Die Grundlast im Haushalt mit einem Balkonkraftwerk decken

Viele Menschen entdecken Balkonkraftwerke als einfache Möglichkeit, ihre Stromkosten zu senken. Oft wird angenommen, dass eine möglichst große Anlage automatisch die größte Ersparnis bringt. Doch der cleverste Ansatz liegt nicht in der maximalen Leistung, sondern in der intelligenten Abdeckung eines ständigen, oft übersehenen Stromfressers: der Grundlast Ihres Haushalts.
Wer sein Balkonkraftwerk gezielt auf diesen Dauerverbrauch ausrichtet, maximiert den Eigenverbrauch und damit die Wirtschaftlichkeit der Investition.
Was genau ist die Grundlast und warum ist sie entscheidend?
Die Grundlast, auch Stand-by-Verbrauch genannt, ist die elektrische Leistung, die in Ihrem Haushalt rund um die Uhr verbraucht wird – selbst wenn Sie schlafen oder nicht zu Hause sind. Sie ist das leise, konstante Grundrauschen auf Ihrer Stromrechnung.
Typische Verursacher der Grundlast sind Geräte, die immer aktiv sind:
- WLAN-Router und Repeater
- Kühlschrank und Gefriertruhe
- Moderne Fernseher im Stand-by-Modus
- Smarthome-Geräte wie Sprachassistenten oder intelligente Steckdosen
- Heizungsanlagen und Umwälzpumpen
Für einen durchschnittlichen deutschen Haushalt liegt diese Grundlast laut Studien typischerweise zwischen 50 und 250 Watt. Das klingt nach wenig, summiert sich aber über das Jahr auf eine beachtliche Strommenge.
Genau hier liegt die Chance für ein Balkonkraftwerk: Der von der Mini-Solaranlage erzeugte Strom wird direkt im Haushalt verbraucht. Produziert die Anlage mehr Strom, als Sie in diesem Moment benötigen, fließt der Überschuss unvergütet ins öffentliche Netz. Ziel ist es daher, den erzeugten Strom möglichst vollständig selbst zu nutzen. Ein Balkonkraftwerk, das so dimensioniert ist, dass es die Grundlast während der Sonnenstunden abdeckt, erreicht einen Eigenverbrauchsanteil von nahezu 100 % und vermeidet diese ‚Verluste‘.
Praxisbeispiel: Ein Vierpersonenhaushalt
Ein typischer Haushalt kommt oft auf eine Grundlast von rund 150 Watt. Das entspricht einem Jahresverbrauch von fast 1.314 kWh (150 W x 24 h x 365 Tage), der allein durch den Dauerbetrieb von Geräten entsteht. Bei einem Strompreis von 35 Cent pro kWh sind das über 450 Euro pro Jahr, die Sie bezahlen, bevor Sie auch nur einmal Licht einschalten oder kochen.
Schritt 1: Ihre persönliche Grundlast ermitteln
Bevor Sie über die Größe Ihres Balkonkraftwerks nachdenken, sollten Sie den wichtigsten Wert kennen: Ihre individuelle Grundlast. Dafür gibt es drei einfache Methoden.
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Ab 1.299,00 €Methode 1: Die einfache Schätzung (weniger genau)
Listen Sie alle Geräte auf, die dauerhaft am Stromnetz hängen, suchen Sie deren Stand-by-Verbrauch im Handbuch oder online und addieren Sie die Werte. Diese Methode ist ungenau, da die Herstellerangaben oft von der Realität abweichen, gibt aber eine erste Orientierung.
Methode 2: Messung mit einem Energiemessgerät (empfohlen)
Die genaueste Messung für einzelne Geräte gelingt mit einem handelsüblichen Energiemessgerät, das Sie einfach zwischen Steckdose und Gerät stecken.

Gehen Sie wie folgt vor:
- Messen Sie die Hauptverdächtigen: Stecken Sie das Messgerät nacheinander vor den WLAN-Router, den Fernseher im Stand-by, die Hi-Fi-Anlage und andere dauerhaft aktive Geräte.
- Notieren Sie die Werte: Schreiben Sie sich die angezeigte Leistung in Watt für jedes Gerät auf.
- Addieren Sie die Werte: Die Summe aller Messungen ergibt eine sehr genaue Schätzung Ihrer Grundlast. Viele unserer Kunden sind überrascht, wie hoch dieser Wert tatsächlich ausfällt.
Methode 3: Ablesen am digitalen Stromzähler (sehr genau)
Die einfachste und genaueste Methode ist das Ablesen am modernen, digitalen Stromzähler, denn dieser zeigt die aktuell verbrauchte Leistung in Watt direkt an.
- Der beste Zeitpunkt: Führen Sie die Messung spät abends oder nachts durch, wenn alle großen Verbraucher (Waschmaschine, Fernseher, Licht) ausgeschaltet sind.
- Wert ablesen: Der auf dem Display angezeigte Wert ist Ihre tatsächliche Grundlast.
Schritt 2: Das Balkonkraftwerk richtig dimensionieren
Sobald Sie Ihre Grundlast kennen, können Sie die Leistung Ihres Balkonkraftwerks passend wählen. Es geht nicht darum, die maximal erlaubte Leistung von 800 Watt auszureizen, sondern die für Sie wirtschaftlichste Lösung zu finden.
Die Stromerzeugung einer Solaranlage folgt über den Tag einer Glockenkurve: Mittags ist die Leistung am höchsten, morgens und abends geringer. Ihre Grundlast hingegen ist eine konstante Linie. Optimal ist es, wenn die Produktionskurve die Grundlastlinie für möglichst viele Stunden am Tag übersteigt, ohne sie massiv zu überschießen.

Die Erfahrung zeigt, welche Dimensionierung sich in der Praxis bewährt:
- Bei einer niedrigen Grundlast (ca. 50-100 Watt): Hier kann bereits ein einzelnes Solarmodul mit 300 bis 400 Watt Leistung eine exzellente Wahl sein. Es deckt den Dauerverbrauch über viele Stunden des Tages ab, ohne mittags zu viel Überschuss zu produzieren.
- Bei einer mittleren bis hohen Grundlast (ca. 100-250 Watt): In diesem Fall ist ein Standard-Set mit zwei Modulen und einer Gesamtleistung von 600 bis 800 Watt ideal. Die höhere Leistung sorgt dafür, dass auch in den Morgen- und Abendstunden sowie bei leichter Bewölkung genügend Strom erzeugt wird, um die Grundlast zu decken.
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12.999,00 €Wirtschaftlichkeit: Wann sich die Investition lohnt
Die Amortisationszeit eines Balkonkraftwerks hängt direkt davon ab, wie viel des erzeugten Stroms Sie selbst verbrauchen. Ein auf die Grundlast optimiertes System ist fast immer eine lohnende Investition.
Eine einfache Beispielrechnung:
- Ihre Grundlast: 150 Watt
- Ihr Balkonkraftwerk: Ein 600-Watt-Set, das diese 150 Watt an einem durchschnittlichen Tag für 8 Stunden liefert.
- Tägliche Ersparnis: 150 W x 8 h = 1.200 Wh oder 1,2 kWh
- Jährliche Ersparnis: 1,2 kWh/Tag x 365 Tage = 438 kWh
- Finanzielle Ersparnis (bei 35 Cent/kWh): 438 kWh x 0,35 Euro/kWh = ca. 153 Euro pro Jahr
Diese Rechnung deckt nur die Grundlast ab. Jeder zusätzliche Verbrauch während des Tages, etwa durch das Laden eines Laptops oder den Betrieb eines Radios, erhöht die Ersparnis weiter.
Häufige Fragen (FAQ)
Was passiert, wenn mein Balkonkraftwerk mehr Strom erzeugt, als ich verbrauche?
Der überschüssige Strom fließt automatisch ins öffentliche Netz. Da Sie dafür in der Regel keine Vergütung erhalten, ist das aus wirtschaftlicher Sicht ein Verlust. Deshalb ist die richtige Dimensionierung so wichtig.
Kann ich mit einem Balkonkraftwerk meinen gesamten Strombedarf decken?
Nein, ein Balkonkraftwerk ist nicht dafür ausgelegt, einen Haushalt autark zu versorgen. Es ist eine Ergänzung, die primär die Grundlast und kleinere Tagesverbräuche abdeckt, um die Stromrechnung zu senken.
Lohnt sich ein Speicher für ein Balkonkraftwerk?
Für die alleinige Abdeckung der Grundlast lohnt sich ein Speicher in den meisten Fällen finanziell noch nicht. Die Kosten für den Speicher übersteigen oft die zusätzliche Ersparnis. Die Erfahrung zeigt, dass die direkte Nutzung des Stroms die rentabelste Strategie ist.
Welche Rolle spielt die Ausrichtung der Solarmodule?
Eine Südausrichtung liefert den höchsten Ertrag über den Tag. Eine Ost-West-Ausrichtung kann jedoch ebenfalls sehr sinnvoll sein: Ein Modul fängt die Morgensonne ein, das andere die Abendsonne. So wird die Grundlast über einen längeren Zeitraum des Tages abgedeckt, auch wenn die Mittagsspitze geringer ausfällt.
Fazit: Intelligente Planung für maximale Ersparnis
Ein Balkonkraftwerk ist mehr als nur ein technisches Gerät – es ist ein Werkzeug für intelligentes Energiemanagement im eigenen Zuhause. Statt blind auf maximale Leistung zu setzen, führt der Weg zur höchsten Rentabilität über eine genaue Analyse Ihres Verbrauchs.
Wer seine Grundlast ermittelt und sein System darauf abstimmt, sorgt dafür, dass fast jede erzeugte Kilowattstunde direkt im Haushalt bleibt und die Stromrechnung senkt. Dieser bewusste Ansatz macht aus einer einfachen Anschaffung eine kluge und nachhaltige Investition in Ihre Energiezukunft.
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