Gebrauchte PV-Anlage anmelden: So gelingt die Wiederinbetriebnahme

Der Umzug in ein neues Zuhause oder der günstige Erwerb einer gebrauchten Photovoltaikanlage klingt zunächst nach einer cleveren Idee. Doch die Wiederinbetriebnahme an einem neuen Standort birgt administrative und technische Hürden. Eine gebrauchte PV-Anlage kann nämlich nicht einfach ab- und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden – rechtlich und technisch handelt es sich dabei um die Errichtung einer Neuanlage. Dieser Beitrag erklärt die Besonderheiten und führt Sie durch die notwendigen Schritte für eine erfolgreiche Anmeldung.
Warum eine gebrauchte PV-Anlage als Neuanlage gilt
Auch wenn Solarmodule und Wechselrichter bereits Jahre in Betrieb waren, gilt eine an einem neuen Standort errichtete Anlage für den Gesetzgeber als neue Inbetriebnahme. Das liegt daran, dass die Anlage an einen völlig neuen Netzanschlusspunkt angeschlossen wird. Der lokale Netzbetreiber muss daher prüfen, ob die Anlage die aktuellen technischen Anforderungen erfüllt und die Stabilität des Stromnetzes vor Ort nicht gefährdet.
Diese Neueinstufung hat weitreichende Konsequenzen für die Anmeldung, die benötigten Dokumente und auch für eine mögliche Einspeisevergütung. Die ursprünglichen Konditionen und die alte Anmeldung sind an den ursprünglichen Standort gebunden und können nicht übertragen werden.
Szenario 1: Umzug mit der eigenen PV-Anlage
Wenn Sie umziehen und Ihre bestehende Anlage mitnehmen möchten, sind zwei getrennte Prozesse nötig. Zuerst müssen Sie die Anlage am alten Standort offiziell stilllegen. Dazu gehören folgende Schritte:
- Abmeldung beim Netzbetreiber: Informieren Sie Ihren bisherigen Netzbetreiber über die Demontage der Anlage.
- Abmeldung im Marktstammdatenregister (MaStR): Die Anlage muss im offiziellen Register der Bundesnetzagentur als „endgültig stillgelegt“ markiert werden.
Anschließend beginnen Sie am neuen Wohnort den kompletten Anmeldeprozess für eine Neuanlage, als würden Sie die Komponenten zum ersten Mal installieren.
Szenario 2: Kauf einer gebrauchten Anlage
Haben Sie eine gebrauchte Anlage von Dritten erworben, ist eine lückenlose Dokumentation entscheidend. Sie sind darauf angewiesen, dass der Vorbesitzer Ihnen sämtliche technischen Unterlagen und Protokolle aushändigt. Ohne diese Nachweise kann Ihr Elektriker die Anlage kaum regelkonform anmelden. Eine vollständige Dokumentationshistorie ist erfahrungsgemäß der entscheidende Faktor.
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Für die Neuanmeldung einer gebrauchten Anlage verlangt der Netzbetreiber dieselben Unterlagen wie bei einer fabrikneuen Installation. Ihre Aufgabe ist es, all diese Unterlagen zusammenzutragen.
- Datenblätter aller Komponenten: Sie benötigen die originalen Datenblätter der Solarmodule und des Wechselrichters. Diese enthalten technische Spezifikationen wie Leistung, Spannung und Zertifizierungen, die der Netzbetreiber zur Prüfung benötigt.
- Konformitätserklärungen: Besonders wichtig ist der Nachweis, dass der Wechselrichter den aktuellen Anwendungsregeln (insbesondere VDE-AR-N 4105) entspricht. Bei Anlagen, die älter als fünf bis zehn Jahre sind, ist dies oft die größte Hürde, da ältere Geräte die heutigen Normen für den Netz- und Anlagenschutz nicht mehr erfüllen. In vielen Fällen ist der Kauf eines neuen Wechselrichters unumgänglich.
- Originales Inbetriebnahmeprotokoll: Dieses Dokument belegt, wann und wo die Anlage ursprünglich in Betrieb genommen wurde. Es dient auch als Nachweis über die ursprüngliche Konfiguration. Sollte es fehlen, kann der ursprüngliche Installationsbetrieb eventuell eine Kopie bereitstellen.
- Installationsnachweise: Ihr Elektrofachbetrieb muss die fachgerechte Montage am neuen Standort dokumentieren und ein neues Inbetriebnahmeprotokoll erstellen.
Der Anmeldeprozess Schritt für Schritt erklärt
Die Wiederinbetriebnahme folgt einem standardisierten Prozess, den ein zertifizierter Elektroinstallateur begleiten muss. Eine Anmeldung auf eigene Faust ist als Anlagenbetreiber nicht möglich.
- Elektrofachbetrieb beauftragen: Der erste und wichtigste Schritt ist die Suche nach einem qualifizierten Elektriker. Er prüft die alten Komponenten, beurteilt die Einhaltung der Normen und übernimmt die gesamte Kommunikation mit dem Netzbetreiber.
- Anfrage beim Netzbetreiber: Der Installateur reicht die Unterlagen beim zuständigen Netzbetreiber ein und beantragt eine Netzverträglichkeitsprüfung für den neuen Anschlussort.
- Registrierung im Marktstammdatenregister (MaStR): Nach Freigabe durch den Netzbetreiber müssen Sie die Anlage als Neuanlage im MaStR registrieren. Dies muss innerhalb eines Monats nach der Inbetriebnahme geschehen.
- Inbetriebnahme und Abnahme: Der Installateur schließt die Anlage an das Stromnetz an, erstellt ein neues Inbetriebnahmeprotokoll und meldet die Fertigstellung an den Netzbetreiber. In manchen Fällen erfolgt eine finale Abnahme durch den Netzbetreiber vor Ort.
Besonderheit EEG-Vergütung: Was wird aus dem alten Vertrag?
Ein entscheidender Punkt, der oft zu Missverständnissen führt, betrifft die Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Die ursprünglich gewährte, oft hohe Vergütung ist fest an den Standort der Erstinstallation gekoppelt. Sie kann nicht auf einen neuen Standort übertragen werden.
Für Ihre versetzte Anlage gilt der zum Zeitpunkt der neuen Inbetriebnahme gültige EEG-Vergütungssatz. Da dieser in den letzten Jahren stark gesunken ist, ist die Einspeisung des gesamten Stroms oft nicht mehr wirtschaftlich. Der Fokus moderner Photovoltaikanlagen liegt deshalb auf einem möglichst hohen Eigenverbrauch des erzeugten Stroms. Überschüsse werden dann zu den aktuellen Konditionen ins Netz eingespeist. Eine Anlage mit 5 kWp Leistung, die früher vielleicht 40 Cent pro kWh erhielt, bekommt heute nur noch einen Bruchteil davon.
Häufige Stolpersteine und wie Sie diese vermeiden
- Veraltete Technik: Wie bereits erwähnt, entsprechen besonders Wechselrichter oft nicht mehr den aktuellen Normen. Planen Sie das Budget für einen Austausch von vornherein ein.
- Fehlende Dokumentation: Kaufen Sie niemals eine gebrauchte Anlage ohne vollständige Datenblätter und das originale Inbetriebnahmeprotokoll. Eine Nachbeschaffung ist oft unmöglich.
- Unterschätzte Kosten: Neben dem Kaufpreis der Anlage fallen Kosten für die Demontage, den Transport, ein neues Montagesystem, den Elektriker und eventuell neue Komponenten an. Kalkulieren Sie realistisch, ob sich der Aufwand im Vergleich zu einer Neuanlage wirklich lohnt. Die Erfahrung zeigt, dass die Gesamtkosten oft näher an denen einer fabrikneuen Anlage liegen als zunächst angenommen.
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Kann ich die Anmeldung der gebrauchten Anlage selbst vornehmen?
Nein, die Anmeldung beim Netzbetreiber und der Anschluss an das öffentliche Stromnetz dürfen ausschließlich von einem eingetragenen Elektroinstallateur vorgenommen werden. Die Registrierung im Marktstammdatenregister müssen Sie als Betreiber jedoch selbst durchführen.
Was passiert, wenn der Hersteller der alten Solarmodule nicht mehr existiert?
Das ist problematisch, aber nicht unlösbar, solange die originalen Datenblätter mit allen technischen Spezifikationen und Zertifizierungen vorliegen. Ohne diese Dokumente wird kaum ein Installateur die Verantwortung für die Anmeldung übernehmen.
Lohnt sich der Umzug oder Kauf einer gebrauchten PV-Anlage überhaupt?
Das hängt stark vom Alter, Zustand und der Qualität der Komponenten ab. Bei einer fünf bis zehn Jahre alten Anlage kann es sich noch lohnen, sofern die Dokumentation vollständig ist und die Kosten für Demontage, Montage und einen eventuell neuen Wechselrichter überschaubar bleiben. Häufig ist jedoch ein Komplettset von Photovoltaik.info, das auf aktuelle Technik und hohe Effizienz ausgelegt ist, die wirtschaftlich und technisch sinnvollere Alternative.
Wie melde ich meine alte Anlage im Marktstammdatenregister ab?
Loggen Sie sich in Ihr Benutzerkonto im MaStR-Portal ein, wählen Sie die entsprechende Anlage aus und nutzen Sie die Funktion „Anlage endgültig stilllegen“. Dieser Schritt ist wichtig, um die Datenbasis des Registers aktuell zu halten.
Die Wiederinbetriebnahme einer gebrauchten PV-Anlage ist ein komplexes Vorhaben, das sorgfältige Planung erfordert. Mit der richtigen Vorbereitung und einem kompetenten Fachpartner an Ihrer Seite lässt es sich jedoch gut bewältigen.
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