reparatur.

Die Produktgarantie des Herstellers

Unabhängig von der Arbeit des Installateurs gewähren die Hersteller von Komponenten wie Solarmodulen, Wechselrichtern oder Stromspeichern eigene Garantien auf ihre Produkte. Diese decken Material- oder Produktionsfehler ab. Eine unsachgemäße Installation kann jedoch dazu führen, dass der Hersteller seine Garantieleistung verweigert.

  • Typisches Beispiel: Ein Wechselrichter fällt nach drei Jahren aus. Der Hersteller prüft das Gerät und stellt einen internen Defekt fest. In diesem Fall greift die Produktgarantie, und Sie erhalten ein Ersatzgerät – vorausgesetzt, der Defekt wurde nicht durch einen falschen Anschluss verursacht.
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Die Haftung bei Schäden

Haftung bedeutet, für Schäden an fremdem Eigentum oder Personen aufkommen zu müssen. Verursacht Ihre Anlage einen Schaden – etwa durch einen Brand oder herabfallende Teile –, stellt sich die Frage, wer dafür verantwortlich ist. War es ein Produktfehler, ein Montagefehler oder ein Fehler, der durch Ihre Eigenleistung entstanden ist?

Eigenleistung: Wo die Grenzen zwischen Hilfe und Risiko verlaufen

Nicht jede Mithilfe ist gleich riskant. In der Praxis lässt sich die Eigenleistung in zwei Kategorien einteilen: unkritische Hilfsarbeiten und kritische Montagearbeiten.

Unkritische Arbeiten mit geringem Risiko

Darunter fallen in der Regel vorbereitende oder unterstützende Tätigkeiten, die keine speziellen Fachkenntnisse erfordern und die Kernfunktion der Anlage nicht direkt berühren.

  • Gerüstbau: Das Auf- und Abbauen eines Fassadengerüsts nach den Vorgaben des Betriebs.
  • Kabelwege vorbereiten: Das Schlitzen von Wänden oder das Anbringen von Kabelkanälen aus Kunststoff.
  • Erdarbeiten: Das Ausheben eines Grabens für das Erdkabel vom Haus zum Carport oder zur Garage.
  • Materialtransport: Das Anreichen von Modulen und Montageteilen auf dem Dach.

Auch bei diesen Arbeiten gilt: Eine klare Absprache ist unerlässlich. Viele Fachbetriebe begrüßen eine solche Unterstützung, da sie Zeit spart.

Kritische Arbeiten, die dem Fachmann vorbehalten sind

Darunter fallen alle Tätigkeiten, die die Sicherheit, Stabilität und elektrische Funktion der Anlage betreffen. Diese sollten Sie ausnahmslos dem zertifizierten Fachbetrieb überlassen.

  • Elektrische Anschlüsse (AC und DC): Dies ist der gefährlichste Teil der Installation. Arbeiten an der Gleichstrom- (DC) und Wechselstromseite (AC) dürfen nur von qualifizierten Elektrofachkräften durchgeführt werden. Ein Fehler kann zu lebensgefährlichen Stromschlägen oder Bränden führen.
  • Montage der Unterkonstruktion: Die Befestigung der Dachhaken und Montageschienen muss exakt nach Statik und Herstellervorgaben erfolgen, um die Dichtigkeit des Daches und die Sturmsicherheit zu gewährleisten.
  • Verkabelung der Module: Das Verbinden der Solarmodule untereinander (die sogenannten Strings) erfordert Wissen über die richtige Polung und den Umgang mit hohen DC-Spannungen.

Seriöse Installationsbetriebe lehnen Eigenleistungen im Bereich der Elektrik und der Dachmontage grundsätzlich ab. Das ist kein Zeichen von mangelndem Vertrauen, sondern von Professionalität und Verantwortungsbewusstsein.

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Die Folgen unsachgemäßer Eigenleistung: Ein teures Nachspiel

Wenn nicht klar geregelt ist, wer für welchen Arbeitsschritt verantwortlich war, entsteht eine rechtliche Grauzone, die im Schadensfall fast immer zu Ihren Lasten geht.

  • Verlust der Gewährleistung: Der Installateur könnte argumentieren, ein Defekt sei durch Ihre Mithilfe entstanden. Im Streitfall liegt die Beweislast dann oft bei Ihnen, was ohne teure Gutachten kaum möglich ist.
  • Probleme mit der Versicherung: Entsteht durch die Anlage ein Schaden (z. B. ein Brand), wird die Versicherung genau prüfen, ob die Installation fachgerecht erfolgte. Stellt sich heraus, dass Sie als Laie elektrische Arbeiten durchgeführt haben, kann die Versicherung die Leistung verweigern.
  • Sicherheitsrisiken: Eine PV-Anlage erzeugt auch bei geringer Sonneneinstrahlung hohe Gleichspannungen von bis zu 1.000 Volt. Ein fehlerhafter Anschluss kann einen Lichtbogen mit Temperaturen von über 3.000 °C auslösen, der eine erhebliche Brandgefahr darstellt.

So sichern Sie sich ab: Die schriftliche Vereinbarung ist entscheidend

Wenn Sie Eigenleistung erbringen möchten und Ihr Fachbetrieb damit einverstanden ist, ist eine schriftliche Vereinbarung unerlässlich. Verlassen Sie sich niemals auf mündliche Absprachen. Dieses Dokument sollte folgende Punkte klar regeln:

  1. Genaue Abgrenzung der Arbeiten: Listen Sie detailliert auf, welche Aufgaben Sie übernehmen (z. B. „Verlegen der Leerrohre vom Dach bis in den Keller nach Plan XY“) und welche Aufgaben im Verantwortungsbereich des Fachbetriebs liegen.
  2. Schnittstellen und Abnahme: Definieren Sie, an welchen Punkten der Fachbetrieb Ihre Arbeit prüft und formell abnimmt, bevor er seine eigene Arbeit fortsetzt. Diese Abnahme sollte protokolliert werden.
  3. Haftungsregelung: Halten Sie fest, dass Ihre Eigenleistung die Gewährleistung des Fachbetriebs für dessen Arbeiten unberührt lässt.

Sie montieren beispielsweise die Kabelkanäle an der Außenwand. Bevor der Solarteur die Solarkabel einzieht, prüft er den korrekten Sitz, die Befestigung und ob alle Kanten entgratet sind. Diese Prüfung wird kurz im Bautagebuch mit Datum und Unterschrift vermerkt. So ist klar dokumentiert, dass die Vorarbeit geprüft und akzeptiert wurde.

FAQ – Häufige Fragen zur Eigenleistung bei der PV-Montage

Wie viel Geld kann ich durch Eigenleistung wirklich sparen?

Die Einsparungen sind meist geringer als erhofft. Üblicherweise bewegen sie sich im Bereich von 300 bis 800 Euro, je nach Umfang der Mithilfe. Die größten Kostenblöcke – die qualifizierte Arbeit des Elektrikers, die Dachmontage sowie die teuren Komponenten – bleiben bestehen.

Darf ich die PV-Anlage selbst am Zählerschrank anschließen?

Nein, unter keinen Umständen. Der Anschluss an das öffentliche Stromnetz und Arbeiten am Zählerschrank sind in Deutschland ausschließlich eingetragenen Elektrofachbetrieben gestattet. Dies ist gesetzlich in der Niederspannungsanschlussverordnung (NAV) geregelt.

Was ist, wenn der Installateur Eigenleistung komplett ablehnt?

Das ist sein gutes Recht und oft ein Zeichen für einen sehr gewissenhaften Betrieb. Er möchte die volle Verantwortung für eine sichere und funktionierende Anlage übernehmen und keine Risiken durch Schnittstellenprobleme eingehen. Akzeptieren Sie diese Entscheidung oder suchen Sie sich einen anderen Anbieter.

Gilt das alles auch für Balkonkraftwerke?

Bei Balkonkraftwerken ist die Eigeninstallation der Normalfall. Allerdings ist auch hier Fachwissen gefragt. Während die Montage am Balkongeländer oft unproblematisch ist, sollte der Anschluss an das Hausnetz über eine geeignete Energiesteckdose (z. B. Wieland-Steckdose) durch einen Elektriker erfolgen, um maximale Sicherheit zu gewährleisten.

Fazit: Eigenleistung mit Bedacht und klaren Regeln

Mithilfe bei der PV-Montage kann eine gute Möglichkeit sein, die Projektkosten leicht zu senken und sich aktiv einzubringen. Sie birgt jedoch erhebliche Risiken für Gewährleistung, Versicherungsschutz und Ihre persönliche Sicherheit.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer transparenten Kommunikation und einer lückenlosen schriftlichen Vereinbarung mit Ihrem Installationsbetrieb. Klären Sie im Vorfeld exakt, welche Aufgaben Sie übernehmen, und lassen Sie jede Ihrer Teilleistungen vom Fachmann prüfen und abnehmen. So stellen Sie sicher, dass Ihre Freude an der eigenen Solarenergie nicht durch spätere Rechtsstreitigkeiten getrübt wird.

Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl des richtigen Solarteurs finden Sie direkt auf Photovoltaik.info.
Im Shop von Photovoltaik.info finden Sie zudem Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen abgestimmt sind und von Fachbetrieben installiert werden können.

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OLEKSANDR PUSHKAR
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