Wer über die Anschaffung einer Photovoltaikanlage nachdenkt, stößt schnell auf beeindruckende Zahlen: 25 oder sogar 30 Jahre Garantie versprechen die Hersteller für ihre Solarmodule – ein Versprechen, das jahrzehntelange Sorgenfreiheit suggeriert.
Doch was viele nicht wissen: Dahinter verbergen sich meist zwei grundlegend verschiedene Garantien mit ganz eigenen Bedingungen. Diese Unterschiede zu verstehen ist entscheidend, um die Langlebigkeit Ihrer Investition realistisch einschätzen zu können.
Wir beleuchten hier das Kleingedruckte und erklären, was die Produkt- und die Leistungsgarantie wirklich für Sie als Anlagenbetreiber bedeuten.
Zwei Garantien, ein Ziel: Ihre Investition absichern
Eine Photovoltaikanlage ist eine langfristige Investition, die sich über viele Jahre amortisieren soll. Die Garantien der Modulhersteller dienen dazu, diese Investition gegen zwei grundlegende Risiken abzusichern: vorzeitige Defekte und einen übermäßigen Leistungsabfall im Laufe der Zeit. Genau hier setzen die Produkt- und die Leistungsgarantie an. Obwohl sie oft in einem Atemzug genannt werden, decken sie grundlegend verschiedene Szenarien ab.
Die Produktgarantie: Schutz vor Material- und Herstellungsfehlern
Die Produktgarantie ist das, was die meisten Menschen unter einer klassischen Garantie verstehen. Sie sichert Sie gegen Mängel ab, die auf Material- oder Herstellungsfehlern des Solarmoduls beruhen.
Die gesetzliche Mindestgarantie für Produkte in der EU beträgt zwar nur zwei Jahre, doch die Photovoltaik-Branche hat hier eigene, deutlich höhere Standards etabliert. Üblich sind Produktgarantien von 10 bis 15 Jahren, während Premium-Hersteller oft 25 oder sogar 30 Jahre gewähren.
Was ist typischerweise abgedeckt?
Die Produktgarantie greift, wenn ein Modul aufgrund eines Herstellungsfehlers nicht mehr funktioniert oder beschädigt ist. Typische Anwendungsfälle sind:
- Defekte Anschlussdosen
- Undichte oder korrodierte Rahmen
- Delamination (das Ablösen der Schichten des Moduls)
- Hot-Spots, die durch fehlerhafte Zellen entstehen
- Zellbrüche, die nicht durch äußere Einwirkung (z.B. Hagel) entstanden sind
Der Teufel steckt im Detail: Worauf Sie achten sollten
Ein entscheidender, aber oft in den Garantiebedingungen versteckter Punkt sind die Nebenkosten im Garantiefall. Die Erfahrung zeigt, dass viele Hersteller zwar das defekte Modul ersetzen, aber nicht für die damit verbundenen Kosten aufkommen.
Ein Praxisbeispiel verdeutlicht das: Ein Modul auf Ihrem Hausdach fällt nach fünf Jahren aufgrund eines Herstellungsfehlers aus. Der Hersteller schickt Ihnen nach Prüfung des Falls zwar ein neues Modul, die Kosten für den Elektriker, der das defekte Modul demontiert und das neue installiert, müssen Sie jedoch oft selbst tragen. Diese können schnell mehrere Hundert Euro betragen. Es lohnt sich also, vor dem Kauf zu prüfen, ob die Garantie auch Arbeits- und Transportkosten abdeckt.

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Ab 1.299,00 €Die Leistungsgarantie: Eine Wette auf die Langlebigkeit
Die Leistungsgarantie ist ein einzigartiges Merkmal von Solarmodulen. Sie sichert nicht gegen plötzliche Defekte ab, sondern gegen einen übermäßigen, altersbedingten Leistungsverlust – die sogenannte Degradation.
Alle Solarmodule verlieren über die Jahre minimal an Leistung – ein normaler, technisch bedingter Prozess. Die Leistungsgarantie verspricht, dass die Leistung Ihres Moduls nach einer bestimmten Laufzeit einen festgelegten Wert nicht unterschreitet. Eine typische Degradation liegt bei etwa 0,5 % pro Jahr.
Wie liest man eine Leistungsgarantie?
Moderne Leistungsgarantien sind in der Regel linear aufgebaut. Das bedeutet, der Hersteller garantiert einen maximalen Leistungsverlust pro Jahr.
Ein typisches Versprechen könnte lauten: Nach dem ersten Betriebsjahr liefert das Modul noch mindestens 98 % seiner Nennleistung. In den folgenden Jahren sinkt die Leistung um maximal 0,5 % pro Jahr, sodass nach 25 Jahren eine Restleistung von mindestens 85,5 % garantiert ist. Solche linearen Garantien sichern heutzutage einen Endwert von 80 % bis über 87 % nach 25 oder 30 Jahren ab.
Die hohe Hürde des Nachweises
Hier liegt allerdings die größte Herausforderung bei der Leistungsgarantie. Stellt ein Betreiber fest, dass seine Anlage weniger Strom produziert als erwartet, muss er nachweisen, dass dies an der übermäßigen Degradation eines bestimmten Moduls liegt.
Dafür reicht es nicht, die Daten des Wechselrichters auszulesen. Das betroffene Modul muss demontiert und in einem zertifizierten, unabhängigen Prüflabor unter Standard-Testbedingungen (STC) gemessen werden. Die Kosten für Demontage, Transport und die teure Messung im Labor trägt zunächst der Anlagenbetreiber selbst. Nur wenn die Messung den Garantieanspruch bestätigt, erstatten die meisten Hersteller diese Kosten und leisten Ersatz.
Produkt- vs. Leistungsgarantie im direkten Vergleich
Der fundamentale Unterschied lässt sich einfach zusammenfassen: Während die Produktgarantie einen 100-prozentigen Schutz für eine feste Laufzeit bietet und dann abrupt endet, sichert die Leistungsgarantie einen langsam abfallenden Mindestwert über einen sehr langen Zeitraum ab.

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6.999,00 €Mehr als nur Zahlen: Warum der Hersteller entscheidend ist
Eine 30-jährige Garantie ist nur so viel wert wie das Unternehmen, das sie ausstellt. Geht ein Hersteller in Konkurs, sind seine Garantieversprechen in der Regel wertlos. Deshalb ist die Wahl eines etablierten und finanziell stabilen Herstellers mindestens ebenso wichtig wie die reinen Garantiezahlen.
Hier kommt das Konzept der Tier-1-Hersteller ins Spiel. Diese Klassifizierung bewertet Unternehmen unter anderem nach ihrer Bankability, also ihrer finanziellen Stabilität und langfristigen Vertrauenswürdigkeit. Wenn Sie Solarmodule kaufen, empfehlen wir daher, nicht nur auf den Preis zu schauen, sondern gezielt auf die Garantiebedingungen und den Hersteller zu achten. Die Erfahrung zeigt, dass die Abwicklung von Garantiefällen bei etablierten Herstellern oft unkomplizierter verläuft.
Praktische Tipps für angehende Anlagenbetreiber
- Lesen Sie das Kleingedruckte: Klären Sie, wer im Garantiefall für Demontage, Transport und Neuinstallation aufkommt.
- Bevorzugen Sie renommierte Hersteller: Ein Tier-1-Hersteller bietet eine höhere Sicherheit, dass das Unternehmen auch in 15 oder 20 Jahren noch existiert.
- Dokumentieren Sie Ihre Anlage: Bewahren Sie alle Datenblätter, Rechnungen und die Seriennummern der Module sorgfältig auf.
- Überwachen Sie die Leistung: Moderne Monitoring-Systeme sind entscheidend, um Leistungsabfälle frühzeitig zu erkennen und die Erträge im Blick zu behalten.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was passiert, wenn der Hersteller insolvent geht?
In den meisten Fällen erlischt der Garantieanspruch. Einige wenige Hersteller bieten eine Rückversicherung ihrer Garantien an, was jedoch die Ausnahme ist. Dies unterstreicht, wie wichtig die Wahl eines finanziell soliden Herstellers ist.
Gilt die Garantie auch für ein Balkonkraftwerk?
Ja, die Prinzipien der Produkt- und Leistungsgarantie gelten genauso für die kleineren Module eines Balkonkraftwerks. Auch hier sollten Sie auf die Garantiebedingungen und einen seriösen Anbieter achten.
Wie messe ich die Leistung meiner Module selbst?
Eine exakte Leistungsmessung ist zu Hause kaum möglich, da sie normierte Laborbedingungen (Licht, Temperatur) erfordert. Die Überwachung der Gesamtleistung Ihrer Anlage über den Wechselrichter gibt jedoch gute Hinweise auf die Funktionstüchtigkeit. Bei einem begründeten Verdacht ist der Weg über ein zertifiziertes Labor unumgänglich.
Beeinflusst der Wirkungsgrad die Garantie?
Indirekt ja. Ein hoher Wirkungsgrad von Solarmodulen ist oft ein Zeichen für fortschrittliche Zelltechnologie. Diese Module weisen häufig auch bessere Degradationswerte und längere Produktgarantien auf.
Fazit: Eine gute Garantie ist mehr als nur eine lange Laufzeit
Die Garantien für Solarmodule sind ein starkes Argument für die Langlebigkeit der Technologie. Entscheidend ist jedoch, die Unterschiede zu verstehen: Die Produktgarantie schützt Sie vor frühen Ausfällen, während die Leistungsgarantie eine langfristige Absicherung gegen übermäßigen Leistungsverlust bietet.
Eine wirklich gute Garantie zeichnet sich nicht nur durch lange Laufzeiten aus, sondern auch durch faire Bedingungen im Kleingedruckten und einen finanziell stabilen Hersteller im Hintergrund. Wer diese Aspekte bei seiner Kaufentscheidung berücksichtigt, legt den Grundstein für eine Photovoltaikanlage, die über Jahrzehnte zuverlässig sauberen Strom erzeugt.
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