Photovoltaik Mieten, Kaufen oder Finanzieren? Ein kritischer Vergleich

Das Angebot klingt verlockend: Eine Photovoltaikanlage für null Euro Anschaffungskosten auf dem eigenen Dach, dazu ein Rundum-sorglos-Paket für Wartung und Versicherung. Immer mehr Anbieter werben mit solchen Miet- oder Pachtmodellen und versprechen den einfachen Einstieg in die Solarenergie ohne hohe Anfangsinvestition. Doch was auf den ersten Blick wie eine ideale Lösung aussieht, entpuppt sich nicht selten als teure Verpflichtung. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie bei den verschiedenen Modellen achten sollten und wie Sie deren Gesamtkosten fair vergleichen.
Die drei Wege zur eigenen Solaranlage: Ein Überblick
Grundsätzlich gibt es drei gängige Modelle, um eine Photovoltaikanlage auf dem eigenen Hausdach zu realisieren. Jedes dieser Modelle hat Vor- und Nachteile, die es je nach persönlicher Situation abzuwägen gilt.
Der klassische Kauf
Beim Kauf entrichten Sie den vollen Betrag für die Anlage und werden sofort zum Eigentümer. Dies erfordert zwar eine erhebliche Anfangsinvestition, ist aber langfristig fast immer die wirtschaftlichste Variante. Sie haben die volle Kontrolle über die Komponenten, profitieren direkt von allen Erträgen sowie Förderungen und sind unabhängig von Drittanbietern. Die typischen Kosten einer Photovoltaikanlage für ein Einfamilienhaus liegen je nach Größe und Ausstattung zwischen 12.000 und 20.000 Euro.
Die Finanzierung über einen Solarkredit
Wenn Sie die anfänglichen Kosten scheuen, aber dennoch Eigentümer der Anlage werden möchten, ist ein zweckgebundener Solarkredit eine gute Alternative. Sie nehmen ein Darlehen auf, das Sie in monatlichen Raten zurückzahlen. Von Anfang an gehört die Anlage Ihnen, sodass Sie ebenfalls direkt von der Einspeisevergütung und Ihren Stromkosteneinsparungen profitieren. Die Zinskosten erhöhen zwar die Gesamtausgaben im Vergleich zum Direktkauf, doch unterm Strich liegt der Gesamtbetrag in der Regel weit unter den Kosten eines Mietmodells.
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Ab 1.299,00 €Das Mietmodell (Pacht)
Beim Mietmodell schließen Sie einen langjährigen Vertrag (oft 20 Jahre) mit einem Anbieter ab. Dieser installiert und betreibt die Anlage auf Ihrem Dach. Sie zahlen eine feste monatliche Miete und können im Gegenzug den erzeugten Solarstrom nutzen. Der Anbieter bleibt Eigentümer und kümmert sich um Wartung, Reparaturen und Versicherung. Das Versprechen: kein Risiko und keine Anfangsinvestition. Doch die Erfahrung zeigt, dass dieser Komfort oft teuer erkauft wird.
Mogelpackung „Solaranlage für 0 Euro“: Was die Verbraucherzentrale warnt
Verbraucherschützer warnen wiederholt vor aggressiven Werbeversprechen wie der „Solaranlage zum Nulltarif“. Der Begriff „0 Euro“ bezieht sich ausschließlich auf die anfänglichen Anschaffungskosten. Die monatlichen Mietzahlungen, die über eine Laufzeit von 20 Jahren anfallen, werden dabei oft kleingeredet.
Eine Analyse der Verbraucherzentrale zeigt, dass die Gesamtkosten bei Mietmodellen am Ende der Laufzeit nicht selten doppelt so hoch sind wie bei einem Direktkauf. Ein typisches Szenario: Eine monatliche Miete von 150 Euro summiert sich über 20 Jahre auf 36.000 Euro – für eine Anlage, die im Kauf vielleicht 16.000 Euro gekostet hätte. Hinzu kommen oft Vertragsklauseln zur jährlichen Mieterhöhung, die an die Inflationsrate gekoppelt sind, was die Kosten über die Jahre weiter in die Höhe treibt.
Der Kostenvergleich: Warum Mieten oft die teuerste Option ist
Um Angebote fair zu bewerten, genügt oft schon eine einfache Rechnung: Multiplizieren Sie die monatliche Miete mit der Anzahl der Monate der gesamten Vertragslaufzeit.
Beispielrechnung für eine typische 10-kWp-Anlage:
- Kaufpreis: ca. 18.000 Euro
- Mietmodell: 180 Euro/Monat über 20 Jahre (240 Monate)
- Gesamtkosten Miete: 180 € x 240 = 43.200 €
In diesem Beispiel zahlen Sie bei der Miete mehr als das Doppelte des Kaufpreises. Selbst wenn man Reparatur- oder Versicherungskosten beim Kaufmodell einkalkuliert, bleibt eine erhebliche finanzielle Lücke. Die hohe Differenz ist der Preis für das „Sorglos-Paket“ und die Marge des Anbieters. Die langfristige Wirtschaftlichkeit ist beim Kauf oder der Finanzierung daher fast immer deutlich höher.
Das Kleingedruckte: 7 kritische Punkte im Mietvertrag
Bevor Sie einen Mietvertrag unterzeichnen, sollten Sie die Vertragsdetails genau prüfen. Stiftung Warentest und andere Experten weisen immer wieder auf Fallstricke im Kleingedruckten hin.
- Laufzeit und Kündigung: Die Verträge laufen meist über 20 Jahre und sind praktisch unkündbar. Das bindet Sie extrem lange an einen Anbieter.
- Mietpreisanpassungen: Achten Sie auf Indexklauseln. Eine jährliche Erhöhung um 2 % kann die monatliche Rate über die Jahre spürbar ansteigen lassen.
- Leistungsumfang: Was genau ist im Servicepaket enthalten? Sind alle Komponenten (z. B. auch der Wechselrichter nach 10–15 Jahren) abgedeckt? Wie schnell reagiert der Anbieter im Störungsfall?
- Eigentumsübergang: Was passiert nach 20 Jahren? Oft geht die Anlage nicht automatisch in Ihren Besitz über. Meist müssen Sie eine Restzahlung leisten, um die dann in die Jahre gekommene Technik zu übernehmen.
- Verkauf des Hauses: Ein laufender Mietvertrag kann den Immobilienverkauf erschweren, da der neue Eigentümer den Vertrag übernehmen muss – eine Verpflichtung, die nicht jeder Käufer eingehen will.
- Anlagenleistung: Der Anbieter entscheidet, welche Module und Wechselrichter verbaut werden. Sie haben oft keinen Einfluss auf die Qualität und Effizienz der Komponenten.
- Bürokratie: Prüfen Sie, wer für die Anmeldung der Anlage beim Netzbetreiber und im Marktstammdatenregister zuständig ist. Oft wird diese Aufgabe auf den Mieter abgewälzt.
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9.999,00 €Die Alternative: Wann ein Solarkredit die bessere Wahl ist
Für die meisten Hausbesitzer, die eine hohe Anfangsinvestition vermeiden möchten, ist die Finanzierung die deutlich bessere Alternative zur Miete. Mit einem passenden Solarkredit werden Sie sofort Eigentümer der Anlage und profitieren von allen Vorteilen:
- Voller Ertrag: Alle Ersparnisse und Einnahmen aus der Einspeisung fließen von Beginn an Ihnen zu.
- Wertsteigerung: Eine eigene PV-Anlage steigert den Wert Ihrer Immobilie.
- Flexibilität: Sie können die Anlage jederzeit nach Ihren Wünschen erweitern, zum Beispiel mit einem Stromspeicher oder einer Wallbox.
- Geringere Gesamtkosten: Die Summe aus Kaufpreis und Zinsen liegt fast immer deutlich unter den Gesamtkosten eines Mietvertrags.
Die Erfahrung zeigt: Die monatliche Kreditrate wird oft zu einem großen Teil oder sogar vollständig durch die eingesparten Stromkosten und die Einspeisevergütung gedeckt.
FAQ – Häufige Fragen zu Finanzierungs- und Mietmodellen
Für wen lohnt sich ein Mietmodell überhaupt?
Ein Mietmodell kann nur in sehr seltenen Ausnahmefällen sinnvoll sein. Etwa für Personen, die nachweislich keinen Kredit erhalten, die Immobilie absehbar nicht lange behalten und sich absolut nicht mit der Technik oder Verwaltung befassen möchten. Für die große Mehrheit der Eigenheimbesitzer ist es die teuerste Option.
Was passiert, wenn ein Bauteil der gemieteten Anlage ausfällt?
Theoretisch ist der Vermieter für die Reparatur oder den Austausch zuständig. Im Vertrag sollte jedoch genau geregelt sein, welche Komponenten abgedeckt sind und innerhalb welcher Frist der Anbieter auf eine Störung reagieren muss.
Bin ich bei einer Miete genauso flexibel wie bei einem Kauf?
Nein. Da die Anlage dem Anbieter gehört, können Sie keine eigenständigen Änderungen vornehmen. Die Nachrüstung eines Stromspeichers oder die Anbindung einer Wallbox ist nur mit Zustimmung des Vermieters möglich und oft mit zusätzlichen Kosten verbunden.
Wie vergleiche ich Angebote fair?
Der wichtigste Schritt ist die Berechnung der Gesamtkosten über die gesamte Vertragslaufzeit. Stellen Sie die Summe aller Mietzahlungen über 20 Jahre dem Kaufpreis einer vergleichbaren Anlage – einschließlich eventueller Zinskosten bei einer Finanzierung – gegenüber.
Fazit: Augen auf bei der Anlagenwahl
Mietmodelle für Photovoltaikanlagen klingen nach einer einfachen und risikofreien Lösung, entpuppen sich bei genauerem Hinsehen aber meist als die teuerste und unflexibelste Variante. Die verlockende „0-Euro-Anschaffung“ wird durch hohe monatliche Raten über zwei Jahrzehnte teuer bezahlt.
Für die meisten Hausbesitzer sind der Direktkauf oder eine klassische Finanzierung die wirtschaftlich deutlich sinnvolleren Wege. Sie behalten die Kontrolle, profitieren maximal von den Erträgen und investieren in den Wert Ihrer eigenen Immobilie statt in die Gewinnmarge eines Vermieters. Eine sorgfältige Prüfung aller Optionen und der entscheidende Blick ins Kleingedruckte schützen vor kostspieligen Fehlentscheidungen.
Weitere praxisnahe Informationen zur Auswahl der richtigen Komponenten finden Sie auf Photovoltaik.info. Im angeschlossenen Shop finden Sie zudem Komplettsets, die auf typische Anlagengrößen abgestimmt sind.



